Edith Braun née Brach

Location 
Hartmannstr. 35
District
Lichterfelde
Stone was laid
15 May 2006
Born
29 January 1891 in Berlin
Occupation
Sängerin
Deportation
on 05 June 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 09 September 1944 to Auschwitz
Murdered
November 1944 in Auschwitz
Biography

Edith Braun war verheiratet mit Simon Braun, (*19.06.1880 in Krakau. Im Rahmen der Sonderaktion gegen Juden am 27./28.05.1942 Verhaftung und Ermordung in Sachsenhausen).

Die Adressangabe in der Hartmannstr. lautet bei Brach. Es ist zu vermuten, dass es sich um die Mutter von Edith Braun handelte, die ebenfalls deportiert wurde. Zum Zeitpunkt der Stolpersteinverlegung war diese Information noch nicht bekannt, deshalb wurde kein Stolperstein für Frau Brach, geb. Nathan verlegt.

Aus der VZ 1939 geht hervor, dass der im Jahr 1918 geborene Gustav Braun mit in der Wohnung lebte. Dabei wird es sich wohl um den Sohn von Edith und Simon handeln. Im Testament ihrer Mutter, das sich in ihrer Vermögensakte befindet, werden ihre weiteren Familienmitglieder genannt: Mutter Marianne Brach (deportiert am 14.09.42), Vater Kursmakler Georg Brach (verstarb noch vor dem Krieg), Bruder Rechtsanwalt Max Brach, Schwester Frieda Friedländer, Käthe Goldschmidt, Kaufmann Otto Ernst Brach und Kaufmann Willy Brach (mit den Kindern Walter und Irma Brach).

Biography

Edith Braun war verheiratet mit Simon Braun, (*19.06.1880 in Krakau. Im Rahmen der Sonderaktion gegen Juden am 27./28.05.1942 Verhaftung und Ermordung in Sachsenhausen).

Die Adressangabe in der Hartmannstr. lautet bei Brach. Es ist zu vermuten, dass es sich um die Mutter von Edith Braun handelte, die ebenfalls deportiert wurde. Zum Zeitpunkt der Stolpersteinverlegung war diese Information noch nicht bekannt, deshalb wurde kein Stolperstein für Frau Brach, geb. Nathan verlegt.

Aus der VZ 1939 geht hervor, dass der im Jahr 1918 geborene Gustav Braun mit in der Wohnung lebte. Dabei wird es sich wohl um den Sohn von Edith und Simon handeln. Im Testament ihrer Mutter, das sich in ihrer Vermögensakte befindet, werden ihre weiteren Familienmitglieder genannt: Mutter Marianne Brach (deportiert am 14.09.42), Vater Kursmakler Georg Brach (verstarb noch vor dem Krieg), Bruder Rechtsanwalt Max Brach, Schwester Frieda Friedländer, Käthe Goldschmidt, Kaufmann Otto Ernst Brach und Kaufmann Willy Brach (mit den Kindern Walter und Irma Brach).

Stolperstein-Initiative Steglitz

Edith Braun geb. Brach, 1891 -1944

Edith wurde am 28.1.1891 in Berlin als zweites Kind  der jüdischen Eheleute Georg und Marianne Brach geboren. Als weitere Geschwister sind bekannt: Frieda *1889, Käthe *1893, Otto *1898 und Willy *1900 geboren. Ihr Vater Georg Brach war als selbstständiger Kursmakler tätig und finanziell sehr erfolgreich. 

Der Familiensitz war eine Villa in der Annastr.1 in Berlin-Lichterfelde Ost. Die Annastr. Nr.1 wurde durch die nationalsozialistische Verwaltung nach der Machtergreifung 1933 in Hartmannstr. 35 umbenannt. 

Ihre Mutter Marianne Brach geb. Nathan führte den Haushalt und war für die Erziehung der fünf Kinder zuständig. Edith war musisch sehr begabt und absolvierte nach der Schulzeit eine Ausbildung zur Sängerin. Diese Berufsbezeichnung führte sie auch in späteren Jahren.

Im Alter von 23 Jahren heiratete Edith am 5.2.1914 den jüdischen Kaufmann Simon

Braun. Ab 1922 wohnte die junge Familie in der Villa Herwarthstr.. 12a in Berlin -Lichterfelde Ost. Edith Braun, wie sie nun hieß, hatte mit Simon zusammen vier Söhne, die zwischen 1914 und 1926 geboren wurden. Neben Haushaltsführung und Erziehung der vier Söhne war Edith der Musik weiterhin sehr verbunden. Nachweise über ihre öffentlichen Auftritte als Sängerin liegen nicht mehr vor.

Zwischen 1929 und 1933 gehörte Edith Braun zum Ensembel des Brettl-Kabarett „Die Wespen“ und trat zusammen mit Annemarie Hase, Karl Schnog, Erich Weinert und Ingo Pahlen auf. Ebenso sind genannt Leon Hirsch und Claus Clauberg. Leider existiert nur ein Foto von 1932 auf dem Edith Braun in mitten des Ensambel abgebildet ist. „Die Nazis hatten die Stiche der „Wespen“ zu spüren bekommen, nun an die Macht gelangt diffamierten sie den Gründer Leon Hirsch und andere Mitglieder der Brettl-Truppe als gefährliche Individuen.“ Die „Wespen“ lösten sich auf. Einige Mitglieder emigrierten, andere versuchten unauffällig zu leben in der Hoffnung, dass die Diktatur der Nationalsozialisten bald vorbei sein würde.

Edith Braun hatte zunächst noch andere berufliche Möglichkeiten. Ab 1932 war sie zusätzlich im Geschäft von Ehemann Simon als weitere Geschäftsführerin im Modehaus Louis Cohn Jr. tätig. Die Geschäftsadresse war im Berliner Westen in der Tauentzienstr.18-19b. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich u.a. schlagartig die Lage von kritischen Künstlerinnen und Künstlern, sowie der von jüdischen Unternehmer und ihrer Geschäfte. Durch Boykottaufrufe und Belagerungen wurde das Geschäft Louis Cohn Jr. in den Ruin getrieben. Edith und Simon Braun erhielten keine Zahlungen aus dem zwangsweisen Verkauf („Arisierung“) des Geschäftes, der bis zum Jahresende 1938 abgewickelt worden war. 1939 wurde die Fa. Louis Cohn Jr. zwangsweise aus dem Handelsregister gelöscht. Bis zum April 1939 lebten Edith und Simon zurückgezogen in ihrem Privathaus in der Herwarthstr.. 12a und unterstützten ihre Söhne bei deren Emigrationsbemühungen.

Der zunehmende Verfolgungsdruck der Nationalsozialisten drang bis in den Wohnbereich von Edith und Simon vor. Im April 1939 musste das Wohnhaus in der Herwarthstr. ebenfalls zwangsweise verkauft werden. Einige Möbel konnten sie in das Elternhaus von Edith mitnehmen. Andere wenige Gegenstände wurden eingelagert und sollten mit in das Exil gehen.

Im Elternhaus Hartmannstr. 35 lebten sie nun mit der Mutter von Edith zusammen (Marianne Brach, verwitwet) und konnten die Räumlichkeiten im Obergeschoß bewohnen. Alle drei lebten in der Hoffnung, dass sie sich weiteren Verfolgungen der NSTäter entziehen konnten, wenn sie unauffällig in Lichterfelde Ost bis zur Ausreise warteten. Diese Hoffnung wurde durch die weiteren Ereignisse zerstört.

Im Mai 1942 fand im Berliner Lustgarten eine Ausstellung mit dem Thema: „Das Sowjetparadies“ statt. Am 18. Mai verübte die jüdische Widerstandsgruppe um Herbert Baum einen Brandanschlag auf diese Ausstellung, bei der jedoch nur geringer Sachschaden entstand, so dass die Ausstellung bereits am Folgetag weitergeführt werden konnte. Die Mitglieder der Gruppe um Herbert Baum wurden sehr schnell gefaßt und verurteilt. Die NS-Täter nahmen den Anschlag zum Anlass, Vergeltungsmaßnahmen gegen völlig unbeteiligte Menschen jüdischen Glaubens zu verüben.

Drei Maßnahmen wurden von der Gestapo durchgeführt:

  1. In Berlin verhaftete man 154 Juden, darunter Simon Braun, brachte sie in das KZSachsenhausen und erschoß sie dort zusammen mit 96 bereits seit längerer Zeit dort befindlichen jüdischen Häftlingen. 
  2. Angehörige der ermordeten 154 Juden wurden in verschiedenen Transporten in das Lager Theresienstadt verschleppt, so auch Edith Braun
  3. 250 weitere Berliner Juden brachte man ebenfalls nach Sachsenhausen, von denen bis zum Oktober 1942 viele sterben mußten, während man den überlebenden Rest nach Auschwitz transportierte.

Simon Braun wurde am 27. Mai 1942, gegen 21.00 Uhr, in der Hartmannstr. 35 in BerlinLichterfelde Ost durch Gestapobeamte festgenommen und am 28. Mai 1942 im KZSachsenhausen erschossen. Edith Braun hatte am 3.6.1942 vermutlich ihren letzten Brief an ihre Söhne geschrieben, die sich bereits in den Vereinigten Staaten und in Groß Britannien befanden. In diesem Brief informierte sie ihre Söhne über die Ermordung des Vaters und flehte inständig um Hilfe bei der Durchführung ihrer erhofften Ausreise aus dem Deutschen Reich. Dieser letzte Brief ist ihr Testament geworden (vgl. Entschädigungsakte Nr. 57.137 Labo Berlin).

Edith Braun ging am 4.6.1942 selbst zur Sammelstelle und wurde als Angehörige (Geisel) am 5.6.1942, mit dem Transport I/3, von dort in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihr Weitertransport erfolgte am 9.10.1944 nach Auschwitz-Birkenau. Der Zug kam dort am 12.10.1944 an. Von den 1.600  Transportierten sind nur 42 Überlebende bekannt. 

Mutter Marianne Brach wurde mit dem Alterstransport I/65, am 14.9.1942, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb sie nach 10 Tagen Inhaftierung am 24.9.1942.

Alle vier Söhne konnten Deutschland rechtzeitig verlassen. 

Joachim Werner Braun (1914-1972) emigrierte 1936 nach seiner Promotion in die USA. Seine wissenschaftliche Karriere als Mikrobiologie konnte er dort fortsetzen, habilitierte sich und war ein international anerkannter Microbiologe. Er war verheiratet und hatte Kinder. Verstorben ist er in Brunswick, NY.

Gustav Braun (1918-1943 oder 1944) war nach Groß Britannien emigriert. Weitere Daten liegen hier nicht vor.

Wolf Helmut Braun (1919-1972) war als Kaufmann tätig. Ende der 1930er Jahre war er auf Gut Winkel gemeldet, einem Hascharah-Lager. Im gelang die spektakuläre Flucht mit dem Auswandererschiff „Patria“ und er durfte am 1.11.1940 in Haifa (Palästina) an Land gehen. Sein Weg führte weiter in die USA, wo er 1947 eingebürgert wurde. Er war verheirate und hatte Kinder. Verstorben ist er in San Francisco.

Hans Günther Braun (1926 -1962) emigrierte ebenfalls 1936 in die USA. Daten seiner

Flucht sind hier nicht bekannt. Da er 1936 auf dem Landgut Neuendorf gemeldet war (Hascharah-Lager) ist anzunehmen, dass von dort seine Flucht oder Ausreise organisiert worden war. Daten zu seinem Familienstand liegen hier nicht vor. Er hatte seinen Wohnsitz in Beverly Hills (CA). In den 1950er und Anfang der 1960er Jahre lebte er wieder oder zeitweise in Berlin. Hier ist er 1962 verstorben. Welchen Beruf er ausübte ist hier nicht bekannt.

Ab 1949 hatten die Brüder Braun als Erbengemeinschaft Anträge auf Wiedergutmachung und Rückübertragung gestellt. Die Verfahren zogen sich bis in die 1960er Jahre hin. Hans Günther Braun hatte den Abschluss der Verfahren nicht mehr selbst erlebt.

Die vier Geschwister von Edith Braun konnten rechtzeitig emigrieren und überlebten die Shoah.

Schütte, Wolfgang U, Mit Stacheln und Stichen, Leipzig: Edition Peters, 1987-Scheffler, Wolfgang, Der

Brandanschlag im Berliner Lustgarten im Mai 1942 und seine Folgen, in: Jahrbuch des Landesarchivs,

Berlin 1984 Landesarchiv Berlin, Yadvashem Archiv, Arolsen Archiv, Ghetto Theresienstadt Archiv,

International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945

Klaus-Peter Schaal, 18.2.2023