Bertha Landsberger wurde am 9. Mai 1882 in Berlin geboren. Sie war die jüngste Tochter des Kaufmanns Sigismund Landsberger (1840–1914) und dessen Ehefrau Amanda Neumann, verh. Landsberger. Bertha wuchs im Kreis von zwei älteren Brüdern auf: Willy (auch Willi genannt) Siegfried (*1876) und Arthur (*1878). Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Bertha und ihren Geschwistern im Berlin der Kaiserzeit sind keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde Berlins. Es ist nicht bekannt, ob und welchen Beruf Bertha Landsberger nach ihrem Schulabschluss ergriff. Ihr Bruder Willy studierte Chemie und war später in der Weimarer Republik Direktor einer Ölgesellschaft in Berlin; Arthur absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, war als Vertreter und Reisender des äußerst erfolgreichen Armaturen-Unternehmens Eduard Pincuß beschäftigt, wurde Junior-Partner und nach dem Rückzug des Firmengründers 1910 deren Alleininhaber. Am 14. April 1910 heiratete die damals 27-jährige Bertha Landsberger den Handelsvertreter und Kaufmann Josef Leven. Josef war 1879 als Sohn des Kaufmanns Alexander Leven (1833 –1902) und der Klara Kahn, verh. Leven (1836–1896) im niederrheinischen Crefeld (ab 1925 Krefeld) zur Welt gekommen und in den 1900er-Jahren nach Charlottenburg gezogen, das damals noch als eigenständiger Vorort vor den Toren Berlins lag. Nach der Eheschließung nahmen sich Bertha und Josef Leven eine Wohnung am Eyke-von-Repkow-Platz 1 im Westfälischen Viertel Moabits. Am 4. November 1911 kam eine Tochter, Helga, zur Welt.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Berthas Ehemann, der um die Jahrhundertwende seinen Militärdienst absolviert hatte, mobilisiert. Er wurde als Sergeant des bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 6 unter anderem bei der Schlacht von Étain im August 1914 und bei den Gefechten um Vaubecourt-Fleury im September desselben Jahres eingesetzt, wurde 1916 zum Leutnant befördert und nahm an den Stellungskämpfen vor der Festung Verdun und in Lothringen teil. Für seinen Einsatz wurde er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem Bayerischen Militärverdienstkreuz 4. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Am 30. November 1918, nach Kriegsende, wurde Josef aus dem aktiven Kriegsdienst wieder entlassen und kehrte nach Berlin zurück. Bereits 1915 waren Bertha und Josef in eine neue Wohnung in der Regensburger Straße 14 in Wilmersdorf gezogen. Den Lebensunterhalt der Familie verdiente Josef als Handelsvertreter und Kaufmann in Berlin. In den 1920er-Jahren legte er das Revisorenexamen ab und war zeitweilig auch als Wirtschaftsprüfer und Revisionsbeamter tätig. Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben von Bertha und Josef Leven im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Jüd*innen ab 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Bertha Leven und ihre Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung sowie des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte. Bereits in der Zeit der Weimarer Republik war Berlin zum Schauplatz antisemitischer Ausschreitungen geworden, Anfang der 1930er-Jahre nahm jedoch die sichtbare Brutalität in Form von Straßenkämpfen, Saalschlachten und SA-Aufmärschen in den Straßen massiv zu. Ab 1933 institutionalisierte sich der Rassismus mit Hilfe staatlicher Autorität. Gesetze und Sondererlasse drängten Bertha Leven zunehmend in die Position einer Rechtlosen. Ihr Bruder Willy wurde in den 1930er-Jahren aus seinem Direktorenposten gedrängt, floh dann mit seiner Ehefrau Anna Hatry (*1890) über Paris nach Ungarn und konnte sich schließlich 1939 über England in die USA retten. Die Firma ihres Bruders Arthur war von antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. In den 1930er-Jahren hatte er noch Josef als Handelsvertreter der „Fabrik für Gas- und Wasserleitungsgegenstände“ in der Großen Frankfurter Straße 13 (heute Karl-Marx-Allee) beschäftigt, wurde aber Ende der 1930er-Jahre zwangsweise aus dem Unternehmen gedrängt, woraufhin Josef seine Beschäftigung verlor. Berthas Nichte Charlotte, die 1906 geborene Tochter von Arthur und seiner Ehefrau Käthe Elwine Landsberger, geb. Löwenberg (*1879), gelang 1939 die Flucht nach England.
Aus einem handschriftlichen Nachtrag in seiner Kriegsstammrolle geht hervor, dass sich Josef Leven im April 1936 auf dem Polizeipräsidium Berlin-Schöneberg hatte einfinden müssen. Aus der Notiz geht aber nicht hervor, ob er bereits zu diesem Zeitpunkt ein erstes Mal inhaftiert worden war. Berthas Tochter, die zuvor in Bad Kreuznach gelebt und als Haushaltshilfe gearbeitet hatte, gelang – vermutlich Ende der 1930er-Jahre – die Flucht aus Deutschland. Sie ging in die Niederlande, wo sie später an der Adresse De Lairessestraat 133 in Amsterdam lebte und den Überfall der Wehrmacht auf das Land miterleben musste. Ob auch Bertha und Josef Leven in den 1930er-Jahren Pläne verfolgten, aus Deutschland zu fliehen, geht aus den vorliegenden Quellen nicht hervor. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Im März 1939 mussten Bertha und Josef ihre langjährige Wohnung in der Regensburger Straße 14 aufgeben und zogen in die Solinger Straße 10 in Moabit. Ab diesem Zeitpunkt lassen sich die genauen Stationen der Verfolgungsgeschichte von Berthas Ehemann aus den vorliegenden Quellen nicht rekonstruieren. Fakt ist, dass er im Sommer 1942 im Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg inhaftiert gewesen ist und seit 1940 nicht mehr in den Berliner Adressbüchern geführt wurde. Er ist vermutlich Ende des Jahres 1939 oder Anfang der 1940er-Jahre verhaftet worden und wurde entweder direkt nach Neuengamme verschleppt oder war zunächst in anderen Konzentrationslagern als Zwangsarbeiter inhaftiert gewesen.
Bertha hatte bis Anfang 1942 alleine in Berlin gelebt, ab März 1940 in der Martin-Luther-Straße 55 in Schöneberg und ab April 1941 zur Untermiete bei Heinrich in einem Zimmer in der Pestalozzistraße 88a in Charlottenburg. Am 1. Oktober 1941 informierte die Gestapo die jüdische Gemeinde Berlins, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Bertha erhielt den Deportationsbescheid im Winter 1941. Sie musste sich in einem der Berliner Sammellager einfinden und wurde am 13. Januar 1941 mit dem „8. Osttransport“ aus Berlin in das Ghetto Riga deportiert. Sie gehörte nicht zu den wenigen Überlebenden des Ghettos und wurde entweder dort ermordet oder zu einem späteren Zeitpunkt in einem der NS-Vernichtungslager. Zum Zeitpunkt der Deportation war Bertha Leven 59 Jahre alt.
Berthas Tochter Helga wurde in den 1940er-Jahren in den Niederlanden verhaftet und in das Sammellager Westerbork verschleppt. Von dort aus wurde sie am 30. September 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet. Im April 1942 stellte eine SS-Ärztekommission eine Gruppe von etwa 300 Häftlingen des KZ Neuengamme zusammen: Unter ihnen hatten sich Kranke und Entkräftete, aber auch politisch Missliebige und viele Juden. Der 63-jährige „Hilfsarbeiter“ Josef Leven gehörte zu den Selektierten dieses Transports. In der Tötungsanstalt Bernburg wurden zwischen 1940 und 1943 im Rahmen der Krankenmorde im Nationalsozialismus Menschen aus Fürsorge- und Pflegeeinrichtungen sowie rund 5000 Häftlinge aus sechs Konzentrationslagern ermordet. Josef wurde nach Ankunft des Transports in einer Gaskammer in Bernburg ermordet. Berthas Bruder Willy überlebte die NS-Verfolgung mit seiner Ehefrau im Exil in den USA; ihre Nichte Charlotte in England. Berthas Bruder Arthur und seine Ehefrau Käthe wurden am 18. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und dort im Mai 1942 ermordet.