Johann Przybilla

Location 
Wielandstraße 20
District
Mahlsdorf
Stone was laid
06 October 2023
Born
01 November 1887 in Berlin-Grünau
Occupation
Kohlenhändler
Interniert
September 1933 to March 1934 in KZ Brandenburg
Verhaftet
20 December 1943 to 23 March 1945 in Brandenburg-Görden
Murdered
23 March 1945 in Brandenburg-Görden

Johann Przybilla wurde als Sohn des Fabrikarbeiters Anton Przybilla und seiner Frau Marianne geb. Zilinski am 1. November 1887 in Berlin-Grünau geboren. Der Vater besaß in der Wielandstraße 20 in Mahlsdorf bereits 1910 ein Grundstück mit Wohnhaus.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Johann Przybilla 17-jährig eingezogen und kehrte 1918 in die Wielandstraße zurück. Nach Kriegsende schloss er sich zunächst 1918 der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) an und trat nach Gründung der KPD vermutlich 1919, spätestens jedoch 1921 in diese ein. Er war aktives Mitglied der KPD-Gruppe Kaulsdorf-Süd.

Bereits vor dem Krieg war Johann Przybilla gewerkschaftlich organisiert, später trat er der RGO (Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition) bei, wo er seit 1930 die Position des Literatur-Obmanns seiner Zelle hielt und zeitweise als Organisations-Leiter agierte. Daneben gehörte er dem Arbeitersportverein (ASV) „Fichte“ an. Auf dem Grundstück seines Vaters betrieb er eine Kohlenhandlung.

Im September 1933 wurde Johann Przybilla verhaftet und vom Kammergericht Berlin zu einem Jahr und fünf Monaten Zuchthaus verurteilt, die er im KZ Lager Brandenburg (Altes Zuchthaus) absaß. Auch nach seiner Haftentlassung sah sich Johann Przybilla weiteren Schikanen ausgesetzt. Dies hinderte ihn und seine Frau Charlotte allerdings nicht daran, weiterhin politisch und im antifaschistischen Widerstand aktiv zu sein. Über einen Kontaktmann in der KPD-Gruppe Kaulsdorf-Mitte, Konrad Schneider, kamen sie in Verbindung mit dem von der Gestapo gesuchten Paul Hinze. Paul Hinze war Angehöriger der Uhrig-Gruppe und wiederholt in seiner Illegalität bei Familie Przybilla untergekommen.

Am 20. Dezember 1943 wurde das Ehepaar Przybilla in diesem Zusammenhang verhaftet. Während Johann Przybilla am 3. November 1944 vom Kammergericht Berlin wegen Hochverrats zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, wurde der Prozess für seine Frau Charlotte ausgesetzt, nachdem sie vorher einen Schlaganfall erlitten hatte. Noch vor seiner Verurteilung wurde Johann Przybilla wohl wegen Tuberkulose im Moabiter Haftkrankenhaus untergebracht und bereits am 2. November 1944, also einen Tag vor der Verurteilung, nach Brandenburg-Görden in das dortige Zuchthaus überstellt. Am 23. März 1945 verstarb er in der Haft. Über die Todesursache gibt es bis heute Zweifel. Laut offizieller Zuchthausmeldung verstarb er infolge seiner Tuberkuloseerkrankung und einer Herzschwäche. Die Vermutung liegt nahe, dass dies ein bewusst herbeigeführter Zustand war, da es sich bei Brandenburg-Görden um eine Sonderanstalt für an Tuberkulose erkrankte Inhaftierte handelte, die dort bewusst weniger behandelt werden sollten. Somit muss zumindest angenommen werden, dass die Folgen einer Misshandlung ebenso zu seinem Tod beigetragen haben wie eine mögliche Erkrankung. Für eine Hinrichtung, wie sie in einigen Quellen erwähnt wird, gibt es hingegen keine Beweise.