Max Behrendt

Location 
Landsberger Allee 8
Historical name
Landsberger Allee 2
District
Friedrichshain
Stone was laid
08 May 2023
Born
24 October 1910 in Berlin
Occupation
Schuhmacher
Verhaftet
16 May 1941
Interniert
04 June 1942 in Brandenburg-Görden
Deportation
on 20 April 1943 to Auschwitz
Murdered
25 August 1943 in Auschwitz

Max Behrendt wurde am 24. Oktober 1910 in Berlin geboren. Sein jüdischer Vater, der Hausdiener David Behrendt, zeigte am nächsten Tag auf dem Standesamt an, dass seine evangelische Ehefrau, Auguste Behrendt geb. Schnesche, einen Sohn geboren hatte.

Im Alter von acht Jahren war Max bereits Vollwaise. Seine Mutter starb 1914 im Alter von 26 Jahren. Sein Vater fiel 1918 im Ersten Weltkrieg in Flandern im Alter von 35 Jahren.

Im Städtischen Waisenhaus in der Alten Jakobstraße erfolgte die weitere Betreuung und Erziehung von Max Behrendt. 1924 verließ er die Volksschule und begann in Hannover eine Lehre im Schuhmacherhandwerk, die er 1927 mit seiner Gesellenprüfung abschließen konnte. Anschließend kehrte Max nach Berlin zurück und arbeitete dort von 1927 bis 1940 in verschiedenen Schuhfabriken, so auch sieben Jahre für die renommierte Firma Leiser.

Im Dezember 1933 heiratete Max die Arbeiterin Margarete Kollberg. Ab 1935 wohnten die Eheleute mit ihrem gemeinsamen Sohn in der Landsberger Allee 2 (heute Landsberger Allee 8).

Max Behrendt trat im November 1938 aus der Jüdischen Gemeinde aus. Sein späteres Gesuch auf Anerkennung als »Mischling I. Grades« wurde abschlägig beschieden. Er galt somit weiterhin als Jude. Ende 1939 starb seine Ehefrau.

Ab 1940 musste Max in Berlin als Kohlenarbeiter Zwangsarbeit leisten.

Im Spätsommer 1940 lernte der Witwer Max Behrendt eine verheiratete, nichtjüdische Frau kennen, deren Ehemann in der Wehrmacht diente. Es kam Ende März 1941 zur Scheidung des Ehepaares. Seine geschiedene Freundin hielt weiterhin zu Max, was nicht unbemerkt blieb.

Mitte April 1941 erhielt die Polizei ein anonymes Schreiben, das Max Behrendt denunzierte. Nach polizeilichen Vorermittlungen wurden Max und seine Freundin früh am 16. Mai 1941 in ihrer Wohnung in der Landsberger Allee 2 festgenommen.

Nach der Vernehmung auf dem Polizeirevier wurde Max Behrendt dem Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium zugeführt. Er wurde im Gefängnis Plötzensee in Untersuchungshaft gesteckt. Seine Freundin blieb auf freiem Fuß und musste später als Zeugin im Prozess aussagen.

Am 22. Januar 1942 wurde das Urteil gesprochen und Max Behrendt wegen sog. »Rassenschande« zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.

In der Urteilsbegründung nahm die Strafkammer »von der Verhängung der Todesstrafe und auch von lebenslanger Zuchthausstrafe gegen den bisher völlig unbestraften Angeklagten Abstand«.

Nach über einem Jahr Haft im Gefängnis Berlin-Plötzensee kam Max Behrendt über die Zwischenstation Zuchthaus Luckau am 4. Juni 1942 in das Zuchthaus Brandenburg (Havel) – Görden.

Max Behrendt wurde als »Kriegstäter« geführt. Das bedeutete eine Verlängerung seiner Haftzeit, weil die in die Zeit des Kriegszustandes fallende Vollzugszeit in die Strafzeit nicht eingerechnet wurde. Erst mit Kriegsende hätte seine eigentliche Strafzeit begonnen.

Am 28. März 1943 bekam Max in Brandenburg Besuch von seiner Tante Rosa Schlagk, die selbst von der anstehenden Deportation bedroht war. Sie hatte ihren Neffen in der Untersuchungshaft schon mehrfach besucht. Weil Max Behrendt im Zuchthaus nur alle vier Monate Besuch bekommen durfte, war Rosa Schlagk wohl die letzte Verwandte, die ihn noch lebend gesehen hat. Denn bereits am 20. April 1943 wurden neun Häftlinge (darunter acht jüdische Gefangene) von der Polizei aus dem Zuchthaus Brandenburg abgeholt und ohne Angabe des Zielortes abtransportiert. Zu den Deportierten gehörte auch Bruno Baum, der wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt war und auf der alphabetischen Transportliste als Erster, direkt vor Max Behrendt, verzeichnet ist.

Bruno Baum überlebte den Krieg und war in der DDR SED-Funktionär. Er berichtete 1957 in seinem Buch »Widerstand in Auschwitz« über diesen Transport vom 20. April 1943, der über die Zwischenstation Breslau (Polizeipräsidium) direkt in das Stammlager des Konzentrationslagers Auschwitz ging. Dort bekam Bruno Baum die Häftlings-Nummer 118359, der Schuhmacher Max Behrendt am 24. April 1943 die Häftlings-Nummer 118360.

Bereits im Februar 1943 waren Max‘ Schwester, Herta Schulberg geb. Behrendt, und deren Tochter Ruth Schulberg, die in Paris gelebt hatten, von Drancy nach Auschwitz deportiert worden.

Von Max Behrendt gibt es in Auschwitz keinen Sterbeeintrag mehr, auch sein Geburtsdatum ist dort nicht überliefert. Vom KZ-Häftling Nr. 118360 gibt es aber noch drei Spuren aus dem Krankenblock 20. Dort wurde zweimal seine Lunge geröntgt (am 30. Juni 1943 und am 19. Juli 1943) und als 32-Jähriger wurde er am 21. August 1943 »überstellt«. Wohin überstellt, ist nicht vermerkt. Kurz danach war Max Behrendt bereits tot.

Im Standesamt II Auschwitz, das ein gesondertes Referat der Politischen Abteilung im Konzentrationslager war, wurde am 7. September 1943 eine Sterbeurkunde ausgestellt. Darin ist bescheinigt, dass der Schuhmacher Max Israel Behrendt »am 25.8.1943 um 9 Uhr 55 Minuten in Auschwitz, Kasernenstr. verstorben« ist. »Der Verstorbene war geboren am 24.10.1910 in Berlin.« Seine Eltern, seine verstorbene Ehefrau und seine letzte Adresse in Berlin sind in der Sterbeurkunde genannt.
Die von den Autoren Grotum und Parzer untersuchten Sterbebücher von Auschwitz belegen folgende damalige Praxis: »Mit der Angabe des Todesortes ›Auschwitz, Kasernenstraße‹ in den Sterbeeinträgen wollte die Gestapo den Eindruck erwecken, daß die Menschen in der Stadt Auschwitz gestorben seien. Bis auf Ausnahmen waren auch alle angegebenen ›Todesursachen‹ gefälscht.«

Die Todesursache »Herzschwäche«, das Todesdatum und der Todeszeitpunkt für Max Behrendt müssen als gefälscht angesehen werden.

Etwa Anfang Oktober 1943 erhielt die Schwiegermutter von Max Behrendt in Berlin die Sterbeurkunde mit einer Urne aus Auschwitz mit der angeblichen Asche ihres Schwiegersohnes. Am 11. Oktober 1943 veranlasste sie die Beisetzung der Urne auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee, die am 17. Oktober 1943 in das Grab der Mutter von Max Behrendt eingelassen wurde.