Ottilie Clara Hauck

Location 
Bleibtreustraße 17
District
Charlottenburg
Stone was laid
14 April 2015
Born
12 June 1882 in Kuttlau (Schlesien) / Kutla
Escape into death
27 November 1941 in Berlin
Ottilie Clara Hauck wurde am 12. Juli 1882 in Kuttlau/Glogau (heute Kotla) in Schlesien geboren. Wir wissen nichts über ihre Eltern, über ihre Kindheit und Jugend, auch nicht, wann sie nach Berlin kam. Die Adressbücher helfen wenig. Nimmt man in Betracht, dass Töchter oft den Vornamen der Mutter oder Großmutter bekamen, könnte sie die Enkelin oder Tochter der Schneiderin Ottilie Hauck geb. Geller sein, die allerdings schon 1885 verwitwet war. Dann hätte Ottilie Clara eine unruhige Kindheit gehabt, denn die Schneiderin wechselte fast jährlich die Wohnung. Aber diese Abstammung ist ungesichert. Ottilie Clara selbst ist zu keinem Zeitpunkt mit einer eigenen Wohnung eingetragen, sie muss immer bei Verwandten oder zur Untermiete gewohnt haben.

Gesichert ist nur, dass sie bei der Volkszählung im Mai 1939 – ebenfalls zur Untermiete – in der Bleibtreustraße 17 lebte. Zu diesem Zeitpunkt war das Dasein für Juden in Deutschland von der NS-Regierung schon weitgehend unerträglich gemacht worden. Gleich nach ihrer Machtübernahme 1933 hatten die Nationalsozialisten begonnen, Juden systematisch aus allen Berufs- und Wirtschaftszweigen auszuschließen. Zunächst Beamte, dann Juristen, Ärzte und ebenfalls Gewerbetreibende verloren ihre Existenzgrundlage. Aber auch in Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens wurden Juden immer stärker diskriminiert und gedemütigt. Die Nürnberger Gesetze bestimmten, wer als Jude zu gelten hatte und verboten Ehen mit Nichtjuden. Für Juden galten besondere Steuervorschriften, ihr Vermögen hatten sie minutiös anzumelden. Sie bekamen besondere Kennkarten, mussten ihrem Vornamen „Sara“ oder „Israel“ hinzufügen. Nach den Pogromen vom November 1938 wurde die Stigmatisierung und Erniedrigung noch wesentlich verstärkt. Juden konnten nicht mehr frei über ihr Vermögen verfügen, Wertsachen bis hin zu Silberbesteck mussten abgeliefert werden, „zwei vierteilige – gebrauchte – Essbestecke pro Person“ durften sie behalten. Sie durften kein Auto, kein Telefon, kein Radio besitzen, Führerscheine waren abzuliefern. Auftreten in der Öffentlichkeit wurde auf ein Minimum reduziert: kein Konzert, Kino, Theater war Juden erlaubt, Bannbezirke und Bannzeiten wurden festgelegt, in denen Juden sich nicht sehen lassen durften, der Mieterschutz wurde für sie aufgehoben, Pässe mit einem „J“ gekennzeichnet. Dies ist nur eine unvollständige Aufzählung der verfolgungsbedingten Bestimmungen, die Juden das Leben unerträglich machen und sie zur Auswanderung treiben sollten. Gleichzeitig wurde die Emigration aber unter anderem durch Sondersteuern so erschwert, dass sie für viele nicht mehr finanzierbar war.

Bei der obengenannten Volkszählung mussten sich Juden auf besondere Ergänzungskarten eintragen lassen, und darauf angeben, wie viele ihrer Großeltern Juden waren. Trotz des angeblich geltenden Statistikgeheimnisses, wurden diese Daten bei der Verpflichtung von Juden zu Zwangsarbeit ab 1940 und 1941 verwendet. Sehr wahrscheinlich wurde auch Ottilie Hauck zur Arbeit in der Rüstungsindustrie zwangsverpflichtet. 1940 wurde sie auch genötigt, umzuziehen, Juden hatten Wohnraum für Nichtjuden frei zu machen. Ottilie wurde ein Zimmer in der Mommsenstraße 44 zugewiesen.

Mit Kriegsbeginn wurde Emigration praktisch unmöglich, 1941 wurde sie ausdrücklich verboten. Im Oktober 1941 begannen die Deportationen von Berlin aus, zunächst nach Litzmannstadt (Łódź). Obwohl Juden noch kein genaues Bild dessen hatten, was sie dort erwartete, machten sie sich bestimmt keine Illusionen über eine Verbesserung ihrer Lage. Vielleicht hatte Ottilie Hauck bereits die Benachrichtigung ihrer Deportation bekommen, vielleicht befürchtete sie “nur”, diese bald zu erhalten. Dem wollte sie zuvorkommen und noch einmal selbstbestimmt handeln: am 27. November 1941 – dem Tag, an dem der 4. Deportationszug nach Łódź Berlin verließ – nahm sich Ottilie Hauck das Leben. Sie starb im Jüdischen Krankenhaus, die einzige jüdische Einrichtung in ganz Deutschland, die die Nationalsozialisten nicht völlig auflösten, und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weißensee, im Gräberfeld V2 in der Reihe 4 beigesetzt.

Ottilie Clara Hauck wurde am 12. Juli 1882 in Kuttlau/Glogau (heute Kotla) in Schlesien geboren. Wir wissen nichts über ihre Eltern, über ihre Kindheit und Jugend, auch nicht, wann sie nach Berlin kam. Die Adressbücher helfen wenig. Nimmt man in Betracht, dass Töchter oft den Vornamen der Mutter oder Großmutter bekamen, könnte sie die Enkelin oder Tochter der Schneiderin Ottilie Hauck geb. Geller sein, die allerdings schon 1885 verwitwet war. Dann hätte Ottilie Clara eine unruhige Kindheit gehabt, denn die Schneiderin wechselte fast jährlich die Wohnung. Aber diese Abstammung ist ungesichert. Ottilie Clara selbst ist zu keinem Zeitpunkt mit einer eigenen Wohnung eingetragen, sie muss immer bei Verwandten oder zur Untermiete gewohnt haben.

Gesichert ist nur, dass sie bei der Volkszählung im Mai 1939 – ebenfalls zur Untermiete – in der Bleibtreustraße 17 lebte. Zu diesem Zeitpunkt war das Dasein für Juden in Deutschland von der NS-Regierung schon weitgehend unerträglich gemacht worden. Gleich nach ihrer Machtübernahme 1933 hatten die Nationalsozialisten begonnen, Juden systematisch aus allen Berufs- und Wirtschaftszweigen auszuschließen. Zunächst Beamte, dann Juristen, Ärzte und ebenfalls Gewerbetreibende verloren ihre Existenzgrundlage. Aber auch in Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens wurden Juden immer stärker diskriminiert und gedemütigt. Die Nürnberger Gesetze bestimmten, wer als Jude zu gelten hatte und verboten Ehen mit Nichtjuden. Für Juden galten besondere Steuervorschriften, ihr Vermögen hatten sie minutiös anzumelden. Sie bekamen besondere Kennkarten, mussten ihrem Vornamen „Sara“ oder „Israel“ hinzufügen. Nach den Pogromen vom November 1938 wurde die Stigmatisierung und Erniedrigung noch wesentlich verstärkt. Juden konnten nicht mehr frei über ihr Vermögen verfügen, Wertsachen bis hin zu Silberbesteck mussten abgeliefert werden, „zwei vierteilige – gebrauchte – Essbestecke pro Person“ durften sie behalten. Sie durften kein Auto, kein Telefon, kein Radio besitzen, Führerscheine waren abzuliefern. Auftreten in der Öffentlichkeit wurde auf ein Minimum reduziert: kein Konzert, Kino, Theater war Juden erlaubt, Bannbezirke und Bannzeiten wurden festgelegt, in denen Juden sich nicht sehen lassen durften, der Mieterschutz wurde für sie aufgehoben, Pässe mit einem „J“ gekennzeichnet. Dies ist nur eine unvollständige Aufzählung der verfolgungsbedingten Bestimmungen, die Juden das Leben unerträglich machen und sie zur Auswanderung treiben sollten. Gleichzeitig wurde die Emigration aber unter anderem durch Sondersteuern so erschwert, dass sie für viele nicht mehr finanzierbar war.

Bei der obengenannten Volkszählung mussten sich Juden auf besondere Ergänzungskarten eintragen lassen, und darauf angeben, wie viele ihrer Großeltern Juden waren. Trotz des angeblich geltenden Statistikgeheimnisses, wurden diese Daten bei der Verpflichtung von Juden zu Zwangsarbeit ab 1940 und 1941 verwendet. Sehr wahrscheinlich wurde auch Ottilie Hauck zur Arbeit in der Rüstungsindustrie zwangsverpflichtet. 1940 wurde sie auch genötigt, umzuziehen, Juden hatten Wohnraum für Nichtjuden frei zu machen. Ottilie wurde ein Zimmer in der Mommsenstraße 44 zugewiesen.

Mit Kriegsbeginn wurde Emigration praktisch unmöglich, 1941 wurde sie ausdrücklich verboten. Im Oktober 1941 begannen die Deportationen von Berlin aus, zunächst nach Litzmannstadt (Łódź). Obwohl Juden noch kein genaues Bild dessen hatten, was sie dort erwartete, machten sie sich bestimmt keine Illusionen über eine Verbesserung ihrer Lage. Vielleicht hatte Ottilie Hauck bereits die Benachrichtigung ihrer Deportation bekommen, vielleicht befürchtete sie “nur”, diese bald zu erhalten. Dem wollte sie zuvorkommen und noch einmal selbstbestimmt handeln: am 27. November 1941 – dem Tag, an dem der 4. Deportationszug nach Łódź Berlin verließ – nahm sich Ottilie Hauck das Leben. Sie starb im Jüdischen Krankenhaus, die einzige jüdische Einrichtung in ganz Deutschland, die die Nationalsozialisten nicht völlig auflösten, und wurde auf dem jüdischen Friedhof Weißensee, im Gräberfeld V2 in der Reihe 4 beigesetzt.