Johanna Loewinsohn wurde am 20. Juni 1899 als Tochter des Geschäftsreisenden Alphons Loewinsohn (Löwinsohn) und dessen Ehefrau Bertha, geb. Jacubowski, in der Fehrbelliner Str. 82 im Prenzlauer Berg geboren.
Im Mai 1921 heiratete sie den 1893 geborenen, aus Galizien stammenden Kaufmann Salomon Fischel. Wann er nach Berlin kam ist unbekannt. Das Ehepaar Fischel bekam in den folgenden Jahren drei Kinder: Ruth (*1922), Lothar (*1926) und Manfred (*1939). Die Familie lebte bis 1932 in Berlin-Mitte in der Kleinen Frankfurter Str. 21 im 2. Obergeschoß (zwei Treppen – wie der Berliner sagt). Im Zeitraum 1932-33 zogen sie in die Oderberger Str. 39 im selben Stadtteil. Unter dieser Anschrift findet man den Kaufmann Salomon Fischel im Berliner Adressbuch ab 1934.
Im April 1939 musste Johanna zur Entbindung ihres dritten Kindes ins Jüdische Krankenhaus Wedding gehen, weil sie – entsprechend der NS-Gesetzgebung – vermutlich keine Hebamme mehr fand, die ihr als Jüdin bei einer Hausgeburt helfen durfte und konnte. In den überlieferten Unterlagen der am 17. Mai 1939 in Deutschland durchgeführten Volkszählung wird die fünfköpfige Familie Fischel mit der Anschrift Oderberger Str. 39 erfasst.
Nur Wochen später mussten sie diese Wohnung verlassen und in die Strelitzer Str. 28 umziehen, wie aus den Unterlagen der am 13. September 1939 durch die Gestapo erfolgten Verhaftung von Salomon Fischel hervorgeht. Johanna blieb mit ihren drei Kindern im Alter von 16, 13 und 5 Monaten allein zurück. Vermutlich mussten sie und die Tochter Ruth Zwangsarbeit leisten – wo und wie dann das Baby Manfred betreut wurde, konnte nicht ermittelt werden. Ob der 13-jährige Lothar noch bis zur Schließung aller jüdischen Schulen im Juni 1942 zur Schule ging, bleibt ebenfalls im Dunkeln.
Saloman Fischel wurde in die Konzentrationslager Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald verschleppt und interniert, bevor er am 2. März 1942 in die Tötungsanstalt Bernburg a.d. Saale deportiert und dort ermordet wurde. Offiziell wurde sein Tod allerdings mit dem 14. März 1942 auf dem Standesamt Weimar II datiert. Seiner Witwe Johanna stellten die Nazis „von Amts wegen“ nicht nur die entsprechende Sterbeurkunde per Post zu, sondern auch die Urne mit seiner Asche - verbunden mit der Auflage, auf eigene Kosten für die Beisetzung zu sorgen. Die Grabstelle von Salomon Fischel ist noch heute auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee im Gräberfeld G 7, Reihe 34 a zu finden.
Nur wenige Monate nach dem Tod des Ehemannes und Vaters wurde Johanna am 5. September 1942 mit ihren Kindern Ruth, Lothar und Manfred mit dem 19. Osttransport nach Riga ins Ghetto deportiert.
Die Mutter Johanna sowie die Geschwister Ruth und Manfred wurden noch am Ankunftstag des Deportationszuges, dem 8. September 1942, in einer Massenerschießung ermordet.