Lenchen Metz née Rothgießer

Location 
Reichenberger Str. 151
District
Kreuzberg
Stone was laid
28 August 2021
Born
13 September 1871 in Ostrowo (Posen) / Ostrów Wielkopolski
Deportation
on 31 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
19 December 1942 in Theresienstadt

Lenchen Rothgießer kam am 13. September 1871 in Ostrowo in der preußischen Provinz Posen als Tochter des jüdischen Handelsmannes Julius Rothgießer und dessen Ehefrau Adele, geb. Littwitz, zur Welt. Die Stadt Ostrowo (polnisch Ostrów Wielkopolski) liegt ca. 90 km nordöstlich von Breslau. Lenchens jüngere Schwester Henriette wurde 1876 in Waldenburg (Schlesien) geboren. Danach zog die Familie nach Berlin, wo 1878 ihre Schwester Fanny Rothgießer zur Welt kam. Es folgten noch die Geschwister Caecilie (geb. 1881) und Richard Rudolf (geb. 1889), die aber beide wenige Tage nach ihrer Geburt starben. Über die Kindheit und Jugend von Lenchen Rothgießer haben sich ansonsten keine Zeugnisse erhalten. Seit ca. 1888 wohnte sie mit ihrer Familie in der Britzer Straße 38 (heute Kohlfurter Straße), unweit des Kottbusser Tors.
Am 13. Februar 1894 heiratete Lenchen Rothgießer, die keinen Beruf erlernt hatte, den Barbier und Heilgehilfen Emil Salomon Metz, geb. am 8. Februar 1866 in Sternin (Pommern). Barbiere waren Herrenfriseure, die gleichermaßen Haarschnitte wie auch die Rasur bzw. Pflege des Bartes anboten. Als Heilgehilfe führte er auch kleinere chirurgische Eingriffe durch.
Lenchen zog zu ihrem Mann in die Manteuffelstraße 79. Dort kamen die Kinder Lisbeth, geb. am 16. November 1894, und Alfred, geb. am 30. Mai 1896, zur Welt. 1898 zog die Familie Metz in die Manteuffelstraße 84, wo am 3. Mai 1903 Sohn Fritz und am 13. Februar 1905 Tochter Paula geboren wurden. 1908 zog die sechsköpfige Familie in das Erdgeschoss der Manteuffelstraße 80.
Die älteste Tochter Lisbeth starb am 14. Januar 1911 im Alter von nur 16 Jahren. Der älteste Sohn Alfred nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie Metz in den letzten Jahren des Kaiserreichs und im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Emil Salomon Metz beging Selbstmord und starb am 5. Januar 1932 im Alter von 65 Jahren. Die näheren Umstände sind nicht bekannt. Nach dem Tod ihres Mannes gab Lenchen die Wohnung und das Friseurgeschäft in der Manteuffelstraße 80 auf und zog im April 1932 in das Haus Reichenberger Straße 151.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Lenchen Metz und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.
Sohn Alfred hatte 1921 die Nicht-Jüdin Elsbeth Scholz geheiratet, 1926 war der gemeinsame Sohn Harri zur Welt gekommen. Alfred hatte wie sein Vater den Friseurberuf erlernt und betrieb seit 1924 ein gutgehendes Herren- und Damenfriseurgeschäft in der Georgenkirchstraße 24a, nordöstlich des Alexanderplatzes. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde sein Geschäft vom Mob und der SA gestürmt, die Fenster eingeschlagen, der Inhalt des Ladens geplündert und das Inventar vollständig zertrümmert. Sein Gewerbe wurde ihm entzogen. Erst im Mai 1940 erhielt Alfred Metz die Erlaubnis, seinen Beruf in Altersheimen und im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde wieder auszuüben. Später arbeitete er auch in den Sammellagern, in denen die Juden vor ihrer Deportation festgehalten wurden, als Friseur. Er half den Inhaftierten, indem er Post, Lebensmittel und Kleidung hineinschmuggelte und Nachrichten aus dem Lager beförderte.
Dafür wurde er von der Gestapo schwer zusammengeschlagen. Seine Frau Elsbeth musste Zwangsarbeit verrichten, widerstand aber dem Druck, sich von ihrem jüdischen Mann scheiden zu lassen und konnte ihn dadurch vor der Deportation schützen. Nicht jedoch ihre Schwiegermutter: Vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 wurde Lenchen Metz am 31. August 1942 mit dem 53. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Die unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto überlebte sie nur wenige Monate: Sie starb am 19. Dezember 1942 im Alter von 71 Jahren.
Sohn Fritz war im Rahmen einer „Sonderaktion“ verhaftet und am 21. Juli 1942 im KZ Sachsenhausen registriert worden, wo er am 16. Oktober 1942 ums Leben kam. Tochter Paula, verheiratete Ahrendt, war wohl bereits in den 1930er Jahren nach Brasilien ausgewandert. Sohn Alfred Metz starb 1976 in Berlin. Von der psychischen Belastung während der NS-Zeit und den Schlägen trug er schwere gesundheitliche Schäden davon, so dass er nach dem Krieg in seinem Beruf als Friseur nicht mehr arbeiten konnte.
Lenchens Schwester Henriette, verheiratete Goldberg, wurde ab Tilsit – Königsberg am 25. August 1942 nach Theresienstadt und von dort einen Monat später nach Treblinka deportiert, wo sie ermordet wurde. Das Schicksal ihrer Schwester Fanny ist unbekannt.

Lenchen Rothgießer kam am 13. September 1871 in Ostrowo in der preußischen Provinz Posen als Tochter des jüdischen Handelsmannes Julius Rothgießer und dessen Ehefrau Adele, geb. Littwitz, zur Welt. Die Stadt Ostrowo (polnisch Ostrów Wielkopolski) liegt ca. 90 km nordöstlich von Breslau.

Lenchens jüngere Schwester Henriette wurde 1876 in Waldenburg (Schlesien) geboren. Danach zog die Familie nach Berlin, wo 1878 Lenchens Schwester Fanny Rothgießer zur Welt kam. Es folgten noch die Geschwister Caecilie (geb. 1881) und Richard Rudolf (geb. 1889), die aber beide wenige Tage nach ihrer Geburt starben. Über die Kindheit und Jugend von Lenchen Rothgießer haben sich ansonsten keine Zeugnisse erhalten. Seit ca. 1888 wohnte sie mit ihrer Familie in der Britzer Straße 38 (heute Kohlfurter Straße), unweit des Kottbusser Tors.

Am 13. Februar 1894 heiratete Lenchen Rothgießer, die keinen Beruf erlernt hatte, den Barbier und Heilgehilfen Emil Salomon Metz, geboren am 8. Februar 1866 in Sternin (Pommern). Barbiere waren Herrenfriseure, die gleichermaßen Haarschnitte wie auch die Rasur bzw. Pflege des Bartes anboten. Als Heilgehilfe führte er auch kleinere chirurgische Eingriffe durch.
Lenchen zog zu ihrem Mann in die Manteuffelstraße 79. Dort kamen die Kinder Lisbeth, am 16. November 1894, und Alfred, am 30. Mai 1896, zur Welt. 1898 zog die Familie Metz in die Manteuffelstraße 84, wo am 3. Mai 1903 Sohn Fritz und am 13. Februar 1905 Tochter Paula geboren wurden. 1908 zog die sechsköpfige Familie in das Erdgeschoss der Manteuffelstraße 80.

Die älteste Tochter Lisbeth starb am 14. Januar 1911 im Alter von nur 16 Jahren. Der älteste Sohn Alfred nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil.

Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Familie Metz in den letzten Jahren des Kaiserreichs und im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Emil Salomon Metz beging Selbstmord und starb am 5. Januar 1932 im Alter von 65 Jahren. Die näheren Umstände sind nicht bekannt. Nach dem Tod ihres Mannes gab Lenchen die Wohnung und das Friseurgeschäft in der Manteuffelstraße 80 auf und zog im April 1932 in das Haus Reichenberger Straße 151.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Lenchen Metz und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Sohn Alfred hatte 1921 Elsbeth Scholz geheiratet, die nicht jüdisch war. 1926 war der gemeinsame Sohn Harri zur Welt gekommen. Alfred hatte wie sein Vater den Friseurberuf erlernt und betrieb seit 1924 ein gutgehendes Herren- und Damenfriseurgeschäft in der Georgenkirchstraße 24a, nordöstlich des Alexanderplatzes. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde sein Geschäft vom Mob und der SA gestürmt, die Fenster eingeschlagen, der Inhalt des Ladens geplündert und das Inventar vollständig zertrümmert. Sein Gewerbe wurde ihm entzogen. Erst im Mai 1940 erhielt Alfred Metz die Erlaubnis, seinen Beruf in Altersheimen und im Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde wieder auszuüben. Später arbeitete er auch in den Sammellagern, in denen die Jüdinnen und Juden vor ihrer Deportation festgehalten wurden, als Friseur. Er half den Inhaftierten, indem er Post, Lebensmittel und Kleidung hineinschmuggelte und Nachrichten aus dem Lager beförderte.

Dafür wurde er von der Gestapo schwer zusammengeschlagen. Seine Frau Elsbeth musste Zwangsarbeit verrichten, widerstand aber dem Druck, sich von ihrem jüdischen Mann scheiden zu lassen und konnte ihn dadurch vor der Deportation schützen. Nicht jedoch ihre Schwiegermutter: Vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 wurde Lenchen Metz am 31. August 1942 mit dem 53. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Die unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto überlebte sie nur wenige Monate: Sie starb am 19. Dezember 1942 im Alter von 71 Jahren.

Sohn Fritz war im Rahmen einer „Sonderaktion“ verhaftet und am 21. Juli 1942 im KZ Sachsenhausen registriert worden, wo er am 16. Oktober 1942 ums Leben kam. Tochter Paula, verheiratete Ahrendt, war wohl bereits in den 1930er Jahren nach Brasilien ausgewandert. Sohn Alfred Metz starb 1976 in Berlin. Von der psychischen Belastung während der NS-Zeit und den Schlägen trug er schwere gesundheitliche Schäden davon, so dass er nach dem Krieg in seinem Beruf als Friseur nicht mehr arbeiten konnte.

Lenchens Schwester Henriette, verheiratete Goldberg, wurde ab Tilsit – Königsberg am 25. August 1942 nach Theresienstadt und von dort einen Monat später nach Treblinka deportiert, wo sie ermordet wurde. Das Schicksal ihrer Schwester Fanny ist unbekannt.