Ulrich Simon-Süssmann

Location 
Lobeckstraße 45
Historical name
Brandenburgstraße 45
District
Kreuzberg
Stone was laid
11 May 2023
Born
26 May 1893 in Halberstadt
Deportation
on 17 May 1943 to Auschwitz
Murdered

Ulrich Simon-Süssmann kam am 26. Mai 1893 in Halberstadt als Sohn des jüdischen Rechtsanwalts Paul Simon-Süssmann und seiner Ehefrau Pauline, geb. Beck, zur Welt. Die jüdische Gemeinde in Halberstadt, das im nördlichen Harzvorland liegt, gehörte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den größten und bedeutendsten in Mitteleuropa.

Ulrich Simon-Süssmann hatte noch eine Schwester, Alice (*1887). Über seine Kindheit und Jugend haben sich keine Informationen erhalten. 

Im März 1920 trat Ulrich Simon-Süssmann in die Dienste der Darmstädter Bank für Handel und Industrie ein, die 1922 mit der Nationalbank für Deutschland zur Darmstädter und Nationalbank KGaA, abgekürzt Danat-Bank, fusionierte. Er war zunächst Prokurist in der Niederlassung in Quedlinburg und wurde dann zum Mitleiter der Filiale in Halle (Saale) bestellt. Ulrich Simon-Süssmann gehörte von Oktober 1921 bis Juli 1923 dem Filialbüro in Berlin an und war dort fortan Vorsteher einer Geschäftsstelle.

Er wohnte mit seiner Mutter, die inzwischen verwitwet war, in der Bayerischen Straße 29 in Berlin-Wilmersdorf. Am 16. Februar 1928 heiratete er Berta Hildegard Roth, geb. 1906 in Berlin. Die Ehe wurde aber bereits im April 1929 geschieden.

1931 war die Danat-Bank die zweitgrößte Bank Deutschlands, musste jedoch im Juli 1931 im Zuge der Weltwirtschaftskrise ihre Schalter wegen Zahlungsunfähigkeit schließen. Sie fusionierte daraufhin mit der Dresdner Bank.

Ulrich Simon-Süssmann heiratete am 15. Oktober 1935 Gerda Kroch, geb. am 24. Mai 1911 in Berlin. Er zog zu seiner Frau in die Brandenburgstraße (heute Lobeckstraße) 45, das Haus gehörte seiner Schwiegermutter Rosa Kroch. Dort befand sich auch deren Chemische Fabrik „Zündnelke“, in der u.a. Fahrradlampen, Dynamos, Taschenlampen und Glühbirnen hergestellt wurden. Ulrichs Frau Gerda arbeitete in der Firma als Prokuristin, 1937 wurde sie von ihrer Mutter zur Mitinhaberin gemacht.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familien Simon-Süssmann und Kroch. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Ulrich Simon-Süssmann war Vorsteher der Geschäftsstelle der Dresdner Bank am Kottbusser Tor, wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung aber Ende 1935 dieser Position enthoben. Er erhielt bei seinem zwangsweisen Ausscheiden eine größere Abfindungssumme. Er arbeitete dann in der Firma „Zündnelke“ seiner Schwiegermutter mit, die allerdings 1940 als jüdisches Unternehmen liquidiert wurde. Ulrich Simon-Süssmann musste später Zwangsarbeit leisten.

Seine Mutter, die zuletzt in der Sybelstraße 32 in Charlottenburg gewohnt hatte, wurde in das Sammellager für alte und kranke jüdische Menschen in der Auguststraße 14-16 in Mitte gebracht, um deportiert zu werden. Dort beging sie am 27. Juli 1942 im Alter von 81 Jahren Selbstmord. Für Pauline Simon-Süssmann gibt es einen Stolperstein vor dem Haus Sybelstraße 32.

Ulrich und Gerda Simon-Süssmann wurden am 17. Mai 1943 mit dem 38. Osttransport nach Auschwitz verschleppt. Gerda wurde dort am 6. Dezember 1943, ihr Ehemann zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Ulrich Simon-Süssmanns Schwiegermutter Rosa Kroch war bereits am 6. März 1943 mit dem 35. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet worden. 

Seine Schwester Alice, verwitwete Mankiewicz, überlebte in der Illegalität und wanderte 1951 in die USA aus.