Prof. Dr. Philipp Aronstein

Location 
Solinger Str. 7
Historical name
Solinger Straße 7
District
Moabit
Born
04 December 1862 in Halver (Westfalen)
Occupation
Studienrat
Deportation
on 08 September 1942 to Theresienstadt
Dead
23 September 1942 im Ghetto Theresienstadt

Dr. Philipp Aronstein war Lehrer und ein renommierter Neuphilologe und Anglist. Er wurde am 4. Dezember 1862 in einer alteingesessenen jüdischen Familie im westfälischen Halver geboren. Sein Vater, ein Landarzt, war ein Spinoza-Kenner und erzog seine Kinder in einem liberalen, der Rationalität verpflichteten Geist.

Philipp Aronstein studierte, nachdem er das auf klassische Sprachen ausgerichtete Archigymnasium in Soest besucht hatte, Neuere Sprachen in Bonn, Berlin und Münster. Er promovierte 1891 mit einer Arbeit über Benjamin Disraeli. Da es im preußischen Schuldienst damals eine „Überfüllungskrise“ gab und Philologen nicht gebraucht wurden, vermutlich kamen antijüdische Ressentiments hinzu, arbeitete Philipp Aronstein über zehn Jahre lang als Hilfslehrer, einige Jahre verbrachte er als Lehrer in englischen Schulen.

1900 erhielt er schließlich eine Festanstellung im oberschlesischen Myslowitz (heute: Mysłowice/Polen). Dort lernte er Luise Scholtz, Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie, kennen, die er 1901 heiratete. 1902 und 1904 kamen die Töchter Berta und Lotte zur Welt, die Söhne Fritz und Hans folgten 1912 und 1916, als die Familie schon in Berlin lebte.

Nach sieben offenbar sehr glücklichen Jahren in Myslowitz wechselte Philipp Aronstein 1907 in den Berliner Schuldienst. Die Familie wohnte erst in Kreuzberg, ab 1913 war sie im Bezirk Tiergarten zuhause, bis 1933 in der Elberfelder Str. 28, dann in der Tile-Wardenberg-Str. 11. Als Oberlehrer, seit 1920 als Studienrat war Philipp Aronstein an verschiedenen Berliner Realschulen und-gymnasien tätig; er unterrichtete Englisch und Französisch. Außerdem engagierte er sich in der Lehrerausbildung am Fremdsprachlichen Seminar des Französischen Gymnasiums. Nach seiner, staatlichen Sparmaßnahmen geschuldeten, Frühpensionierung 1924 nahm er einen Lehrauftrag der Berliner Addass-Jisroel-Gemeinde an, wo er von 1928 bis 1935 Englisch unterrichtete.

Neben seinem Beruf als Lehrer widmete sich Philipp Aronstein der Forschung. Er war Mitglied vieler wissenschaftlicher Vereinigungen und entfaltete eine rege Publikationstätigkeit: 14 Bücher und über 60 Fachartikel veröffentlichte er, gab Lektüresammlungen heraus und rezensierte Fachliteratur. In seinen Forschungen beschäftigte er sich vor allem mit der Methodik des Fremdsprachenunterrichts, mit englischer Stilistik und Wortkunde. Eines seiner wichtigsten Bücher behandelte das englische Renaissancedrama.

Zu seinem 70. Geburtstag 1932 hatte Philipp Aronstein viele Ehrungen und Glückwünsche von Fachkollegen aus dem In- und Ausland erhalten. Mit dem Jahr 1933 begann auch für ihn die schrittweise Vertreibung aus der Öffentlichkeit. Er wurde aus den wissenschaftlichen Vereinigungen ausgeschlossen, durfte nicht mehr publizieren. Seine letzten Veröffentlichungen waren Lesehefte für den Englischunterricht an jüdischen Schulen, die er 1934 bis 1938 im Auftrag der Reichsvereinigung herausgab.

Den vier Kindern der Familie Aronstein gelang in den Jahren nach 1933 die Emigration. Die Tochter Berta wanderte mit Mann und Kindern nach England aus; Lotte und Fritz gingen nach Palästina. Als Philipp und Luise Aronstein ihre Kinder dort im Sommer 1935 besuchten, zeigten sie sich beeindruckt von der Aufbauarbeit, kehrten jedoch nach Berlin zurück. Der jüngste Sohn Hans konnte 1937 nach Schweden entkommen, auch er ging später nach Palästina. 1938 bezogen die Aronsteins ihre letzte Wohnung in der Solinger Str. 7 in Moabit. Mittlerweile hatten sie sich doch noch zur Auswanderung entschlossen, doch trotz aller Bemühungen der Kinder gelang die Rettung nicht mehr.

Mit dem „59. Alterstransport“ vom 8. September 1942 wurde das Ehepaar Aronstein nach Theresienstadt deportiert. Dort starb der 79-jährige Philipp Aronstein nach 14 Tagen, am 23. September 1942. Luise Aronstein wurde am 16. Mai 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Dr. Philipp Aronstein war Lehrer und ein renommierter Neuphilologe und Anglist. Er wurde am 4. Dezember 1862 in einer alteingesessenen jüdischen Familie im westfälischen Halver geboren. Sein Vater, ein Landarzt, war ein Spinoza-Kenner und erzog seine Kinder in einem liberalen, der Rationalität verpflichteten Geist.

Philipp Aronstein studierte, nachdem er das auf klassische Sprachen ausgerichtete Archigymnasium in Soest besucht hatte, Neuere Sprachen in Bonn, Berlin und Münster. Er promovierte 1891 mit einer Arbeit über Benjamin Disraeli. Da es im preußischen Schuldienst damals eine „Überfüllungskrise“ gab und Philologen nicht gebraucht wurden, vermutlich kamen antijüdische Ressentiments hinzu, arbeitete Philipp Aronstein über zehn Jahre lang als Hilfslehrer, einige Jahre verbrachte er als Lehrer in englischen Schulen.

1900 erhielt er schließlich eine Festanstellung im oberschlesischen Myslowitz (heute: Mysłowice/Polen). Dort lernte er Luise Scholtz, Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie, kennen, die er 1901 heiratete. 1902 und 1904 kamen die Töchter Berta und Lotte zur Welt, die Söhne Fritz und Hans folgten 1912 und 1916, als die Familie schon in Berlin lebte.

Nach sieben offenbar sehr glücklichen Jahren in Myslowitz wechselte Philipp Aronstein 1907 in den Berliner Schuldienst. Die Familie wohnte erst in Kreuzberg, ab 1913 war sie im Bezirk Tiergarten zuhause, bis 1933 in der Elberfelder Str. 28, dann in der Tile-Wardenberg-Str. 11. Als Oberlehrer, seit 1920 als Studienrat war Philipp Aronstein an verschiedenen Berliner Realschulen und-gymnasien tätig; er unterrichtete Englisch und Französisch. Außerdem engagierte er sich in der Lehrerausbildung am Fremdsprachlichen Seminar des Französischen Gymnasiums. Nach seiner, staatlichen Sparmaßnahmen geschuldeten, Frühpensionierung 1924 nahm er einen Lehrauftrag der Berliner Addass-Jisroel-Gemeinde an, wo er von 1928 bis 1935 Englisch unterrichtete.

Neben seinem Beruf als Lehrer widmete sich Philipp Aronstein der Forschung. Er war Mitglied vieler wissenschaftlicher Vereinigungen und entfaltete eine rege Publikationstätigkeit: 14 Bücher und über 60 Fachartikel veröffentlichte er, gab Lektüresammlungen heraus und rezensierte Fachliteratur. In seinen Forschungen beschäftigte er sich vor allem mit der Methodik des Fremdsprachenunterrichts, mit englischer Stilistik und Wortkunde. Eines seiner wichtigsten Bücher behandelte das englische Renaissancedrama.

Zu seinem 70. Geburtstag 1932 hatte Philipp Aronstein viele Ehrungen und Glückwünsche von Fachkollegen aus dem In- und Ausland erhalten. Mit dem Jahr 1933 begann auch für ihn die schrittweise Vertreibung aus der Öffentlichkeit. Er wurde aus den wissenschaftlichen Vereinigungen ausgeschlossen, durfte nicht mehr publizieren. Seine letzten Veröffentlichungen waren Lesehefte für den Englischunterricht an jüdischen Schulen, die er 1934 bis 1938 im Auftrag der Reichsvereinigung herausgab.

Den vier Kindern der Familie Aronstein gelang in den Jahren nach 1933 die Emigration. Die Tochter Berta wanderte mit Mann und Kindern nach England aus; Lotte und Fritz gingen nach Palästina. Als Philipp und Luise Aronstein ihre Kinder dort im Sommer 1935 besuchten, zeigten sie sich beeindruckt von der Aufbauarbeit, kehrten jedoch nach Berlin zurück. Der jüngste Sohn Hans konnte 1937 nach Schweden entkommen, auch er ging später nach Palästina. 1938 bezogen die Aronsteins ihre letzte Wohnung in der Solinger Str. 7 in Moabit. Mittlerweile hatten sie sich doch noch zur Auswanderung entschlossen, doch trotz aller Bemühungen der Kinder gelang die Rettung nicht mehr.

Mit dem „59. Alterstransport“ vom 8. September 1942 wurde das Ehepaar Aronstein nach Theresienstadt deportiert. Dort starb der 79-jährige Philipp Aronstein nach 14 Tagen, am 23. September 1942. Luise Aronstein wurde am 16. Mai 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet.