Fanny Salm née Lehmann

Location 
Tabbertstraße 14
District
Oberschöneweide
Stone was laid
03 March 2023
Born
15 October 1889 in Köln
Occupation
Haushälterin
Deportation
on 19 January 1942 from Tabbertstraße 14 to the Ghetto Riga
Murdered

Fanny Lehmann wird am 15. Oktober 1889 in Köln geboren. Ihr Vater Benjamin und ihre Mutter Bertha haben neben ihr noch 4 weitere Kinder.

1912 heiratet sie in Andernach bei Koblenz den Kaufmann und Rohprodukthändler Leopold Salm (Jg. 1889). Er selbst stammt aus einer Metzgerfamilie. Seine Familie ist schon seit längerem in Andernach ansässig. Fanny und Leopold gründen eine Familie. Es werden eine Tochter Erna (1914) und ein Sohn Rolf (1920) geboren. Leider bleibt das Familienglück nicht ungetrübt. Leopold ist nach Aussagen seiner Familie ein hartnäckiger Spieler und so lässt sich Fanny um 1926 herum von ihm scheiden. Die näheren Umstände sind nicht bekannt, aber Fanny verlässt 1926 Andernach und zieht nach Berlin. Die gemeinsamen Kinder kommen in einem Waisenhaus in Köln unter.

Bereits 1938 ist die Familie Lehmann durch die Rassengesetze und die Brutalität des Nazi-Regimes gegenüber der jüdischen Bevölkerung direkt betroffen. Fannys Vater, Benjamin Feldmann (Jg. 1855), verweigert SS-Männern den Zutritt zu seiner Wohnung. Dabei kommt es zu einer Auseinandersetzung, bei der der alte Herr schwer auf den Kopf stürzt und am 9.10.1938 in Krefeld verstirbt.

Fanny ist zum Zeitpunkt des Zensus, dem 17.5.1939, sowohl in Berlin-Mitte, Kastanienallee 54, als auch in Oberschöneweide, Tabbertstraße 14, angemeldet. In letzterer arbeitet sie, nach Aussagen von Willy Neumann Wagner, im Haushalt Sophie Feldmann.

Anfang Januar 1942 wird Fanny Salm aus der Tabbertstraße 14 abgeholt und am 19.1.1942 vom Bahnhof Berlin-Grunewald aus mit dem 9. Osttransport nach Riga deportiert. Der Zug kommt am 23.1.1942 bei strengstem Frost am Bahnhof Skirotava an. Der Transport besteht aus rund 1000 Menschen, von denen, nach heutigem Kenntnisstand, nur 19 Menschen überlebten.

Von Fanny Salm verliert sich jede Spur. Man weiß heute, dass es bei Ankunft eine große Selektion gibt. Ein Teil der Menschen wird sofort mit Gas erstickt oder im Wald von Rumbula erschossen. Andere werden zur Zwangsarbeit ins Rigaer Ghetto gebracht. Aus dem Ghetto, das im Jahr 1943 liquidiert wird, gibt es nur sehr wenige Überlebende.

Ihr Sohn Rolf Salm, sowie Leopold und dessen zweite Ehefrau Lucia Ritterband werden von Köln aus, am 20.7.1942 mit dem VI.Transport nach Maly Trostinec bei Minsk (Belorußland) deportiert. Der Zug trifft dort am 24.7.1942 ein. Die überwiegende Anzahl der Menschen wird sofort nach der Ankunft in Gaswagen ermordet oder in der Vernichtungsstätte Blagowschtschina erschossen. Fannys Tochter Erna gelingt 1938 die Flucht nach Australien.