Erna Löw war die Tochter von Zwi und Yenta Rimalt, geb. Kaner. Über ihr genaues Geburtsdatum herrscht Unklarheit, da das Jahr 1897 kein Schaltjahr war. Überlieferte Briefe geben jedoch einheit-lich den 29. Februar 1897 an.<br />
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Die Vorfahren von Erna Rimalt waren seit 1742 Rabbiner und Thoragelehrte. Andere Verwandte lebten im 50 Km von Lisko entfernten Khyriv. Einer dieser Rabbiner war für sein fotografisches Gedächtnis berühmt. Seine Lehrer stellte ihn auf die Probe, indem sie eine feine Nadel durch einen Band des Talmud stießen und das Buch an der Stelle aufschlugen, wo die Nadel endete. Dann lasen sie ihm die beiden ersten Worte dieser Seite vor. Er konnte von diesen Worten aus den gesamten Text zitieren. <br />
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Sowohl Lisko als auch Khyriv gehörten zum österreichischen Teil Galiziens, bis Lisko 1918 zu Po-len, Khyriv zur Ukraine kam. Die Synagoge in Lisko stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist heute ein Kunstmuseum. <br />
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Erna flüchtete während des 1. Weltkriegs vermutlich vor den Russen nach Wien, wo sie 1921 Nuchem Löw heiratet. Ein Jahr später bringt sie ihren Sohn Willy zur Welt, im Jahre 1927 ihre Tochter Liane.<br />
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Auf den wenigen Fotos, die von Erna Löw erhalten sind, erscheint sie als eine freundliche, selbst-bewusste und moderne Frau. Aber dennoch ist es sie und nicht traditionell ihr Mann, die die Heili-gen Schriften und das Wissen darum an ihren Sohn Willy weitergibt. <br />
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Erna Löw zieht im Jahre 1934 mit ihrem Mann und den Kindern von Wien nach Berlin. Ab 1937 sind die Löws in der Thomasiusstraße gemeldet. Spätestens nach dem Progrom des 9. November 1938 wird die Situation für die Familie immer schwieriger und lebensbedrohlich, so dass sich die Eltern entschließen, den 16jährigen Willy und die 11jährige Liane in die Fremde zu schicken.<br />
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Es ist kaum vorstellbar, was ein solcher Entschluss für eine Mutter bedeutet. In einem Brief vom Sommer 1940 drückt sie verhalten ihren Kummer aus: „Wir vergehen vor Sehnsucht nach euch bei-den und mein einziger Gedanke sei ich könnte mich euch zusammen sein...“ Dennoch versucht sie ihre Sorgen vor den Kindern zu verbergen. Sie sollen durchhalten, sie hätten eine harte Lebensschu-le, aber aus dem Schlechten könne man auch noch etwas lernen. Immer wieder erkundigt sie sich, wie Willy jetzt aussehe, ob er gewachsen sei, gibt ihm praktische Ratschläge und ermahnt ihn, ein ehrlicher und anständiger Mensch zu bleiben. Erna Löw muss eine sehr standhafte Frau gewesen sein. Über ihre immer wahren Lebensumstände schweigt sie. <br />
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Liane muss im Januar 1941 wieder nach Berlin zurückkehren. Die Mutter muss hin- und her geris-sen sein zwischen der Freude, ihre Tochter wieder bei sich zu haben und dem Bewusstsein der stän-digen Lebensgefahr. Willy wurde nach Kriegsausbruch in England als deutscher Staatsbürger in ein Kriegsgefangenenlager interniert und kommt dann in ein Lager nach Kanada. In einem Brief der Mutter scheint sie beinahe erleichtert, dass er jetzt „über den großen Teich“ sei, was die Schwierig-keit der Lage in Berlin erkennen lässt.<br />
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Ab 1941 muss Erna Löw Zwangsarbeit leisten. Bekannt ist, dass sie als Wicklerin (von Spulen) bei der AEG arbeitet, zuletzt in einer leitenden Position. Die Arbeit muss sehr erschöpfend sein, doch sie schreibt an Willy nur, dass sie „viel zu tun“ habe. Ansonsten heißt es in fast jedem Brief “Bei uns nichts Neues“, was unter den gegebenen Umständen bedeutet, dass noch alle am Leben sind. Ab 1942 sind nur noch Telegramme über das Rote Kreuz möglich, die manchmal Monate brauchen, bis sie Willy in Kanada erreichen. Für die Antworten gilt oft gleiches.<br />
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Von der berüchtigten „Fabrikation“ vom 27. Februar 1943, in der ein Großteil der noch in Berlin verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter verhaftet und deportiert wird, bleibt die Familie verschont. Doch am 17. Mai 1943 wird auch Erna Löw mit ihrem Mann und Tochter Liane mit dem 38. Transport Ost nach Auschwitz deportiert. Es ist einer der letzten Transporte aus Berlin zu einer Zeit, als es kaum noch Juden in Berlin gab, wie später ein überlebender Freund schreibt. <br />
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Was mit Erna Löw in Auschwitz geschah ist ebenso unbekannt wie ihr Todesdatum. Sie wird am 8. Mai 1945 offiziell für tot erklärt.
Die Vorfahren von Erna Rimalt waren seit 1742 Rabbiner und Thoragelehrte. Andere Verwandte lebten im 50 Km von Lisko entfernten Khyriv. Einer dieser Rabbiner war für sein fotografisches Gedächtnis berühmt. Seine Lehrer stellte ihn auf die Probe, indem sie eine feine Nadel durch einen Band des Talmud stießen und das Buch an der Stelle aufschlugen, wo die Nadel endete. Dann lasen sie ihm die beiden ersten Worte dieser Seite vor. Er konnte von diesen Worten aus den gesamten Text zitieren.
Sowohl Lisko als auch Khyriv gehörten zum österreichischen Teil Galiziens, bis Lisko 1918 zu Po-len, Khyriv zur Ukraine kam. Die Synagoge in Lisko stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist heute ein Kunstmuseum.
Erna flüchtete während des 1. Weltkriegs vermutlich vor den Russen nach Wien, wo sie 1921 Nuchem Löw heiratet. Ein Jahr später bringt sie ihren Sohn Willy zur Welt, im Jahre 1927 ihre Tochter Liane.
Auf den wenigen Fotos, die von Erna Löw erhalten sind, erscheint sie als eine freundliche, selbst-bewusste und moderne Frau. Aber dennoch ist es sie und nicht traditionell ihr Mann, die die Heili-gen Schriften und das Wissen darum an ihren Sohn Willy weitergibt.
Erna Löw zieht im Jahre 1934 mit ihrem Mann und den Kindern von Wien nach Berlin. Ab 1937 sind die Löws in der Thomasiusstraße gemeldet. Spätestens nach dem Progrom des 9. November 1938 wird die Situation für die Familie immer schwieriger und lebensbedrohlich, so dass sich die Eltern entschließen, den 16jährigen Willy und die 11jährige Liane in die Fremde zu schicken.
Es ist kaum vorstellbar, was ein solcher Entschluss für eine Mutter bedeutet. In einem Brief vom Sommer 1940 drückt sie verhalten ihren Kummer aus: „Wir vergehen vor Sehnsucht nach euch bei-den und mein einziger Gedanke sei ich könnte mich euch zusammen sein...“ Dennoch versucht sie ihre Sorgen vor den Kindern zu verbergen. Sie sollen durchhalten, sie hätten eine harte Lebensschu-le, aber aus dem Schlechten könne man auch noch etwas lernen. Immer wieder erkundigt sie sich, wie Willy jetzt aussehe, ob er gewachsen sei, gibt ihm praktische Ratschläge und ermahnt ihn, ein ehrlicher und anständiger Mensch zu bleiben. Erna Löw muss eine sehr standhafte Frau gewesen sein. Über ihre immer wahren Lebensumstände schweigt sie.
Liane muss im Januar 1941 wieder nach Berlin zurückkehren. Die Mutter muss hin- und her geris-sen sein zwischen der Freude, ihre Tochter wieder bei sich zu haben und dem Bewusstsein der stän-digen Lebensgefahr. Willy wurde nach Kriegsausbruch in England als deutscher Staatsbürger in ein Kriegsgefangenenlager interniert und kommt dann in ein Lager nach Kanada. In einem Brief der Mutter scheint sie beinahe erleichtert, dass er jetzt „über den großen Teich“ sei, was die Schwierig-keit der Lage in Berlin erkennen lässt.
Ab 1941 muss Erna Löw Zwangsarbeit leisten. Bekannt ist, dass sie als Wicklerin (von Spulen) bei der AEG arbeitet, zuletzt in einer leitenden Position. Die Arbeit muss sehr erschöpfend sein, doch sie schreibt an Willy nur, dass sie „viel zu tun“ habe. Ansonsten heißt es in fast jedem Brief “Bei uns nichts Neues“, was unter den gegebenen Umständen bedeutet, dass noch alle am Leben sind. Ab 1942 sind nur noch Telegramme über das Rote Kreuz möglich, die manchmal Monate brauchen, bis sie Willy in Kanada erreichen. Für die Antworten gilt oft gleiches.
Von der berüchtigten „Fabrikation“ vom 27. Februar 1943, in der ein Großteil der noch in Berlin verbliebenen jüdischen Zwangsarbeiter verhaftet und deportiert wird, bleibt die Familie verschont. Doch am 17. Mai 1943 wird auch Erna Löw mit ihrem Mann und Tochter Liane mit dem 38. Transport Ost nach Auschwitz deportiert. Es ist einer der letzten Transporte aus Berlin zu einer Zeit, als es kaum noch Juden in Berlin gab, wie später ein überlebender Freund schreibt.
Was mit Erna Löw in Auschwitz geschah ist ebenso unbekannt wie ihr Todesdatum. Sie wird am 8. Mai 1945 offiziell für tot erklärt.