Lea Ramras née Müller

Location 
Georgenkirchstraße 10
Historical name
Georgenkirchstraße 62
District
Friedrichshain
Stone was laid
16 February 2023
Born
25 May 1895 in Oleszyce (Galizien)
Deportation
on 26 October 1942 to Riga
Murdered
29 October 1942 in Riga

Lea (genannt Lotte) Müller kam am 25. Mai 1895 in Oleszyce in Galizien als Tochter des jüdischen Schreibers Jakob Müller und dessen Ehefrau Frieda, geb. Laufer, zur Welt. Die kleine Stadt Oleszyce, die damals zum Habsburgerreich gehörte, liegt heute im Südosten Polens, in der Nähe der Grenze zur Ukraine. Lea hatte noch sieben Geschwister: Rachela Rosa (*1892), Sara (*1896), Josef (*1897), Moritz (*1899), Max (*1903), Toni Taube (*1906) und Eva (*1909). Die Familie übersiedelte um 1910 nach Berlin. 

Über die Kindheit und Jugend von Lea Müller haben sich ansonsten keine Informationen erhalten. Unbekannt ist auch, ob sie einen Beruf erlernte.

Am 15. Juli 1919 heiratete sie den Handlungsgehilfen Ascher Moses (genannt Moritz) Ramras, geb. am 18. November 1897 in Narol in Galizien. Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Nach der Hochzeit zog das Ehepaar in die Georgenkirchstraße 62 (das Haus existiert nicht mehr, es befand sich dort, wo heute die Nr. 10 ist). Am 26. April 1921 kam die gemeinsame Tochter Dora zur Welt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Ramras. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 

Leas Ehemann Moritz Ramras flüchtete 1933 nach Paris. Er blieb mit seiner Frau in Kontakt und schickte ihr gelegentlich Geld. Mit dem Beginn des Krieges brach die Verbindung ab. Das weitere Schicksal von Moritz Ramras ist ungeklärt.

Die Tochter Dora hatte 1935 die Volksschule beendet und absolvierte danach eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Als solche war sie bei der Jüdischen Kultusgemeinde angestellt.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich Mutter und Tochter ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Lea und Dora Ramras wurden am 26. Oktober 1942 mit dem 22. Osttransport nach Riga deportiert, wo sie gleich nach der Ankunft am 29. Oktober 1942 ermordet wurden.

Leas Schwester Toni Taube Müller wurde am 2. März 1943 mit dem 32. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Bereits am 28. Oktober 1938 waren Leas Vater Jakob Müller sowie ihre Brüder Josef und Moritz im Rahmen der „Polenaktion“ aufgrund ihrer polnischen Staatsangehörigkeit verhaftet und nach Polen ausgewiesen worden, wo sie in der Grenzstadt Bentschen (Zbąszyń) strandeten. Leas Mutter Frieda Müller folgte ihnen im Frühjahr 1939, nachdem sie die Wohnung in der Barnimstraße 30 aufgelöst und den Hausrat verschleudert hatte. Auch Leas Schwester Sara übersiedelte Anfang 1939 nach Polen, nachdem ihr Ehemann Josef Schreiber ebenfalls Opfer der „Polenaktion“ geworden war. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt, sie alle wurden wahrscheinlich in der Shoa ermordet.

Leas Bruder Max Müller war bereits 1933 nach Palästina emigriert. Ihre Schwester Rosa, verheiratete Durchfort, war nach Südamerika und Eva, verheiratete Mielczynski, nach Palästina ausgewandert.