Dr. Max Leopold Edel

Location 
Wittelsbacherstraße 22
District
Wilmersdorf
Stone was laid
08 April 2022
Born
25 May 1868 in Berlin
Occupation
Arzt
Dead
23 March 1941 in Berlin

„Max Edel, geboren den 25. Mai 1868 zu Berlin, mosaischer Religion, Sohn des Sanitätsraths Dr. C. Edel, erhielt seine Gymnasialbildung auf dem Kaiserin-Augusta-Gymnasium zu Charlottenburg, von dem er Michaelis 1887 [September 1887, Anm. die Verf.] mit dem Zeugnis der Reife entlassen wurde. Immatriculiert wurde er im October desselben Jahres auf der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, welcher er bis jetzt, außer dem Sommer-Semester 1888 angehörte, während dessen er in Freiburg i. B. studierte“, so Max Edel im Lebenslauf in seiner Dissertationsschrift. Am 7. Juli 1891 bestand er das medizinische Staatsexamen. Im Oktober desselben Jahres wurde er an der Berliner Universität mit der Arbeit „Casuistischer Beitrag zur Carcinomentwicklung“ promoviert. Die Dissertation widmete er seinen Eltern.

Seine Mutter, Elisabeth Esther Edel, geb. Abel (1840-1907), stammte aus Berlin und hatte 1862 den Arzt Dr. Karl Edel geheiratet. Karl Edel wurde 1837 in Köslin/Koszalin geboren, hatte in Berlin Medizin studiert und führte nach dem Studium zunächst in Stolp/Słupsk, im früheren Westpommern, eine allgemeinärztliche Praxis. Das Ehepaar bekannte sich zur jüdischen Religion.

Max Edel wuchs mit den Brüdern Edmund (1863 - 1934) und Paul Philipp (1867 - 1939) sowie mit den Schwestern Anna Margarete (1866 - ?) und Gertrud Clara (1872 - 1945) auf. Paul Edel studierte ebenfalls Medizin in Berlin, Freiburg sowie Straßburg und wurde 1894 an der Universität Leipzig promoviert. Edmund Edel wurde ein bekannter Karikaturist, Plakatkünstler und Schriftsteller. Sein Enkelsohn war der Berliner Grafiker und Schriftsteller Peter Edel-Hirschweh (1921 - 1983).

Im Dezember 1898 heiratete Max Edel die aus Heilbronn stammende Eva Strauß. Die Bekanntschaft vermittelte sich über Evas Bruder Hermann Strauß, der in jener Zeit als Oberarzt an der III. Medizinischen Klinik der Berliner Charité tätig war. Das Ehepaar hatte drei Kinder:
- Ernst Edel (geboren 1899 in Berlin, gestorben 1987 in Hamburg), der Mediziner wurde, 1933 nach England emigrierte und 1955 nach Deutschland zurückkehrte; 

- Rose Margarete Edel (1901 in Berlin geboren, gestorben 1979 in London), die eine künstlerische Tätigkeit anstrebte und nach ihrer Flucht aus Deutschland 1939 in England in prekären Verhältnissen lebte, 

- Robert Edel (geboren 1904 in Berlin). Er promovierte als Jurist, dem die Nationalsozialisten 1933 die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen. Er emigrierte nach Frankreich. 1941 fand er in Marseille Zuflucht, schloss sich dem Widerstand an und wurde 1944 von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Die Familie Edel gehörte zu den sehr angesehenen, auch kaisertreuen Bürgern der Städte Charlottenburg und Berlin. Karl Edel war über viele Jahre Stadtverordneter in Charlottenburg, unbesoldeter Stadtrat, Dezernent des Schulwesens und Vorsitzender der Charlottenburger Krankenhaus-Deputation. Er hatte nach einer psychiatrisch-neurologischen Weiterbildung an der Berliner Charité im Februar 1896 in Charlottenburg ein „Privat-Asyl für Gemüthskranke“ (später „Edel’sche Heilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke zu Charlottenburg“) eröffnet, das sich im .Laufe von 50 Jahren zu einer der größten Anstalten Deutschlands entwickelte. Wegen einer Erkrankung zog sich Karl Edel 1911 zurück und seine Söhne Max und Paul Edel übernahmen die Klinikleitung. In seinem Todesjahr 1921 verfügte die Klinik über etwa 500 Betten an der Berliner Str. 15 - 18 sowie am Charlottenburger Ufer 75 - 79. Die Klinik hatte ein großes Renommee.

Max Edel arbeitete nach seinem Medizinstudium zweieinhalb Jahre in allgemeinen Krankenhäusern und schloss danach eine psychiatrische Ausbildung in der „Irrenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf“ an. Seit Ostern 1897 war er bei seinem Vater tätig. 1903 publizierte er mit dem Sprachforscher und Hals-Nasen-Ohrenarzt-Arzt Albert Liebmann „Die Sprache der Geisteskranken nach stenographischen Aufzeichnungen“ (im Oktober 2016 erschien in der Leopold Classic Library eine Neuauflage). Max Edel führte seit Eintritt in die Klinik regelmäßige Kurse für klinische Psychiatrie zur Fortbildung praktischer Ärzte durch und engagierte sich für die kontinuierliche Weiterbildung des Pflegepersonals.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg konfrontierte die Klinik und seine beiden ärztlichen Leiter mit zunehmenden ökonomischen Problemen. Nach bisherigem Kenntnisstand wurden seit 1922 Teile des Gebäudekomplexes an das Finanzamt Berlin-Charlottenburg vermietet (Charlottenburg gehörte seit 1920 zu Groß-Berlin). In anderen Gebäuden befanden sich Praxen von Nervenärzten, u.a. jene der Gebrüder Max und Paul Edel. Das Ehepaar Max und Eva Edel wohnte zunächst weiterhin auf dem ehemaligen Klinikareal.

Der Beginn der NS-Diktatur 1933 war für die Familie Edel mit tiefen Zäsuren durch die allseitige Entrechtung und Verfolgung verbunden. Das Grundstück mit den Klinikgebäuden an der Berliner Straße sowie am Charlottenburger Ufer musste im Herbst 1936 unter dem Druck der Nationalsozialisten verkauft werden. Als Eigentümer des ehemaligen Klinikareals war seit dem 9. Oktober 1936 die Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands eingetragen. Max Edel konnte dort zunächst noch privat praktizieren. Die Wohnung auf dem Klinikgelände musste aufgegeben werden. Das Ehepaar zog 1938 in eine 5-Zimmerwohung in der Berliner Wittelsbacher Straße 22. Im September 1938 wurde Max Edel die ärztliche Approbation entzogen.

Die genauen Lebensumstände des Ehepaars nach 1933 sind bisher nur in Bruchstücken dokumentiert. Die beiden Söhne hatten Deutschland bereits 1933 verlassen. Die Tochter Rose Margarete Noah floh im April 1939 nach England. Seit dieser Zeit wohnte deren damals 15-jährige Tochter Rosemarie Noah bei den Großeltern in der Wittelsbacher Straße 22. Max Edels Bruder Paul starb im Januar 1939. Die Schwester Gertrud Schönheimer konnte 1940 aus Deutschland über Lissabon in die USA fliehen.

Dr. Max Edel starb am 23. März 1941 72jährig - gedemütigt und entrechtet - in Berlin an den Folgen einer Operation.

Der Schriftsteller Peter Edel widmete seinem Onkel Max in der Autobiografie „Wenn es ans Leben geht“ literarisch Erinnerungen. Er schilderte ihn als „Patriarchen einer sich auflösenden, nur noch aus wenigen nicht mehr davon gekommenen Leuten bestehenden Familie“. Sie versammelte sich in der „Wohnung des Sanitätsrats Max Edel, dem Bruder des verstorbenen Edmund-Opas. Sitzt da ein schlanker, kleiner, betagter Herr, auf angestammtem Platz ... Will bleiben. Was er stets war, sprechen, wie er immer sprach : ,Gut deutsch!´ … Darf sich aber nicht einmal mehr seines schlichten Vornamens Max bedienen, hat als Max Israel auch nicht mehr das Recht, den Titel Sanitätsrat zu führen, sondern muss an seine Haustür weisungsgemäß ´Krankenbehandler´ schreiben“. Bereits im vierteiligen DDR-Fernsehfilm nach Edels Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ war dieses Thema Gegenstand. Erstmals hatte damals ein deutsches Filmteam Gelegenheit bekommen, Sequenzen in Auschwitz direkt zu drehen.

Am Kurfürstendamm 184 sind seit 2011 Stolpersteine für Elsa und Hermann Strauß sowie seit 2015 eine Gedenktafel zu finden. In der Kurfürstenstraße 50 erinnert ein Stolperstein an Erich Hirschweh, den Vater des Schriftstellers. Vor dem Haus Sonnenallee 174 in Neukölln sind drei Stolpersteine Lieselotte Hirschweh, ihrer Mutter Berta Reichmann sowie Peter Edel-Hirschweh gewidmet.

 

„Max Edel, geboren den 25. Mai 1868 zu Berlin, mosaischer Religion, Sohn des Sanitätsraths Dr. C. Edel, erhielt seine Gymnasialbildung auf dem Kaiserin-Augusta-Gymnasium zu Charlottenburg, von dem er Michaelis 1887 [September 1887, Anm. die Verf.] mit dem Zeugnis der Reife entlassen wurde. Immatriculiert wurde er im October desselben Jahres auf der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, welcher er bis jetzt, außer dem Sommer-Semester 1888 angehörte, während dessen er in Freiburg i. B. studierte“, so Max Edel im Lebenslauf seiner Dissertationsschrift. Am 7. Juli 1891 bestand er das medizinische Staatsexamen. Im Oktober desselben Jahres wurde er an der Berliner Universität mit der Arbeit „Casuistischer Beitrag zur Carcinomentwicklung“ promoviert. Die Dissertation widmete er seinen Eltern.

Seine Mutter, Elisabeth Esther Edel (geb. Abel, 1840 - 1907), stammte aus Berlin und hatte 1862 den Arzt Dr. Karl Edel geheiratet. Karl Edel wurde 1837 in Köslin/Koszalin geboren, hatte in Berlin Medizin studiert und führte nach dem Studium zunächst in Stolp/Słupsk, im früheren Westpommern, eine allgemeinärztliche Praxis. Das Ehepaar bekannte sich zur jüdischen Religion.

Max Edel wuchs mit den Brüdern Edmund (1863 - 1934) und Paul Philipp (1867 - 1939) sowie mit den Schwestern Anna Margarete (1866 - ?) und Gertrud Clara (1872 - 1945) auf. Paul Edel studierte ebenfalls Medizin in Berlin, Freiburg sowie Straßburg und wurde 1894 an der Universität Leipzig promoviert. Edmund Edel wurde ein bekannter Karikaturist, Plakatkünstler und Schriftsteller. Sein Enkelsohn war der Berliner Grafiker und Schriftsteller Peter Edel-Hirschweh (1921 - 1983).

Im Dezember 1898 heiratete Max Edel die aus Heilbronn stammende Eva Strauß. Die Bekanntschaft vermittelte sich über Evas Bruder Hermann Strauß, der in jener Zeit als Oberarzt an der III. Medizinischen Klinik der Berliner Charité tätig war. Das Ehepaar hatte drei Kinder:


- Ernst Edel (geboren 1899 in Berlin, gestorben 1987 in Hamburg), der Mediziner wurde, 1933 nach England emigrierte und 1955 nach Deutschland zurückkehrte.
- Rose Margarete Edel (1901 in Berlin geboren, gestorben 1979 in London), die eine künstlerische Tätigkeit anstrebte und nach ihrer Flucht aus Deutschland 1939 in England in prekären Verhältnissen lebte
- Robert Edel (geboren 1904 in Berlin). Er promovierte als Jurist, dem die Nationalsozialisten 1933 die Zulassung als Rechtsanwalt entzogen. Nach der Emigration nach Frankreich 1941, fand er in Marseille Zuflucht, schloss sich dem Widerstand an und wurde 1944 von der Gestapo verhaftet, nach Auschwitz deportiert und ermordet

Die Familie Edel gehörte zu den sehr angesehenen, auch kaisertreuen Bürgern der Städte Charlottenburg und Berlin. Karl Edel war über viele Jahre Stadtverordneter in Charlottenburg, unbesoldeter Stadtrat, Dezernent des Schulwesens und Vorsitzender der Charlottenburger Krankenhaus-Deputation. Er hatte nach einer psychiatrisch-neurologischen Weiterbildung an der Berliner Charité im Februar 1896 in Charlottenburg ein „Privat-Asyl für Gemüthskranke“ (später „Edel’sche Heilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke zu Charlottenburg“) eröffnet, das sich im .Laufe von 50 Jahren zu einer der größten Anstalten Deutschlands entwickelte. Wegen einer Erkrankung zog sich Karl Edel 1911 zurück und seine Söhne Max und Paul übernahmen die Klinikleitung. In Karl Edels Todesjahr 1921 verfügte die renommierte Klinik über etwa 500 Betten an der Berliner Str. 15 - 18 sowie am Charlottenburger Ufer 75 - 79.

Max Edel arbeitete nach seinem Medizinstudium zweieinhalb Jahre in allgemeinen Krankenhäusern und schloss danach eine psychiatrische Ausbildung in der „Irrenanstalt der Stadt Berlin zu Dalldorf“ an. Seit Ostern 1897 war er bei seinem Vater tätig. 1903 publizierte er mit dem Sprachforscher und Hals-Nasen-Ohrenarzt Albert Liebmann „Die Sprache der Geisteskranken nach stenographischen Aufzeichnungen“ (im Oktober 2016 erschien in der Leopold Classic Library eine Neuauflage). Max Edel führte regelmäßige Kurse für klinische Psychiatrie zur Fortbildung praktischer Ärzte durch und engagierte sich für die kontinuierliche Weiterbildung des Pflegepersonals.

Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg konfrontierte die Klinikleitung mit zunehmenden ökonomischen Problemen. Nach bisherigem Kenntnisstand wurden seit 1922 Teile des Gebäudekomplexes an das Finanzamt Berlin-Charlottenburg vermietet (Charlottenburg gehörte seit 1920 zu Groß-Berlin). In anderen Gebäuden befanden sich Praxen von Nervenärzten, u.a. jene der Gebrüder Max und Paul Edel. Das Ehepaar Max und Eva Edel wohnte zunächst weiterhin auf dem ehemaligen Klinikareal.

Der Beginn der NS-Diktatur 1933 war für die Familie mit tiefen Zäsuren durch die allseitige Entrechtung und Verfolgung verbunden. Das Grundstück mit den Klinikgebäuden an der Berliner Straße sowie am Charlottenburger Ufer musste im Herbst 1936 unter dem Druck der Nationalsozialisten verkauft werden. Als Eigentümer des ehemaligen Klinikareals war seit dem 9. Oktober 1936 die Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands eingetragen. Max Edel konnte dort zunächst noch privat praktizieren. Die Wohnung auf dem Klinikgelände musste aufgegeben werden. Das Ehepaar zog 1938 in eine 5-Zimmerwohung in der Berliner Wittelsbacher Straße 22. Im September 1938 wurde Max Edel die ärztliche Approbation entzogen.

Die genauen Lebensumstände des Ehepaars nach 1933 sind bisher nur in Bruchstücken dokumentiert. Die beiden Söhne hatten Deutschland bereits 1933 verlassen. Die Tochter Rose Margarete Noah floh im April 1939 nach England. Seit dieser Zeit wohnte deren damals 15-jährige Tochter, Rosemarie Noah, bei den Großeltern in der Wittelsbacher Straße 22. Max Edels Bruder Paul starb im Januar 1939. Die Schwester Gertrud Schönheimer konnte 1940 aus Deutschland über Lissabon in die USA fliehen.

Dr. Max Edel starb am 23. März 1941 72jährig – gedemütigt und entrechtet – in Berlin an den Folgen einer Operation.

Der Schriftsteller Peter Edel widmete seinem Onkel Max in der Autobiografie „Wenn es ans Leben geht“ literarisch Erinnerungen. Er schilderte ihn als „Patriarchen einer sich auflösenden, nur noch aus wenigen nicht mehr davon gekommenen Leuten bestehenden Familie“. Sie versammelte sich in der „Wohnung des Sanitätsrats Max Edel, dem Bruder des verstorbenen Edmund-Opas. Sitzt da ein schlanker, kleiner, betagter Herr, auf angestammtem Platz ... Will bleiben. Was er stets war, sprechen, wie er immer sprach : ,Gut deutsch!´ … Darf sich aber nicht einmal mehr seines schlichten Vornamens Max bedienen, hat als Max Israel auch nicht mehr das Recht, den Titel Sanitätsrat zu führen, sondern muss an seine Haustür weisungsgemäß ´Krankenbehandler´ schreiben“. Bereits im vierteiligen DDR-Fernsehfilm nach Edels Roman „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ war dieses Thema Gegenstand. Erstmals hatte damals ein deutsches Filmteam Gelegenheit bekommen, Sequenzen in Auschwitz direkt zu drehen.