Leonhard Loeffler

Location 
Pauline-Staegemann-Straße 1
Historical name
Georgenkirchstr. 53
District
Friedrichshain
Stone was laid
08 September 2022
Born
04 March 1906 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Leonhard Loeffler kam am 4. März 1906 in Bromberg in der preußischen Provinz Posen als Sohn des jüdischen Bäckermeisters Heinrich Loeffler und dessen Ehefrau Martha, geb. Bukofzer, zur Welt. Leonhard hatte noch sechs Geschwister: Eva (*1902 im englischen Leeds), Siegbert (*1903 im westpreußischen Zempelburg), Ilse (*1908) und Hildegard (*1909). Die beiden jüngeren Schwestern kamen wie Leonhard in der Stadt Bromberg (polnisch Bydgoszcz) zur Welt, die etwa 120 km nordöstlich von Posen liegt. Außerdem hatte er aus der ersten Ehe seines Vaters noch die Halbschwestern Henriette (*1892 in Tremessen / Posen) und Anni (*1895 in Leeds).

Leonhard Loeffler besuchte in Bromberg die Mittelschule. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Stadt im Januar 1920 nach dem Friedensvertrag von Versailles an Polen abgetreten. Die Familie Loeffler übersiedelte im September 1920 nach Berlin und wohnte fortan in der Georgenkirchstraße 1a im Bezirk Friedrichshain.

Leonhard Loeffler absolvierte eine kaufmännische Lehre bei einer Konfektionsfirma, bei der er anschließend noch bis Mitte der 1920er Jahre angestellt war. Danach arbeitete er bis etwa 1932 für die in der Neuen Königstraße 42 gelegenen Zigarrenfabrik Bernhard Fuß.

Am 19. Oktober 1933 heiratete Leonhard Loeffler die Lageristin Johanna Panke, geb. am 26. Januar 1908 in Berlin. Auch sie entstammte einer jüdischen Familie. Seit ca. 1934 lebte das junge Ehepaar in einer Drei-Zimmer-Wohnung im dritten Stock des Seitenflügels der Georgenkirchstraße 53 (das Haus existiert nicht mehr, dieser Teil der Georgenkirchstraße heißt heute Pauline-Staegemann-Straße). Im selben Haus wohnten auch Johannas Eltern und ihre Geschwister. Am 27. August 1937 kam Leonhards und Johannas Tochter Marion zur Welt. Leonhard Loeffler verdiente den Lebensunterhalt seiner Familie als Vertreter der in der Höchsten Straße 39 gelegenen Nähmaschinenfabrik Louis Littauer.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Loeffler. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Die Nähmaschinenfabrik, für die Leonhard Loeffler tätig war, wurde 1939 als jüdisches Unternehmen liquidiert. Er war später als Kohlenträger bei der Vereinigten Berliner Kohlen-Händler AG zwangsverpflichtet. Seine Frau leistete keine Zwangsarbeit und kümmerte sich offenbar um die Tochter und den Haushalt. Die Loefflers hatten inzwischen ein Zimmer ihrer Wohnung an die dreiköpfige jüdische Familie Israel untervermietet.

Leonhard, Johanna und die fünfjährige Marion Loeffler wurden am 3. Dezember 1942 aus ihrer Wohnung in das Sammellager Große Hamburger Straße 26 verschleppt. Von dort wurden sie am 9. Dezember 1942 mit dem 24. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Der Untermieter Arthur Israel wurde am 3. März 1943, dessen Frau Ilse, geb. Hirschfeld, und der sechsjährige Sohn Stefan einen Tag später nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Leonhards Schwester Eva, verheiratete Breuer, und seine Halbschwester Anni, verheiratete Himmelstaub, waren nach England emigriert. Seine Halbschwester Henriette, verheiratete Wagner, wurde am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Leonhards Schwester Ilse und deren Ehemann Ludwig Lewin wurden am 2. März 1943, seine Geschwister Hildegard und Siegbert Loeffler am 3. März 1943 nach Auschwitz verschleppt. Da Siegbert von Beruf Zahntechniker war, wurde er zur Zwangsarbeit selektiert. Ilse und Ludwig Lewin sowie Hildegard Loeffler wurden vermutlich unmittelbar von der Rampe ins Gas geschickt.

Siegberts Frau Lucie, geb. Wohlmann, sowie die Kinder Evelyne Paula (*1933) und Heinz (*1936) wurden am 4. März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Im Zuge der Räumung des Lagers Auschwitz wurde Siegbert Loeffler Ende Januar 1945 nach Mauthausen deportiert, wo er Anfang Mai 1945 die Befreiung erlebte. Er wohnte nach dem Krieg im bayerischen Hof.