Emil Lessheim

Location 
Rykestr. 44
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
09 October 2022
Born
07 August 1872 in Neustettin (Pommern) / Szczecinek
Occupation
Schneider
Deportation
on 16 December 1942 from Berlin to Theresienstadt
Later deported
on 16 May 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Emil Lessheim wurde am 7. August 1872 als Sohn des Kürschnermeisters Theodor Lessheim und dessen Ehefrau Pauline geb. Goldemann in Neustettin in Pommern geboren. Mitte der 1890er Jahre muss der Schneider Emil – wie viele seiner Generation – in die boomende Großstadt Berlin gezogen sein.

Im Juni 1896 heiratete er hier die zwei Jahre jüngere in Freienwalde in Pommern geborene Roa Lessheim. Emil wohnte zum Zeitpunkt der Eheschließung in der Metzer Straße 15 im Prenzlauer Berg. Seine Eltern lebten noch immer in Neustettin. Rosa lebte lt. Eheurkunde in der Mendelssohnstraße in Mitte. Einer der beiden Trauzeugen war der Schwager, Alexander Michaelis aus der Treskowstraße 26, der mit Emils Schwester Betty verheiratet war. 

Emil und Rosa bekamen in den Folgejahren zwei Kinder. Die Töchter Erna (* 1897) und Elly (*1899) kamen in der Treskowstraße (heute Knaackstraße) zur Welt.

Ab 1909 wohnte die Familie Lessheim in der Rykestraße 44 Etage I (also 1 Treppe – wie der Berliner sagt). Der Haushaltsvorstand Emil wird im Berliner Adressbuch von 1910 als Schneider für Konfektion und mit Telefon (!) aufgeführt.

Die Tochter Elly heiratete 1921 den Mützenmacher Kurt Michaelis und zog mit ihm in die Christburger Straße 48.  Die älteste Tochter Erna heiratete   in zweiter Ehe Paul Bartlewski. Sie zogen nach Charlottenburg.

Unter der Anschrift Rykestraße 44 wurden Emil und Rosa in der Volkszählung vom Mai 1939, in der auch auf einer separaten Ergänzungskarte die „rassische Abstammung“ abgefragt wurde, erfasst. Diese Ergänzungskarten dienten den Nazis in den Folgejahren zur systematischen Vorbereitung und Durchführung des Genozids an den jüdischen Mitbürgern.

Emil und Rosa sowie ihre Töchter Elly und Erna und deren Familien waren während der NS-Zeit allen staatlich verordneten Repressalien gegen politisch und „rassisch“ Verfolgte ausgesetzt.

Am 16. Dezember 1942 wurden der 70-jährige Emil und seine 68-jährige Ehefrau Rosa Lessheim mit dem 77. Alterstransport ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort wurden beide am 16. Mai 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz verbracht und im Gas ermordet.

Die Tochter Elly und deren Mann Kurt Michaelis wurden im Februar 1943 ebenfalls nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Nur die älteste Tochter Erna überlebte den Holocaust, weil sie in einer sogenannten “Mischehe“ mit dem nicht-jüdischen Paul Bartlewski lebte.