Ilse Gutstein née Arendt

Location 
Fechnerstraße 6a
Historical name
Walter-Fischer-Straße 6
District
Wilmersdorf
Stone was laid
12 May 2023
Born
18 September 1920 in Berlin
Occupation
Kontoristin
Escape
1943 Schweiz
Survived

Ilse Arendt wurde als einzige Tochter des Ehepaares Martin und Margarete Arendt am 18. September 1920 in Berlin geboren. Damals lebte die Familie in der Landhausstraße 36 in Berlin-Wilmersdorf. Später zogen sie in die Walter-Fischer-Straße 6 a.

1926 wurde Ilse in die Privatschule Petel in der Pariser Straße eingeschult und besuchte von 1930-1937 das Lyzeum Cecilienschule am Nikolsburger Platz, in der sie wegen ihrer jüdischen Herkunft drangsaliert wurde. Daraufhin wechselte sie zum Joachimsthalschen Gymnasium, das sie mit dem Abschluss der 10. Klasse verließ. Ihren Berufswunsch, Journalistin zu werden, konnte sie nicht realisieren, da ihr als Jüdin Abitur und Studium aufgrund des „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen" vom 25. April 1933 verschlossen waren. Sie besuchte für einige Monate eine Handelsschule, um als Kontoristin arbeiten zu können.

Von 1937 bis 1941 arbeitete sie bei der „Jüdischen Reichsvereinigung für Deutschland", Abteilung Wanderung, in Berlin-Mitte, Artilleriestraße 31. Ab 1. März 1941 musste sie Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik Butzke in Berlin SW 68 leisten, die sich im alten Berliner Zeitungsviertel an der Kreuzberger Kochstraße befand.

Als am 27.2.1943 bei einer Razzia des Reichssicherheitshauptamtes - der sog. „Fabrikaktion“ - in Berlin mehr als 1.000 Jüdinnen und Juden an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und eine Woche später nach Auschwitz deportiert wurden, konnte Ilse Arendt entkommen und tauchte in die Illegalität ab. Es gelang ihr, mit der Hilfe von Luise Meier und Josef Höfler am 1. November 1943 in die Schweiz zu flüchten. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges emigrierte sie nach Amerika. Sie ließ sich in New York nieder und wurde amerikanische Staatsbürgerin. Sie heiratete John F. Gutstein und bekam den Sohn Ralph Martin Gutstein.

Ilse Arendt, verh. Gutstein, überlebte den Holocaust als einziges Mitglied ihrer Familie.

Ab den 1950er Jahren stellte sie Entschädigungsanträge als Erbin ihrer ermordeten Eltern Martin und Margarete Arendt und ihrer Großmutter Martha Ehrlich. Es ging dabei sowohl um die Enteignung der väterlichen Weinhandlung, die Beschlagnahme und Einziehung der elterlichen Wohnung und Vermögenswerte wie auch um das Grundstück der Großmutter in Berlin-Wedding. Diese Verfahren liefen bis in die 1960er Jahre.

Ilse Gutstein geb. Arendt starb am 26. Januar 2013 in New York.