Location
Savignyplatz 4
District
Charlottenburg
Stone was laid
07 June 2011
Born
21 May 1923 in Tilsit / Sowetsk
Murdered
in Auschwitz
Hanna Renate Wenik und ihre Familie haben nur wenige Jahre in Berlin gelebt. Hanna Renate kam am 21. Mai 1923 in Tilsit, der ostpreußischen Grenzstadt an der Memel (heute Sovetsk/Russische Föderation) auf die Welt, als das mittlere von drei Kindern des Kaufmannes Julius Wenik (1886–1942) und seiner Ehefrau Ida, geb. Zelasnitzky (1892–1942). Ihr Bruder Siegbert war 1921 geboren worden.
Der Vater Julius Wenik stammte aus Schirwindt an der Grenze zu Litauen. Dort lebten noch immer Verwandte als Lebensmittel- und Textilhändler, andere waren in die größeren Städte, nach Königsberg oder Tilsit, gezogen. Die Mutter stammte aus dem Kreis Ortelsburg. Vater Julius Wenik hatte 1919 geheiratet und in Tilsit gemeinsam mit einem Kompagnon die Firma Leiner & Wenik, ein großes Bekleidungsgeschäft, eröffnet. Hanna Renates Großeltern Zelasnitzki und zwei der vier Onkel mütterlicherseits lebten in Allenstein, wo die Männer als Holzhändler arbeiteten. Die Großeltern starben in Allenstein. Vier Onkel konnten sich Ende der 1930er-Jahre vor den Nationalsozialisten ins Ausland retten.
Am 25. April 1928 kam Lieselotte, die Jüngste, auf die Welt. Anfangs wohnte die Familie zur Miete. Hanna Renate verbrachte ihre Kindheit und Jugend bereits im eigenen Haus des Vaters in der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade 27, einer Promenade am idyllischen Schlossteich der Stadt. Über ihre Schulzeit gibt es leider keine Information.1934 verließ der Vater die Firma Leiner & Wernik und wurde Mitinhaber und 1935 Alleininhaber des Textilgeschäftes Wenik & Alterthum. Am 30. Mai 1938 wurde das Geschäft von dem Kaufmann und Gastwirt Robert Noetzel „übernommen“.
Im November 1938 wurden auch in Tilsit die Synagoge in Brand gesteckt und die Geschäfte jüdischer Inhaberinnen und Inhaber demoliert. Laut Adressbuch für das Jahr 1939 wohnte die Familie Wenik noch immer im eigenen Haus an der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade. Die kleine Schwester Lieselotte ging noch zur Schule, der Bruder Siegbert war schon berufstätig. Auch Hanna Renate könnte bereits gearbeitet haben. Im Frühjahr 1939 mussten viele Tilsiter Juden ihre Häuser verlassen. Auch die Familie Wernik lebte während der Volkszählung im Mai 1939 nicht mehr im eigenen Haus. – Dass die Eltern und Verwandten große Sorgen und Nöte hatten, werden auch die Kinder gemerkt haben.
Ungefähr im Herbst 1939 verließen die Eltern Wernik mit ihren Kindern die Heimat Ostpreußen und gingen nach Berlin. Es begann ein Leben zur Untermiete bei anderen Juden. (Dabei bleibt vieles unklar, Daten widersprechen sich, es gibt Lücken, es bleibt die Frage nach dem letzten freiwillig gewählten Wohnsitz.) Nach den wenigen erhaltenen Dokumenten wechselte die Familie zweimal die Wohnung: Zuerst wohnte sie im Bezirk Wilmersdorf in der Sächsischen Straße 7 bei der jüdischen Witwe und Rentiere Ida Jolowicz. Dann zog sie nach Charlottenburg und wohnte dort zur Untermiete bei dem Kaufmann Max Bergwerk in der Bleibtreustraße 17. (Max Bergwerk wurde mit Ehefrau und Tochter am 30. November 1941 nach Riga deportiert.) Die Familie Wenik zog wieder um und fand im Frühjahr 1942 eine Bleibe bei Martha Treitel (1858–1942) und ihrer Tochter Margarethe (1878–1969) im dritten Stock des Hauses Savignyplatz 4 in Charlottenburg. Die beiden Frauen wurden im Juni 1942 deportiert. Wer war nun der Hauptmieter?
Was hat Hanna Renate in Berlin getan? Ihre Freizeit war genauso eingeschränkt wie die der kleinen Schwester: Sie durfte nicht in den Zoo, nicht in den Park, nicht auf den Rummelplatz, nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz. Seit dem Herbst 1939 gab es in der Wohnung kein Radio mehr. Seit September 1941 musste sie einen gelben Stern tragen, seit März 1942 musste zusätzlich ein Stern an die Wohnungstür befestigt werden.
Der Vater war als Lagerarbeiter zu Zwangsarbeit verpflichtet. Der große Bruder Siegbert Wenik hatte wohl anfangs eine „Chemieschule“ besucht. Später musste er als Dreher Zwangsarbeit leisten. Wo arbeitete Hanna Renate?
Am 28. Juli 1942 starb ihre Mutter in der Wohnung am Savignyplatz. Wenige Wochen danach begann die Deportation der anderen Familienmitglieder: Als erster wurde ihr Bruder Siegbert am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort gleich nach der Ankunft erschossen. Hanna Renate Wenik wurde gemeinam mit ihrem Vater Julius am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ihre Schwester Lieselotte hatte als „Kind“ auf derselben Transportliste gestanden, war dann aber gestrichen worden. Sie wohnte weiter in der Wohnung im Haus Savignyplatz 4, jetzt bei der jüdischen Familie Gumpel: bei Erich Gumpel, seiner Ehefrau Sabine, ihrer Tochter Marion mit der im Juni 1942 geborene Enkelin Reha. Am 29. Januar 1943 wurde auch die Familie Gumpel deportiert. Lieselotte Wenik wurde am 12. März 1943, nicht ganz 15 Jahre alt, vom Bahnhof Putlitzstraße aus nach Auschwitz verschleppt. Sie kehrte nicht zurück.
Der Vater Julius Wenik stammte aus Schirwindt an der Grenze zu Litauen. Dort lebten noch immer Verwandte als Lebensmittel- und Textilhändler, andere waren in die größeren Städte, nach Königsberg oder Tilsit, gezogen. Die Mutter stammte aus dem Kreis Ortelsburg. Vater Julius Wenik hatte 1919 geheiratet und in Tilsit gemeinsam mit einem Kompagnon die Firma Leiner & Wenik, ein großes Bekleidungsgeschäft, eröffnet. Hanna Renates Großeltern Zelasnitzki und zwei der vier Onkel mütterlicherseits lebten in Allenstein, wo die Männer als Holzhändler arbeiteten. Die Großeltern starben in Allenstein. Vier Onkel konnten sich Ende der 1930er-Jahre vor den Nationalsozialisten ins Ausland retten.
Am 25. April 1928 kam Lieselotte, die Jüngste, auf die Welt. Anfangs wohnte die Familie zur Miete. Hanna Renate verbrachte ihre Kindheit und Jugend bereits im eigenen Haus des Vaters in der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade 27, einer Promenade am idyllischen Schlossteich der Stadt. Über ihre Schulzeit gibt es leider keine Information.1934 verließ der Vater die Firma Leiner & Wernik und wurde Mitinhaber und 1935 Alleininhaber des Textilgeschäftes Wenik & Alterthum. Am 30. Mai 1938 wurde das Geschäft von dem Kaufmann und Gastwirt Robert Noetzel „übernommen“.
Im November 1938 wurden auch in Tilsit die Synagoge in Brand gesteckt und die Geschäfte jüdischer Inhaberinnen und Inhaber demoliert. Laut Adressbuch für das Jahr 1939 wohnte die Familie Wenik noch immer im eigenen Haus an der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade. Die kleine Schwester Lieselotte ging noch zur Schule, der Bruder Siegbert war schon berufstätig. Auch Hanna Renate könnte bereits gearbeitet haben. Im Frühjahr 1939 mussten viele Tilsiter Juden ihre Häuser verlassen. Auch die Familie Wernik lebte während der Volkszählung im Mai 1939 nicht mehr im eigenen Haus. – Dass die Eltern und Verwandten große Sorgen und Nöte hatten, werden auch die Kinder gemerkt haben.
Ungefähr im Herbst 1939 verließen die Eltern Wernik mit ihren Kindern die Heimat Ostpreußen und gingen nach Berlin. Es begann ein Leben zur Untermiete bei anderen Juden. (Dabei bleibt vieles unklar, Daten widersprechen sich, es gibt Lücken, es bleibt die Frage nach dem letzten freiwillig gewählten Wohnsitz.) Nach den wenigen erhaltenen Dokumenten wechselte die Familie zweimal die Wohnung: Zuerst wohnte sie im Bezirk Wilmersdorf in der Sächsischen Straße 7 bei der jüdischen Witwe und Rentiere Ida Jolowicz. Dann zog sie nach Charlottenburg und wohnte dort zur Untermiete bei dem Kaufmann Max Bergwerk in der Bleibtreustraße 17. (Max Bergwerk wurde mit Ehefrau und Tochter am 30. November 1941 nach Riga deportiert.) Die Familie Wenik zog wieder um und fand im Frühjahr 1942 eine Bleibe bei Martha Treitel (1858–1942) und ihrer Tochter Margarethe (1878–1969) im dritten Stock des Hauses Savignyplatz 4 in Charlottenburg. Die beiden Frauen wurden im Juni 1942 deportiert. Wer war nun der Hauptmieter?
Was hat Hanna Renate in Berlin getan? Ihre Freizeit war genauso eingeschränkt wie die der kleinen Schwester: Sie durfte nicht in den Zoo, nicht in den Park, nicht auf den Rummelplatz, nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz. Seit dem Herbst 1939 gab es in der Wohnung kein Radio mehr. Seit September 1941 musste sie einen gelben Stern tragen, seit März 1942 musste zusätzlich ein Stern an die Wohnungstür befestigt werden.
Der Vater war als Lagerarbeiter zu Zwangsarbeit verpflichtet. Der große Bruder Siegbert Wenik hatte wohl anfangs eine „Chemieschule“ besucht. Später musste er als Dreher Zwangsarbeit leisten. Wo arbeitete Hanna Renate?
Am 28. Juli 1942 starb ihre Mutter in der Wohnung am Savignyplatz. Wenige Wochen danach begann die Deportation der anderen Familienmitglieder: Als erster wurde ihr Bruder Siegbert am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort gleich nach der Ankunft erschossen. Hanna Renate Wenik wurde gemeinam mit ihrem Vater Julius am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ihre Schwester Lieselotte hatte als „Kind“ auf derselben Transportliste gestanden, war dann aber gestrichen worden. Sie wohnte weiter in der Wohnung im Haus Savignyplatz 4, jetzt bei der jüdischen Familie Gumpel: bei Erich Gumpel, seiner Ehefrau Sabine, ihrer Tochter Marion mit der im Juni 1942 geborene Enkelin Reha. Am 29. Januar 1943 wurde auch die Familie Gumpel deportiert. Lieselotte Wenik wurde am 12. März 1943, nicht ganz 15 Jahre alt, vom Bahnhof Putlitzstraße aus nach Auschwitz verschleppt. Sie kehrte nicht zurück.
Hanna Renate Wenik und ihre Familie haben nur wenige Jahre in Berlin gelebt. Hanna Renate kam am 21. Mai 1923 in Tilsit, der ostpreußischen Grenzstadt an der Memel (heute Sovetsk/Russische Föderation) auf die Welt, als das mittlere von drei Kindern des Kaufmannes Julius Wenik (1886–1942) und seiner Ehefrau Ida, geb. Zelasnitzky (1892–1942). Ihr Bruder Siegbert war 1921 geboren worden.
Der Vater Julius Wenik stammte aus Schirwindt an der Grenze zu Litauen. Dort lebten noch immer Verwandte als Lebensmittel- und Textilhändler, andere waren in die größeren Städte, nach Königsberg oder Tilsit, gezogen. Die Mutter stammte aus dem Kreis Ortelsburg. Vater Julius Wenik hatte 1919 geheiratet und in Tilsit gemeinsam mit einem Kompagnon die Firma Leiner & Wenik, ein großes Bekleidungsgeschäft, eröffnet. Hanna Renates Großeltern Zelasnitzki und zwei der vier Onkel mütterlicherseits lebten in Allenstein, wo die Männer als Holzhändler arbeiteten. Die Großeltern starben in Allenstein. Vier Onkel konnten sich Ende der 1930er-Jahre vor den Nationalsozialisten ins Ausland retten.
Am 25. April 1928 kam Lieselotte, die Jüngste, auf die Welt. Anfangs wohnte die Familie zur Miete. Hanna Renate verbrachte ihre Kindheit und Jugend bereits im eigenen Haus des Vaters in der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade 27, einer Promenade am idyllischen Schlossteich der Stadt. Über ihre Schulzeit gibt es leider keine Information.1934 verließ der Vater die Firma Leiner & Wernik und wurde Mitinhaber und 1935 Alleininhaber des Textilgeschäftes Wenik & Alterthum. Am 30. Mai 1938 wurde das Geschäft von dem Kaufmann und Gastwirt Robert Noetzel „übernommen“.
Im November 1938 wurden auch in Tilsit die Synagoge in Brand gesteckt und die Geschäfte jüdischer Inhaberinnen und Inhaber demoliert. Laut Adressbuch für das Jahr 1939 wohnte die Familie Wenik noch immer im eigenen Haus an der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade. Die kleine Schwester Lieselotte ging noch zur Schule, der Bruder Siegbert war schon berufstätig. Auch Hanna Renate könnte bereits gearbeitet haben. Im Frühjahr 1939 mussten viele Tilsiter Juden ihre Häuser verlassen. Auch die Familie Wernik lebte während der Volkszählung im Mai 1939 nicht mehr im eigenen Haus. – Dass die Eltern und Verwandten große Sorgen und Nöte hatten, werden auch die Kinder gemerkt haben.
Ungefähr im Herbst 1939 verließen die Eltern Wernik mit ihren Kindern die Heimat Ostpreußen und gingen nach Berlin. Es begann ein Leben zur Untermiete bei anderen Juden. (Dabei bleibt vieles unklar, Daten widersprechen sich, es gibt Lücken, es bleibt die Frage nach dem letzten freiwillig gewählten Wohnsitz.) Nach den wenigen erhaltenen Dokumenten wechselte die Familie zweimal die Wohnung: Zuerst wohnte sie im Bezirk Wilmersdorf in der Sächsischen Straße 7 bei der jüdischen Witwe und Rentiere Ida Jolowicz. Dann zog sie nach Charlottenburg und wohnte dort zur Untermiete bei dem Kaufmann Max Bergwerk in der Bleibtreustraße 17. (Max Bergwerk wurde mit Ehefrau und Tochter am 30. November 1941 nach Riga deportiert.) Die Familie Wenik zog wieder um und fand im Frühjahr 1942 eine Bleibe bei Martha Treitel (1858–1942) und ihrer Tochter Margarethe (1878–1969) im dritten Stock des Hauses Savignyplatz 4 in Charlottenburg. Die beiden Frauen wurden im Juni 1942 deportiert. Wer war nun der Hauptmieter?
Was hat Hanna Renate in Berlin getan? Ihre Freizeit war genauso eingeschränkt wie die der kleinen Schwester: Sie durfte nicht in den Zoo, nicht in den Park, nicht auf den Rummelplatz, nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz. Seit dem Herbst 1939 gab es in der Wohnung kein Radio mehr. Seit September 1941 musste sie einen gelben Stern tragen, seit März 1942 musste zusätzlich ein Stern an die Wohnungstür befestigt werden.
Der Vater war als Lagerarbeiter zu Zwangsarbeit verpflichtet. Der große Bruder Siegbert Wenik hatte wohl anfangs eine „Chemieschule“ besucht. Später musste er als Dreher Zwangsarbeit leisten. Wo arbeitete Hanna Renate?
Am 28. Juli 1942 starb ihre Mutter in der Wohnung am Savignyplatz. Wenige Wochen danach begann die Deportation der anderen Familienmitglieder: Als erster wurde ihr Bruder Siegbert am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort gleich nach der Ankunft erschossen. Hanna Renate Wenik wurde gemeinam mit ihrem Vater Julius am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ihre Schwester Lieselotte hatte als „Kind“ auf derselben Transportliste gestanden, war dann aber gestrichen worden. Sie wohnte weiter in der Wohnung im Haus Savignyplatz 4, jetzt bei der jüdischen Familie Gumpel: bei Erich Gumpel, seiner Ehefrau Sabine, ihrer Tochter Marion mit der im Juni 1942 geborene Enkelin Reha. Am 29. Januar 1943 wurde auch die Familie Gumpel deportiert. Lieselotte Wenik wurde am 12. März 1943, nicht ganz 15 Jahre alt, vom Bahnhof Putlitzstraße aus nach Auschwitz verschleppt. Sie kehrte nicht zurück.
Der Vater Julius Wenik stammte aus Schirwindt an der Grenze zu Litauen. Dort lebten noch immer Verwandte als Lebensmittel- und Textilhändler, andere waren in die größeren Städte, nach Königsberg oder Tilsit, gezogen. Die Mutter stammte aus dem Kreis Ortelsburg. Vater Julius Wenik hatte 1919 geheiratet und in Tilsit gemeinsam mit einem Kompagnon die Firma Leiner & Wenik, ein großes Bekleidungsgeschäft, eröffnet. Hanna Renates Großeltern Zelasnitzki und zwei der vier Onkel mütterlicherseits lebten in Allenstein, wo die Männer als Holzhändler arbeiteten. Die Großeltern starben in Allenstein. Vier Onkel konnten sich Ende der 1930er-Jahre vor den Nationalsozialisten ins Ausland retten.
Am 25. April 1928 kam Lieselotte, die Jüngste, auf die Welt. Anfangs wohnte die Familie zur Miete. Hanna Renate verbrachte ihre Kindheit und Jugend bereits im eigenen Haus des Vaters in der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade 27, einer Promenade am idyllischen Schlossteich der Stadt. Über ihre Schulzeit gibt es leider keine Information.1934 verließ der Vater die Firma Leiner & Wernik und wurde Mitinhaber und 1935 Alleininhaber des Textilgeschäftes Wenik & Alterthum. Am 30. Mai 1938 wurde das Geschäft von dem Kaufmann und Gastwirt Robert Noetzel „übernommen“.
Im November 1938 wurden auch in Tilsit die Synagoge in Brand gesteckt und die Geschäfte jüdischer Inhaberinnen und Inhaber demoliert. Laut Adressbuch für das Jahr 1939 wohnte die Familie Wenik noch immer im eigenen Haus an der Oberbürgermeister-Pohl-Promenade. Die kleine Schwester Lieselotte ging noch zur Schule, der Bruder Siegbert war schon berufstätig. Auch Hanna Renate könnte bereits gearbeitet haben. Im Frühjahr 1939 mussten viele Tilsiter Juden ihre Häuser verlassen. Auch die Familie Wernik lebte während der Volkszählung im Mai 1939 nicht mehr im eigenen Haus. – Dass die Eltern und Verwandten große Sorgen und Nöte hatten, werden auch die Kinder gemerkt haben.
Ungefähr im Herbst 1939 verließen die Eltern Wernik mit ihren Kindern die Heimat Ostpreußen und gingen nach Berlin. Es begann ein Leben zur Untermiete bei anderen Juden. (Dabei bleibt vieles unklar, Daten widersprechen sich, es gibt Lücken, es bleibt die Frage nach dem letzten freiwillig gewählten Wohnsitz.) Nach den wenigen erhaltenen Dokumenten wechselte die Familie zweimal die Wohnung: Zuerst wohnte sie im Bezirk Wilmersdorf in der Sächsischen Straße 7 bei der jüdischen Witwe und Rentiere Ida Jolowicz. Dann zog sie nach Charlottenburg und wohnte dort zur Untermiete bei dem Kaufmann Max Bergwerk in der Bleibtreustraße 17. (Max Bergwerk wurde mit Ehefrau und Tochter am 30. November 1941 nach Riga deportiert.) Die Familie Wenik zog wieder um und fand im Frühjahr 1942 eine Bleibe bei Martha Treitel (1858–1942) und ihrer Tochter Margarethe (1878–1969) im dritten Stock des Hauses Savignyplatz 4 in Charlottenburg. Die beiden Frauen wurden im Juni 1942 deportiert. Wer war nun der Hauptmieter?
Was hat Hanna Renate in Berlin getan? Ihre Freizeit war genauso eingeschränkt wie die der kleinen Schwester: Sie durfte nicht in den Zoo, nicht in den Park, nicht auf den Rummelplatz, nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz. Seit dem Herbst 1939 gab es in der Wohnung kein Radio mehr. Seit September 1941 musste sie einen gelben Stern tragen, seit März 1942 musste zusätzlich ein Stern an die Wohnungstür befestigt werden.
Der Vater war als Lagerarbeiter zu Zwangsarbeit verpflichtet. Der große Bruder Siegbert Wenik hatte wohl anfangs eine „Chemieschule“ besucht. Später musste er als Dreher Zwangsarbeit leisten. Wo arbeitete Hanna Renate?
Am 28. Juli 1942 starb ihre Mutter in der Wohnung am Savignyplatz. Wenige Wochen danach begann die Deportation der anderen Familienmitglieder: Als erster wurde ihr Bruder Siegbert am 15. August 1942 nach Riga deportiert und dort gleich nach der Ankunft erschossen. Hanna Renate Wenik wurde gemeinam mit ihrem Vater Julius am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Ihre Schwester Lieselotte hatte als „Kind“ auf derselben Transportliste gestanden, war dann aber gestrichen worden. Sie wohnte weiter in der Wohnung im Haus Savignyplatz 4, jetzt bei der jüdischen Familie Gumpel: bei Erich Gumpel, seiner Ehefrau Sabine, ihrer Tochter Marion mit der im Juni 1942 geborene Enkelin Reha. Am 29. Januar 1943 wurde auch die Familie Gumpel deportiert. Lieselotte Wenik wurde am 12. März 1943, nicht ganz 15 Jahre alt, vom Bahnhof Putlitzstraße aus nach Auschwitz verschleppt. Sie kehrte nicht zurück.