Ilse Mendel née Nossek

Location 
Frankfurter Allee 41
Historical name
Frankfurter Allee 303
District
Friedrichshain
Stone was laid
02 June 2017
Born
16 October 1906 in Schubin (Posen) / Szubin
Occupation
Sprechstundenhilfe
Escape
1938 Kuba, 1940 USA
Survived

Ilse Nossek wurde am 16. Oktober 1906 in Schubin / Posen (heute Polen) geboren. Sie besuchte zunächst die Volksschule und dann das Lyzeum in Landsberg an der Warthe / Provinz Brandenburg (heute polnisch: Gorzów Wielkopolski). Später war sie im väterlichen Geschäft, Louis Kelm – Likörfabrik und Getreide, im Büro tätig. Zuletzt leitete sie eine Filiale dieser Firma, bis sie 1930 den Arzt Dr. Herbert Mendel heiratete. Dieser war am 21. Mai 1900 in Osche / Westpreußen (heute Polen) geboren worden und hatte in Berlin-Friedrichshain, Frankfurter Allee 303 (heute Nr. 41), eine Praxis für Privat- und Kassenpatienten und war auch als Wohlfahrtsarzt tätig.<br />
Ilse Mendel arbeitete nach der Heirat als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Mannes, führte ihm die Bücher und erledigte seine Korrespondenz. Sie besuchte sogar einen Kurs als Laborantin, um auch diese Aufgaben übernehmen zu können, so dass ihr Mann keine weiteren Angestellten benötigte. Die Praxis lief sehr erfolgreich, in den Akten des Entschädigungsamtes gab Dr. Herbert Mendel nach dem Krieg an, dass sich sein Einkommen in den frühen 1930er Jahren auf 30.000 RM jährlich belief (was heute umgerechnet einer Kaufkraft von etwa 195.000 Euro entspräche). Am 17. August 1931 kam der Sohn Günther Julius Mendel zur Welt.<br />
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Dr. Mendels Dienstverhältnis als Wohlfahrtsarzt vom Bezirksamt Friedrichshain gekündigt, außerdem sollte ihm wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ die Kassenzulassung entzogen werden. Letzteres konnte er nach einem Rechtsstreit abwenden, dennoch verlor er viele seiner Patienten und sein Einkommen ging um mindestens 50% zurück. Am 1. Oktober 1938 musste er die Praxis aufgeben.<br />
Ende November desselben Jahres verließ Familie Mendel Deutschland aufgrund des zunehmenden Verfolgungsdrucks. Ziel der Emigration sollte New York sein. Ihr Schiff, die Orinoco, kam im Dezember 1938 in Kuba an, doch die Weiterreise verzögerte sich infolge des Andrangs von Auswanderern. In Kuba hatte Dr. Herbert Mendel als Arzt keine Arbeitserlaubnis, versorgte aber die deutschen Emigranten und seine Frau verkaufte Seife und Toilettenartikel, um die Familie über Wasser zu halten. Im Dezember 1940 gelangte die Familie schließlich per Schiff nach Florida und mit dem Zug nach New York. Dr. Herbert Mendel musste erst eine Englischprüfung absolvieren, um dann erneut das medizinische Staatsexamen abzulegen. In dieser Zeit arbeitete Ilse Mendel als Haushaltshilfe, um die Familie zu ernähren. 1942 konnte ihr Mann schließlich seine Praxis in Bayside Hills, New York, eröffnen und Ilse Mendel arbeitete wieder als Sprechstundenhilfe. Auch der Sohn, der sich nun Jules nannte, wurde Arzt. <br />
Dr. Herbert Mendel praktizierte bis zu seinem Tod am 31. Januar 1970. Ilse Mendel ist am 20. Oktober 1993 in ihrem Haus in Bayside, New York, gestorben.

Ilse Nossek wurde am 16. Oktober 1906 in Schubin / Posen (heute Polen) geboren. Sie besuchte zunächst die Volksschule und dann das Lyzeum in Landsberg an der Warthe / Provinz Brandenburg (heute polnisch: Gorzów Wielkopolski). Später war sie im väterlichen Geschäft, Louis Kelm – Likörfabrik und Getreide, im Büro tätig. Zuletzt leitete sie eine Filiale dieser Firma, bis sie 1930 den Arzt Dr. Herbert Mendel heiratete. Dieser war am 21. Mai 1900 in Osche / Westpreußen (heute Polen) geboren worden und hatte in Berlin-Friedrichshain, Frankfurter Allee 303 (heute Nr. 41), eine Praxis für Privat- und Kassenpatienten und war auch als Wohlfahrtsarzt tätig.
Ilse Mendel arbeitete nach der Heirat als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Mannes, führte ihm die Bücher und erledigte seine Korrespondenz. Sie besuchte sogar einen Kurs als Laborantin, um auch diese Aufgaben übernehmen zu können, so dass ihr Mann keine weiteren Angestellten benötigte. Die Praxis lief sehr erfolgreich, in den Akten des Entschädigungsamtes gab Dr. Herbert Mendel nach dem Krieg an, dass sich sein Einkommen in den frühen 1930er Jahren auf 30.000 RM jährlich belief (was heute umgerechnet einer Kaufkraft von etwa 195.000 Euro entspräche). Am 17. August 1931 kam der Sohn Günther Julius Mendel zur Welt.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Dr. Mendels Dienstverhältnis als Wohlfahrtsarzt vom Bezirksamt Friedrichshain gekündigt, außerdem sollte ihm wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ die Kassenzulassung entzogen werden. Letzteres konnte er nach einem Rechtsstreit abwenden, dennoch verlor er viele seiner Patienten und sein Einkommen ging um mindestens 50% zurück. Am 1. Oktober 1938 musste er die Praxis aufgeben.
Ende November desselben Jahres verließ Familie Mendel Deutschland aufgrund des zunehmenden Verfolgungsdrucks. Ziel der Emigration sollte New York sein. Ihr Schiff, die Orinoco, kam im Dezember 1938 in Kuba an, doch die Weiterreise verzögerte sich infolge des Andrangs von Auswanderern. In Kuba hatte Dr. Herbert Mendel als Arzt keine Arbeitserlaubnis, versorgte aber die deutschen Emigranten und seine Frau verkaufte Seife und Toilettenartikel, um die Familie über Wasser zu halten. Im Dezember 1940 gelangte die Familie schließlich per Schiff nach Florida und mit dem Zug nach New York. Dr. Herbert Mendel musste erst eine Englischprüfung absolvieren, um dann erneut das medizinische Staatsexamen abzulegen. In dieser Zeit arbeitete Ilse Mendel als Haushaltshilfe, um die Familie zu ernähren. 1942 konnte ihr Mann schließlich seine Praxis in Bayside Hills, New York, eröffnen und Ilse Mendel arbeitete wieder als Sprechstundenhilfe. Auch der Sohn, der sich nun Jules nannte, wurde Arzt.
Dr. Herbert Mendel praktizierte bis zu seinem Tod am 31. Januar 1970. Ilse Mendel ist am 20. Oktober 1993 in ihrem Haus in Bayside, New York, gestorben.