Location
Sybelstr. 32
District
Charlottenburg
Stone was laid
08 November 2011
Born
16 September 1874 in Bromberg (Posen) / Bydgoszcz
Deportation
on 25 January 1942
to
Riga
Murdered
in Riga
Blanca Krombach, geb. Beck, lebte von 1934 bis 1942 in der Sybelstraße 32 im Vorderhaus im ersten Stock links in einer 4-Zimmer-Wohnung mit Küche, Flur und Kammer. Mit ihr wohnten zeitweise ihre beiden älteren Schwestern Pauline Simon-Sussmann und Rebecka Knopf. Die Lebensumstände der drei verwitweten Schwestern, die 110 Reichsmark Miete aufzubringen hatten, waren höchst bescheiden.
Irgendwann vor 1939 hatte auch Richard Krombach, der gestorben war, dort gewohnt. Er war Kaufmann und handelte mit Stoffen, wie den Berliner Adressbüchern zu entnehmen ist. Über ihn ist wenig bekannt, nicht einmal das Todesdatum. Es gibt nur eine „Meldung über evakuierte Juden“ vom Mai 1942, in der die BEWAG als Hauptmieter Richard Krombach nennt, der eine offene Stromrechnung von 9,64 RM habe. Offenbar wusste die BEWAG nicht, dass Krombach schon am Tag der Volkszählung (17. Mai 1939) nicht mehr lebte.
Seine Frau Blanca wurde am 16. September 1874 in Bromberg (Bydgoszcz) geboren. Im Oktober 1934 war sie mit ihrem Mann in die Sybelstraße 32 eingezogen. Als sie am 29. Dezember 1941 wie alle zur Deportation bestimmten Juden eine Vermögenserklärung abgeben musste, wurde in gut lesbarer Handschrift sorgfältig eingetragen: „verwitwet“, „ohne Beruf“ und „keine Beschäftigung“. Auch ihr Mobiliar und den Hausrat listete sie gewissenhaft auf: unter anderem „1 kl. Brücke, 7 Stühle, 1 Bank, 5 Wandbilder“ sowie „1 Hammer, 1 Zange“. Ihr Gesamtvermögen bezifferte sie auf 150 Reichsmark (RM). Der Wert dieses Geldes lässt sich schwer einordnen, weil es damals Bezugsscheine gab. Ein Anhaltspunkt: 1939 kosteten 5 kg Kartoffeln 1,10 RM und 1 kg Rindfleisch 1,70 RM.
Die Vermögenserklärung, die sich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam befindet, ist von einer anderen Person geschrieben worden, mit von der Unterschrift abweichender Handschrift und Tinte. Das Finanzamt bilanzierte jedenfalls am 2. September 1942, Frau Krombach habe „kein Vermögen gehabt“. Ein amtlicher Schätzer taxierte am 8.4.1942 die Hinterlassenschaft auf 65 RM.
Zuvor war bei einer Wohnungsbesichtigung am 6. März 1942 vom Generalbauinspektor ein Reparaturbedarf in Höhe von 858,62 errechnet worden, die dem Hausbesitzer Otto Bauer, er wohnte in der Knesebeckstraße 22, aber nicht erstattet wurden, woraufhin er sich beim Oberfinanzpräsidenten beschwerte: Die Wohnung sei noch „nicht vollständig geräumt, sodass der mir vom Herrn Generalbauinspektor zugewiesene arische Mieter noch nicht einziehen konnte“. Außerdem hatte das Hauptplanungsamt die Wohnung beschlagnahmt, weil sie offenbar für einen privilegierten Mieter vorgesehen war. Am 1. Juni 1942 wurde die „Aufhebung der Beschlagnahme“ verfügt, die Wohnung sei „bewohnbar, ungezieferfrei“, am 12. Juni wurde sie neu bezogen. Noch Monate später mahnte der Generalbauinspektor die Instandsetzungskosten an, einmal mit dem Zusatz: „Den Rest versuche ich durch die Jüdische Kultusvereinigung einzuziehen.“
In einer Notiz von Mai 1942 steht die bürokratische Floskel, Blanca Krombach sei „evakuiert, von Gestapo abgeholt“ worden. Die Wahrheit: Am 25. Januar 1942 wurde die 67 Jahre alte Frau bei eisiger Kälte in einen auf dem Bahnhof Grunewald bereitstehenden überfüllten Güterzug getrieben, der fünf Tage und vier Nächte lang nach Riga fuhr. Viele waren bei der Ankunft auf dem Bahnhof Skirotava schon erfroren, viele der Entkräfteten wurden sofort nach dem Aussteigen erschossen. Nur 13 der 1044 Menschen, die in diesem Todeszug saßen, haben überlebt.
Irgendwann vor 1939 hatte auch Richard Krombach, der gestorben war, dort gewohnt. Er war Kaufmann und handelte mit Stoffen, wie den Berliner Adressbüchern zu entnehmen ist. Über ihn ist wenig bekannt, nicht einmal das Todesdatum. Es gibt nur eine „Meldung über evakuierte Juden“ vom Mai 1942, in der die BEWAG als Hauptmieter Richard Krombach nennt, der eine offene Stromrechnung von 9,64 RM habe. Offenbar wusste die BEWAG nicht, dass Krombach schon am Tag der Volkszählung (17. Mai 1939) nicht mehr lebte.
Seine Frau Blanca wurde am 16. September 1874 in Bromberg (Bydgoszcz) geboren. Im Oktober 1934 war sie mit ihrem Mann in die Sybelstraße 32 eingezogen. Als sie am 29. Dezember 1941 wie alle zur Deportation bestimmten Juden eine Vermögenserklärung abgeben musste, wurde in gut lesbarer Handschrift sorgfältig eingetragen: „verwitwet“, „ohne Beruf“ und „keine Beschäftigung“. Auch ihr Mobiliar und den Hausrat listete sie gewissenhaft auf: unter anderem „1 kl. Brücke, 7 Stühle, 1 Bank, 5 Wandbilder“ sowie „1 Hammer, 1 Zange“. Ihr Gesamtvermögen bezifferte sie auf 150 Reichsmark (RM). Der Wert dieses Geldes lässt sich schwer einordnen, weil es damals Bezugsscheine gab. Ein Anhaltspunkt: 1939 kosteten 5 kg Kartoffeln 1,10 RM und 1 kg Rindfleisch 1,70 RM.
Die Vermögenserklärung, die sich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam befindet, ist von einer anderen Person geschrieben worden, mit von der Unterschrift abweichender Handschrift und Tinte. Das Finanzamt bilanzierte jedenfalls am 2. September 1942, Frau Krombach habe „kein Vermögen gehabt“. Ein amtlicher Schätzer taxierte am 8.4.1942 die Hinterlassenschaft auf 65 RM.
Zuvor war bei einer Wohnungsbesichtigung am 6. März 1942 vom Generalbauinspektor ein Reparaturbedarf in Höhe von 858,62 errechnet worden, die dem Hausbesitzer Otto Bauer, er wohnte in der Knesebeckstraße 22, aber nicht erstattet wurden, woraufhin er sich beim Oberfinanzpräsidenten beschwerte: Die Wohnung sei noch „nicht vollständig geräumt, sodass der mir vom Herrn Generalbauinspektor zugewiesene arische Mieter noch nicht einziehen konnte“. Außerdem hatte das Hauptplanungsamt die Wohnung beschlagnahmt, weil sie offenbar für einen privilegierten Mieter vorgesehen war. Am 1. Juni 1942 wurde die „Aufhebung der Beschlagnahme“ verfügt, die Wohnung sei „bewohnbar, ungezieferfrei“, am 12. Juni wurde sie neu bezogen. Noch Monate später mahnte der Generalbauinspektor die Instandsetzungskosten an, einmal mit dem Zusatz: „Den Rest versuche ich durch die Jüdische Kultusvereinigung einzuziehen.“
In einer Notiz von Mai 1942 steht die bürokratische Floskel, Blanca Krombach sei „evakuiert, von Gestapo abgeholt“ worden. Die Wahrheit: Am 25. Januar 1942 wurde die 67 Jahre alte Frau bei eisiger Kälte in einen auf dem Bahnhof Grunewald bereitstehenden überfüllten Güterzug getrieben, der fünf Tage und vier Nächte lang nach Riga fuhr. Viele waren bei der Ankunft auf dem Bahnhof Skirotava schon erfroren, viele der Entkräfteten wurden sofort nach dem Aussteigen erschossen. Nur 13 der 1044 Menschen, die in diesem Todeszug saßen, haben überlebt.
Blanca Krombach, geb. Beck, lebte von 1934 bis 1942 in der Sybelstraße 32 im Vorderhaus im ersten Stock links in einer 4-Zimmer-Wohnung mit Küche, Flur und Kammer. Mit ihr wohnten zeitweise ihre beiden älteren Schwestern Pauline Simon-Sussmann und Rebecka Knopf. Die Lebensumstände der drei verwitweten Schwestern, die 110 Reichsmark Miete aufzubringen hatten, waren höchst bescheiden.
Irgendwann vor 1939 hatte auch Richard Krombach, der gestorben war, dort gewohnt. Er war Kaufmann und handelte mit Stoffen, wie den Berliner Adressbüchern zu entnehmen ist. Über ihn ist wenig bekannt, nicht einmal das Todesdatum. Es gibt nur eine „Meldung über evakuierte Juden“ vom Mai 1942, in der die BEWAG als Hauptmieter Richard Krombach nennt, der eine offene Stromrechnung von 9,64 RM habe. Offenbar wusste die BEWAG nicht, dass Krombach schon am Tag der Volkszählung (17. Mai 1939) nicht mehr lebte.
Seine Frau Blanca wurde am 16. September 1874 in Bromberg (Bydgoszcz) geboren. Im Oktober 1934 war sie mit ihrem Mann in die Sybelstraße 32 eingezogen. Als sie am 29. Dezember 1941 wie alle zur Deportation bestimmten Juden eine Vermögenserklärung abgeben musste, wurde in gut lesbarer Handschrift sorgfältig eingetragen: „verwitwet“, „ohne Beruf“ und „keine Beschäftigung“. Auch ihr Mobiliar und den Hausrat listete sie gewissenhaft auf: unter anderem „1 kl. Brücke, 7 Stühle, 1 Bank, 5 Wandbilder“ sowie „1 Hammer, 1 Zange“. Ihr Gesamtvermögen bezifferte sie auf 150 Reichsmark (RM). Der Wert dieses Geldes lässt sich schwer einordnen, weil es damals Bezugsscheine gab. Ein Anhaltspunkt: 1939 kosteten 5 kg Kartoffeln 1,10 RM und 1 kg Rindfleisch 1,70 RM.
Die Vermögenserklärung, die sich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam befindet, ist von einer anderen Person geschrieben worden, mit von der Unterschrift abweichender Handschrift und Tinte. Das Finanzamt bilanzierte jedenfalls am 2. September 1942, Frau Krombach habe „kein Vermögen gehabt“. Ein amtlicher Schätzer taxierte am 8.4.1942 die Hinterlassenschaft auf 65 RM.
Zuvor war bei einer Wohnungsbesichtigung am 6. März 1942 vom Generalbauinspektor ein Reparaturbedarf in Höhe von 858,62 errechnet worden, die dem Hausbesitzer Otto Bauer, er wohnte in der Knesebeckstraße 22, aber nicht erstattet wurden, woraufhin er sich beim Oberfinanzpräsidenten beschwerte: Die Wohnung sei noch „nicht vollständig geräumt, sodass der mir vom Herrn Generalbauinspektor zugewiesene arische Mieter noch nicht einziehen konnte“. Außerdem hatte das Hauptplanungsamt die Wohnung beschlagnahmt, weil sie offenbar für einen privilegierten Mieter vorgesehen war. Am 1. Juni 1942 wurde die „Aufhebung der Beschlagnahme“ verfügt, die Wohnung sei „bewohnbar, ungezieferfrei“, am 12. Juni wurde sie neu bezogen. Noch Monate später mahnte der Generalbauinspektor die Instandsetzungskosten an, einmal mit dem Zusatz: „Den Rest versuche ich durch die Jüdische Kultusvereinigung einzuziehen.“
In einer Notiz von Mai 1942 steht die bürokratische Floskel, Blanca Krombach sei „evakuiert, von Gestapo abgeholt“ worden. Die Wahrheit: Am 25. Januar 1942 wurde die 67 Jahre alte Frau bei eisiger Kälte in einen auf dem Bahnhof Grunewald bereitstehenden überfüllten Güterzug getrieben, der fünf Tage und vier Nächte lang nach Riga fuhr. Viele waren bei der Ankunft auf dem Bahnhof Skirotava schon erfroren, viele der Entkräfteten wurden sofort nach dem Aussteigen erschossen. Nur 13 der 1044 Menschen, die in diesem Todeszug saßen, haben überlebt.
Irgendwann vor 1939 hatte auch Richard Krombach, der gestorben war, dort gewohnt. Er war Kaufmann und handelte mit Stoffen, wie den Berliner Adressbüchern zu entnehmen ist. Über ihn ist wenig bekannt, nicht einmal das Todesdatum. Es gibt nur eine „Meldung über evakuierte Juden“ vom Mai 1942, in der die BEWAG als Hauptmieter Richard Krombach nennt, der eine offene Stromrechnung von 9,64 RM habe. Offenbar wusste die BEWAG nicht, dass Krombach schon am Tag der Volkszählung (17. Mai 1939) nicht mehr lebte.
Seine Frau Blanca wurde am 16. September 1874 in Bromberg (Bydgoszcz) geboren. Im Oktober 1934 war sie mit ihrem Mann in die Sybelstraße 32 eingezogen. Als sie am 29. Dezember 1941 wie alle zur Deportation bestimmten Juden eine Vermögenserklärung abgeben musste, wurde in gut lesbarer Handschrift sorgfältig eingetragen: „verwitwet“, „ohne Beruf“ und „keine Beschäftigung“. Auch ihr Mobiliar und den Hausrat listete sie gewissenhaft auf: unter anderem „1 kl. Brücke, 7 Stühle, 1 Bank, 5 Wandbilder“ sowie „1 Hammer, 1 Zange“. Ihr Gesamtvermögen bezifferte sie auf 150 Reichsmark (RM). Der Wert dieses Geldes lässt sich schwer einordnen, weil es damals Bezugsscheine gab. Ein Anhaltspunkt: 1939 kosteten 5 kg Kartoffeln 1,10 RM und 1 kg Rindfleisch 1,70 RM.
Die Vermögenserklärung, die sich im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam befindet, ist von einer anderen Person geschrieben worden, mit von der Unterschrift abweichender Handschrift und Tinte. Das Finanzamt bilanzierte jedenfalls am 2. September 1942, Frau Krombach habe „kein Vermögen gehabt“. Ein amtlicher Schätzer taxierte am 8.4.1942 die Hinterlassenschaft auf 65 RM.
Zuvor war bei einer Wohnungsbesichtigung am 6. März 1942 vom Generalbauinspektor ein Reparaturbedarf in Höhe von 858,62 errechnet worden, die dem Hausbesitzer Otto Bauer, er wohnte in der Knesebeckstraße 22, aber nicht erstattet wurden, woraufhin er sich beim Oberfinanzpräsidenten beschwerte: Die Wohnung sei noch „nicht vollständig geräumt, sodass der mir vom Herrn Generalbauinspektor zugewiesene arische Mieter noch nicht einziehen konnte“. Außerdem hatte das Hauptplanungsamt die Wohnung beschlagnahmt, weil sie offenbar für einen privilegierten Mieter vorgesehen war. Am 1. Juni 1942 wurde die „Aufhebung der Beschlagnahme“ verfügt, die Wohnung sei „bewohnbar, ungezieferfrei“, am 12. Juni wurde sie neu bezogen. Noch Monate später mahnte der Generalbauinspektor die Instandsetzungskosten an, einmal mit dem Zusatz: „Den Rest versuche ich durch die Jüdische Kultusvereinigung einzuziehen.“
In einer Notiz von Mai 1942 steht die bürokratische Floskel, Blanca Krombach sei „evakuiert, von Gestapo abgeholt“ worden. Die Wahrheit: Am 25. Januar 1942 wurde die 67 Jahre alte Frau bei eisiger Kälte in einen auf dem Bahnhof Grunewald bereitstehenden überfüllten Güterzug getrieben, der fünf Tage und vier Nächte lang nach Riga fuhr. Viele waren bei der Ankunft auf dem Bahnhof Skirotava schon erfroren, viele der Entkräfteten wurden sofort nach dem Aussteigen erschossen. Nur 13 der 1044 Menschen, die in diesem Todeszug saßen, haben überlebt.