Location
Kurfürstenstr. 58
District
Tiergarten
Stone was laid
17 September 2009
Born
31 December 1871 in Berlin
Occupation
Bankier
Escape into death
21 June 1939 in Berlin
Georg Blumenfeld, ein in Berlin geborener jüdischer Privatbankier mosaischen Glaubens, zog 1926 mit seiner Frau Lucia Margarete von der Schlüterstraße in Charlottenburg in eine Villa in die Kurfürstenstraße 58, die heute das bekannte Café Einstein beherbergt.
Die Villa erwarb er von einem Bekannten, demm jüdischen Kaufmann Carl Cohn. Der neue Inhaber beauftragte 1926 die renommierten Architekten Ernst Lessing und Max Bremer mit der Ausführung eines tiefgreifenden Umbaus.
Was die Familie Blumenfeld nach 1933 erlebte, erzählt die Geschichte Tausender: die nicht enden wollenden, dezentralen aumfassenden antijüdischen Ausschreitungen und die sukzessive pseudolegale Ausgrenzung und Stigmatisierung des jüdischen Bevölkerungsteiles durch die Reichsregierung sowie durch das Umfeld.
Blumenfeld und seine Frau Lucia Margarete entschieden sich dennoch, Berlin nicht zu verlassen: In Berlin waren die Blumenfelds geboren, hier hatten sie immer gelebt, sich kennengelernt, ihre ganze Existenz aufgebaut.
Georg Blumenfeld hatte wie viele andere Berliner Juden den Ersten Weltkrieg in patriotischer Begeisterung erlebt und mit Kriegsanleihen deutsche Heeresaufträge finanziert.
Doch immer mehr Freunde emigrierten, viele davon nach Palästina oder Amerika. Hätte das Ehepaar Blumenfeld Kinder gehabt, so hätten sie diese höchstwahrscheinlich ebenfalls in das sichere Ausland gebracht. Die Familie bestand aber nur aus der unverheirateten Nichte Margaretes, Ellen Sussmann, sowie Georg Blumenfelds Bruder Kurt. Beide kamen in den Vernichtungslagern der Nazis ums Leben.
Für die Bankiersfamilie kam es bereits in den ersten beiden Jahren nach der Machtergreifung zu einschneidenden Rückgängen im Geschäft. Die Benennung einer jüdischen Bankadresse war für Privatkunden und Firmen nicht mehr opportun. Im Lauf der Jahre 1935 und 1936 stellten namhafte Großunternehmen, die von Aufträgen, Bürgschaften oder gar Beteiligungen des Staates abhängig waren, ihre Geschäftsverbindungen zu jüdischen Partnern völlig ein. Zum Verlust „arischer“ Kundschaft traten wachsende Schwierigkeiten der etablierten oder neu hinzugekommenen jüdischen Deutschen. Deren aus der politischen Lage resultierende Absatz- und Liquiditätsprobleme ziehen auch die betreffenden Hausbanken in Mitleidenschaft. Manch eifriger Bürger stand in seiner „Sorge“ um das Gebaren jüdischer Bankiers den Parteichargen kaum nach.
In einem Schreiben einer aufmerksamen Berlinerin an die Gauleitung der NSDAP vom 28. September 1935 heißt es: „… hiermit möchte ich Ihnen nachstehend die Adresse eines russischen Juden geben, der mit beträchtlichen Summen deutsche Heeresaufträge finanziert. Es handelt sich um den Inhaber des Bankhauses G. Blumenfeld & Co., Unter den Linden 27.“
Wenngleich sich die Blumenfelds als Privat- wie Geschäftspersonen in einem immer feindlicher werdenden gesellschaftlichen Klima bewegten, hielten sie – freilich ohne das Wissen um die Zukunft – den nationalsozialistischen Terror gerade noch für erträglich. Sie konnten das Bankhaus und die Villa in der Kurfürstenstraße halten, die zum Rückzugsort der Familie sowie zum heimlichen Treffpunkt vieler jüdischer Freunde wurde, denen die Öffentlichkeit genommen war.
Doch die Villen in der Kurfürstenstraße beherbergten schon bald die Totengräber ihrer wahren Eigentümer. Die Welle von (Zwangs-)Verkäufen und Liquidationen jüdischer Betriebe begann 1938, und die Kurfürstenstraße, einst Wohngegend jüdischer Kaufleute und Bankiers, wurde zu einem der zentralen Erinnerungsorte des NS-Terrors.
Dort, wo sich heute das Kaffeehaus befindet, sollte in den megalomanen Phantasien des Hobbyarchitekten Adolf Hitler sowie seines „Generalinspekteurs für die Reichshauptstadt“ Albert Speer bald alles dem Boden gleichgemacht werden, um eine wichtige Achse in der geplanten Welthauptstadt Germania realisieren zu können.
1938 erfolgte die Liquidation der Bank G. Blumenfeld & Co. Georg Blumenfeld entschied sich am 21. Juni 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, für den Freitod mittels Einnahme von Gift.
Die Übereignungsanzeige seines Hauses in der Kurfürstenstraße an die Deutsch-Polnische Gesellschaft, de facto eine SS-Stelle, ist auf den 15. September 1939 datiert, also auf einen Zeitpunkt, da Georg Blumenfeld bereits auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt ist. In dem Dokument heißt es, er habe sein Haus samt Grundstück für eine – lächerliche – Summe von 25 000 Reichsmark „veräußert“. Die gleiche Summe erhielt Heinz Rühmann für den 1936 gedrehten Liebesfilm Allotria als Gage.
Blumenfelds Name als Eigentümer des Grundstückes wurde in der Bauakte mit einem dicken symbolträchtigen Strich getilgt – ebenso wie der Name Israel, den er tragen musste, auf den Begräbnisunterlagen des Jüdischen Friedhofs durchgestrichen wurde.
Seine Frau Lucia Margarete schlüpfte, als die Deportationen in die Gettos und Todeslager Osteuropas einsetzten und die Rate jüdischer Freitode ihren Höhepunkt erreichte, an verschiedenen Orten unter. Der letzte Eintrag in der historischen Berliner Einwohnermeldekartei, die nur sehr lückenhaft überliefert ist, gibt bei der Volkszählung von 1939, die der systematischen „Erfassung“ aller Berliner Juden diente, als zuletzt gemeldete Wohnorte die Lassenstraße 32/34 und die Pücklerstraße 8 in Berlin-Grunewald an.
Margarete Lucia Blumenfeld nahm sich am 11. November 1941 in ihrem Zimmer in der Lietzenburger Straße ebenfalls das Leben. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee an der Seite ihres Mannes beerdigt.
Inhaber, Mitarbeiter und Stammgäste des Café Einstein gedenken beider Opfer, der ehemaligen Besitzer des Hauses, deren Gräber sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee befinden, mit zwei Stolpersteinen, die seit September 2009 auf dem Trottoir vor dem Café zu finden sind.
Die Villa erwarb er von einem Bekannten, demm jüdischen Kaufmann Carl Cohn. Der neue Inhaber beauftragte 1926 die renommierten Architekten Ernst Lessing und Max Bremer mit der Ausführung eines tiefgreifenden Umbaus.
Was die Familie Blumenfeld nach 1933 erlebte, erzählt die Geschichte Tausender: die nicht enden wollenden, dezentralen aumfassenden antijüdischen Ausschreitungen und die sukzessive pseudolegale Ausgrenzung und Stigmatisierung des jüdischen Bevölkerungsteiles durch die Reichsregierung sowie durch das Umfeld.
Blumenfeld und seine Frau Lucia Margarete entschieden sich dennoch, Berlin nicht zu verlassen: In Berlin waren die Blumenfelds geboren, hier hatten sie immer gelebt, sich kennengelernt, ihre ganze Existenz aufgebaut.
Georg Blumenfeld hatte wie viele andere Berliner Juden den Ersten Weltkrieg in patriotischer Begeisterung erlebt und mit Kriegsanleihen deutsche Heeresaufträge finanziert.
Doch immer mehr Freunde emigrierten, viele davon nach Palästina oder Amerika. Hätte das Ehepaar Blumenfeld Kinder gehabt, so hätten sie diese höchstwahrscheinlich ebenfalls in das sichere Ausland gebracht. Die Familie bestand aber nur aus der unverheirateten Nichte Margaretes, Ellen Sussmann, sowie Georg Blumenfelds Bruder Kurt. Beide kamen in den Vernichtungslagern der Nazis ums Leben.
Für die Bankiersfamilie kam es bereits in den ersten beiden Jahren nach der Machtergreifung zu einschneidenden Rückgängen im Geschäft. Die Benennung einer jüdischen Bankadresse war für Privatkunden und Firmen nicht mehr opportun. Im Lauf der Jahre 1935 und 1936 stellten namhafte Großunternehmen, die von Aufträgen, Bürgschaften oder gar Beteiligungen des Staates abhängig waren, ihre Geschäftsverbindungen zu jüdischen Partnern völlig ein. Zum Verlust „arischer“ Kundschaft traten wachsende Schwierigkeiten der etablierten oder neu hinzugekommenen jüdischen Deutschen. Deren aus der politischen Lage resultierende Absatz- und Liquiditätsprobleme ziehen auch die betreffenden Hausbanken in Mitleidenschaft. Manch eifriger Bürger stand in seiner „Sorge“ um das Gebaren jüdischer Bankiers den Parteichargen kaum nach.
In einem Schreiben einer aufmerksamen Berlinerin an die Gauleitung der NSDAP vom 28. September 1935 heißt es: „… hiermit möchte ich Ihnen nachstehend die Adresse eines russischen Juden geben, der mit beträchtlichen Summen deutsche Heeresaufträge finanziert. Es handelt sich um den Inhaber des Bankhauses G. Blumenfeld & Co., Unter den Linden 27.“
Wenngleich sich die Blumenfelds als Privat- wie Geschäftspersonen in einem immer feindlicher werdenden gesellschaftlichen Klima bewegten, hielten sie – freilich ohne das Wissen um die Zukunft – den nationalsozialistischen Terror gerade noch für erträglich. Sie konnten das Bankhaus und die Villa in der Kurfürstenstraße halten, die zum Rückzugsort der Familie sowie zum heimlichen Treffpunkt vieler jüdischer Freunde wurde, denen die Öffentlichkeit genommen war.
Doch die Villen in der Kurfürstenstraße beherbergten schon bald die Totengräber ihrer wahren Eigentümer. Die Welle von (Zwangs-)Verkäufen und Liquidationen jüdischer Betriebe begann 1938, und die Kurfürstenstraße, einst Wohngegend jüdischer Kaufleute und Bankiers, wurde zu einem der zentralen Erinnerungsorte des NS-Terrors.
Dort, wo sich heute das Kaffeehaus befindet, sollte in den megalomanen Phantasien des Hobbyarchitekten Adolf Hitler sowie seines „Generalinspekteurs für die Reichshauptstadt“ Albert Speer bald alles dem Boden gleichgemacht werden, um eine wichtige Achse in der geplanten Welthauptstadt Germania realisieren zu können.
1938 erfolgte die Liquidation der Bank G. Blumenfeld & Co. Georg Blumenfeld entschied sich am 21. Juni 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, für den Freitod mittels Einnahme von Gift.
Die Übereignungsanzeige seines Hauses in der Kurfürstenstraße an die Deutsch-Polnische Gesellschaft, de facto eine SS-Stelle, ist auf den 15. September 1939 datiert, also auf einen Zeitpunkt, da Georg Blumenfeld bereits auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt ist. In dem Dokument heißt es, er habe sein Haus samt Grundstück für eine – lächerliche – Summe von 25 000 Reichsmark „veräußert“. Die gleiche Summe erhielt Heinz Rühmann für den 1936 gedrehten Liebesfilm Allotria als Gage.
Blumenfelds Name als Eigentümer des Grundstückes wurde in der Bauakte mit einem dicken symbolträchtigen Strich getilgt – ebenso wie der Name Israel, den er tragen musste, auf den Begräbnisunterlagen des Jüdischen Friedhofs durchgestrichen wurde.
Seine Frau Lucia Margarete schlüpfte, als die Deportationen in die Gettos und Todeslager Osteuropas einsetzten und die Rate jüdischer Freitode ihren Höhepunkt erreichte, an verschiedenen Orten unter. Der letzte Eintrag in der historischen Berliner Einwohnermeldekartei, die nur sehr lückenhaft überliefert ist, gibt bei der Volkszählung von 1939, die der systematischen „Erfassung“ aller Berliner Juden diente, als zuletzt gemeldete Wohnorte die Lassenstraße 32/34 und die Pücklerstraße 8 in Berlin-Grunewald an.
Margarete Lucia Blumenfeld nahm sich am 11. November 1941 in ihrem Zimmer in der Lietzenburger Straße ebenfalls das Leben. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee an der Seite ihres Mannes beerdigt.
Inhaber, Mitarbeiter und Stammgäste des Café Einstein gedenken beider Opfer, der ehemaligen Besitzer des Hauses, deren Gräber sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee befinden, mit zwei Stolpersteinen, die seit September 2009 auf dem Trottoir vor dem Café zu finden sind.
Georg Blumenfeld, ein in Berlin geborener jüdischer Privatbankier mosaischen Glaubens, zog 1926 mit seiner Frau Lucia Margarete von der Schlüterstraße in Charlottenburg in eine Villa in die Kurfürstenstraße 58, die heute das bekannte Café Einstein beherbergt.
Die Villa erwarb er von einem Bekannten, demm jüdischen Kaufmann Carl Cohn. Der neue Inhaber beauftragte 1926 die renommierten Architekten Ernst Lessing und Max Bremer mit der Ausführung eines tiefgreifenden Umbaus.
Was die Familie Blumenfeld nach 1933 erlebte, erzählt die Geschichte Tausender: die nicht enden wollenden, dezentralen aumfassenden antijüdischen Ausschreitungen und die sukzessive pseudolegale Ausgrenzung und Stigmatisierung des jüdischen Bevölkerungsteiles durch die Reichsregierung sowie durch das Umfeld.
Blumenfeld und seine Frau Lucia Margarete entschieden sich dennoch, Berlin nicht zu verlassen: In Berlin waren die Blumenfelds geboren, hier hatten sie immer gelebt, sich kennengelernt, ihre ganze Existenz aufgebaut.
Georg Blumenfeld hatte wie viele andere Berliner Juden den Ersten Weltkrieg in patriotischer Begeisterung erlebt und mit Kriegsanleihen deutsche Heeresaufträge finanziert.
Doch immer mehr Freunde emigrierten, viele davon nach Palästina oder Amerika. Hätte das Ehepaar Blumenfeld Kinder gehabt, so hätten sie diese höchstwahrscheinlich ebenfalls in das sichere Ausland gebracht. Die Familie bestand aber nur aus der unverheirateten Nichte Margaretes, Ellen Sussmann, sowie Georg Blumenfelds Bruder Kurt. Beide kamen in den Vernichtungslagern der Nazis ums Leben.
Für die Bankiersfamilie kam es bereits in den ersten beiden Jahren nach der Machtergreifung zu einschneidenden Rückgängen im Geschäft. Die Benennung einer jüdischen Bankadresse war für Privatkunden und Firmen nicht mehr opportun. Im Lauf der Jahre 1935 und 1936 stellten namhafte Großunternehmen, die von Aufträgen, Bürgschaften oder gar Beteiligungen des Staates abhängig waren, ihre Geschäftsverbindungen zu jüdischen Partnern völlig ein. Zum Verlust „arischer“ Kundschaft traten wachsende Schwierigkeiten der etablierten oder neu hinzugekommenen jüdischen Deutschen. Deren aus der politischen Lage resultierende Absatz- und Liquiditätsprobleme ziehen auch die betreffenden Hausbanken in Mitleidenschaft. Manch eifriger Bürger stand in seiner „Sorge“ um das Gebaren jüdischer Bankiers den Parteichargen kaum nach.
In einem Schreiben einer aufmerksamen Berlinerin an die Gauleitung der NSDAP vom 28. September 1935 heißt es: „… hiermit möchte ich Ihnen nachstehend die Adresse eines russischen Juden geben, der mit beträchtlichen Summen deutsche Heeresaufträge finanziert. Es handelt sich um den Inhaber des Bankhauses G. Blumenfeld & Co., Unter den Linden 27.“
Wenngleich sich die Blumenfelds als Privat- wie Geschäftspersonen in einem immer feindlicher werdenden gesellschaftlichen Klima bewegten, hielten sie – freilich ohne das Wissen um die Zukunft – den nationalsozialistischen Terror gerade noch für erträglich. Sie konnten das Bankhaus und die Villa in der Kurfürstenstraße halten, die zum Rückzugsort der Familie sowie zum heimlichen Treffpunkt vieler jüdischer Freunde wurde, denen die Öffentlichkeit genommen war.
Doch die Villen in der Kurfürstenstraße beherbergten schon bald die Totengräber ihrer wahren Eigentümer. Die Welle von (Zwangs-)Verkäufen und Liquidationen jüdischer Betriebe begann 1938, und die Kurfürstenstraße, einst Wohngegend jüdischer Kaufleute und Bankiers, wurde zu einem der zentralen Erinnerungsorte des NS-Terrors.
Dort, wo sich heute das Kaffeehaus befindet, sollte in den megalomanen Phantasien des Hobbyarchitekten Adolf Hitler sowie seines „Generalinspekteurs für die Reichshauptstadt“ Albert Speer bald alles dem Boden gleichgemacht werden, um eine wichtige Achse in der geplanten Welthauptstadt Germania realisieren zu können.
1938 erfolgte die Liquidation der Bank G. Blumenfeld & Co. Georg Blumenfeld entschied sich am 21. Juni 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, für den Freitod mittels Einnahme von Gift.
Die Übereignungsanzeige seines Hauses in der Kurfürstenstraße an die Deutsch-Polnische Gesellschaft, de facto eine SS-Stelle, ist auf den 15. September 1939 datiert, also auf einen Zeitpunkt, da Georg Blumenfeld bereits auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt ist. In dem Dokument heißt es, er habe sein Haus samt Grundstück für eine – lächerliche – Summe von 25 000 Reichsmark „veräußert“. Die gleiche Summe erhielt Heinz Rühmann für den 1936 gedrehten Liebesfilm Allotria als Gage.
Blumenfelds Name als Eigentümer des Grundstückes wurde in der Bauakte mit einem dicken symbolträchtigen Strich getilgt – ebenso wie der Name Israel, den er tragen musste, auf den Begräbnisunterlagen des Jüdischen Friedhofs durchgestrichen wurde.
Seine Frau Lucia Margarete schlüpfte, als die Deportationen in die Gettos und Todeslager Osteuropas einsetzten und die Rate jüdischer Freitode ihren Höhepunkt erreichte, an verschiedenen Orten unter. Der letzte Eintrag in der historischen Berliner Einwohnermeldekartei, die nur sehr lückenhaft überliefert ist, gibt bei der Volkszählung von 1939, die der systematischen „Erfassung“ aller Berliner Juden diente, als zuletzt gemeldete Wohnorte die Lassenstraße 32/34 und die Pücklerstraße 8 in Berlin-Grunewald an.
Margarete Lucia Blumenfeld nahm sich am 11. November 1941 in ihrem Zimmer in der Lietzenburger Straße ebenfalls das Leben. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee an der Seite ihres Mannes beerdigt.
Inhaber, Mitarbeiter und Stammgäste des Café Einstein gedenken beider Opfer, der ehemaligen Besitzer des Hauses, deren Gräber sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee befinden, mit zwei Stolpersteinen, die seit September 2009 auf dem Trottoir vor dem Café zu finden sind.
Die Villa erwarb er von einem Bekannten, demm jüdischen Kaufmann Carl Cohn. Der neue Inhaber beauftragte 1926 die renommierten Architekten Ernst Lessing und Max Bremer mit der Ausführung eines tiefgreifenden Umbaus.
Was die Familie Blumenfeld nach 1933 erlebte, erzählt die Geschichte Tausender: die nicht enden wollenden, dezentralen aumfassenden antijüdischen Ausschreitungen und die sukzessive pseudolegale Ausgrenzung und Stigmatisierung des jüdischen Bevölkerungsteiles durch die Reichsregierung sowie durch das Umfeld.
Blumenfeld und seine Frau Lucia Margarete entschieden sich dennoch, Berlin nicht zu verlassen: In Berlin waren die Blumenfelds geboren, hier hatten sie immer gelebt, sich kennengelernt, ihre ganze Existenz aufgebaut.
Georg Blumenfeld hatte wie viele andere Berliner Juden den Ersten Weltkrieg in patriotischer Begeisterung erlebt und mit Kriegsanleihen deutsche Heeresaufträge finanziert.
Doch immer mehr Freunde emigrierten, viele davon nach Palästina oder Amerika. Hätte das Ehepaar Blumenfeld Kinder gehabt, so hätten sie diese höchstwahrscheinlich ebenfalls in das sichere Ausland gebracht. Die Familie bestand aber nur aus der unverheirateten Nichte Margaretes, Ellen Sussmann, sowie Georg Blumenfelds Bruder Kurt. Beide kamen in den Vernichtungslagern der Nazis ums Leben.
Für die Bankiersfamilie kam es bereits in den ersten beiden Jahren nach der Machtergreifung zu einschneidenden Rückgängen im Geschäft. Die Benennung einer jüdischen Bankadresse war für Privatkunden und Firmen nicht mehr opportun. Im Lauf der Jahre 1935 und 1936 stellten namhafte Großunternehmen, die von Aufträgen, Bürgschaften oder gar Beteiligungen des Staates abhängig waren, ihre Geschäftsverbindungen zu jüdischen Partnern völlig ein. Zum Verlust „arischer“ Kundschaft traten wachsende Schwierigkeiten der etablierten oder neu hinzugekommenen jüdischen Deutschen. Deren aus der politischen Lage resultierende Absatz- und Liquiditätsprobleme ziehen auch die betreffenden Hausbanken in Mitleidenschaft. Manch eifriger Bürger stand in seiner „Sorge“ um das Gebaren jüdischer Bankiers den Parteichargen kaum nach.
In einem Schreiben einer aufmerksamen Berlinerin an die Gauleitung der NSDAP vom 28. September 1935 heißt es: „… hiermit möchte ich Ihnen nachstehend die Adresse eines russischen Juden geben, der mit beträchtlichen Summen deutsche Heeresaufträge finanziert. Es handelt sich um den Inhaber des Bankhauses G. Blumenfeld & Co., Unter den Linden 27.“
Wenngleich sich die Blumenfelds als Privat- wie Geschäftspersonen in einem immer feindlicher werdenden gesellschaftlichen Klima bewegten, hielten sie – freilich ohne das Wissen um die Zukunft – den nationalsozialistischen Terror gerade noch für erträglich. Sie konnten das Bankhaus und die Villa in der Kurfürstenstraße halten, die zum Rückzugsort der Familie sowie zum heimlichen Treffpunkt vieler jüdischer Freunde wurde, denen die Öffentlichkeit genommen war.
Doch die Villen in der Kurfürstenstraße beherbergten schon bald die Totengräber ihrer wahren Eigentümer. Die Welle von (Zwangs-)Verkäufen und Liquidationen jüdischer Betriebe begann 1938, und die Kurfürstenstraße, einst Wohngegend jüdischer Kaufleute und Bankiers, wurde zu einem der zentralen Erinnerungsorte des NS-Terrors.
Dort, wo sich heute das Kaffeehaus befindet, sollte in den megalomanen Phantasien des Hobbyarchitekten Adolf Hitler sowie seines „Generalinspekteurs für die Reichshauptstadt“ Albert Speer bald alles dem Boden gleichgemacht werden, um eine wichtige Achse in der geplanten Welthauptstadt Germania realisieren zu können.
1938 erfolgte die Liquidation der Bank G. Blumenfeld & Co. Georg Blumenfeld entschied sich am 21. Juni 1939, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, für den Freitod mittels Einnahme von Gift.
Die Übereignungsanzeige seines Hauses in der Kurfürstenstraße an die Deutsch-Polnische Gesellschaft, de facto eine SS-Stelle, ist auf den 15. September 1939 datiert, also auf einen Zeitpunkt, da Georg Blumenfeld bereits auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin Weißensee beerdigt ist. In dem Dokument heißt es, er habe sein Haus samt Grundstück für eine – lächerliche – Summe von 25 000 Reichsmark „veräußert“. Die gleiche Summe erhielt Heinz Rühmann für den 1936 gedrehten Liebesfilm Allotria als Gage.
Blumenfelds Name als Eigentümer des Grundstückes wurde in der Bauakte mit einem dicken symbolträchtigen Strich getilgt – ebenso wie der Name Israel, den er tragen musste, auf den Begräbnisunterlagen des Jüdischen Friedhofs durchgestrichen wurde.
Seine Frau Lucia Margarete schlüpfte, als die Deportationen in die Gettos und Todeslager Osteuropas einsetzten und die Rate jüdischer Freitode ihren Höhepunkt erreichte, an verschiedenen Orten unter. Der letzte Eintrag in der historischen Berliner Einwohnermeldekartei, die nur sehr lückenhaft überliefert ist, gibt bei der Volkszählung von 1939, die der systematischen „Erfassung“ aller Berliner Juden diente, als zuletzt gemeldete Wohnorte die Lassenstraße 32/34 und die Pücklerstraße 8 in Berlin-Grunewald an.
Margarete Lucia Blumenfeld nahm sich am 11. November 1941 in ihrem Zimmer in der Lietzenburger Straße ebenfalls das Leben. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee an der Seite ihres Mannes beerdigt.
Inhaber, Mitarbeiter und Stammgäste des Café Einstein gedenken beider Opfer, der ehemaligen Besitzer des Hauses, deren Gräber sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee befinden, mit zwei Stolpersteinen, die seit September 2009 auf dem Trottoir vor dem Café zu finden sind.