Sally Magner

Verlegeort
Singerstraße 66
Historischer Name
Brauner Weg 66
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
18. November 2008
Geboren
24. Juni 1885 in Rogasen (Posen) / Rogoźno
Beruf
Schuhmacher
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga-Rumbula

Sally Magner wurde am 24. Juni 1885 in der Kleinstadt Rogasen in Posen (dem heutigen Rogoźno), das etwa 30 km nördlich der Stadt Posen gelegen ist, geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Sally Magner in der preußischen Kleinstadt haben sich keine Zeugnisse erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde der Stadt an. Diese umfasste zum Zeitpunkt der Geburt von Sally etwa 1300 Personen der etwas mehr als 5000 Einwohner der Stadt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner stetig ab. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg lebten nur noch etwa 500 Juden in der Kleinstadt.

Wann genau Sally Magner seine Geburtsstadt Rogasen verließ, ist nicht bekannt. In den frühen 1910er Jahren zog er nach Berlin. Hier heiratete er und bekam am 7. August 1913 eine Tochter namens Frieda. Die Familie lebte ab Herbst 1913 in einer Wohnung in der heute überbauten Mehnerstraße 2 nahe des Volkspark Friedrichshain. Sally Magner war in der Hauptstadt als Schuhmacher tätig. Sein Geschäft befand sich in der heute ebenfalls überbauten Weberstraße 66 am Strausberger Platz.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Sally Magner 29 Jahre alt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er entweder zur Armee rekrutiert wurde oder sich freiwillig meldete und als Soldat an den Kampfhandlungen auf den europäischen Kriegsschauplätzen teilnahm. Im Jahr 1915 bezogen Sally Magner und seine Tochter eine Wohnung in der Großen Frankfurter Straße 97 (entspricht ungefähr der heutigen Karl-Marx-Allee 51), wohin er 1917 auch sein Geschäft verlegte. Zum Schicksal seiner Frau aus erster Ehe haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Entweder sie verstarb in den Kriegsjahren oder das Ehepaar trennte sich und Frieda lebte bei ihrem Vater. Nach Kriegsende heiratete Sally Magner am 10. Juni 1919 in zweiter Ehe die 1895 in Deutsch Krone geborene Verkäuferin Erna Markus. Sie war die Tochter von Adolf und Bertha Markus, geb. Jacoby. Erna Markus hatte vier Geschwister: Die 1898 ebenfalls in Deutsch Krone geborene Schwester Herta, verh. Schöneberg, ihre Schwester Hedwig sowie zwei Brüder namens Willy und Julius Markus. Am 18. September 1922 kam in Berlin die Tochter von Sally und Erna Magner, Ingeborg, zur Welt. Bis 1933 lebte die Familie in Sallys Wohnung in der 2. Etage der Großen Frankfurter Straße 97.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Magner. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 war Sally Magner auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Im Jahr 1936 mussten die Magners zudem persönliche Schicksalsschläge verkraften: Die Tochter von Sally und Erna starb im Alter von 13 Jahren. Außerdem verstarben Ernas Vater, Adolf Markus, und ihr Bruder Julius, der seine Ehefrau Charlotte, geb. Blum und einen Sohn namens Egon hinterließ. Bereits 1928 war Ernas Schwester Hedwig in Berlin verstorben und vor 1933 die Tochter von Julius, Edith Markus, verh. Gutke.

Sallys Tochter Frieda aus erster Ehe war inzwischen verheiratet und aus der elterlichen Wohnung Brauner Weg 66 (der heutigen Singerstraße 66) ausgezogen. Sie lebte mit ihrem Mann Erich Stark in der Invalidenstraße 143 in Mitte und arbeitete in Berlin als Buchhalterin. Auch die Mutter von Erna, ihre Tanten Hedwig Jacoby und Auguste Drucker, geb. Jacoby sowie ihr Onkel Leo Jacoby lebten in der Stadt: Bertha Markus zuletzt in der Schöneberger Schwerinstraße 5, Hedwig und Leo Jacoby in der Regensburger Straße 20 in Wilmersdorf und Auguste Drucker mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Louis Drucker, in der Dahlmannstraße 6 in Charlottenburg und zuletzt in der Rankestraße 9. 

Ab Oktober 1941 mussten Erna und Sally Magner Zwangsarbeit leisten: Der 56-jährige Sally Magner bei der Besohlwerkstatt Behrendt in der Prinzenstraße 75 in Kreuzberg, seine Frau als Aufwärterin bei Elias in der Seesener Straße 5 in Halensee. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Ende November 1941 wurden Sally und Erna Magner aus ihrer Wohnung im Braunen Weg 66 durch Polizeikräfte in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7-8 verschleppt. Von dort aus wurden sie am 27. November 1941 über den Bahnhof Grunewald mit dem 7. Osttransport nach Riga deportiert. Dieser erste Berliner Transport mit Ziel Riga geriet mitten in das Chaos, das die Vorbereitungen der als „Rigaer Blutsonntag“ bekannt gewordenen Massenerschießung von mehr als 26.500 lettischen Juden aus dem Ghetto Riga am 30. November und 8. Dezember 1941 verursachten. Die insgesamt 1053 deportierten Berliner Juden des 7. Osttransports wurden auf Anweisung des „SS- und Polizeiführers“ Friedrich Jeckeln kurzerhand noch vor ihren Rigaer Leidensgenossen ermordet. Nach Ankunft der Deportationszüge in Lettland wurden Sally und Erna Magner am frühen Morgen des 30. November 1941 in die Wälder von Rumbula bei Riga geführt, mussten sich in die 10er-Reihen vor ausgehobenen Gruben einreihen, entkleiden und wurden von hinten erschossen.

Von der Familie von Erna und Sally Magner überlebten nur wenige die NS-Verfolgung: Sallys Tochter Frieda wurde mit ihrem Mann am 2. März 1943 im Zuge der sogenannten Fabrikaktion in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Schwägerin von Erna, die in Berlin lebende verwitwete Charlotte Markus, geb. Blum, wurde am 6. März 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Gaskammern des Vernichtungslagers ermordet. Die damals 79-jährige Mutter von Erna, Bertha Markus, wurde am 8. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die unmenschlichen Bedingungen in Theresienstadt knapp ein Jahr, bevor sie am 29. Juli 1943 verhungerte. Einen Monat zuvor war der Ehemann ihrer Schwester Auguste, Louis Drucker, in Theresienstadt durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung ermordet worden. Am 21. Juli 1942 waren auch der Onkel und die Tante von Erna Magner, Leo und Hedwig Jacoby in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden. Nach dem Tod von Hedwig im Ghetto wurde Leo Jacoby am 19. September 1942 aus Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet. Der ebenfalls nach Theresienstadt deportierte Bruder von Erna, Willy Markus, überlebte die Internierung und die NS-Zeit. Ebenso Ernas Schwester, Herta Schöneberg, geb. Markus, die wie auch ihre Tochter nach NS-Terminologie in sogenannter „Mischehe“ in Berlin lebte und dort die NS-Zeit und den Krieg überlebte.

Sally Magner wurde am 24. Juni 1885 in der Kleinstadt Rogasen in Posen (dem heutigen Rogoźno), das etwa 30 km nördlich der Stadt Posen gelegen ist, geboren. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Sally Magner in der preußischen Kleinstadt haben sich keine Zeugnisse erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde der Stadt an. Diese umfasste zum Zeitpunkt der Geburt von Sally etwa 1300 Personen der etwas mehr als 5000 Einwohner der Stadt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner stetig ab. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg lebten nur noch etwa 500 Juden in der Kleinstadt.

Wann genau Sally Magner seine Geburtsstadt Rogasen verließ, ist nicht bekannt. In den frühen 1910er Jahren zog er nach Berlin. Hier heiratete er und bekam am 7. August 1913 eine Tochter namens Frieda. Die Familie lebte ab Herbst 1913 in einer Wohnung in der heute überbauten Mehnerstraße 2 nahe des Volkspark Friedrichshain. Sally Magner war in der Hauptstadt als Schuhmacher tätig. Sein Geschäft befand sich in der heute ebenfalls überbauten Weberstraße 66 am Strausberger Platz.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war Sally Magner 29 Jahre alt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er entweder zur Armee rekrutiert wurde oder sich freiwillig meldete und als Soldat an den Kampfhandlungen auf den europäischen Kriegsschauplätzen teilnahm. Im Jahr 1915 bezogen Sally Magner und seine Tochter eine Wohnung in der Großen Frankfurter Straße 97 (entspricht ungefähr der heutigen Karl-Marx-Allee 51), wohin er 1917 auch sein Geschäft verlegte. Zum Schicksal seiner Frau aus erster Ehe haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Entweder sie verstarb in den Kriegsjahren oder das Ehepaar trennte sich und Frieda lebte bei ihrem Vater. Nach Kriegsende heiratete Sally Magner am 10. Juni 1919 in zweiter Ehe die 1895 in Deutsch Krone geborene Verkäuferin Erna Markus. Sie war die Tochter von Adolf und Bertha Markus, geb. Jacoby. Erna Markus hatte vier Geschwister: Die 1898 ebenfalls in Deutsch Krone geborene Schwester Herta, verh. Schöneberg, ihre Schwester Hedwig sowie zwei Brüder namens Willy und Julius Markus. Am 18. September 1922 kam in Berlin die Tochter von Sally und Erna Magner, Ingeborg, zur Welt. Bis 1933 lebte die Familie in Sallys Wohnung in der 2. Etage der Großen Frankfurter Straße 97.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Familie Magner. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1933 war Sally Magner auch als Geschäftsinhaber von den antisemitischen Kampagnen und Ausschreitungen betroffen, die ihren sichtbarsten Ausdruck in Boykotten sowie den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Im Jahr 1936 mussten die Magners zudem persönliche Schicksalsschläge verkraften: Die Tochter von Sally und Erna starb im Alter von 13 Jahren. Außerdem verstarben Ernas Vater, Adolf Markus, und ihr Bruder Julius, der seine Ehefrau Charlotte, geb. Blum und einen Sohn namens Egon hinterließ. Bereits 1928 war Ernas Schwester Hedwig in Berlin verstorben und vor 1933 die Tochter von Julius, Edith Markus, verh. Gutke.

Sallys Tochter Frieda aus erster Ehe war inzwischen verheiratet und aus der elterlichen Wohnung Brauner Weg 66 (der heutigen Singerstraße 66) ausgezogen. Sie lebte mit ihrem Mann Erich Stark in der Invalidenstraße 143 in Mitte und arbeitete in Berlin als Buchhalterin. Auch die Mutter von Erna, ihre Tanten Hedwig Jacoby und Auguste Drucker, geb. Jacoby sowie ihr Onkel Leo Jacoby lebten in der Stadt: Bertha Markus zuletzt in der Schöneberger Schwerinstraße 5, Hedwig und Leo Jacoby in der Regensburger Straße 20 in Wilmersdorf und Auguste Drucker mit ihrem Ehemann, dem Kaufmann Louis Drucker, in der Dahlmannstraße 6 in Charlottenburg und zuletzt in der Rankestraße 9. 

Ab Oktober 1941 mussten Erna und Sally Magner Zwangsarbeit leisten: Der 56-jährige Sally Magner bei der Besohlwerkstatt Behrendt in der Prinzenstraße 75 in Kreuzberg, seine Frau als Aufwärterin bei Elias in der Seesener Straße 5 in Halensee. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten sie sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Ende November 1941 wurden Sally und Erna Magner aus ihrer Wohnung im Braunen Weg 66 durch Polizeikräfte in das Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7-8 verschleppt. Von dort aus wurden sie am 27. November 1941 über den Bahnhof Grunewald mit dem 7. Osttransport nach Riga deportiert. Dieser erste Berliner Transport mit Ziel Riga geriet mitten in das Chaos, das die Vorbereitungen der als „Rigaer Blutsonntag“ bekannt gewordenen Massenerschießung von mehr als 26.500 lettischen Juden aus dem Ghetto Riga am 30. November und 8. Dezember 1941 verursachten. Die insgesamt 1053 deportierten Berliner Juden des 7. Osttransports wurden auf Anweisung des „SS- und Polizeiführers“ Friedrich Jeckeln kurzerhand noch vor ihren Rigaer Leidensgenossen ermordet. Nach Ankunft der Deportationszüge in Lettland wurden Sally und Erna Magner am frühen Morgen des 30. November 1941 in die Wälder von Rumbula bei Riga geführt, mussten sich in die 10er-Reihen vor ausgehobenen Gruben einreihen, entkleiden und wurden von hinten erschossen.

Von der Familie von Erna und Sally Magner überlebten nur wenige die NS-Verfolgung: Sallys Tochter Frieda wurde mit ihrem Mann am 2. März 1943 im Zuge der sogenannten Fabrikaktion in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Die Schwägerin von Erna, die in Berlin lebende verwitwete Charlotte Markus, geb. Blum, wurde am 6. März 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Gaskammern des Vernichtungslagers ermordet. Die damals 79-jährige Mutter von Erna, Bertha Markus, wurde am 8. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die unmenschlichen Bedingungen in Theresienstadt knapp ein Jahr, bevor sie am 29. Juli 1943 verhungerte. Einen Monat zuvor war der Ehemann ihrer Schwester Auguste, Louis Drucker, in Theresienstadt durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung ermordet worden. Am 21. Juli 1942 waren auch der Onkel und die Tante von Erna Magner, Leo und Hedwig Jacoby in das Ghetto Theresienstadt deportiert worden. Nach dem Tod von Hedwig im Ghetto wurde Leo Jacoby am 19. September 1942 aus Theresienstadt in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet. Der ebenfalls nach Theresienstadt deportierte Bruder von Erna, Willy Markus, überlebte die Internierung und die NS-Zeit. Ebenso Ernas Schwester, Herta Schöneberg, geb. Markus, die wie auch ihre Tochter nach NS-Terminologie in sogenannter „Mischehe“ in Berlin lebte und dort die NS-Zeit und den Krieg überlebte.