Lilly Ascher née Weinberg

Location 
Johanniterstr. 3
Historical name
Planufer 26
District
Kreuzberg
Stone was laid
19 November 2008
Born
03 October 1904 in Neumark
Deportation
on 02 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Lilli (auch Lilly) Weinberg wurde am 3. Oktober 1904 im westpreußischen Neumark (dem heutigen Nowe Miasto Lubawskie in Polen) geboren. Die ehemalige Hauptstadt des Landkreises Löbau liegt etwa 40 Kilometer südwestlich von Osterode (Ostróda). An der Ortsgrenze lag mit dem Kloster Maria Lonk ein bekannter Wallfahrtsort. Lilli war die Tochter des Kaufmanns Lesser Weinberg und seiner Frau Martha, geborene Littmann, und hatte einen drei Jahre älteren Bruder namens Herbert, der ebenfalls in Neumark zur Welt gekommen war. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Lilli Ascher und ihren Bruder haben sich keine Informationen erhalten. Die beiden haben aber vermutlich wie die anderen Kinder des Ortes die zweiklassige evangelische Elementarschule in Neumark besucht. Ihre Eltern gehörten aller Wahrscheinlichkeit nach zur Jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Lilli etwa 250 der ungefähr 3500 Einwohner Neumarks zählten.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte eine vermehrte Abwanderung der jüdischen Bevölkerungsteile aus Neumark und angrenzender Regionen eingesetzt – vor allem in Folge von Überseeemigration und Landflucht in die aufstrebenden Großstädte. Wann genau die Familie Weinberg Neumark verließ, ist nicht bekannt. Vermutlich aber spätestens als der Ort aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 an Polen abgetreten wurde. In den 1920er-Jahren findet sich die Familie in der brandenburgischen Kleinstadt Zossen wieder, wo sie in der Berliner Straße 11 lebte und Martha und Lesser Weinberg ein Textilgeschäft führten. Lillis Bruder Herbert hatte nach seinem Schulabschluss ein Jurastudium begonnen und war seit Anfang der 1930er-Jahre in Berlin als Rechtsanwalt und Assessor tätig. 1933 zog er aus der Hasenheide 63 in eine Wohnung am Planufer 26 (heutige Johanniterstraße 3) in Kreuzberg, die er sich mit Lilli teilte. Seit dem 18. Mai 1933 waren auch ihre Eltern aus Zossen nach Berlin gezogen und bezogen in der Wohnung Planufer 26 ein Zimmer zur Untermiete.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Lilli Weinberg und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Herbert Weinberg wurde mit dem „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom 7. April 1933 die Zulassung entzogen. Er war möglicherweise noch eine Zeitlang als Rechtsberater tätig – bis Mitte der 1930er-Jahre wurde er in den Berliner Adressbücher als Assessor geführt. Mit dem „Gesetz zur Verhütung von Mißbräuchen auf dem Gebiete der Rechtsberatung“ (dem späteren RBerG) von 1935 war auch dieses Betätigungsfeld für die aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossenen jüdischen Rechtsanwälte versperrt.

Lilli heiratete am 27. Dezember 1935 den gebürtigen Berliner Berthold Ascher. Der Sohn des Kaufmanns Julius Ascher und der Emma Ascher, geborene Joachim, war kaufmännischen Angestellter und hatte zuvor mit seinem Bruder Fritz in der Lichterfelder Straße 4 (heute Methfesselstraße) in Kreuzberg gewohnt. Nach der Hochzeit zog er in die Wohnung seiner Frau, die in den Ehedokumenten als Heimarbeiterin geführt wird. Möglicherweise hatte sie im Zossener Textilgeschäft ihrer Eltern ausgeholfen und übernahm in Berlin Aufträge in Heimarbeit. Nicht lange nach den Pogromen im Mai und November 1938 mussten sowohl Lilli als auch ihr Ehemann Zwangsarbeit leisten – zuletzt in der Berliner „Iris Type GmbH“. In der Spezialfabrik mit Standorten in der Grünauer Straße und am Kottbusser Ufer 41 (heutiges Paul-Lincke-Ufer) in Kreuzberg wurden Schreib- und Rechenmaschinenteile hergestellt. Nach wie vor lebte das Ehepaar mit Lillis Eltern am Planufer 26 bei Herbert Weinberg. Der Rechtsanwalt wurde im Berliner Adressbuch 1940 als Angestellter geführt – möglicherweise war er für die Jüdische Gemeinde tätig – und zuletzt 1941 als Auswanderungsberater. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich Lilli Ascher und ihre Verwandten nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Spätsommer 1942 erhielten zunächst Lillis Eltern den Deportationsbescheid. Sie wurden am 24. September 1942 mit dem „66. Alterstransport“ aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 70-jährige Lesser Weinberg überlebte die katastrophalen Zustände im Ghetto nur wenige Wochen; Martha Weinberg lebte noch fast zwei Jahre, bevor sie am 16. August 1944 den unmenschlichen Bedingungen im Lager zum Opfer fiel. Die 38-jährige Lilli Ascher wurde Ende Februar 1943 mit ihrem Ehemann Berthold im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, verhaftet und in das Sammellager im Tattersall der Rathenower Kaserne in der Feldzeugmeisterstraße in Moabit verschleppt. Von dort wurden beide am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Im gleichen Transport befand sich auch Lillis Schwager, der Ingenieur Eduard Ascher. Zumindest Berthold Ascher wurde nicht unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz ermordet, sondern mit der Häftlingsnummer 105179 ins Stammlager selektiert. Sein Name findet sich auf einer Liste zum „Häftlingskrankenbau“, wo er am 5. April 1943 erfasst wurde. In regelmäßigen Abständen führte die SS in den Krankenblocks „Selektionen“ durch, bei denen sie Häftlinge für den Tod bestimmte. Die Betroffenen wurden entweder in den Gaskammern oder mit einer Giftinjektion ermordet. Ob auch Lilli Ascher in das Stammlager selektiert wurde, ist nicht bekannt. Weder sie noch ihr Ehemann oder Eduard Ascher gehörten zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz. Genauso wenig wie ihr Bruder Herbert, der am 3. März 1943, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Aus dem Familienzweig ihres Mannes überlebte einzig dessen Bruder Fritz Ascher die NS-Verfolgung.

Lilli (auch Lilly) Weinberg wurde am 3. Oktober 1904 im westpreußischen Neumark (dem heutigen Nowe Miasto Lubawskie in Polen) geboren. Die ehemalige Hauptstadt des Landkreises Löbau liegt etwa 40 Kilometer südwestlich von Osterode (Ostróda). An der Ortsgrenze lag mit dem Kloster Maria Lonk ein bekannter Wallfahrtsort. Lilli war die Tochter des Kaufmanns Lesser Weinberg und seiner Frau Martha, geborene Littmann, und hatte einen drei Jahre älteren Bruder namens Herbert, der ebenfalls in Neumark zur Welt gekommen war. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Lilli Ascher und ihren Bruder haben sich keine Informationen erhalten. Die beiden haben aber vermutlich wie die anderen Kinder des Ortes die zweiklassige evangelische Elementarschule in Neumark besucht. Ihre Eltern gehörten aller Wahrscheinlichkeit nach zur Jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Lilli etwa 250 der ungefähr 3500 Einwohner Neumarks zählten.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts hatte eine vermehrte Abwanderung der jüdischen Bevölkerungsteile aus Neumark und angrenzender Regionen eingesetzt – vor allem in Folge von Überseeemigration und Landflucht in die aufstrebenden Großstädte. Wann genau die Familie Weinberg Neumark verließ, ist nicht bekannt. Vermutlich aber spätestens als der Ort aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 an Polen abgetreten wurde. In den 1920er-Jahren findet sich die Familie in der brandenburgischen Kleinstadt Zossen wieder, wo sie in der Berliner Straße 11 lebte und Martha und Lesser Weinberg ein Textilgeschäft führten. Lillis Bruder Herbert hatte nach seinem Schulabschluss ein Jurastudium begonnen und war seit Anfang der 1930er-Jahre in Berlin als Rechtsanwalt und Assessor tätig. 1933 zog er aus der Hasenheide 63 in eine Wohnung am Planufer 26 (heutige Johanniterstraße 3) in Kreuzberg, die er sich mit Lilli teilte. Seit dem 18. Mai 1933 waren auch ihre Eltern aus Zossen nach Berlin gezogen und bezogen in der Wohnung Planufer 26 ein Zimmer zur Untermiete.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Lilli Weinberg und ihre Familie. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Herbert Weinberg wurde mit dem „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom 7. April 1933 die Zulassung entzogen. Er war möglicherweise noch eine Zeitlang als Rechtsberater tätig – bis Mitte der 1930er-Jahre wurde er in den Berliner Adressbücher als Assessor geführt. Mit dem „Gesetz zur Verhütung von Mißbräuchen auf dem Gebiete der Rechtsberatung“ (dem späteren RBerG) von 1935 war auch dieses Betätigungsfeld für die aus der Rechtsanwaltschaft ausgeschlossenen jüdischen Rechtsanwälte versperrt.

Lilli heiratete am 27. Dezember 1935 den gebürtigen Berliner Berthold Ascher. Der Sohn des Kaufmanns Julius Ascher und der Emma Ascher, geborene Joachim, war kaufmännischen Angestellter und hatte zuvor mit seinem Bruder Fritz in der Lichterfelder Straße 4 (heute Methfesselstraße) in Kreuzberg gewohnt. Nach der Hochzeit zog er in die Wohnung seiner Frau, die in den Ehedokumenten als Heimarbeiterin geführt wird. Möglicherweise hatte sie im Zossener Textilgeschäft ihrer Eltern ausgeholfen und übernahm in Berlin Aufträge in Heimarbeit. Nicht lange nach den Pogromen im Juni und November 1938 mussten sowohl Lilli als auch ihr Ehemann Zwangsarbeit leisten – zuletzt in der Berliner „Iris Type GmbH“. In der Spezialfabrik mit Standorten in der Grünauer Straße und am Kottbusser Ufer 41 (heutiges Paul-Lincke-Ufer) in Kreuzberg wurden Schreib- und Rechenmaschinenteile hergestellt. Nach wie vor lebte das Ehepaar mit Lillis Eltern am Planufer 26 bei Herbert Weinberg. Der Rechtsanwalt wurde im Berliner Adressbuch 1940 als Angestellter geführt – möglicherweise war er für die Jüdische Gemeinde tätig – und zuletzt 1941 als Auswanderungsberater. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich Lilli Ascher und ihre Verwandten nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Im Spätsommer 1942 erhielten zunächst Lillis Eltern den Deportationsbescheid. Sie wurden am 24. September 1942 mit dem „66. Alterstransport“ aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 70-jährige Lesser Weinberg überlebte die katastrophalen Zustände im Ghetto nur wenige Wochen; Martha Weinberg lebte noch fast zwei Jahre, bevor sie am 16. August 1944 den unmenschlichen Bedingungen im Lager zum Opfer fiel. Die 38-jährige Lilli Ascher wurde Ende Februar 1943 mit ihrem Ehemann Berthold im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, verhaftet und in das Sammellager im Tattersall der Rathenower Kaserne in der Feldzeugmeisterstraße in Moabit verschleppt. Von dort wurden beide am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Im gleichen Transport befand sich auch Lillis Schwager, der Ingenieur Eduard Ascher. Zumindest Berthold Ascher wurde nicht unmittelbar nach der Ankunft in Auschwitz ermordet, sondern mit der Häftlingsnummer 105179 ins Stammlager selektiert. Sein Name findet sich auf einer Liste zum „Häftlingskrankenbau“, wo er am 5. April 1943 erfasst wurde. In regelmäßigen Abständen führte die SS in den Krankenblocks „Selektionen“ durch, bei denen sie Häftlinge für den Tod bestimmte. Die Betroffenen wurden entweder in den Gaskammern oder mit einer Giftinjektion ermordet. Ob auch Lilli Ascher in das Stammlager selektiert wurde, ist nicht bekannt. Weder sie noch ihr Ehemann oder Eduard Ascher gehörten zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz. Genauso wenig wie ihr Bruder Herbert, der am 3. März 1943, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Aus dem Familienzweig ihres Mannes überlebte einzig dessen Bruder Fritz Ascher die NS-Verfolgung.