Margarete Glaser wurde am 21. März 1878 in der mecklenburgischen Seehafenstadt Ueckermünde geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Simon Glaser und der Minna Glaser, geborene Ewer. Margarete wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf: Ihre ältere Schwester Clara war zwei Jahre vor ihr, im September 1876, zur Welt gekommen, ihre jüngere Schwester Irmgard wurde 1886 in Ueckermünde geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Margarete in Ueckermünde haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur kleinen Jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Margarete etwa 50 der rund 5400 Einwohner zählten.
Nach ihrem Schulabschluss schlug Margarete Glaser eine kaufmännische Laufbahn ein. Sie war später als Buchhalterin tätig. Spätestens um die Jahrhundertwende muss die Familie nach Berlin gezogen sein. Hier heiratete Margaretes ältere Schwester Clara 1903 den gebürtigen Berliner Felix Rosenbaum. Zehn Jahre später, am 9. Dezember 1913, ging die 35-jährige Margarete die Ehe mit dem in Berlin ansässigen Geschäftsvertreter Paul Lesser ein. Ihr Ehemann war im Juli 1877 in Bernburg in Anhalt als Sohn eines Pferdehändlers zur Welt gekommen. Als Handelsvertreter war Paul Lesser in Berlin für das Frankfurter Unternehmen „Oberhessische Leinenindustrie Marx & Kleinberger“ tätig. Margarete zog nach der Hochzeit zu ihrem Ehemann in eine Wohnung in der Lindenstraße 70 (nach heutiger Nummerierung Lindenstraße 69) in Berlin-Kreuzberg. Im Februar 1920 verstarb Margaretes Schwester Irmgard im Alter von 34 Jahren und im Januar 1927 auch der Ehemann ihrer Schwester Clara Rosenbaum, die 1932/1933 zu dem Ehepaar Lesser in die Lindenstraße 70 zog.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Margarete Lesser und ihre Verwandten. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Lessers zunehmend in die Position von Rechtlosen. Ob Margarete und Paul Lesser in den 1930er-Jahren, insbesondere nach den Gewaltexzessen der Pogrome im Mai und November 1938, Schritte verfolgten, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Margarete und Paul Lesser sowie Clara Rosenbaum, die nach wie vor bei ihnen in der Lindenstraße lebte, zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Anfang 1941 mussten Margarete und Paul Lesser ihre langjährige Wohnung in der Lindenstraße 70 räumen. Sie nahmen sich zusammen mit Clara Rosenbaum ein Zimmer zur Untermiete in der Elsässerstraße 54 bei Schmoll. Am 18. September 1941 starb Margaretes Ehemann Paul mit 64 Jahren unter ungeklärten Umständen in Berlin. Margarete Lesser musste laut ihrer „Vermögenserklärung“, die sie kurz vor ihrer Deportation ausfüllen musste, Pflichtarbeit in einer Küche in der Johannisstraße 16, dem ehemaligen Gebäude der Jüdischen Reformgemeinde, leisten. Clara war zuletzt bei dem Rabbiner Dr. Max Weyl (1873–1942) bei der Jüdischen Gemeinde beschäftigt.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die beiden Schwestern Clara Rosenbaum und Margarete Lesser erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Sie wurden mit dem „19. Osttransport“, der ursprünglich für den 31. August 1942 geplant war, aber erst am 5. September Berlin verließ, in das Ghetto Riga deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Margarete Lesser war zum Zeitpunkt der Deportation 64 Jahre alt; ihre Schwester Clara 66 Jahre.
Margarete Glaser wurde am 21. März 1878 in der mecklenburgischen Seehafenstadt Ueckermünde geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Simon Glaser und der Minna Glaser, geborene Ewer. Margarete wuchs im Kreis von zwei Geschwistern auf: Ihre ältere Schwester Clara war zwei Jahre vor ihr, im September 1876, zur Welt gekommen, ihre jüngere Schwester Irmgard wurde 1886 in Ueckermünde geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Margarete in Ueckermünde haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur kleinen Jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Margarete etwa 50 der rund 5400 Einwohner zählten.
Nach ihrem Schulabschluss schlug Margarete Glaser eine kaufmännische Laufbahn ein. Sie war später als Buchhalterin tätig. Spätestens um die Jahrhundertwende muss die Familie nach Berlin gezogen sein. Hier heiratete Margaretes ältere Schwester Clara 1903 den gebürtigen Berliner Felix Rosenbaum. Zehn Jahre später, am 9. Dezember 1913, ging die 35-jährige Margarete die Ehe mit dem in Berlin ansässigen Geschäftsvertreter Paul Lesser ein. Ihr Ehemann war im Juli 1877 in Bernburg in Anhalt als Sohn eines Pferdehändlers zur Welt gekommen. Als Handelsvertreter war Paul Lesser in Berlin für das Frankfurter Unternehmen „Oberhessische Leinenindustrie Marx & Kleinberger“ tätig. Margarete zog nach der Hochzeit zu ihrem Ehemann in eine Wohnung in der Lindenstraße 70 (nach heutiger Nummerierung Lindenstraße 69) in Berlin-Kreuzberg. Im Februar 1920 verstarb Margaretes Schwester Irmgard im Alter von 34 Jahren und im Januar 1927 auch der Ehemann ihrer Schwester Clara Rosenbaum, die 1932/1933 zu dem Ehepaar Lesser in die Lindenstraße 70 zog.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Margarete Lesser und ihre Verwandten. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden und Anfang der 1930er-Jahre hatte die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zugenommen. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität; Erlasse und Sondergesetze drängten die Lessers zunehmend in die Position von Rechtlosen. Ob Margarete und Paul Lesser in den 1930er-Jahren, insbesondere nach den Gewaltexzessen der Pogrome im Juni und November 1938, Schritte verfolgten, Deutschland zu verlassen, ist nicht bekannt. Sollten Pläne bestanden haben, so scheiterten diese. Spätestens Anfang der 1940er-Jahre wurde das Leben für Margarete und Paul Lesser sowie Clara Rosenbaum, die nach wie vor bei ihnen in der Lindenstraße lebte, zum Existenzkampf. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.
Anfang 1941 mussten Margarete und Paul Lesser ihre langjährige Wohnung in der Lindenstraße 70 räumen. Sie nahmen sich zusammen mit Clara Rosenbaum ein Zimmer zur Untermiete in der Elsässerstraße 54 bei Schmoll. Am 18. September 1941 starb Margaretes Ehemann Paul mit 64 Jahren unter ungeklärten Umständen in Berlin. Margarete Lesser musste laut ihrer „Vermögenserklärung“, die sie kurz vor ihrer Deportation ausfüllen musste, Pflichtarbeit in einer Küche in der Johannisstraße 16, dem ehemaligen Gebäude der Jüdischen Reformgemeinde, leisten. Clara war zuletzt bei dem Rabbiner Dr. Max Weyl (1873–1942) bei der Jüdischen Gemeinde beschäftigt.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die beiden Schwestern Clara Rosenbaum und Margarete Lesser erhielten den Deportationsbescheid im Sommer 1942. Sie wurden mit dem „19. Osttransport“, der ursprünglich für den 31. August 1942 geplant war, aber erst am 5. September Berlin verließ, in das Ghetto Riga deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet. Margarete Lesser war zum Zeitpunkt der Deportation 64 Jahre alt; ihre Schwester Clara 66 Jahre.