Hertha Adam geb. Rosenbaum

Verlegeort
Frankfurter Allee 35 /37
Historischer Name
Frankfurter Allee 305
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Geboren
08. August 1888 in Krone an der Brahe (Posen) / Koronowo
Beruf
Geschäftsinhaberin
Deportation
am 18. Oktober 1941 nach Łódź / Litzmannstadt
Später deportiert
am 08. Mai 1942 nach Chełmno / Kulmhof
Ermordet
08. Mai 1942 in Chełmno / Kulmhof

Hertha Adam, geb. Rosenbaum, kam am 8. August 1888 in Crone an der Brahe (heute Koronowo) zur Welt. Die Kleinstadt, die etwa 20 km nördlich von Bromberg (heute Bydgoszcz) liegt, war damals die nördlichste Ortschaft der Provinz Posen. Außer dass Hertha eine zwölf Jahre ältere Schwester namens Else hatte, die am 6. Januar 1876 ebenfalls in Crone geboren wurde, haben sich keine Informationen über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hertha Rosenbaum in Crone an der Brahe erhalten. Ihre Eltern gehörten aber wohl zur jüdischen Gemeinde der Stadt, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mehr als 600 Personen zählte, bevor um die Jahrhundertwende eine zunehmende Abwanderung der jüdischen Bevölkerung aus der Region einsetzte.<br />
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Zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zog Hertha Rosenbaum nach Berlin und heiratete den ebenfalls aus Crone an der Brahe stammenden Kaufmann Paul Adam. Am 28. September 1921 kam ihre Tochter Ruth zur Welt. Die Familie bewohnte seit 1925 eine gemeinsame Wohnung in der Frankfurter Allee 305 (heute Nr. 35/37) in Friedrichshain – unweit des von Paul geführten Geschäfts für Gardinen und Teppiche in der Frankfurter Allee 56 (entspricht der heutigen Nr. 36b-c). Leider haben sich keine Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in die persönlichen Lebensverhältnisse der Familie in Berlin in dieser Zeit werfen könnten. Aus der Vermögenserklärung, die Hertha Adam kurz vor der Deportation auszufüllen hatte – ein Dokument, das im Rahmen der Verfolgung dazu diente, die verbliebenen Wertsachen der Familie für die spätere räuberische Konfiszierung aufzulisten - kann bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber Täterdokumenten geschlossen werden, dass das Ehepaar zur bürgerlichen Mittelschicht Berlins zählte.<br />
<br />
1936 verstarb Paul Adam. Hertha führte als Inhaberin das Geschäft in der Frankfurter Allee bis zum 31. Dezember 1938 weiter, bevor sie es angesichts der gegen Juden gerichteten Maßnahmen zur Verdrängung aus dem Geschäftsleben sowie der Pogrome in Berlin im Juni und November 1938 aufgeben musste. Anfang der 1940er Jahre verschärften sich die Lebensbedingungen der Familie Adam in Berlin zusehends. Neben allen bisherigen Maßnahmen der Diskriminierung und Entrechtung, die die Familie trafen, musste Herthas damals 19-jährige Tochter Ruth Zwangsarbeit als Arbeiterin im Kabelwerk Gartenfeld bei Siemens & Schuckert in Spandau leisten. In der Wohnung in der Frankfurter Allee nahm Hertha nun auch ihre Schwester Else auf, für die sie sorgte. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Familienmitglieder nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.<br />
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Hertha Adam wurde zusammen mit ihrer Tochter Ruth und ihrer Schwester Else am 18. Oktober 1941 vom Berliner Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. In Vorbereitung der Deportation wurde sie zuvor in das Polizeirevier 84 bestellt und am 16. Oktober im Sammellager in der Markgrafenstraße 7/8 interniert. Bei dem Deportationszug handelte es sich um den ersten sogenannten „Osttransport“ Berliner Juden, bei denen bevorzugt große „Judenwohnungen“ freigemacht werden sollten, um Wohnraum für NS-Funktionäre zu schaffen. Die nach Litzmannstadt verschleppten Berliner waren der völlig fremden Umwelt eines überfüllten polnischen Ghettos ausgesetzt, das vornehmlich darauf angelegt war, seine Insassen durch Hunger, Krankheit und Überarbeitung zu zerstören. Der 73-jährige Alexander Adam, bei dem es sich wahrscheinlich um Herthas Schwiegervater oder möglicherweise um ihren Schwager handelte, und der ebenfalls am 18. Oktober 1941 aus seiner Berliner Wohnung nach Litzmannstadt deportiert wurde, überlebte die Bedingungen im Lager kaum zwei Monate. Er starb am 19. Dezember in der gemeinsamen Wohnung im Ghetto Alexanderhofstraße 25 (Wohnung 32). Ein halbes Jahr später wurde die damals 63-jährige Hertha Adam gemeinsam mit ihrer 20-jährigen Tochter Ruth am 8. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – wahrscheinlich unmittelbar nach Ankunft des Deportationszuges – ermordet. Herthas Schwester Else teilte dieses Schicksal einen Tag später. Am 9. Mai wurde sie nach Kulmhof verschleppt und ermordet.

Hertha Adam, geb. Rosenbaum, kam am 8. August 1888 in Crone an der Brahe (heute Koronowo) zur Welt. Die Kleinstadt, die etwa 20 km nördlich von Bromberg (heute Bydgoszcz) liegt, war damals die nördlichste Ortschaft der Provinz Posen. Außer dass Hertha eine zwölf Jahre ältere Schwester namens Else hatte, die am 6. Januar 1876 ebenfalls in Crone geboren wurde, haben sich keine Informationen über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hertha Rosenbaum in Crone an der Brahe erhalten. Ihre Eltern gehörten aber wohl zur jüdischen Gemeinde der Stadt, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mehr als 600 Personen zählte, bevor um die Jahrhundertwende eine zunehmende Abwanderung der jüdischen Bevölkerung aus der Region einsetzte.

Zu einem nicht genau bekannten Zeitpunkt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zog Hertha Rosenbaum nach Berlin und heiratete den ebenfalls aus Crone an der Brahe stammenden Kaufmann Paul Adam. Am 28. September 1921 kam ihre Tochter Ruth zur Welt. Die Familie bewohnte seit 1925 eine gemeinsame Wohnung in der Frankfurter Allee 305 (heute Nr. 35/37) in Friedrichshain – unweit des von Paul geführten Geschäfts für Gardinen und Teppiche in der Frankfurter Allee 56 (entspricht der heutigen Nr. 36b-c). Leider haben sich keine Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in die persönlichen Lebensverhältnisse der Familie in Berlin in dieser Zeit werfen könnten. Aus der Vermögenserklärung, die Hertha Adam kurz vor der Deportation auszufüllen hatte – ein Dokument, das im Rahmen der Verfolgung dazu diente, die verbliebenen Wertsachen der Familie für die spätere räuberische Konfiszierung aufzulisten - kann bei aller gebotenen Vorsicht gegenüber Täterdokumenten geschlossen werden, dass das Ehepaar zur bürgerlichen Mittelschicht Berlins zählte.

1936 verstarb Paul Adam. Hertha führte als Inhaberin das Geschäft in der Frankfurter Allee bis zum 31. Dezember 1938 weiter, bevor sie es angesichts der gegen Juden gerichteten Maßnahmen zur Verdrängung aus dem Geschäftsleben sowie der Pogrome in Berlin im Juni und November 1938 aufgeben musste. Anfang der 1940er Jahre verschärften sich die Lebensbedingungen der Familie Adam in Berlin zusehends. Neben allen bisherigen Maßnahmen der Diskriminierung und Entrechtung, die die Familie trafen, musste Herthas damals 19-jährige Tochter Ruth Zwangsarbeit als Arbeiterin im Kabelwerk Gartenfeld bei Siemens & Schuckert in Spandau leisten. In der Wohnung in der Frankfurter Allee nahm Hertha nun auch ihre Schwester Else auf, für die sie sorgte. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sich die Familienmitglieder nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Hertha Adam wurde zusammen mit ihrer Tochter Ruth und ihrer Schwester Else am 18. Oktober 1941 vom Berliner Bahnhof Grunewald in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. In Vorbereitung der Deportation wurde sie zuvor in das Polizeirevier 84 bestellt und am 16. Oktober im Sammellager in der Markgrafenstraße 7/8 interniert. Bei dem Deportationszug handelte es sich um den ersten sogenannten „Osttransport“ Berliner Juden, bei denen bevorzugt große „Judenwohnungen“ freigemacht werden sollten, um Wohnraum für NS-Funktionäre zu schaffen. Die nach Litzmannstadt verschleppten Berliner waren der völlig fremden Umwelt eines überfüllten polnischen Ghettos ausgesetzt, das vornehmlich darauf angelegt war, seine Insassen durch Hunger, Krankheit und Überarbeitung zu zerstören. Der 73-jährige Alexander Adam, bei dem es sich wahrscheinlich um Herthas Schwiegervater oder möglicherweise um ihren Schwager handelte, und der ebenfalls am 18. Oktober 1941 aus seiner Berliner Wohnung nach Litzmannstadt deportiert wurde, überlebte die Bedingungen im Lager kaum zwei Monate. Er starb am 19. Dezember in der gemeinsamen Wohnung im Ghetto Alexanderhofstraße 25 (Wohnung 32). Ein halbes Jahr später wurde die damals 63-jährige Hertha Adam gemeinsam mit ihrer 20-jährigen Tochter Ruth am 8. Mai 1942 aus Litzmannstadt weiter in das Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) deportiert und dort – wahrscheinlich unmittelbar nach Ankunft des Deportationszuges – ermordet. Herthas Schwester Else teilte dieses Schicksal einen Tag später. Am 9. Mai wurde sie nach Kulmhof verschleppt und ermordet.