Betty Zadek née Ansbach

Location 
Duisburger Straße 5
District
Wilmersdorf
Stone was laid
23 November 2021
Born
06 March 1882 in Schneidemühl (Westpreußen) / Piła
Deportation
on 04 August 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 16 May 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Informationen zum Leben von Betty Zadek finden sich in der Biografie ihres Ehemannes Dr. Arthur Sade.

Betty Zadek (eigentlich Bertha), geb. Ansbach, erblickte am 6. März 1882 in Schneidemühl in der damaligen preußischen Provinz Posen (heute Pila in der Woiwodschaft Großpolen, Województwo Wielkopolskie) das Licht der Welt. Sie war verheiratet mit Arthur Zadek.

Das Ehepaar lebte mit seiner Tochter Ruth, die am 16.5.1911 geboren wurde, in der Duisburger Straße 5 in einer großen Wohnung im zweiten Stock. Aus der späteren Beschreibung einer befreundeten Familie entsteht das Bild von sehr gut situierten, bildungsbügerlichen Lebensumständen:

Das Schlafzimmer aus heller Eiche; das Zimmer der Tochter aus Nussbaum poliert mit einer großen medizinischen Bibliothek und drei Kisten Aussteuer; das Wohn- und Speisezimmer aus dunkler Eiche mit einem Bechstein Stutzflügel; das Herrenzimmer ebenfalls aus dunkler Eiche geschnitzt mit einer großen Bibliothek von ca. 300 wertvollen Büchern („da sich Herr Zadek besonders hierfür interessierte“); eine wertvolle Briefmarkensammlung mit ca. 4000 Marken („da Herr Zadek schon in der Jugend zu sammeln begann, war er besonders auf altdeutsche Marken spezialisiert“); ein Fremdenzimmer mit hellgrünen Schleiflack-Möbeln; die Küche hell; in allen Räumen wertvolle Lampen. 
Auch die umfangreiche und hochwertige Damen- und Herrengarderobe, einschließlich Pelzmänteln, fand in der späteren Beschreibung besondere Erwähnung.

Tocher Ruth konnte zu Beginn ihres Studiums der Zahnmedizin in Berlin mit einer Studienfreundin zusammenziehen und 1933 in die Schweiz fliehen. So erlebte sie nicht, wie ihre Eltern 1942 gezwungen wurden, ihre Wohnung in der Duisburger Straße 5 mit sehr wenig Gepäck zu verlassen. Die Wohnung wurde sofort versiegelt, alle Einrichtungsgegenstände und wertvollen Besitztümer beschlagnahmt und abtransportiert. Wer sich des beschlagnahmten Eigentums der Zadeks „annahm“, ist in den Verfahrensakten in den Archiven nicht vermerkt. Das Ehepaar wurde in eine Wohnung in der Bozener Str. 9 im Bezirk Schöneberg einquartiert – vermutlich mit weiteren jüdischen Menschen. Auch die dorthin mitgenommenen wenigen Gegenstände wurden noch beschlagnahmt, als beide deportiert wurden.

Artur und Betty Zadek mussten sich in dem von den Nationalsozialisten als “Sammellager” missbrauchten Altenheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Von dort aus wurden sie am 4. August 1942 mit dem sog. “36. Alterstransport” zusammen mit weiteren 98 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Dr. Artur Zadek überlebte die unsäglichen, lebensfeindlichen Bedingungen dort nicht. Die “Todesfallanzeige” vom 1. März 1943 weist als Todesursache “Myokarditis – Herzmuskelentzündung” aus. Heute wissen wir, dass die wahren Todesursachen – Lebensmittelmangel, Seuchen, mangelnde medizinische Versorgung etc. - häufig verschleiert wurden.

Betty Zadek war also Witwe, als sie am 16. Mai 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurde. Ein genaues Todesdatum ist nicht überliefert.

Die Tochter, Dr. Ruth Sternlicht (geb. Zadek), stellte 1962 einen „Wiedergutmachungs-Antrag“ auf Rückerstattung der Vermögenswerte ihrer Eltern – Mobiliar, Bankkonten, Wertpapiere etc. Der Wiederbeschaffungswert der Einrichtung und Gegenstände wurde gutachterlich festgestellt und ausgezahlt. Die Zerstörung eines Familienlebens in Berlin wurde nicht bewertet. Das konnte – und kann – ohnehin nicht „wiedergutgemacht“ werden.