Joseph Abraham

Location 
Manteuffelstraße 21
District
Kreuzberg
Stone was laid
04 April 2022
Born
11 April 1884 in Posen / Poznań
Occupation
Tapezierer
Deportation
on 03 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Joseph Abraham kam am 11. April 1884 in Posen zur Welt. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Sicher ist, dass er einer jüdischen Familie entstammte. Er erlernte den Beruf des Tapezierers und heiratete zu einem unbekannten Zeitpunkt Helene Breslauer, geb. um 1881 in Jarotschin in der preußischen Provinz Posen. Es ist nicht bekannt, ob das Ehepaar Kinder hatte.

Joseph Abraham ist das erste Mal im Jahr 1908 im Posener Adressbuch verzeichnet, da wohnte er in der Kleinen Gerberstraße 8, seit 1912 in der Schuhmacherstraße 15. Beide Adressen lagen in der Nähe des Stadtzentrums.

Nachdem seine Heimatstadt Posen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen abgetreten worden war, übersiedelte Joseph Abraham nach Berlin. 1919 ist er das erste Mal im Berliner Adressbuch als Handlungsgehilfe unter der Adresse Elisabethstraße 18 verzeichnet – diese befand sich unmittelbar östlich des Alexanderplatzes. Seit 1921 wohnte das Ehepaar Abraham in der Diedenhofener (heute Diedenhofer) Straße 3 im Prenzlauer Berg. Die Räumlichkeiten in der Elisabethstraße 18 behielt Joseph Abraham bei und nutzte sie wahrscheinlich beruflich: Im Berliner Adressbuch wird er als Kaufmann, Reisender, Dekorateur und seit den späten 1920er Jahren wieder als Tapezierer aufgeführt.

Seine Ehefrau Helene Abraham starb am 21. Juni 1928 im Alter von 47 Jahren. Joseph heiratete am 7. November 1929 in Berlin-Schöneberg Rosa Kiwi, geb. am 29. Mai 1896 in Obersitzko (Provinz Posen). Bis etwa 1934 wohnte das Ehepaar noch in der Diedenhofer Straße 3, dann zogen sie in die Manteuffelstraße 21 in Kreuzberg.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen das Ehepaar Abraham. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

1939 mussten die Abrahams ihre Wohnung in der Manteuffelstraße 21 aufgeben und in ein Zimmer zur Untermiete in der Köpenicker Straße 25a ziehen. Joseph Abraham musste Zwangsarbeit als Polsterer in der Matratzenfabrik Reinhard Liedtke in der Prenzlauer Straße 14-15, unmittelbar nördlich des Alexanderplatzes gelegen, leisten. Seine Frau Rosa war als Arbeiterin im Lager von Siemens & Halske in Charlottenburg-Jungfernheide zwangsverpflichtet. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Joseph und Rosa Abraham wurden am 27. Februar 1943 Opfer der „Fabrikaktion“, bei der die bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden, die in kriegswichtigen Betrieben zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und deportiert wurden. Joseph Abraham wurde am 3. März 1943 mit dem 33. Osttransport nach Auschwitz deportiert. Seine Frau hatte man bereits zwei Tage vorher nach Auschwitz verschleppt. Beide wurden vermutlich unmittelbar nach der Ankunft in einer der Gaskammern des Lagers ermordet.