Rosalie Kessler née Sommerfeld

Location 
Friedrichstr. 105
Historical name
Friedrichstr. 105b
District
Mitte
Stone was laid
March 2010
Born
12 February 1889 in Gnesen (Posen) / Gniezno
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Rosalie Sommerfeld wurde am 12. Februar 1889 in Gnesen (dem heutigen Gniezno in Polen) geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Philipp Sommerfeld und seiner Frau Johanna, geb. Spritz. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Rosalie Sommerfeld haben sich keine Quellen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob sie im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde von Gnesen, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Rosalie etwa 1350 der rund 15000 Einwohner zählten.

Spätestens in den 1910er-Jahren zog die Familie nach Berlin. Rosalie Sommerfeld eröffnete 1912/1913 ein Galanteriewarengeschäft in der Reinickendorfer Straße 24 und wohnte mit ihrer verwitweten Mutter zuerst in der Weddingstraße 5, seit 1915 in der Plantagenstraße und 1917 in der Maxstraße 6. In dieser Zeit muss Rosalie den aus Oppeln (Opole) stammenden Uhrmacher Max Kessler kennengelernt haben. Der Sohn von Jacob und Eleonore Kessler war sechs Jahre älter als Rosalie und führte ein Uhren- und Goldwarengeschäft in der Reinickendorfer Straße 109. Am 28. Juni 1917 heirateten Rosalie und Max Kessler in Berlin und nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Reinickendorfer Straße 15. Am 7. Juli 1918 kam ihr Sohn Philipp zur Welt. Am 25. April 1921 folgten mit Eleonore und Klara Kessler Zwillinge. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Rosalie Kessler und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 waren die Kesslers als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Mitte bis Ende der 1930er-Jahre gaben sie das Uhren- und Goldschmiedegeschäft auf, das sie zuletzt in der Invalidenstraße 146 geführt hatten. Ihr eigenes Geschäft hatte Rosalie vermutlich bereits mit der Hochzeit aufgelöst, da es seit Ende der 1910er-Jahre nicht mehr in Adress- und Branchenbüchern geführt wurde. Im Amtlichen Fernsprechbuch Berlins aus dem Jahr 1938 wird das Geschäft von Max Kessler letztmalig an der Adresse Invalidenstraße aufgeführt – nunmehr mit stark erweitertem Sortiment als Geschäft für „Koffer-, Scherz-, Lederwaren und Schmuckartikel“. Bereits 1935 war die Familie umgezogen und wohnte jetzt an der Friedrichstraße 105b. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden das Ehepaar Kessler und ihr Sohn Philipp zu Zwangsarbeit herangezogen: Rosalie Kessler war zuletzt Arbeiterin beim Rundfunkgerätehersteller „Georg Seibt A.G.“ in der Akazienstraße 28 in Schöneberg. Das Unternehmen hatte sich seit 1935 auf Rüstungsaufträge konzentriert und arbeitete ab 1942 nur noch für den militärischen Bereich. Max Kessler musste als „Müllfahrer“ für die „Müll-Beseitigungsanstalt der Reichshauptstadt Berlin Depot VII“ in Berlin-Wilmersdorf arbeiten und Philipp Kessler war im „Bautrupp 7“ der Deutschen Reichsbahn eingesetzt und musste Gleisbauarbeiten verrichten. Eleonore und Klara Kessler hatten beide Anfang der 1940er-Jahre geheiratet und waren ausgezogen: Eleonore Caro lebte zuletzt mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in der Linienstraße 220 in Mitte und Klara Fabisch in der Elsa-Brändström-Straße 1 in Pankow. Im Januar 1942 mussten Rosalie, Max und Philipp Kessler noch einmal umziehen und ihre Wohnung in der Friedrichstraße 105 verlassen. Sie zogen in eine Wohnung, die sie sich mit mehreren Untermietern teilten, in der Kurzen Straße 1 in Mitte (heute überbaut) nahe dem Alexanderplatz.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Kessler erhielten den Deportationsbescheid im Winter 1942. Zusammen mit ihrem Sohn wurden sie im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden sie mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Im selben Transport wurde auch die Tochter Eleonore Caro aus Berlin nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Zum Zeitpunkt der Deportation war Rosalie Kessler 53 Jahre alt, ihr Ehemann 59 Jahre, ihr Sohn Philipp 24 Jahre und ihre Tochter Eleonore 21 Jahre alt. Auch Rosalies Tochter Klara überlebte die NS-Verfolgung nicht. Sie war bereits am 29. November 1942 – wenige Tage vor ihren Eltern und Geschwistern – nach Auschwitz deportiert worden.

Rosalie Sommerfeld wurde am 12. Februar 1889 in Gnesen (dem heutigen Gniezno in Polen) geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Philipp Sommerfeld und seiner Frau Johanna, geb. Spritz. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Rosalie Sommerfeld haben sich keine Quellen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob sie im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde von Gnesen, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Rosalie etwa 1350 der rund 15000 Einwohner zählten.

Spätestens in den 1910er-Jahren zog die Familie nach Berlin. Rosalie Sommerfeld eröffnete 1912/1913 ein Galanteriewarengeschäft in der Reinickendorfer Straße 24 und wohnte mit ihrer verwitweten Mutter zuerst in der Weddingstraße 5, seit 1915 in der Plantagenstraße und 1917 in der Maxstraße 6. In dieser Zeit muss Rosalie den aus Oppeln (Opole) stammenden Uhrmacher Max Kessler kennengelernt haben. Der Sohn von Jacob und Eleonore Kessler war sechs Jahre älter als Rosalie und führte ein Uhren- und Goldwarengeschäft in der Reinickendorfer Straße 109. Am 28. Juni 1917 heirateten Rosalie und Max Kessler in Berlin und nahmen sich eine gemeinsame Wohnung in der Reinickendorfer Straße 15. Am 7. Juli 1918 kam ihr Sohn Philipp zur Welt. Am 25. April 1921 folgten mit Eleonore und Klara Kessler Zwillinge. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Rosalie Kessler und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Seit 1933 waren die Kesslers als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Mitte bis Ende der 1930er-Jahre gaben sie das Uhren- und Goldschmiedegeschäft auf, das sie zuletzt in der Invalidenstraße 146 geführt hatten. Ihr eigenes Geschäft hatte Rosalie vermutlich bereits mit der Hochzeit aufgelöst, da es seit Ende der 1910er-Jahre nicht mehr in Adress- und Branchenbüchern geführt wurde. Im Amtlichen Fernsprechbuch Berlins aus dem Jahr 1938 wird das Geschäft von Max Kessler letztmalig an der Adresse Invalidenstraße aufgeführt – nunmehr mit stark erweitertem Sortiment als Geschäft für „Koffer-, Scherz-, Lederwaren und Schmuckartikel“. Bereits 1935 war die Familie umgezogen und wohnte jetzt an der Friedrichstraße 105b. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurden das Ehepaar Kessler und ihr Sohn Philipp zu Zwangsarbeit herangezogen: Rosalie Kessler war zuletzt Arbeiterin beim Rundfunkgerätehersteller „Georg Seibt A.G.“ in der Akazienstraße 28 in Schöneberg. Das Unternehmen hatte sich seit 1935 auf Rüstungsaufträge konzentriert und arbeitete ab 1942 nur noch für den militärischen Bereich. Max Kessler musste als „Müllfahrer“ für die „Müll-Beseitigungsanstalt der Reichshauptstadt Berlin Depot VII“ in Berlin-Wilmersdorf arbeiten und Philipp Kessler war im „Bautrupp 7“ der Deutschen Reichsbahn eingesetzt und musste Gleisbauarbeiten verrichten. Eleonore und Klara Kessler hatten beide Anfang der 1940er-Jahre geheiratet und waren ausgezogen: Eleonore Caro lebte zuletzt mit ihrem Ehemann in einer Wohnung in der Linienstraße 220 in Mitte und Klara Fabisch in der Elsa-Brändström-Straße 1 in Pankow. Im Januar 1942 mussten Rosalie, Max und Philipp Kessler noch einmal umziehen und ihre Wohnung in der Friedrichstraße 105 verlassen. Sie zogen in eine Wohnung, die sie sich mit mehreren Untermietern teilten, in der Kurzen Straße 1 in Mitte (heute überbaut) nahe dem Alexanderplatz.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Kessler erhielten den Deportationsbescheid im Winter 1942. Zusammen mit ihrem Sohn wurden sie im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden sie mit dem „24. Osttransport“ am 9. Dezember 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Im selben Transport wurde auch die Tochter Eleonore Caro aus Berlin nach Auschwitz deportiert, wo sie ermordet wurde. Zum Zeitpunkt der Deportation war Rosalie Kessler 53 Jahre alt, ihr Ehemann 59 Jahre, ihr Sohn Philipp 24 Jahre und ihre Tochter Eleonore 21 Jahre alt. Auch Rosalies Tochter Klara überlebte die NS-Verfolgung nicht. Sie war bereits am 29. November 1942 – wenige Tage vor ihren Eltern und Geschwistern – nach Auschwitz deportiert worden.