Rosa Schwersenz née Kirsch

Location 
Platz der Vereinten Nationen / Weydemeyerstraße
Historical name
Lichtenberger Str. 9
District
Friedrichshain
Stone was laid
08 September 2022
Born
27 October 1905 in Freystadt (Westpreußen) / Kisielice
Deportation
on 12 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Rosa Kirsch kam am 27. Oktober 1905 in Freystadt in Westpreußen als Tochter des jüdischen Glasers Adolf Aron Kirsch und seiner Ehefrau Martha, geb. Rosenberg, zur Welt. Die kleine Stadt Freystadt (polnisch Kisielice) liegt 90 km südöstlich von Danzig. Rosa hatte drei ältere Geschwister: Kurt (1900–1902), Gertrud (*1902) und Else (*1903). Nach Rosas Geburt zog die Familie in die Kleinstadt Lauenburg in Pommern (polnisch Lębork), die 30 km von der Ostseeküste entfernt und etwa 65 km nordwestlich von Danzig liegt. Dort kam ihr jüngerer Bruder Alfred (*1908) zur Welt. Über die Kindheit und Jugend von Rosa Kirsch haben sich ansonsten keine Informationen erhalten.

Sie übersiedelte zu einem unbekannten Zeitpunkt nach Berlin und heiratete wahrscheinlich um 1933 den Feinmechaniker Herbert Schwersenz, geb. am 9. Dezember 1904 in Mlynietz in Westpreußen. Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Schwersenz. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben.

Das Ehepaar Schwersenz wohnte seit 1934 in der Lichtenberger Straße 9 in Friedrichshain. Diese Straße existiert so nicht mehr, sie verlief einst zwischen der Palisadenstraße und der Landsberger Straße (heute Landsberger Allee). Die damalige Nr. 9 liegt heute am Platz der Vereinten Nationen / Ecke Weydemeyerstraße. Da das Ehepaar keine eigenen Kinder hatte, nahmen sie durch Vermittlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zwei Pflegekinder bei sich auf: Eva Kindermann (*1937) und Günther Schwersenz (*1934). Ob Günther mit seinen Pflegeeltern verwandt war, ist nicht bekannt.

Rosas Eltern Adolf und Martha Kirsch sowie ihre Schwester Else Gabriel, deren Ehemann und Sohn lebten noch bei der Volkszählung im Mai 1939 in Lauenburg in Pommern. Sie übersiedelten 1940 nach Berlin und zogen in die Nachbarschaft ihrer Tochter, in die Friedrichsberger Straße 3. Dort starb Rosas Vater am 28. Januar 1941.

Im selben Jahr musste das Ehepaar Schwersenz die Wohnung in der Lichtenberger Straße 9 aufgeben und mit seinen Pflegekindern zu Herberts Vater Josef Schwersenz in dessen Kellerwohnung in der Friedrichsberger Straße 12 ziehen. Herbert Schwersenz musste Zwangsarbeit in einer Fabrik für Feinmechanik, Optik und Mikroskopebau in der Kesselstraße 9 in Mitte (heute Habersaathstraße) leisten. Sein 70-jähriger Vater war bei der Straßenreinigung zwangsverpflichtet.

Seit Mitte Mai 1942 wohnte das Ehepaar Schwersenz mit seinen beiden Pfleglingen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in der Strausberger Straße 24.

Günther Schwersenz wurde am 29. November 1942 mit dem 23. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet. Herbert und Rosa Schwersenz wurden mit der 5-jährigen Eva Kindermann vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 am 12. Januar 1943 mit dem 26. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Warum der 8-jährige Günther zu einem früheren Zeitpunkt und ohne seine Pflegeeltern deportiert wurde, ist nicht bekannt.

Rosas Schwester Else wurde mit ihrem Sohn Hans Günter Gabriel am 26. Februar 1943 mit dem 30. Osttransport nach Auschwitz verschleppt und ermordet. Rosas Mutter Martha Kirsch wurde am 28. Mai 1943 mit dem 90. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 3. Februar 1944 ums Leben kam.

Rosas Bruder Alfred Kirsch war 1939 nach Südamerika ausgewandert, auch ihre Schwester Gertrud, verheiratete Zamory, war dorthin emigriert.