Henriette Fischer née Hochsinger

Location 
Genthiner Str. 46
Historical name
Woyrschstr. 46
District
Tiergarten
Stone was laid
June 2010
Born
25 January 1867 in Wien
Deportation
on 14 September 1942 to Theresienstadt
Dead
im Ghetto Theresienstadt
Henriette Fischer wurde am 25. Januar 1867 als Henriette Hochsinger in Wien geboren. Im Jahr 1888 heiratete sie in Berlin den Unternehmer Siegfried Fischer. Das Paar hatte zwei Töchter, Helene und Käthe.
Zusammen mit ihrem Mann führte Henriette Fischer das Maler- und Innendekorationsatelier M. J. Bodenstein GmbH. Die 1914 gegründete Firma mit Sitz in der Genthiner Straße führte die Wandbemalung und Innendekoration vieler öffentlicher Gebäude und großer Unternehmen aus. Die Luxushotels Adlon und Eden zählten ebenso zu den Kunde n wie die großen Kinohäuser Gloria-Palast und Ufa-Palast am Zoo. Auch mit Renovierungen der Berliner Schlösser war der Betrieb beauftragt.
Henriette und Siegfried Fischer wohnten bis zum Herbst 1928 in der Fasanenstraße in Charlottenburg. Dann zogen sie in die Derfflingerstraße 9, dort hatten sie gleich um die Ecke von ihrem Betrieb ein großes Einfamilienhaus gekauft. Zwei Jahre später zog ihre Tochter Helene mit den Kindern Marietta und Johann Georg, genannt Hans, zu ihnen. Sie hatte sich von ihrem Ehemann Davisco Asriel getrennt, der ein Pelzgeschäft in der Friedrichstraße führte und der letzte Vorsitzende der türkisch-sephardischen Gemeinde in Berlin war.
Nach dem Tod ihres Mannes Siegfried im Sommer 1935 übernahm Henriette Fischer die alleinige kaufmännische Leitung ihrer Firma und wurde Ende des Jahres einzige Gesellschafterin. Sie war täglich im Geschäft und überwachte dort insbesondere die Buchhaltung. Anfang Oktober 1936 musste sie ihr Grundstück in der Derfflingerstraße zwangsweise an den Wehrmachtsfiskus verkaufen. Mit ihrer Tochter und den Enkelkindern, die damals zwölf und knapp 19 Jahre alt waren, zog sie in die Kurfürstenstraße 88. Ende 1938 mussten sie auch diese Wohnung räumen. Henriette Fischer zog daraufhin mit ihrer Tochter und ihrem Enkel Hans in eine 4-Zimmer-Wohnung, die sich über ihren Geschäftsräumen in der Genthiner Straße befand. Das Mietshaus mit zwei Hinterhäusern war seit 1918 im Besitz der Firma Bodenstein. Die Hausnummer wurde im Laufe der Zeit von 21 zu 46 geändert, zwischen 1935 und 1947 hieß die Straße nach einem NS-Funktionär Woyrschstraße.
Henriette Fischers Enkelin Marietta, die eine Ausbildung zur Laborantin absolviert hatte, war seit August 1938 mit dem Kaufmann und Masseur Günter Singer verheiratet. Ein halbes Jahr nach der Hochzeit emigrierte das Paar in die USA. Auch Enkel Hans konnte rechtzeitig aus Deutschland fliehen. Vom Hachschara-Lager „Gut Winkel“ in Erkner kam der inzwischen 15-Jährige mit Unterstützung einer dänischen Frauenhilfsorganisation auf einem Jugendtransport nach Dänemark. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im April 1940 floh er über Schweden, Finnland, die Sowjetunion, die Türkei und den Libanon nach Palästina. Dort lebte er einige Jahre in einem Kibbuz, bevor er sich in Haifa niederließ.
Kurz vor ihrer Flucht im Frühjahr 1939 lieferte Marietta die Schmuck- und Edelmetallgegenstände ihrer Großmutter in der städtischen Pfandleihanstalt ab, wozu die jüdische Bevölkerung verpflichtet worden war. Sie schrieb später in ihrem Entschädigungsantrag, dass das Geschäft ihrer Großmutter noch halbwegs lief, als sie Berlin verließ. Doch kurz darauf wurde der Betrieb zwangsweise geschlossen. Im Oktober 1939 musste Henriette Fischer auch das Grundstück in der Genthiner Straße verkaufen. Über den Kaufpreis von 69.000 Reichsmark konnte sie nicht verfügen, die Summe wurde auf ein Konto eingezahlt, das für sie gesperrt war. Große Teile ihres Vermögens hatten ihr die nationalsozialistischen Behörden bereits durch verschiedene Zwangsabgaben geraubt. Was an Bankguthaben und Wertpapieren noch übrig geblieben war, wurde bei ihrer Deportation beschlagnahmt. Am 14. September 1942 wurde Henriette Fischer mit dem „2. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt verschleppt. Sie starb dort am 19. Februar 1944 mit 77 Jahren an Hunger und Schwäche.
Ihre Tochter Helene wurde am 17. Mai 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Auch ihre zweite Tochter Käthe überlebte die nationalsozialistische Verfolgung nicht. Alle Bemühungen von Marietta und Hans, etwas über das Schicksal ihrer Tante in Erfahrung zu bringen, blieben erfolglos.
Hans, der seinen Namen zu Jochanan geändert hatte, kehrte 2010 im Alter von 85 Jahren zum ersten Mal nach seiner Flucht nach Berlin zurück, um an der Stolpersteinverlegung für seine Familie teilzunehmen.
Henriette Fischer wurde am 25. Januar 1867 als Henriette Hochsinger in Wien geboren. Im Jahr 1888 heiratete sie in Berlin den Unternehmer Siegfried Fischer. Das Paar hatte zwei Töchter, Helene und Käthe.
Zusammen mit ihrem Mann führte Henriette Fischer das Maler- und Innendekorationsatelier M. J. Bodenstein GmbH. Die 1914 gegründete Firma mit Sitz in der Genthiner Straße führte die Wandbemalung und Innendekoration vieler öffentlicher Gebäude und großer Unternehmen aus. Die Luxushotels Adlon und Eden zählten ebenso zu den Kunde n wie die großen Kinohäuser Gloria-Palast und Ufa-Palast am Zoo. Auch mit Renovierungen der Berliner Schlösser war der Betrieb beauftragt.
Henriette und Siegfried Fischer wohnten bis zum Herbst 1928 in der Fasanenstraße in Charlottenburg. Dann zogen sie in die Derfflingerstraße 9, dort hatten sie gleich um die Ecke von ihrem Betrieb ein großes Einfamilienhaus gekauft. Zwei Jahre später zog ihre Tochter Helene mit den Kindern Marietta und Johann Georg, genannt Hans, zu ihnen. Sie hatte sich von ihrem Ehemann Davisco Asriel getrennt, der ein Pelzgeschäft in der Friedrichstraße führte und der letzte Vorsitzende der türkisch-sephardischen Gemeinde in Berlin war.
Nach dem Tod ihres Mannes Siegfried im Sommer 1935 übernahm Henriette Fischer die alleinige kaufmännische Leitung ihrer Firma und wurde Ende des Jahres einzige Gesellschafterin. Sie war täglich im Geschäft und überwachte dort insbesondere die Buchhaltung. Anfang Oktober 1936 musste sie ihr Grundstück in der Derfflingerstraße zwangsweise an den Wehrmachtsfiskus verkaufen. Mit ihrer Tochter und den Enkelkindern, die damals zwölf und knapp 19 Jahre alt waren, zog sie in die Kurfürstenstraße 88. Ende 1938 mussten sie auch diese Wohnung räumen. Henriette Fischer zog daraufhin mit ihrer Tochter und ihrem Enkel Hans in eine 4-Zimmer-Wohnung, die sich über ihren Geschäftsräumen in der Genthiner Straße befand. Das Mietshaus mit zwei Hinterhäusern war seit 1918 im Besitz der Firma Bodenstein. Die Hausnummer wurde im Laufe der Zeit von 21 zu 46 geändert, zwischen 1935 und 1947 hieß die Straße nach einem NS-Funktionär Woyrschstraße.
Henriette Fischers Enkelin Marietta, die eine Ausbildung zur Laborantin absolviert hatte, war seit August 1938 mit dem Kaufmann und Masseur Günter Singer verheiratet. Ein halbes Jahr nach der Hochzeit emigrierte das Paar in die USA. Auch Enkel Hans konnte rechtzeitig aus Deutschland fliehen. Vom Hachschara-Lager „Gut Winkel“ in Erkner kam der inzwischen 15-Jährige mit Unterstützung einer dänischen Frauenhilfsorganisation auf einem Jugendtransport nach Dänemark. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im April 1940 floh er über Schweden, Finnland, die Sowjetunion, die Türkei und den Libanon nach Palästina. Dort lebte er einige Jahre in einem Kibbuz, bevor er sich in Haifa niederließ.
Kurz vor ihrer Flucht im Frühjahr 1939 lieferte Marietta die Schmuck- und Edelmetallgegenstände ihrer Großmutter in der städtischen Pfandleihanstalt ab, wozu die jüdische Bevölkerung verpflichtet worden war. Sie schrieb später in ihrem Entschädigungsantrag, dass das Geschäft ihrer Großmutter noch halbwegs lief, als sie Berlin verließ. Doch kurz darauf wurde der Betrieb zwangsweise geschlossen. Im Oktober 1939 musste Henriette Fischer auch das Grundstück in der Genthiner Straße verkaufen. Über den Kaufpreis von 69.000 Reichsmark konnte sie nicht verfügen, die Summe wurde auf ein Konto eingezahlt, das für sie gesperrt war. Große Teile ihres Vermögens hatten ihr die nationalsozialistischen Behörden bereits durch verschiedene Zwangsabgaben geraubt. Was an Bankguthaben und Wertpapieren noch übrig geblieben war, wurde bei ihrer Deportation beschlagnahmt. Am 14. September 1942 wurde Henriette Fischer mit dem „2. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt verschleppt. Sie starb dort am 19. Februar 1944 mit 77 Jahren an Hunger und Schwäche.
Ihre Tochter Helene wurde am 17. Mai 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Auch ihre zweite Tochter Käthe überlebte die nationalsozialistische Verfolgung nicht. Alle Bemühungen von Marietta und Hans, etwas über das Schicksal ihrer Tante in Erfahrung zu bringen, blieben erfolglos.
Hans, der seinen Namen zu Jochanan geändert hatte, kehrte 2010 im Alter von 85 Jahren zum ersten Mal nach seiner Flucht nach Berlin zurück, um an der Stolpersteinverlegung für seine Familie teilzunehmen.