Alfred Marcus

Location 
Friedenstraße 4
District
Friedrichshain
Stone was laid
18 November 2008
Born
17 April 1871 in Beeskow (Brandenburg)
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 13 July 1942 to Theresienstadt
Murdered
20 December 1942 in Theresienstadt

Alfred Marcus wurde am 17. April 1871 in der an der Spree gelegenen Kleinstadt Beeskow in Brandenburg geboren. Seine Eltern waren der ebenfalls aus Beeskow stammende Moritz Marcus und die in Zielenzig (heute Sulęcin in Westpolen) geborene Amalie Marcus, geb. Schlesinger. Alfred war das – mit einigem Abstand – jüngste von drei Kindern des Ehepaares. Er hatte einen 15 Jahre älteren Bruder namens Wilhelm und eine 7 Jahre ältere Schwester, die Marianne hieß. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Alfred Marcus in Beeskow haben sich keine Zeugnisse erhalten.

Einzig bekannt ist, dass er in recht frühen Jahren seinen Vater verlor, der im Oktober 1879 starb. Der Grabstein von Moritz Marcus findet sich heute noch auf dem jüdischen Friedhof Beeskows, genauso wie derjenige der Großmutter mütterlicherseits von Alfred, Marianne Schlesinger, geb. Erhard (1794–1862). Auch zum späteren Lebensweg von Alfred Marcus liegen leider nur vereinzelt dokumentierte Informationen vor.

Um die Jahrhundertwende zog Alfred Marcus in die Reichshauptstadt Berlin, wo seine Schwester bereits seit einigen Jahren ansässig war. Sie hatte 1889 den aus Dessau stammenden Kaufmann Max Levy geheiratet. 1903 bewohnte Alfred für kurze Zeit eine Wohnung in der Alexanderstraße 67a am Alexanderplatz. Sein Einkommen hatte der Kaufmann als Inhaber des Geschäfts „M. Philippsohn, Agentur und Handel für Häute und Felle“, welches sich im Nachbarhaus in der Alexanderstraße 65 befand. Ebenfalls 1903 heiratete er in Berlin die 1879 in Frankfurt an der Oder geborene Sophie Simon. Im darauffolgenden Jahr zog das Ehepaar in eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Königstraße 19c (der heutigen Otto-Braun-Straße) unweit der vorherigen Wohnung. In das Haus verlegte Alfred Marcus auch das Kommissionsgeschäft „M. Philippsohn“, dessen Inhaber er blieb, bis er 1907 unter eigenem Namen ein Geschäft für Felle und Häute in der Warschauer Straße 43-44 eröffnete.

1907 besuchten Alfred und Sophie Marcus die USA. Sie wurden als Touristen in der Passagierliste des Dampfschiffs „Deutschland“ der Hamburg-Amerika-Linie geführt, welches über die Häfen Cherbourg und Southampton den Zielhafen New York anlief. Zurück in Berlin suchte sich das Ehepaar 1909 eine neue Wohnung in der Blücherstraße 66 nahe der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg. Hier wohnten sie vier Jahre, zogen dann kurzzeitig in die Friedenstraße 11 und wohnten ab 1914 schließlich in einer Wohnung in der Friedenstraße 4 am Volkspark Friedrichshain. Alfreds Geschäft betrieb er ab 1912 in der Greifswalder Straße 212-213 im Prenzlauer Berg und ab 1930 in der Greifswalder Straße 26-27.

Unterdessen war 1911 Alfreds Mutter Amalie in Beeskow verstorben. Von seinen Familienangehörigen verblieb sein Bruder Wilhelm in der Ortschaft. Er lebte mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Sophie hieß, und dem 1901 geborenen Neffen von Alfred, Paul Marcus, in Beeskow. Im Jahr 1926 verstarb Alfreds Schwägerin Sophie.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Marcus. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 war Alfred Marcus auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. 1940 wurde das Geschäft liquidiert. Ab Oktober 1941 mussten beide Ehepartner Zwangsarbeit in Berlin leisten. Alfred Marcus war zu diesem Zeitpunkt 70, Sophie 62 Jahre alt.

Am 13. Juli 1942 wurde das Ehepaar mit dem 20. Alterstransport von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert und im Ghetto ein Quartier im Erdgeschoss des Hauses Q406 („Neue Gasse 6“) zugewiesen. Alfred Marcus überlebte die katastrophalen Lebensbedingungen im Ghetto Theresienstadt nur wenige Monate. Er starb am 20. Dezember 1942. Als Todesursache notierten die NS-Ärzte „Darmkatarrh und Herzschwäche“. Eine der üblichen Umschreibungen der Ermordung im Ghetto durch Mangelernährung, Kälte, Überanstrengung und Vernachlässigung.

Alfreds Frau Sophie wurde ebenfalls in Theresienstadt ermordet. Sie starb im Ghetto – kaum drei Monate nach dem Tod ihres Mannes – am 16. März 1943. Das Schicksal der Geschwister von Alfred ist unklar. Sein Neffe, Paul Marcus, überlebte die NS-Zeit und wohnte später in London.

Alfred Marcus wurde am 17. April 1871 in der an der Spree gelegenen Kleinstadt Beeskow in Brandenburg geboren. Seine Eltern waren der ebenfalls aus Beeskow stammende Moritz Marcus und die in Zielenzig (heute Sulęcin in Westpolen) geborene Amalie Marcus, geb. Schlesinger. Alfred war das – mit einigem Abstand – jüngste von drei Kindern des Ehepaares. Er hatte einen 15 Jahre älteren Bruder namens Wilhelm und eine 7 Jahre ältere Schwester, die Marianne hieß. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Alfred Marcus in Beeskow haben sich keine Zeugnisse erhalten.

Einzig bekannt ist, dass er in recht frühen Jahren seinen Vater verlor, der im Oktober 1879 starb. Der Grabstein von Moritz Marcus findet sich heute noch auf dem jüdischen Friedhof Beeskows, genauso wie derjenige der Großmutter mütterlicherseits von Alfred, Marianne Schlesinger, geb. Erhard (1794–1862). Auch zum späteren Lebensweg von Alfred Marcus liegen leider nur vereinzelt dokumentierte Informationen vor.

Um die Jahrhundertwende zog Alfred Marcus in die Reichshauptstadt Berlin, wo seine Schwester bereits seit einigen Jahren ansässig war. Sie hatte 1889 den aus Dessau stammenden Kaufmann Max Levy geheiratet. 1903 bewohnte Alfred für kurze Zeit eine Wohnung in der Alexanderstraße 67a am Alexanderplatz. Sein Einkommen hatte der Kaufmann als Inhaber des Geschäfts „M. Philippsohn, Agentur und Handel für Häute und Felle“, welches sich im Nachbarhaus in der Alexanderstraße 65 befand. Ebenfalls 1903 heiratete er in Berlin die 1879 in Frankfurt an der Oder geborene Sophie Simon. Im darauffolgenden Jahr zog das Ehepaar in eine gemeinsame Wohnung in der Neuen Königstraße 19c (der heutigen Otto-Braun-Straße) unweit der vorherigen Wohnung. In das Haus verlegte Alfred Marcus auch das Kommissionsgeschäft „M. Philippsohn“, dessen Inhaber er blieb, bis er 1907 unter eigenem Namen ein Geschäft für Felle und Häute in der Warschauer Straße 43-44 eröffnete.

1907 besuchten Alfred und Sophie Marcus die USA. Sie wurden als Touristen in der Passagierliste des Dampfschiffs „Deutschland“ der Hamburg-Amerika-Linie geführt, welches über die Häfen Cherbourg und Southampton den Zielhafen New York anlief. Zurück in Berlin suchte sich das Ehepaar 1909 eine neue Wohnung in der Blücherstraße 66 nahe der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg. Hier wohnten sie vier Jahre, zogen dann kurzzeitig in die Friedenstraße 11 und wohnten ab 1914 schließlich in einer Wohnung in der Friedenstraße 4 am Volkspark Friedrichshain. Alfreds Geschäft betrieb er ab 1912 in der Greifswalder Straße 212-213 im Prenzlauer Berg und ab 1930 in der Greifswalder Straße 26-27.

Unterdessen war 1911 Alfreds Mutter Amalie in Beeskow verstorben. Von seinen Familienangehörigen verblieb sein Bruder Wilhelm in der Ortschaft. Er lebte mit seiner Ehefrau, die ebenfalls Sophie hieß, und dem 1901 geborenen Neffen von Alfred, Paul Marcus, in Beeskow. Im Jahr 1926 verstarb Alfreds Schwägerin Sophie.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Marcus. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 war Alfred Marcus auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. 1940 wurde das Geschäft liquidiert. Ab Oktober 1941 mussten beide Ehepartner Zwangsarbeit in Berlin leisten. Alfred Marcus war zu diesem Zeitpunkt 70, Sophie 62 Jahre alt.

Am 13. Juli 1942 wurde das Ehepaar mit dem 20. Alterstransport von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert und im Ghetto ein Quartier im Erdgeschoss des Hauses Q406 („Neue Gasse 6“) zugewiesen. Alfred Marcus überlebte die katastrophalen Lebensbedingungen im Ghetto Theresienstadt nur wenige Monate. Er starb am 20. Dezember 1942. Als Todesursache notierten die NS-Ärzte „Darmkatarrh und Herzschwäche“. Eine der üblichen Umschreibungen der Ermordung im Ghetto durch Mangelernährung, Kälte, Überanstrengung und Vernachlässigung.

Alfreds Frau Sophie wurde ebenfalls in Theresienstadt ermordet. Sie starb im Ghetto – kaum drei Monate nach dem Tod ihres Mannes – am 16. März 1943. Das Schicksal der Geschwister von Alfred ist unklar. Sein Neffe, Paul Marcus, überlebte die NS-Zeit und wohnte später in London.