Cäcilie Katz née Silberherr

Location 
Regensburger Str. 16
District
Wilmersdorf
Born
28 July 1902 in Odessa
Deportation
on 12 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Die Familie Katz lebte in einfachen Verhältnissen. Leo Katz wurde am 5. September 1899 in Posen/Poznań geboren, er war im Transportmittelhandel tätig. Seine Frau Cäcilie Katz, geb. Silberherr, arbeitete als Stenotypistin für monatlich 175 Reichsmark in der Gesundheitsabteilung einer nicht näher bezeichneten Institution. Sie wurde am 28. Juli 1902 in Odessa geboren. Beide hatten eine Tochter, Alice Paula, geboren am 7. Januar 1931 in Berlin. <br />
<br />
Der letzte Anstellungsvertrag von Leo Katz bei der Firma Bräunig & Stahlberg, Friedrichstraße 103, die Feldbahnen herstellte und verkaufte, endete am 29. November 1940. Zehn Tage später, am 9. Dezember 1940, wurde er als Zwangsarbeiter bei der Lack- und Farbenfabrik Warnecke & Böhm in Weißensee eingesetzt. Dort musste er als Transportarbeiter schuften, sein Wochenlohn betrug 30 RM bei einer Arbeitszeit von 48 Stunden in der Woche, plus sechs Stunden, die er zusätzlich zu leisten hatte – „freiwillig“, wie es hieß.<br />
<br />
Die Firma W & B, die Schutzanstriche für die Rüstungsindustrie herstellte, war berüchtigt, denn bei der kleinsten Beschwerde über die katastrophalen Arbeitsbedingungen, der Bitte nach einigen unbezahlten freien Tagen oder Stunden oder gar nach einer Fehlzeit bei Krankheit meldete die Geschäftsleitung die Zwangsarbeiter, um sie zur Deportation freizugeben. Selbst bei Bitten um eine freie Stunde, in der sie ihre Lebensmittelkarten einlösen könnten, wurden sie drangsaliert und gnadenlos angezeigt. Eine Sonderausstellung des Bezirksamts Pankow (2011 bis 30.3.2013 im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schöneweide zu sehen) hat diese Zustände bei W & B sichtbar gemacht und dokumentiert, wie viele behördliche und innerbetriebliche Stellen an dem System der Zwangsarbeit beteiligt gewesen sind.<br />
<br />
Am 27. Februar 1943 wurde Leo Katz der Zwangsausschluss aus der Krankenkasse AOK mitgeteilt. Als Grund wurde genannt: „evakuiert“. Kurz darauf, am 9. März 1943, unterschrieben Leo und Cäcilie Katz unter Zwang eine Vermögenserklärung. Leo Katz unterzeichnete das Formular auch für die gemeinsame Tochter Alice, die elf Jahre alt war. Das Restvermögen der Familie gaben sie mit 261,25 RM an, es wurde auf ein Konto der Dresdner Bank überwiesen, die den Eingang bestätigte. <br />
<br />
Am 12. März 1943 wurden die drei in einem mit 941 Menschen besetzten Zug vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz deportiert. 218 Männer und 147 Frauen wurden als Häftlinge ins Lager eingewiesen. Die anderen fast 600, darunter alle Kinder, wurden in den Gaskammern getötet.

Die Familie Katz lebte in einfachen Verhältnissen. Leo Katz wurde am 5. September 1899 in Posen/Poznań geboren, er war im Transportmittelhandel tätig. Seine Frau Cäcilie Katz, geb. Silberherr, arbeitete als Stenotypistin für monatlich 175 Reichsmark in der Gesundheitsabteilung einer nicht näher bezeichneten Institution. Sie wurde am 28. Juli 1902 in Odessa geboren. Beide hatten eine Tochter, Alice Paula, geboren am 7. Januar 1931 in Berlin.

Der letzte Anstellungsvertrag von Leo Katz bei der Firma Bräunig & Stahlberg, Friedrichstraße 103, die Feldbahnen herstellte und verkaufte, endete am 29. November 1940. Zehn Tage später, am 9. Dezember 1940, wurde er als Zwangsarbeiter bei der Lack- und Farbenfabrik Warnecke & Böhm in Weißensee eingesetzt. Dort musste er als Transportarbeiter schuften, sein Wochenlohn betrug 30 RM bei einer Arbeitszeit von 48 Stunden in der Woche, plus sechs Stunden, die er zusätzlich zu leisten hatte – „freiwillig“, wie es hieß.

Die Firma W & B, die Schutzanstriche für die Rüstungsindustrie herstellte, war berüchtigt, denn bei der kleinsten Beschwerde über die katastrophalen Arbeitsbedingungen, der Bitte nach einigen unbezahlten freien Tagen oder Stunden oder gar nach einer Fehlzeit bei Krankheit meldete die Geschäftsleitung die Zwangsarbeiter, um sie zur Deportation freizugeben. Selbst bei Bitten um eine freie Stunde, in der sie ihre Lebensmittelkarten einlösen könnten, wurden sie drangsaliert und gnadenlos angezeigt. Eine Sonderausstellung des Bezirksamts Pankow (2011 bis 30.3.2013 im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Schöneweide zu sehen) hat diese Zustände bei W & B sichtbar gemacht und dokumentiert, wie viele behördliche und innerbetriebliche Stellen an dem System der Zwangsarbeit beteiligt gewesen sind.

Am 27. Februar 1943 wurde Leo Katz der Zwangsausschluss aus der Krankenkasse AOK mitgeteilt. Als Grund wurde genannt: „evakuiert“. Kurz darauf, am 9. März 1943, unterschrieben Leo und Cäcilie Katz unter Zwang eine Vermögenserklärung. Leo Katz unterzeichnete das Formular auch für die gemeinsame Tochter Alice, die elf Jahre alt war. Das Restvermögen der Familie gaben sie mit 261,25 RM an, es wurde auf ein Konto der Dresdner Bank überwiesen, die den Eingang bestätigte.

Am 12. März 1943 wurden die drei in einem mit 941 Menschen besetzten Zug vom Bahnhof Grunewald nach Auschwitz deportiert. 218 Männer und 147 Frauen wurden als Häftlinge ins Lager eingewiesen. Die anderen fast 600, darunter alle Kinder, wurden in den Gaskammern getötet.