Natalie Katz née Wilde

Location 
Schloßallee 15
District
Pankow
Stone was laid
24 June 2023
Born
13 July 1881 in Meseritz (Posen) / Międzyrzecz
Deportation
on 13 June 1942 from Berlin to Sobibor
Murdered
in Sobibor

Natalie Wilde, geb. am 13.07.1881, war das erste Kind ihrer Eltern, Pincus Wilde und seiner Ehefrau Pauline, geb. Ohlenburg. Die Familie lebte in Meseritz (heute: Miedzyrzecz, Polen). Ihre Geschwister lebten ebenfalls bis zur Übersiedlung nach Berlin in Meseritz:

Georg Wilde, geb. am 22.12.1882, zuletzt wohnhaft Berlin-Mitte, Linienstr. 111, Rosa Wilde, geb. am 03.02. 1884, zuletzt wohnhaft  Berlin-Tiergarten, Holsteiner Ufer 9  und Frieda Wilde geb. am 08.02. 1886, zuletzt wohnhaft Berlin-Tiergarten, Emdener Str. 21.

In Berlin-Mitte lernte Natalie Wilde den Schneider Martin Benjamin Mathias Katz kennen. Am 27.11.1904 fand die Verlobung in Berlin-Charlottenburg statt. Die stolzen Eltern Pincus Wilde und Frau Pauline beehrten sich, dieses anzuzeigen und verwiesen auf den Empfangstag: Sonntag 4. Dezember 1904.

Nach der Hochzeit lebte die Familie Katz in Berlin O 34, Wilhelm Stolze Str. 30. Im Jahr 1908 wurde ihr erster Sohn Itzchak Joachim Katz am 22.05. geboren. Vier Jahre später wurde der zweite Sohn Herbert Franz Katz am 24.03.1912 geboren. 1920 erwarb die Familie Katz das Haus Schloßallee 15 in Niederschönhausen. 1924 wurde der jüngste Sohn der Familie am 02.12, geboren. Er bekam den Namen Pinchas Werner Peter.

Der Schneidermeister Katz war ein beliebter und angesehener Nachbar. Aus Zuschnittresten fertigte er Kinderhandschuhe und andere kleine Kleidungsstücke für die Kinder der bedürftigen Nachbarschaft.

In den 1930 Jahren war er in der „Roten Hilfe“ der KPD tätig. Mit seinen Mitgenossen sammelte er Geld, um die Familien inhaftierter Genossen und jüdischer Mitbürger zu unterstützen. Es wurden auch illegale Genossen und jüdische Menschen beherbergt. Er wird mit zahlreichen namhaften Genossen der KPD aus Pankow genannt. Das sind: Marga Eliasohn, Siegmund Spieler, Gerhard Danelius, Erich Baron, Dr. Friedrich Ausländer, Frieda Löhr, Frieda Oppenheimer, Erich Binasch, Margot u. Bernhard Heimann und die Genossin Rosenthal. Martin Katz wird im Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der NS-Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945, als Opfer aufgeführt.

Der älteste und der jüngste Sohn bereiteten sich in den Jahren 1936-1938 in Lehrgängen, auf ihre Auswanderung nach Palästina vor. 1938 wanderten sie mit ihrer Mutter aus nach Palästina.

Natalie kehrte nach einiger Zeit nach Deutschland zurück, weil sie das Klima nicht vertragen konnte.

Der Sohn Herbert Franz Katz studierte seit 1932 an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin Medizin. Wegen eines Universitätsverfahrens, das zu seinen Gunsten eingestellt wurde, musste er für ein Jahr sein Studium unterbrechen. Der Studienabschluss wurde ihm von der Universitätsleitung versagt. Er bewarb sich 1938 an der Hebräischen Universität Jerusalem, konnte aber die notwendigen Ausreisepapiere nicht zusammenbringen.

Herbert Katz, der seit 1937 verheiratet war, floh mit seiner schwangeren Ehefrau Regina Hirsch aus Huedin, Rumänien, am 15.01.1939 illegal über die Grenze nach Belgien. Dort wurde am 14.06.1939 sein Sohn geboren. Zu diesem Zeitpunkt versuchte Herbert Katz noch immer nach Palästina zu gelangen. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht und der SS-Verbände, in Belgien wurde Herbert Katz in einer gemeinsamen Aktion von belgischen und deutschen Behörden verhaftet und in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert, wo er am 24.06.1941 verstarb.

Frau und Sohn überlebten Besatzung und Krieg in Antwerpen im Hinterzimmer eines Friseursalons, gedeckt von allen Bewohnern der Straße. Für Herbert Katz ist vor dem Gelände der Humboldt-Universität ein Stolperstein verlegt worden.

Natalie Katz war bis 1939 im Besitz des Hauses. Sie beherbergte in dieser Zeit einen jüdischen Mitbewohner namens Hermann Marcus aus Lessen (Westpreußen), der am 28.03.1942 in das Ghetto Piaski deportiert wurde. Des weiteren ist Wilhelm Trogisch, ein Pankower Kommunist, der 1936 in Gestapohaft kam und nach seiner Haftentlassung bei Frau Katz untergekommen ist, bekannt.

Ab dem Jahr 1940 wird der Schneidermeister F. Rochow als Eigentümer des Hauses Schloßallee 15 im Adressbuch benannt. Wie er in den Besitz des Hauses gelangte, ist nicht bekannt.

Frau Katz ist ab diesem Datum unter Natalie Sara Katz nur noch als Mieterin im Adressbuch vermerkt. Natalie Katz wurde am 13.06.1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert.

Ihr Todesdatum kennen wir nicht.

Beide Söhne, die nach Palästina ausgewandert sind, haben ein gutes Leben geführt. Joachim Katz verstarb 1978 und Peter Katz 2006. Letzterer war mit Ahuva Ram verheiratet und hatte zwei Kinder. 

Ein Enkel lebt heute in Köln.

Alle drei Geschwister von Natalie Katz wurden wie sie ebenfalls zwischen 1942 und 1944 deportiert und ermordet.