Max Sellheim

Verlegeort
Naunynstr. 2
Bezirk/Ortsteil
Kreuzberg
Verlegedatum
Juni 2009
Geboren
26. Juni 1883 in Berlin
Beruf
Lithograf, Maler
Tot
03. Mai 1945 in Siggelkow

„<i>Nach gütlicher Vereinbarung zwischen mir und<br />
<br />
meinem Ehemann haben wir uns 1932 getrennt.<br />
</i>[...]<i> Durch meine erste Ausbombung erreichte<br />
<br />
mein Sohn Sprecherlaubnis für Sachsenhausen.<br />
<br />
Dazu nahm er meine Tochter mit und stellte<br />
<br />
meinem Mann die Frage, ob er nicht wieder nach<br />
<br />
Hause kommen möchte. Nach dem Erzählen<br />
<br />
meines Sohnes erwiderte mein Mann, er möchte<br />
<br />
schon, aber ob Mama nicht schimpft. Daraufhin<br />
<br />
erwiderte mein Sohn, daß die Mama ein Entlas-<br />
<br />
sungsgesuch einreichen wird. </i>[...]<i> Bei dem Besuch<br />
<br />
der Kinder 1944 erklärte mein Mann diesen noch,<br />
<br />
daß es jetzt nicht mehr lange dauert, bis er nach<br />
<br />
Hause kommt.</i>“<br />
<br />
Stanislawa Sellheim 1950<br />
<br />
Der gelernte Steindrucker Max Sellheim arbeitete als Maler und trat 1905 der Vereinigung der Maler, Lackierer, Anstreicher, Tüncher und Weißbinder Deutschlands, einer Gewerkschaft, und 1910 der SPD bei. Von 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg und trat in dieser Zeit zur USPD über. 1920 wurde er für die USPD in die BV Kreuzberg gewählt, trat aber im gleichen Jahr zur KPD über. In dieser Zeit war er bei der Firma Siemens beschäftigt und dort im Betriebsrat. 1924 wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Er arbeitete von nun an als Versandleiter kommunistischer Zeitungen. Seit 1925 gehörte er der KPD-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg an. Einige Jahre später trat er politisch etwas in den Hintergrund und gehörte ab 1928 auch nicht mehr dem Preußischen Landtag an. Nach 1933 war Sellheim arbeitslos. Er war in der Bezirksleitung der verbotenen Roten Hilfe aktiv, die die Unterstützung der Familien von Verhafteten organisierte. Den Nationalsozialisten galt das als „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“. Am 7. 4. 1935 wurde er verhaftet und am 2. 11. 1936 vom Volksgerichtshof zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach ließ man ihn nicht frei, sondern brachte ihn in das KZ Sachsenhausen. Er gehörte zu den etwa 1500 Häftlingen, die kurz vor Kriegsende aus dem KZ Sachsenhausen auf einen Todesmarsch Richtung Mecklenburg getrieben wurden. Entkräftet am Wege liegend, wurde Sellheim in Siggelkow bei Parchim in Mecklenburg von den Wachmannschaften erschossen. Eine Brücke im Bezirk Pankow ist nach Max Sellheim benannt.

Nach gütlicher Vereinbarung zwischen mir und

meinem Ehemann haben wir uns 1932 getrennt.
[...] Durch meine erste Ausbombung erreichte

mein Sohn Sprecherlaubnis für Sachsenhausen.

Dazu nahm er meine Tochter mit und stellte

meinem Mann die Frage, ob er nicht wieder nach

Hause kommen möchte. Nach dem Erzählen

meines Sohnes erwiderte mein Mann, er möchte

schon, aber ob Mama nicht schimpft. Daraufhin

erwiderte mein Sohn, daß die Mama ein Entlas-

sungsgesuch einreichen wird.
[...] Bei dem Besuch

der Kinder 1944 erklärte mein Mann diesen noch,

daß es jetzt nicht mehr lange dauert, bis er nach

Hause kommt.


Stanislawa Sellheim 1950

Der gelernte Steindrucker Max Sellheim arbeitete als Maler und trat 1905 der Vereinigung der Maler, Lackierer, Anstreicher, Tüncher und Weißbinder Deutschlands, einer Gewerkschaft, und 1910 der SPD bei. Von 1915 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg und trat in dieser Zeit zur USPD über. 1920 wurde er für die USPD in die BV Kreuzberg gewählt, trat aber im gleichen Jahr zur KPD über. In dieser Zeit war er bei der Firma Siemens beschäftigt und dort im Betriebsrat. 1924 wurde er in den Preußischen Landtag gewählt. Er arbeitete von nun an als Versandleiter kommunistischer Zeitungen. Seit 1925 gehörte er der KPD-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg an. Einige Jahre später trat er politisch etwas in den Hintergrund und gehörte ab 1928 auch nicht mehr dem Preußischen Landtag an. Nach 1933 war Sellheim arbeitslos. Er war in der Bezirksleitung der verbotenen Roten Hilfe aktiv, die die Unterstützung der Familien von Verhafteten organisierte. Den Nationalsozialisten galt das als „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“. Am 7. 4. 1935 wurde er verhaftet und am 2. 11. 1936 vom Volksgerichtshof zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Danach ließ man ihn nicht frei, sondern brachte ihn in das KZ Sachsenhausen. Er gehörte zu den etwa 1500 Häftlingen, die kurz vor Kriegsende aus dem KZ Sachsenhausen auf einen Todesmarsch Richtung Mecklenburg getrieben wurden. Entkräftet am Wege liegend, wurde Sellheim in Siggelkow bei Parchim in Mecklenburg von den Wachmannschaften erschossen. Eine Brücke im Bezirk Pankow ist nach Max Sellheim benannt.