Moritz Rabow

Location 
Gärtnerstraße 12
District
Friedrichshain
Stone was laid
16 February 2023
Born
30 August 1876 in Karthaus (Westpreußen) / Kartuzy
Occupation
Ingenieur
Deportation
on 28 March 1942 to Piaski
Murdered

Moritz Rabow kam am 30. August 1876 in Karthaus (Westpreußen) als Sohn des jüdischen Bäckermeisters Jakob Rabow und dessen Ehefrau Ernestine, geb. Kohls, zur Welt. Die Kleinstadt Karthaus (polnisch Kartuzy) liegt etwa 32 km westlich von Danzig. Über die Kindheit und Jugend von Moritz Rabow haben sich keine Informationen erhalten. Nach dem Schulabschluss in Danzig absolvierte er am Technikum Ilmenau ein Ingenieurstudium. Er arbeitete dann einige Zeit in Danzig, bevor er um 1905 in die Reichshauptstadt übersiedelte.

Am 20. Juni 1911 heiratete der Diplom-Ingenieur Moritz Rabow in Berlin die Kontoristin Betty Herrmann, geb. am 26. Februar 1886 in Berent (Westpreußen). Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das junge Ehepaar bezog eine Wohnung im ersten Stock des Vorderhauses der Gärtnerstraße 12. Dort kamen am 14. November 1912 die Tochter Ruth Hanna und am 19. Mai 1916 der Sohn Jacob Günther zur Welt.

Moritz Rabow arbeitete als Einkäufer bei den im südlichen Friedrichshain ansässigen Osram-Werken. Seine Tochter gibt nach dem Krieg gegenüber dem Entschädigungsamt an, dass er am Wochenende Schülern der oberen Klassen Nachhilfestunden in Algebra erteilte und außerdem Artikel für Fachzeitschriften verfasste. Moritz Rabows Stellung bei Osram und seine Nebentätigkeiten ermöglichten der Familie einen gutbürgerlichen Lebensstandard.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Rabow. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Moritz Rabow wurde von den Osram-Werken nach 28-jähriger Tätigkeit zum 31. Dezember 1933 pensioniert – eigentlich sollte er regulär erst 1941, mit 65 Jahren, aus dem Unternehmen ausscheiden.

Die Tochter Ruth hatte 1933 den Kaufmann Ernst Julius Silbersohn geheiratet und emigrierte mit ihm und dem 1936 geborenen Sohn 1937 nach Palästina. Ein Jahr später wanderte Moritz und Betty Rabows Sohn Günther ebenfalls dorthin aus.

Ende der 1930er Jahre nahm das Ehepaar Rabow eine Untermieterin bei sich auf: Hulda Salinger, geb. Krutsch, geb. 1869 in Neustadt bei Pinne (Provinz Posen). Auch sie war Jüdin, seit 1925 verwitwet und hatte bis Mitte der 1930er Jahre in der Köpenicker Straße 123 in Mitte eine Posamentierwarenhandlung betrieben.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Das Ehepaar Rabow musste nach 30 Jahren die Wohnung in der Gärtnerstraße 12 zwangsweise aufgeben und zur Untermiete in ein möbliertes Zimmer in der Elberfelder Straße 28 in Moabit ziehen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Moritz und Betty Rabow wurden am 28. März 1942 mit dem 11. Osttransport nach Piaski deportiert. Hier verliert sich ihre Spur. 

Der kleine Ort Piaski, 23 km südöstlich von Lublin gelegen, war nach der deutschen Besetzung Polens Teil des Generalgouvernements geworden. Im Schtetl in Piaski wurde Anfang 1940 ein Ghetto eingerichtet, in das u.a. mehrere tausend Juden aus dem Deutschen Reich deportiert wurden.

Die wenigen sanitären Anlagen des Ghettos waren in einem katastrophalen Zustand, die Grundversorgung mit Nahrung und Trinkwasser absolut unzureichend. Das Ghetto, bestehend aus kleinen, hauptsächlich eingeschossigen Holzhäusern, war nicht für so viele Personen ausgelegt. Zwischen 10 und 20 Menschen mussten sich in der Regel einen Wohnraum teilen. Wer nicht bald an Hunger, Entkräftung oder Krankheiten starb, wurde in eins der Vernichtungslager deportiert und ermordet.

Die ehemalige Untermieterin des Ehepaars Rabow, Hulda Salinger, wurde am 16. Juni 1943 mit dem 91. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 20. November 1943 ums Leben kam.