Regina Deutsch née Wagner

Location 
Konstanzer Str. 3
District
Wilmersdorf
Stone was laid
21 October 2004
Born
26 December 1872 in Frankenstein
Deportation
on 09 September 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 29 September 1942 to Treblinka
Murdered
September 1942 in Treblinka

Regina Deutsch geb. Wagner wurde am 26. Dezember 1872 in Frankenstein in Schlesien geboren. Sie war mit Gerson Deutsch verheiratet, der in Berlin ein Sackverleihgeschäft hatte und in den 1920er Jahren gestorben ist. Sie hatte keine Kinder und führte nach dem Tod ihres Mannes die einträgliche Sackhandlung. Im Adressbuch blieb sie zunächst in Mitte in der Schmidstraße 5 registriert, unterschiedlich als „Eigentümerin“ oder als „Geschäftsinhaberin“. Seit Anfang 1939 war sie Besitzerin der Koblenzer Straße 3 in Wilmersdorf und auch hier gemeldet, wo sie im 2. Stock links des Vorderhauses wohnte.<br />
<br />
Die Wohnung in dem mit Fahrstuhl ausgestatteten Haus an der Koblenzer Straße hatte fünf Zimmer und einen Balkon sowie eine – wie es zu jener Zeit hieß – „Mädchenkammer“. Untermieterinnen bei Regina Deutsch waren in je einem Zimmer Paula Cohn, die 75 Reichsmark Miete zahlte, und Clara Wedel, die „mit Waschgelegenheit“ 45 RM bezahlte – beide „Küchenbenutzung und Bedienung inclusive“, schrieb die Vermieterin in ihrer „Vermögenserklärung“, die sie 1942 in der Sammelstelle für zur Deportation vorgesehene Jüdinnen und Juden abliefern musste. „Die Untermieter gehören der jüdischen Raße an“, fügte sie hinzu, wobei sie „Raße“ mit ß schrieb. <br />
<br />
Regina Deutsch muss einigermaßen wohlhabend gewesen sein. Sie überwies monatlich einen „außerordentlichen Beitrag“ an die Jüdische Kulturvereinigung in Höhe von 255 Reichsmark und zusätzliche Spendenbeträge. <br />
<br />
Die am 19. September 1894 geborene Hausangestellte Ida Neumann (die vermutlich in der „Mädchenkammer“ logierte) sei seit 1915 „bei mir in Stellung und meine Hausgenossin“, schrieb Regina Deutsch in einem „Sicherungsübereigungsvertrag“, den sie 1939 im Büro des Rechtsanwalts Hans-J. Teusner in der Rankestraße 36 aufsetzen ließ und den dessen Vertreter Alfons Roth unterschrieb. <br />
<br />
Insgesamt hatte Regina Deutsch demnach von ihrer Haushälterin Darlehen von 5 400 Reichsmark für das Haus, einen neuen Heizkessel und für ihre „Zahlungen als Jüdin“ aufgenommen, wie der Anwalt darlegte. Beim Oberfinanzpräsidenten legte Ida Neumann, die offensichtlich keine Jüdin war, eine Beschwerde über einen „schroff auftretenden“ Beamten ein, der die Rückzahlung „irrtümlich und unberechtigt“ verweigert habe. Die Reichsfinanzverwaltung schätzte die reichhaltige Einrichtung und den Hausrat auf 2 300 RM. Alles wurde „im Falle meiner Auswanderung“ als „Sicherung“ an Ida Neumann übertragen.<br />
<br />
Die Verwalterin Gertrud Sy, Rönnestraße 15, deren Mann Armand Sy dort eine Drogerie hatte, beantragte 1942 für „die abgewanderte Jüdin Regina Sara Deutsch“ sowie für weitere „Judenwohnungen“ (Lein, Hirschfeld, Aronheim) 309 RM Mietausfall. Regina Deutsch sei „nach Theresienstadt evakuiert worden. Ihr Vermögen wurde wegen Volks- und Staatsfeindlichkeit eingezogen“, stand in einem Vermerk der Geheimen Staatspolizei vom 11.8.1943 (Unterschrift: i.A. Bange). <br />
<br />
Deportiert wurde Regina Deutsch zunächst vom Anhalter Bahnhof<br />
am 9. September 1942 mit 100 Menschen nach Theresienstadt und ins Ghetto gesperrt. Von dort wurde sie 20 Tage später, am 29. September 1942, nach Treblinka ins Vernichtungslager weitertransportiert und dort wie alle der 2001 Insassen, von denen niemand überlebte, kurz vor ihrem 70. Geburtstag ermordet.<br />
<br />
Von Paula Cohn sind keine Lebens- und Todesdaten bekannt. Clara Wedel, geboren am 8. Mai 1898 in Berlin, wurde am 29. Januar 1943 in Auschwitz umgebracht. <br />
Die Wohnung wurde von dem Nazi-treuen Staatsbeamten Oberregierungsrat Gerhard Ady übernommen, der beim „Reichskommissariat für die besetzten niederländischen Gebiete“ im Generalreferat tätig war. Das Haus sei „nunmehr Eigentum des Reiches geworden“, vermerkte er und erkundigte sich am 15.9.1943 in einem Brief beim Oberfinanzpräsidium, wohin er die Miete überweisen solle.<br />

Regina Deutsch geb. Wagner wurde am 26. Dezember 1872 in Frankenstein in Schlesien geboren. Sie war mit Gerson Deutsch verheiratet, der in Berlin ein Sackverleihgeschäft hatte und in den 1920er Jahren gestorben ist. Sie hatte keine Kinder und führte nach dem Tod ihres Mannes die einträgliche Sackhandlung. Im Adressbuch blieb sie zunächst in Mitte in der Schmidstraße 5 registriert, unterschiedlich als „Eigentümerin“ oder als „Geschäftsinhaberin“. Seit Anfang 1939 war sie Besitzerin der Koblenzer Straße 3 in Wilmersdorf und auch hier gemeldet, wo sie im 2. Stock links des Vorderhauses wohnte.

Die Wohnung in dem mit Fahrstuhl ausgestatteten Haus an der Koblenzer Straße hatte fünf Zimmer und einen Balkon sowie eine – wie es zu jener Zeit hieß – „Mädchenkammer“. Untermieterinnen bei Regina Deutsch waren in je einem Zimmer Paula Cohn, die 75 Reichsmark Miete zahlte, und Clara Wedel, die „mit Waschgelegenheit“ 45 RM bezahlte – beide „Küchenbenutzung und Bedienung inclusive“, schrieb die Vermieterin in ihrer „Vermögenserklärung“, die sie 1942 in der Sammelstelle für zur Deportation vorgesehene Jüdinnen und Juden abliefern musste. „Die Untermieter gehören der jüdischen Raße an“, fügte sie hinzu, wobei sie „Raße“ mit ß schrieb.

Regina Deutsch muss einigermaßen wohlhabend gewesen sein. Sie überwies monatlich einen „außerordentlichen Beitrag“ an die Jüdische Kulturvereinigung in Höhe von 255 Reichsmark und zusätzliche Spendenbeträge.

Die am 19. September 1894 geborene Hausangestellte Ida Neumann (die vermutlich in der „Mädchenkammer“ logierte) sei seit 1915 „bei mir in Stellung und meine Hausgenossin“, schrieb Regina Deutsch in einem „Sicherungsübereigungsvertrag“, den sie 1939 im Büro des Rechtsanwalts Hans-J. Teusner in der Rankestraße 36 aufsetzen ließ und den dessen Vertreter Alfons Roth unterschrieb.

Insgesamt hatte Regina Deutsch demnach von ihrer Haushälterin Darlehen von 5 400 Reichsmark für das Haus, einen neuen Heizkessel und für ihre „Zahlungen als Jüdin“ aufgenommen, wie der Anwalt darlegte. Beim Oberfinanzpräsidenten legte Ida Neumann, die offensichtlich keine Jüdin war, eine Beschwerde über einen „schroff auftretenden“ Beamten ein, der die Rückzahlung „irrtümlich und unberechtigt“ verweigert habe. Die Reichsfinanzverwaltung schätzte die reichhaltige Einrichtung und den Hausrat auf 2 300 RM. Alles wurde „im Falle meiner Auswanderung“ als „Sicherung“ an Ida Neumann übertragen.

Die Verwalterin Gertrud Sy, Rönnestraße 15, deren Mann Armand Sy dort eine Drogerie hatte, beantragte 1942 für „die abgewanderte Jüdin Regina Sara Deutsch“ sowie für weitere „Judenwohnungen“ (Lein, Hirschfeld, Aronheim) 309 RM Mietausfall. Regina Deutsch sei „nach Theresienstadt evakuiert worden. Ihr Vermögen wurde wegen Volks- und Staatsfeindlichkeit eingezogen“, stand in einem Vermerk der Geheimen Staatspolizei vom 11.8.1943 (Unterschrift: i.A. Bange).

Deportiert wurde Regina Deutsch zunächst vom Anhalter Bahnhof
am 9. September 1942 mit 100 Menschen nach Theresienstadt und ins Ghetto gesperrt. Von dort wurde sie 20 Tage später, am 29. September 1942, nach Treblinka ins Vernichtungslager weitertransportiert und dort wie alle der 2001 Insassen, von denen niemand überlebte, kurz vor ihrem 70. Geburtstag ermordet.

Von Paula Cohn sind keine Lebens- und Todesdaten bekannt. Clara Wedel, geboren am 8. Mai 1898 in Berlin, wurde am 29. Januar 1943 in Auschwitz umgebracht.
Die Wohnung wurde von dem Nazi-treuen Staatsbeamten Oberregierungsrat Gerhard Ady übernommen, der beim „Reichskommissariat für die besetzten niederländischen Gebiete“ im Generalreferat tätig war. Das Haus sei „nunmehr Eigentum des Reiches geworden“, vermerkte er und erkundigte sich am 15.9.1943 in einem Brief beim Oberfinanzpräsidium, wohin er die Miete überweisen solle.