Jeanette Caro

Location 
Kochhannstraße 38
District
Friedrichshain
Stone was laid
11 May 2023
Born
08 March 1877 in Rogasen (Posen) / Rogoźno
Deportation
on 26 September 1942 to Raasiku
Murdered
in Raasiku

Jeanette Caro kam am 8. März 1877 in Rogasen in der preußischen Provinz Posen als Tochter des jüdischen Schneiders Selig Caro und dessen Ehefrau Röschen, geb. Samter, zur Welt. Sie hatte mindestens noch drei Geschwister: Max (*1875), Therese Täubchen (*1879) und Sally (*1881). Sie alle wurden ebenfalls im kleinen Ort Rogasen (polnisch Rogoźno) geboren, der ca. 30 km nördlich der Stadt Posen liegt. Über die Kindheit und Jugend von Jeanette Caro haben sich keine Informationen erhalten.

Als die Caros um 1900 nach Berlin zogen, war Jeanettes Mutter bereits verstorben. Die Familie lebte zuerst unmittelbar östlich des Alexanderplatzes. Der Vater Selig Caro starb im April 1906. Die Geschwister zogen laut Berliner Adressbuch um 1908 in die Wilhelm-Stolze-Straße 36 in Friedrichshain, seit etwa 1912 wohnten sie im ersten Stock des Hauses Kochhannstraße 38.

Jeanettes Bruder Sally Caro, der einen kaufmännischen Beruf ergriffen hatte, heiratete 1919 Grete Goldemann, geb. 1881 in Berlin. Sie lebten nach der Hochzeit in der Revaler Straße 101.

Der Bruder Max Caro war, wie sein Vater, Schneider geworden. Er heiratete 1922 Selma Levy, geb. Breslauer, geb. 1884 in Jarotschin (Posen), und zog zu seiner Frau in die Jablonskistraße 15 im Prenzlauer Berg.

Ab 1925 ist Jeanette als „Jenny Caro“ im Berliner Adressbuch als Haushaltsvorstand in der Kochhannstraße 38 verzeichnet. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Schneiderin.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Geschwister Caro. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. 

Es ist fraglich, ob Jeanette Caro aufgrund des zunehmenden Boykotts jüdischer Geschäftsleute weiterhin Aufträge als Schneiderin erhielt. Ende der 1930er Jahre hatten die Schwestern das jüdische Ehepaar Max und Erna Marcuse als Untermieter bei sich aufgenommen.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Die Schwestern Caro mussten ihre Wohnung in der Kochhannstraße 38, in der sie fast 30 Jahre gelebt hatten, aufgeben. Sie wohnten zuletzt zur Untermiete bei den Geschwistern Isaac in der Alexanderstraße 53 in Mitte.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Jeanette und Therese Täubchen Caro wurden am 26. September 1942 mit dem 20. Osttransport nach Raasiku bei Tallinn in Estland deportiert. Wahrscheinlich wurden die Schwestern direkt nach der Ankunft in einem in der Nähe gelegenen Waldgebiet erschossen.

Ihr Bruder Sally Caro wurde mit seiner Ehefrau am 19. Februar 1943 mit dem 29. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Das Schicksal des Bruders Max ist unbekannt.