Hugo Bettmann

Verlegeort
Halskestraße 41
Bezirk/Ortsteil
Steglitz
Verlegedatum
29. April 2013
Geboren
29. April 1873 in Nürnberg
Beruf
Buchhalter
Deportation
am 09. Februar 1944 nach Theresienstadt
Überlebt
23. November 1959 in Berlin

Hugo Bettmann wurde am 29. April 1873 in Nürnberg geboren und ist dort mit weiteren 7 Geschwistern aufgewachsen. Die Familie ist jüdisch – manche der Geschwister entfernen sich beim Aufwachsen etwas von ihrer elterlichen Religion, andere feiern die religiösen Feste traditionell. <br />
<br />
Hugo Bettmann genießt eine buchhalterische Ausbildung und geht schließlich nach Berlin, um dort zu arbeiten. Er sucht ein möbliertes Zimmer und findet dies bei der Witwe Luise Niederschuh, die mit ihrer kleinen Tochter Gerda zusammen lebt und versucht, ihr Haushaltseinkommen aufzubessern. Hugo und Luise sind sich sympathisch, der Funke springt über, 1911 wird Hochzeit gefeiert. Dass er Jude und sie Christin ist, wird offenbar von beiden Herkunftsfamilien akzeptiert. <br />
<br />
Zwei weitere Töchter werden geboren: Edith (Jg. 1913) und Ursula (Jg. 1916), die beide christlich getauft und erzogen<br />
<br />
werden. „Warum sollte ich einen Schritt rückwärts machen?“, sagt Hugo Bettmann dazu. Dabei gibt es einen großen Respekt vor den verschiedenen Traditionen: Wenn die Töchter bei Tante und Onkel in Frankfurt sind, wird am Freitagabend der Shabbat-Leuchter entzündet und die Mädchen werden am Sonntag mit dem christlichen Dienstmädchen in die Kirche geschickt. Hugo Bettmann selbst konvertiert nicht. <br />
<br />
1933 ändert sich das politische Klima. Seine Ehefrau Luise verstirbt schon 1935, braucht nicht mehr miterleben, dass ihr Mann ab 1941 den gelben Stern tragen muss. Die Töchter führen ihm bis zu ihren Eheschließungen den Haushalt weiter. Wahrscheinlich sind sie es, die den Vater durch ihren Status als „Halbjüdinnen“ noch bis 1944 schützen können, während zumindest die in Deutschland verbliebenen Geschwister vorher in Vernichtungslager deportiert werden. Er kommt nach Theresienstadt, das als „Vorzeigeghetto“ gilt, obwohl auch dort die Bedingungen katastrophal sind. Nur durch Lebensmittel- päckchen überlebt er. 1945 wird er mit den anderen Überlebenden dieses Lagers befreit. Abgemagert kehrt er nach Berlin zurück, in die alte Wohnung in der Halskestraße 41, wo er noch bis 1949 lebt. Nach einer kurzen Zeit, in der er wenige Häuser weiter zur Untermiete wohnt, zieht er zu Tochter und Enkelin und stirbt am 23. November 1959.

Hugo Bettmann wurde am 29. April 1873 in Nürnberg geboren und ist dort mit weiteren 7 Geschwistern aufgewachsen. Die Familie ist jüdisch – manche der Geschwister entfernen sich beim Aufwachsen etwas von ihrer elterlichen Religion, andere feiern die religiösen Feste traditionell.

Hugo Bettmann genießt eine buchhalterische Ausbildung und geht schließlich nach Berlin, um dort zu arbeiten. Er sucht ein möbliertes Zimmer und findet dies bei der Witwe Luise Niederschuh, die mit ihrer kleinen Tochter Gerda zusammen lebt und versucht, ihr Haushaltseinkommen aufzubessern. Hugo und Luise sind sich sympathisch, der Funke springt über, 1911 wird Hochzeit gefeiert. Dass er Jude und sie Christin ist, wird offenbar von beiden Herkunftsfamilien akzeptiert.

Zwei weitere Töchter werden geboren: Edith (Jg. 1913) und Ursula (Jg. 1916), die beide christlich getauft und erzogen

werden. „Warum sollte ich einen Schritt rückwärts machen?“, sagt Hugo Bettmann dazu. Dabei gibt es einen großen Respekt vor den verschiedenen Traditionen: Wenn die Töchter bei Tante und Onkel in Frankfurt sind, wird am Freitagabend der Shabbat-Leuchter entzündet und die Mädchen werden am Sonntag mit dem christlichen Dienstmädchen in die Kirche geschickt. Hugo Bettmann selbst konvertiert nicht.

1933 ändert sich das politische Klima. Seine Ehefrau Luise verstirbt schon 1935, braucht nicht mehr miterleben, dass ihr Mann ab 1941 den gelben Stern tragen muss. Die Töchter führen ihm bis zu ihren Eheschließungen den Haushalt weiter. Wahrscheinlich sind sie es, die den Vater durch ihren Status als „Halbjüdinnen“ noch bis 1944 schützen können, während zumindest die in Deutschland verbliebenen Geschwister vorher in Vernichtungslager deportiert werden. Er kommt nach Theresienstadt, das als „Vorzeigeghetto“ gilt, obwohl auch dort die Bedingungen katastrophal sind. Nur durch Lebensmittel- päckchen überlebt er. 1945 wird er mit den anderen Überlebenden dieses Lagers befreit. Abgemagert kehrt er nach Berlin zurück, in die alte Wohnung in der Halskestraße 41, wo er noch bis 1949 lebt. Nach einer kurzen Zeit, in der er wenige Häuser weiter zur Untermiete wohnt, zieht er zu Tochter und Enkelin und stirbt am 23. November 1959.