Dr. Hellmuth Pollaczek

Location 
Neuenburger Straße 13
Historical name
Neuenburger Straße 13
District
Kreuzberg
Stone was laid
23 September 2016
Born
10 July 1899 in Berlin
Occupation
Redakteur
Forced Labour
Arbeiter (Eduard Linnhoff Maschinenfabrik und Kesselschmiede, Berlin-Tempelhof )
Deportation
on 24 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
27 April 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Hellmuth Pollaczek wurde am 10. Juli 1899 in Berlin geboren. Sein Vater, Dr. jur. Max Pollaczek, verfasste humoristische Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Drehbücher, war Redakteur bei der Morgenpost und beim Berliner Anzeiger. Seine Mutter Martha, geb. Gattel, war die Tochter des Unternehmers Bruno Gattel, Mitbegründer der 1890 gegründeten Hutfabrik „Gebrüder Gattel“ in der Prinzenallee 58 in Berlin-Wedding.<br />
Hellmuth Pollaczek studierte wie sein Vater Jura, promovierte und arbeitete als Redakteur. Die Nazis erteilten ihm als Juden Berufsverbot. Nach 1939 musste er Zwangsarbeit in der Tempelhofer Firma „Eduard Linnhoff Maschinenfabrik und Kesselschmiede“ leisten. Seine Entrechtung wird amtlich beglaubigt: Als er 1941 den Tod seines Vaters anzeigt, notiert der Standesbeamte: „Eingetragen auf mündliche Anzeige des Arbeiters, Doktor der Rechtswissenschaften, Hellmuth Israel Pollaczek“.<br />
Hellmuth Pollaczek blieb unverheiratet. Er wohnte mit seinen Eltern seit 1904 in der Neuenburger Straße 13 in Kreuzberg. Seine Mutter starb 1937. 1940 mussten er und sein 73-jähriger Vater ihre Kreuzberger Wohnung verlassen und wurden zwangsweise in ein Zimmer in der Allensteiner Straße 29 im Prenzlauer Berg (heute Liselotte-Hermann-Straße) einquartiert. Die Einrichtung der großbürgerlichen Wohnung der Pollaczeks, vor allem die umfangreiche Bibliothek, wurde von den Behörden konfisziert und versteigert. Laut Vermögenserklärung, die Hellmuth Pollaczek vor seiner Deportation abgeben musste, waren ihm geblieben:<br />
1 Sessel, 2 Atlanten, 25 Bücher, 1 Papierkorb, 2 Töpfe, 1 Kaffeeservice, 1 Koffer, 1 Gehrock, 6 Kragen, 3 Paar Strümpfe, 1 Paar Handschuhe, 2 Oberhemden, 46 Krawatten, 4 Schals, 1 Badetuch.<br />
Sein Vater starb im März 1941.<br />
Hellmuth Pollaczek wurde am 24. Oktober 1941 in das Ghetto Lodz deportiert, wo er am 27. April 1942 ermordet wurde.<br />
<br />
Entrechtung, Enteignung, Isolierung, Emigration, Verfolgung, Flucht in den Tod, Vernichtung – das war das Schicksal seiner Familie. <br />
Sein jüngerer Bruder Herbert wurde mit seiner Frau Bianka, geb. Lesser, 1942 in Auschwitz ermordet. Seine Onkel Max und Richard Gattel führten die Hutfabrik bis zur Enteignung weiter. Max wurde mit seiner Frau Anneliese 1942 nach Riga verschleppt und dort bei der Ankunft ermordet, Richard und seine Frau Ella, geb. Pinthus, wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 bzw. 1944 ums Leben kamen. Seine Tanten Ella Gattel, Chemielaborantin, und Lucie Blumberg, geb. Gattel, und deren Ehemann Erich nahmen sich 1942 angesichts der drohenden Deportation mit Schlafmitteln das Leben. <br />
Seine Tante Hedwig Ohrenstein, geb. Gattel, konnte mit einem Sohn nach England fliehen, Hedwig Ohrensteins zweiter Sohn Fritz wurde mit seiner Frau Gertrud, geb. Lesser, 1942 in Auschwitz ermordet.

Hellmuth Pollaczek wurde am 10. Juli 1899 in Berlin geboren. Sein Vater, Dr. jur. Max Pollaczek, verfasste humoristische Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Drehbücher, war Redakteur bei der Morgenpost und beim Berliner Anzeiger. Seine Mutter Martha, geb. Gattel, war die Tochter des Unternehmers Bruno Gattel, Mitbegründer der 1890 gegründeten Hutfabrik „Gebrüder Gattel“ in der Prinzenallee 58 in Berlin-Wedding.
Hellmuth Pollaczek studierte wie sein Vater Jura, promovierte und arbeitete als Redakteur. Die Nazis erteilten ihm als Juden Berufsverbot. Nach 1939 musste er Zwangsarbeit in der Tempelhofer Firma „Eduard Linnhoff Maschinenfabrik und Kesselschmiede“ leisten. Seine Entrechtung wird amtlich beglaubigt: Als er 1941 den Tod seines Vaters anzeigt, notiert der Standesbeamte: „Eingetragen auf mündliche Anzeige des Arbeiters, Doktor der Rechtswissenschaften, Hellmuth Israel Pollaczek“.
Hellmuth Pollaczek blieb unverheiratet. Er wohnte mit seinen Eltern seit 1904 in der Neuenburger Straße 13 in Kreuzberg. Seine Mutter starb 1937. 1940 mussten er und sein 73-jähriger Vater ihre Kreuzberger Wohnung verlassen und wurden zwangsweise in ein Zimmer in der Allensteiner Straße 29 im Prenzlauer Berg (heute Liselotte-Hermann-Straße) einquartiert. Die Einrichtung der großbürgerlichen Wohnung der Pollaczeks, vor allem die umfangreiche Bibliothek, wurde von den Behörden konfisziert und versteigert. Laut Vermögenserklärung, die Hellmuth Pollaczek vor seiner Deportation abgeben musste, waren ihm geblieben:
1 Sessel, 2 Atlanten, 25 Bücher, 1 Papierkorb, 2 Töpfe, 1 Kaffeeservice, 1 Koffer, 1 Gehrock, 6 Kragen, 3 Paar Strümpfe, 1 Paar Handschuhe, 2 Oberhemden, 46 Krawatten, 4 Schals, 1 Badetuch.
Sein Vater starb im März 1941.
Hellmuth Pollaczek wurde am 24. Oktober 1941 in das Ghetto Lodz deportiert, wo er am 27. April 1942 ermordet wurde.

Entrechtung, Enteignung, Isolierung, Emigration, Verfolgung, Flucht in den Tod, Vernichtung – das war das Schicksal seiner Familie.
Sein jüngerer Bruder Herbert wurde mit seiner Frau Bianka, geb. Lesser, 1942 in Auschwitz ermordet. Seine Onkel Max und Richard Gattel führten die Hutfabrik bis zur Enteignung weiter. Max wurde mit seiner Frau Anneliese 1942 nach Riga verschleppt und dort bei der Ankunft ermordet, Richard und seine Frau Ella, geb. Pinthus, wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie 1943 bzw. 1944 ums Leben kamen. Seine Tanten Ella Gattel, Chemielaborantin, und Lucie Blumberg, geb. Gattel, und deren Ehemann Erich nahmen sich 1942 angesichts der drohenden Deportation mit Schlafmitteln das Leben.
Seine Tante Hedwig Ohrenstein, geb. Gattel, konnte mit einem Sohn nach England fliehen, Hedwig Ohrensteins zweiter Sohn Fritz wurde mit seiner Frau Gertrud, geb. Lesser, 1942 in Auschwitz ermordet.