Karl Otto Paul Hamme

Location 
Stargader Str. 65/66
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
16 February 2023
Born
01 August 1892 in Berlin
Occupation
Arbeiter
Verhaftet
1937 to Zuchthaus Plötzensee
Verlegt
03 December 1937 to March 1938 to Zuchthaus Brandenburg-Görden
Verlegt
March 1938 to February 1939 to Zuchthaus Sonnenburg/ Neumark
Verlegt
February 1939 to 1940 to Strafgefangenenlager Börgermoor/Emsland
Verlegt
05 April 1940 to 07 June 1940 to Sachsenhausen
Escape into death
07 June 1940 in Sachsenhausen

Paul Hamme wurde am 1. August 1892 in Berlin- Schöneberg als Sohn von Wilhelm Heinrich Albert Hamme und dessen Ehefrau Auguste Wilhelmine Luise geb. Fürstenow geboren. Sie waren einfache Leute, der Vater war Arbeiter. Sie hatten am 26. Juni 1878 in Berlin geheiratet.

Außer Paul hatten sie noch 4 weitere Kinder, von denen nur Paul und der 1890 geborene Ernst Emil Julius Hamme am Leben blieben. Ernst Emil Julius heiratete am 3. Februar 1917 Elly Caroline Franziska, geb. Brandt, dessen weiteres Leben unbekannt ist. Seine Mutter Auguste verstarb 1923 und 1934 verstarb auch der Vater.

Paul Hamme besuchte in Wilmersdorf die Gemeindeschule bis zur 1. Klasse (entspricht der heutigen 8.Kl.). Nach Abschluß der 1. Klasse erlernte er keinen Beruf und wurde Gelegenheitsarbeiter, u.a. arbeitete er als Rohrleger bis 1914. Diese Tätigkeit wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Er war Kriegsteilnehmer.

Paul Hamme zog am 1. 4. 1937 in die Stargarder Str. 65/66 als Untermieter bei den Eheleuten Macke ein.

Seit er dort eingezogen war, wurde er argwöhnisch von den Nachbarn beobachtet und später denunziert. Diese Kontrolle führte schließlich auch dazu, dass die Hauswartsfrau ihn bei der Polizei anzeigte.

Er wurde aufgrund des Haftbefehls des Amtsgerichts Berlin am 27. Juli 1937 in Untersuchungshaft nach Plötzensee gebracht und verhört.

Die Anklage lautete fortgesetzt im Jahre 1937 und früher Unzucht getrieben zu haben.

Er ist seit 1909 der Polizei wegen kleiner Vergehen und auch als Homosexueller bekannt.

Er hatte bereits zwei einschlägige kurze Gefängnisstrafen wegen „tätiger Beleidigung“ an 14jährigen Jungen. Das sind Delikte alle vor 1933. Mit der Machtergreifung der Nazis wurden die Maßnahmen gegen Homosexuelle verschärft.

Das Landgericht von Berlin verurteilte Paul Hamme wegen fortgesetzten Vergehens nach § 175 RSTGB zu 2 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus und Aberkennung der Ehrenrechte. Zur Strafverbüßung überführte man ihn am 3. Dezember 1937 in das Zuchthaus Brandenburg-Görden. Kurzzeitig wurde Paul Hamme und weitere 14 Häftlinge am 7. März 1938 in das Zuchthaus Sonnenburg in der Neumark verlegt.

Sonnenburg hat eine wechselvolle Geschichte. Von der Strafanstalt zum Konzentrationslager. Der Bau begann bereits zwischen 1832 und 1836. 1930 wurde diese wegen mangelhafter Hygiene geschlossen. 1933 wurde ohne bauliche Veränderungen die Strafanstalt als „Staatliches Konzentrationslager“ in Sonnenburg/NM wieder eröffnet. Die Auflösung des KZ erfolgte 1934 – das Zuchthaus Sonnenburg blieb bestehen.

Vermutlich wurde Paul Hamme im Februar 1939 zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Börgermoor im Emsland gebracht. 

Im Mai 1934 wurde Börgermoor als „Strafgefangenenlager“ dem Reichsministerium der Justiz unterstellt. Die Zusammensetzung der Häftlinge änderte sich; den Strafgefangenen wurden Delikte wie „schwerer Diebstahl“, „Unterschlagung“ und „Betrug“ vorgeworfen. Dazu gehörten auch Homosexuelle.

Die Häftlinge wurden in der Landwirtschaft und Rüstungsindustrie eingesetzt.  Es mussten auch Arbeiten im Moor durchgeführt werden.

In dieser Zeit entstand das Lied „Die Moorsoldaten“. Texter des Liedes waren der Bergmann Johann Esser und der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff. Die Musik dazu stammte von dem kaufmännischen Angestellten Rudi Goguel.

Das Lied wurde am 27. Aug. 1933 bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Zirkus Konzentrazani“ von 16 Häftlingen, ehemaligen Mitgliedern des Solinger Arbeitergesangsvereins aufgeführt und kurz danach von der SS-Lagerleitung verboten. Trotz Verbots wurde das Lied im Geheimen weiter verbreitet.                                             

Paul Hamme wurde angeblich am 22. Januar 1940 nach Hause entlassen. Der weitere Verlauf des Lebenswegs besagt aber etwas anderes. Er wurde von der Polizei in das KZ Sachsenhausen transportiert.

Es existiert über die Einlieferung in das KZ Sachsenhausen im Archiv der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen Unterlagen. Dort wird bescheinigt, dass Paul Hamme in die Häftlingskategorie als B.V + 175er – Berufsverbrecher und Homosexueller vermerkt und  unter der Häftlings Nr. 018183 geführt wird. Der Zugang war am 5.4. 1940.

Die Originale befinden sich im russischen staatlichen Militärarchiv in Moskau.

Mit der Sterbebucheintragung Nr. 2897 – Oranienburg, vom 8. Juni 1940 wird bescheinigt, dass Paul Hamme am 7. Juni 1940 im Lager Sachsenhausen durch Freitod/Erhängen verstorben ist.