Erna Salz née Briske

Location 
Kaiserdamm 19
District
Charlottenburg
Stone was laid
17 February 2023
Born
18 December 1898 in Berlin
Deportation
on 28 March 1942 to Piaski
Murdered

Erna Salz, geb. Briske, war die Ehefrau von Walter Philipp Salz. Sie kam am 18. Dezember 1898 als eines der Kinder von Otto und Gertrud Briske, geb. Lesser, zur Welt.

Erna hatte mindestens drei weitere Geschwister: Kurt (*1897), Gerda (*1904) und Annemarie (*1912). Vater Otto, Jahrgang 1871, war laut Posener Einwohnerkartei schon als Kind mit seiner Familie von Posen nach Berlin gekommen. Eine eigene Berliner Adresse hatte er ab 1897, vermutlich aus Anlass seiner Heirat und der Geburt des ersten Kindes Kurt.

Er wurde Mitinhaber und nach dem Ersten Weltkrieg auch Alleininhaber einer Reihe von Firmen, die offenbar alle irgendwie zusammenhingen, ein Umstand, der die Ämter irritierte. Es handelte sich um die Firmen „Lindenau & Pincsohn“ und „Märkische Kammgarnspinnerei Lindenau & Pincsohn“, die mal Zwischenlager („Niederlage“) einer Spinnerei in Sommerfeld (Brandenburg), mal Hauptgeschäftssitz, mal Handelsfirma, mal Fabrik waren, und die laut Industrie- und Handelskammer 1927 den Betrieb eingestellt hatten und gelöscht werden sollten.

Otto Briske gelang es, die Löschung bis 1932 immer wieder aufzuschieben. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Geschäftsführer einer weiteren Firma, „Spinnerei Niederlage und Wollgarnfabrik Otto Briske & Co GmbH“; den Betrieb in Sommerfeld hatte er verkauft.

Jedenfalls war Otto Briske schon Anfang der 20er-Jahre zu beträchtlichem Wohlstand gekommen. In Berlin hatte er zunächst in der Klopstockstraße gelebt, zog aber mehrmals um, bis er um 1921 eine eigene Villa in Wannsee, Bismarckstraße 26–27 beziehen konnte. Dort wohnte Erna, als sie 1923 Walter Salz heiratete.

Das Paar nahm sich eine Wohnung in der Suarezstraße 5. Dort kam am 31. März 1924 ihre Tochter Lore zur Welt. Als am 14. Februar 1926 der Sohn Peter geboren wurde, waren sie erst kurz zuvor an den Kaiserdamm Nr. 22 gezogen. Zwölf Jahre später bekamen sie am 12. Januar 1938 noch ein drittes Kind, Günther, auch diesmal in einer anderen Wohnung: 1932 war Familie Salz zunächst vier Häuser weiter in die Nr. 18 und ein Jahr darauf in die Nr. 19 gezogen.

Walter arbeitete bis Ende der 1930er Jahre in der Firma seines Schwiegervaters und verließ diese erst, als sie 1939 „arisiert“ wurde. Schon bevor ihr Ehemann seine Arbeitsstelle verlor, war der Familie Salz die gefährliche Lage für Jüdinnen und Juden in Deutschland deutlich geworden. Daher schickten sie 1938 ihren 12-jährigen Sohn Peter mit einem Kindertransport nach Belgien.

Möglicherweise hatten sie vor, mit der ganzen Familie nachzukommen. Dies war jedoch bald nicht mehr möglich. Der Kriegsausbruch machte das Auswandern nahezu unmöglich.

Im März 1942 wurde Familie Salz von der Gestapo verhaftet und am 28. März in das Ghetto Piaski (Kreis Lublin) deportiert. Piaski galt als „Transit-Ghetto“. Bereits 1940 hatten die Deutschen das zunächst offene Ghetto eingerichtet, es aber später abgeriegelt. Als die Berliner Jüdinnen und Juden ankamen, war das Lager bereits überfüllt. Neben der jüdischen Bevölkerung Pialskis, die 2/3 der ursprünglichen Bewohner ausgemacht hatte,  hatten die Nationalsozialisten schon Menschen aus Stettin und Schneidemühl dorthin deportiert.

Neben der Überbelegung waren die Lebensbedingungen durch Mangelernährung, miserable Hygiene und Krankheiten gekennzeichnet. Wer diesen nicht erlag, wurde oft schon nach kurzer Zeit weiter in die Vernichtungslager Belzec oder Sobibor deportiert und dort ermordet. Die Spur der Familie Salz verliert sich in Piaski. Möglicherweise wurde sie auseinandergerissen, da arbeitsfähige jüngere Männer aus ihrem „Transport“ zum Aufbau des Konzentrationslagers Majdanek herangezogen wurden – Walter war erst 44 Jahre alt. 

Wir wissen nicht, ob Walter, Erna, Lore und der vierjährige Günther Salz bereits im Ghetto umgekommen sind oder in einem der Vernichtungslager ermordet wurden. Sicher ist nur, dass sie die Shoah nicht überlebten.