Brunhilde Prelle née Zoschke

Location 
Wartenbergstr. 33
District
Lichtenberg
Stone was laid
21 March 2017
Born
26 October 1911 in
Occupation
Kontoristin
Verhaftet
28 April 1942 to 26 July 1943 in Ravensbrück
Verhaftet
28 January 1944 to 26 April 1944 in Landsberg, Warthe
Survived
Brunhilde Prelle wurde am 26. Oktober 1911 in Landsberg an der Warthe geboren. Ihre Mutter, Maria Zoschke, war nicht verheiratet und zog 1914 gemeinsamen mit ihrer Tochter Brunhilde, die kurz Hilde gerufen wurde, und dem älteren Sohn Hans in den Arbeiterbezirk Lichtenberg in die Nähe des Ostkreuzes. Der Berliner Osten war von der höchsten Berliner Wohnungsdichte, größter Armut und Arbeitslosigkeit geprägt. Zugleich war er die Hochburg der KPD, die in Friedrichsfelde das Andenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht bewahrte – neben Neukölln und dem „Roten Wedding“ wurde hier den Nazis am aktivsten gegenübergetreten. Brunhilde wurde nach der Volksschule Näherin, heiratete mit 18 den Drechsler Kurt Prelle, wurde Mutter, brach dann aber aus ihrem bisherigen Leben aus: sie ließ sich 1932 scheiden, der Sohn wuchs bei dem Vater auf. Mit Anfang 20 setzte sie sich wieder auf die Schulbank, besuchte Abendkurse und hatte in der Zeit der Weltwirtschaftskrise Arbeit als Kontoristin und Telefonistin.

Warum sie politisch aktiv wurde, wissen wir nicht. Sie war kein Mitglied der KPD, doch war sie gemeinsam mit ihrem Bruder, dem später ermordeten Hans Zoschke, aktiv im Arbeitersport. Sie war daher vom Verbot aller Parteien und Organisationen ab 1933 betroffen. Natürlich wird sie die tragische KPD-Position des Abwartens und die brutalen Kommunistenverfolgungen nach dem Reichstagsbrand und schließlich die Zerschlagung auch der Untergrundorganisation der KPD bis 1936 mitbekommen haben, ihr Bruder und viele ihrer engsten Freundinnen und Freunde waren direkt betroffen. Brunhilde Prelle kannte viele Kommunisten aus dem Sport oder den Betrieben, wie den Ringer Werner Seelenbinder oder den schon mehrfach verhafteten Robert Uhrig, die nicht aufgaben, Politik zu diskutierten, Spenden für Verfolgte zu sammeln und parteiübergreifende Netzwerke zu bilden.

Obwohl die Nazis an der Macht waren, hörten sie und ihre Freundinnen und Freunde nicht auf, sich weiter zu bilden. So lernte sie in der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges die Weltsprache Esperanto.
Vor allem mit Beginn des 2. Weltkrieges 1939 wagten die Freundeskreise, die sich um Robert Uhrig gebildet hatten und zu den stärksten Berliner Widerstandsgruppe gehörten, mutige Aktionen, um über Hitlers Krieg Gegeninformationen zu verbreiten. Vor Betrieben oder auf den Wegen zur Arbeit klebten sie Losungen, wie „DER KRIEG IST ENTBRANNT. DIE KUGEL TRIFFT DICH! HEUTE POLEN, MORGEN DIE GANZE WELT!“ Brunhilde Prelle kopierte dazu in ihrer Firma in Neukölln illegal das Material oder transportierte Informationen zur Weitergabe. Diese Aufgaben waren genauso gefährlich wie das Auslegen des Materials in der Öffentlichkeit. Oft waren es Frauen, die für die Weiterverbreitung illegalen Materials sorgten.
Zum Netzwerk der Uhrig-Gruppe gehörten bald Mitstreiter in 90 Betrieben, die zu Sabotageaktion aufriefen und Zwangsarbeiter unterstützen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 war diese Gruppe auch mit der Opposition der Wehrmacht durch Hauptmann a.d. Dr. Josef Römer sowie der bürgerlichen Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ um Harro Schulze-Boysen und Hans und Hilde Coppi verbunden.
Zur selben Zeit versuchte die Exil-KPD-Führung von Moskau aus, die Opposition mit Instrukteuren anzuleiten. Deren geheime Missionen in Deutschland waren höchst riskant und gefährdeten oft die lokalen Widerstandsgruppen zusätzlich. Zudem gelang es der Gestapo, auf diesem Weg Spitzel einzuschleusen. Brunhilde Prelle stellte ab Ende November 1941 ihre Wohnung in der Wartenbergstraße 33 als Quartier und Versammlungsort für Alfred Kowalke zur Verfügung, der von Holland aus Widerstandsgruppen in ganz Deutschland zu koordinieren versuchte. Offenbar hatte sie ein Verhältnis mit ihm und verhalf ihm Anfang 1942 zunächst zur Flucht, nachdem die Gruppe Uhrig nahezu komplett durch den Spitzel Hans Kurz verraten wurde.

Durch diesen Verrat wurden ca. 200 Widerstandskämpfer und -kämpferinnen in Berlin verhaftet und erlitten zwei Jahre andauernde Verhöre, KZ-Haft oder Arbeitslager sowie Prozesse vor dem sogenannten „Volksgerichtshof“. Fast 80 Frauen und Männer starben dabei entweder an den Entbehrungen oder wurden 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Auch Brunhilde Prelle wurde am 28. April 1942 wegen Hochverrat verhaftet und nach zehn Wochen Gestapo-Verhör in das KZ Ravensbrück eingeliefert. Sie musste dort in der Zuschneiderei Zwangsarbeit leisten. Es gibt Aussagen ehemaliger Mitgefangene, dass sie sich auch im KZ solidarisch und menschlich verhalten hat. Nur für kurze Zeit wurde sie am 27. Juli 1943 aus Ravensbrück entlassen. Offenbar, um sie als ahnungslosen Lockvogel zu nutzen, war sie bis zum 28. Januar 1944 frei, doch dann wurde sie wieder verhaftet und in dem Gefängnis in Landsberg an der Warthe, ihrem Geburtsort, gefangen gehalten.
Sie musste im Prozess gegen „Nelke und Genossen“ am 26. April 1944 aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden, da ihr Bruder Hans Zoschke sowie Alfred Kowalke sie im Verhör selbstlos entlasteten. Erst am 5. Mai 1944 wurde sie, gesundheitlich schwer angeschlagen, entlassen. Ihr Bruder und viele ihrer Genossen wurden hingerichtet.

Brunhilde Prelle überstand die NS-Diktatur; sie heiratete später Heinrich Starck, einen Genossen aus dem Widerstand. In der DDR wurde sie als „Kämpferin gegen den Faschismus“ ausgezeichnet.
Wir wissen nichts darüber, wie sie über den in der DDR deklarierten Antifaschismus und die
erneute Vorherrschaft einer Partei dachte.
Vermutlich aber war sie am Ende des Lebens einsam: die Todesmeldung vom 16. Dezember 1984 in der Berliner Zeitung, aufgesetzt nur von der Nichte, benennt Hilde Starck als „Trägerin des Vaterländischen Verdienstordens und anderer hoher Auszeichnungen“, Hinweise zu anderen Hinterbliebenen oder Angehörigen gibt es nicht. Sie ist auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde beerdigt.
Brunhilde Prelle wurde am 26. Oktober 1911 in Landsberg an der Warthe geboren. Ihre Mutter, Maria Zoschke, war nicht verheiratet und zog 1914 gemeinsamen mit ihrer Tochter Brunhilde, die kurz Hilde gerufen wurde, und dem älteren Sohn Hans in den Arbeiterbezirk Lichtenberg in die Nähe des Ostkreuzes. Der Berliner Osten war von der höchsten Berliner Wohnungsdichte, größter Armut und Arbeitslosigkeit geprägt. Zugleich war er die Hochburg der KPD, die in Friedrichsfelde das Andenken an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht bewahrte – neben Neukölln und dem „Roten Wedding“ wurde hier den Nazis am aktivsten gegenübergetreten. Brunhilde wurde nach der Volksschule Näherin, heiratete mit 18 den Drechsler Kurt Prelle, wurde Mutter, brach dann aber aus ihrem bisherigen Leben aus: sie ließ sich 1932 scheiden, der Sohn wuchs bei dem Vater auf. Mit Anfang 20 setzte sie sich wieder auf die Schulbank, besuchte Abendkurse und hatte in der Zeit der Weltwirtschaftskrise Arbeit als Kontoristin und Telefonistin.

Warum sie politisch aktiv wurde, wissen wir nicht. Sie war kein Mitglied der KPD, doch war sie gemeinsam mit ihrem Bruder, dem später ermordeten Hans Zoschke, aktiv im Arbeitersport. Sie war daher vom Verbot aller Parteien und Organisationen ab 1933 betroffen. Natürlich wird sie die tragische KPD-Position des Abwartens und die brutalen Kommunistenverfolgungen nach dem Reichstagsbrand und schließlich die Zerschlagung auch der Untergrundorganisation der KPD bis 1936 mitbekommen haben, ihr Bruder und viele ihrer engsten Freundinnen und Freunde waren direkt betroffen. Brunhilde Prelle kannte viele Kommunisten aus dem Sport oder den Betrieben, wie den Ringer Werner Seelenbinder oder den schon mehrfach verhafteten Robert Uhrig, die nicht aufgaben, Politik zu diskutierten, Spenden für Verfolgte zu sammeln und parteiübergreifende Netzwerke zu bilden.

Obwohl die Nazis an der Macht waren, hörten sie und ihre Freundinnen und Freunde nicht auf, sich weiter zu bilden. So lernte sie in der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges die Weltsprache Esperanto.
Vor allem mit Beginn des 2. Weltkrieges 1939 wagten die Freundeskreise, die sich um Robert Uhrig gebildet hatten und zu den stärksten Berliner Widerstandsgruppe gehörten, mutige Aktionen, um über Hitlers Krieg Gegeninformationen zu verbreiten. Vor Betrieben oder auf den Wegen zur Arbeit klebten sie Losungen, wie „DER KRIEG IST ENTBRANNT. DIE KUGEL TRIFFT DICH! HEUTE POLEN, MORGEN DIE GANZE WELT!“ Brunhilde Prelle kopierte dazu in ihrer Firma in Neukölln illegal das Material oder transportierte Informationen zur Weitergabe. Diese Aufgaben waren genauso gefährlich wie das Auslegen des Materials in der Öffentlichkeit. Oft waren es Frauen, die für die Weiterverbreitung illegalen Materials sorgten.
Zum Netzwerk der Uhrig-Gruppe gehörten bald Mitstreiter in 90 Betrieben, die zu Sabotageaktion aufriefen und Zwangsarbeiter unterstützen. Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 war diese Gruppe auch mit der Opposition der Wehrmacht durch Hauptmann a.d. Dr. Josef Römer sowie der bürgerlichen Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“ um Harro Schulze-Boysen und Hans und Hilde Coppi verbunden.
Zur selben Zeit versuchte die Exil-KPD-Führung von Moskau aus, die Opposition mit Instrukteuren anzuleiten. Deren geheime Missionen in Deutschland waren höchst riskant und gefährdeten oft die lokalen Widerstandsgruppen zusätzlich. Zudem gelang es der Gestapo, auf diesem Weg Spitzel einzuschleusen. Brunhilde Prelle stellte ab Ende November 1941 ihre Wohnung in der Wartenbergstraße 33 als Quartier und Versammlungsort für Alfred Kowalke zur Verfügung, der von Holland aus Widerstandsgruppen in ganz Deutschland zu koordinieren versuchte. Offenbar hatte sie ein Verhältnis mit ihm und verhalf ihm Anfang 1942 zunächst zur Flucht, nachdem die Gruppe Uhrig nahezu komplett durch den Spitzel Hans Kurz verraten wurde.

Durch diesen Verrat wurden ca. 200 Widerstandskämpfer und -kämpferinnen in Berlin verhaftet und erlitten zwei Jahre andauernde Verhöre, KZ-Haft oder Arbeitslager sowie Prozesse vor dem sogenannten „Volksgerichtshof“. Fast 80 Frauen und Männer starben dabei entweder an den Entbehrungen oder wurden 1944 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Auch Brunhilde Prelle wurde am 28. April 1942 wegen Hochverrat verhaftet und nach zehn Wochen Gestapo-Verhör in das KZ Ravensbrück eingeliefert. Sie musste dort in der Zuschneiderei Zwangsarbeit leisten. Es gibt Aussagen ehemaliger Mitgefangene, dass sie sich auch im KZ solidarisch und menschlich verhalten hat. Nur für kurze Zeit wurde sie am 27. Juli 1943 aus Ravensbrück entlassen. Offenbar, um sie als ahnungslosen Lockvogel zu nutzen, war sie bis zum 28. Januar 1944 frei, doch dann wurde sie wieder verhaftet und in dem Gefängnis in Landsberg an der Warthe, ihrem Geburtsort, gefangen gehalten.
Sie musste im Prozess gegen „Nelke und Genossen“ am 26. April 1944 aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden, da ihr Bruder Hans Zoschke sowie Alfred Kowalke sie im Verhör selbstlos entlasteten. Erst am 5. Mai 1944 wurde sie, gesundheitlich schwer angeschlagen, entlassen. Ihr Bruder und viele ihrer Genossen wurden hingerichtet.

Brunhilde Prelle überstand die NS-Diktatur; sie heiratete später Heinrich Starck, einen Genossen aus dem Widerstand. In der DDR wurde sie als „Kämpferin gegen den Faschismus“ ausgezeichnet.
Wir wissen nichts darüber, wie sie über den in der DDR deklarierten Antifaschismus und die
erneute Vorherrschaft einer Partei dachte.
Vermutlich aber war sie am Ende des Lebens einsam: die Todesmeldung vom 16. Dezember 1984 in der Berliner Zeitung, aufgesetzt nur von der Nichte, benennt Hilde Starck als „Trägerin des Vaterländischen Verdienstordens und anderer hoher Auszeichnungen“, Hinweise zu anderen Hinterbliebenen oder Angehörigen gibt es nicht. Sie ist auf dem Zentralfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde beerdigt.