Johanna Fischel née Loewinsohn

Location 
Oderberger Str. 39
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
18 February 2022
Born
20 June 1899 in Berlin
Deportation
on 05 September 1942 from Berlin to Riga
Murdered
08 September 1942 in Riga Rumbula

Johanna Loewinsohn wurde am 20. Juni 1899 als Tochter des Geschäftsreisenden Alphons Loewinsohn (Löwinsohn) und dessen Ehefrau Bertha geborene Jacubowski in der Fehrbelliner Str. 82 im Prenzlauer Berg geboren.

Im Mai 1921 heiratete sie den 1893 in in Zabno/Dabrowa/Galizien geborenen Kaufmann Salomon Fischel. Wann er nach Berlin kam ist unbekannt.

Das Ehepaar Fischel bekam in den folgenden Jahren 3 Kinder: Ruth * 1922, Lothar * 1926 und das Nesthäkchen Manfred * 1939.

Die Familie lebte bis 1932 in Berlin-Mitte in der Kleinen Frankfurter Str. 21 im II. Obergeschoß (2 Treppen – wie der Berliner sagt).

Im Zeitraum 1932-33 zogen sie in die Oderberger Str. 39 in Berlin-Prenzlauer Berg. Unter dieser Anschrift findet man den Kaufmann Salomon Fischel im Berliner Adressbuch ab 1934.

Im April 1939 musste Johanna zur Entbindung ihres dritten Kindes ins Jüdische Krankenhaus Wedding gehen, weil sie entsprechend der NS-Gesetzgebung vermutlich keine Hebamme mehr fand, die ihr als Jüdin bei einer Hausgeburt helfen durfte und konnte.

In den überlieferten Unterlagen der am 17. Mai 1939 in Deutschland durchgeführten Volkszählung wird die 5-köpfige Familie Fischel mit der Anschrift Oderberger Str. 39 erfasst.

Nur Wochen später mussten sie diese Wohnung verlassen und in die Strelitzer Str. 28 umziehen – wie aus den Unterlagen der am 13. September 1939 durch die Gestapo erfolgten Verhaftung von Salomon Fischel hervorgeht.

Johanna blieb mit ihren drei Kindern im Alter von 16, 13 und 5 Monaten allein zurück. Vermutlich mussten sie und die Tochter Ruth Zwangsarbeit leisten – wo und wie dann das Baby Manfred betreut wurde, konnte nicht ermittelt werden. Ob der 13-jährige Lothar noch bis zur Schließung aller jüdischen Schulen im Juni 1942 zur Schule ging, konnte ebenfalls nicht ermittelt werden.

Saloman Fischel wurde in den KZ`s Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald inhaftiert bevor er am 2. März 1942 in die (Tötungs-) Anstalt Bernburg a.d. Saale deportiert und dort ermordet wurde.

Offiziell allerdings wurde sein Tod mit dem 14. März 1942 auf dem Standesamt Weimar II dokumentiert. Seiner Witwe Johanna stellten die Nazis „von Amts wegen“ nicht nur die entsprechende Sterbeurkunde per Post zu, sondern auch die Urne mit seiner Asche - verbunden mit der Auflage, auf eigene Kosten für die Beisetzung zu sorgen.  Die Grabstelle von Salomon Fischel ist noch heute auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Gräberfeld G 7, Reihe 34 a zu finden.

Nur wenige Monate nach dem Tod des Ehemannes und Vaters wurde Johanna am 5. September 1942 mit ihren Kindern Ruth, Lothar und Manfred mit dem 19. Osttransport nach Riga ins Ghetto deportiert.

Die Mutter Johanna sowie die Geschwister Ruth und Manfred wurden noch am Ankunftstag des Deportationszuges, dem 8. September 1942, in einer Massenerschießung ermordet.