Eduard Gärtner

Verlegeort
Spandauer Damm 54
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
12. Juni 2009
Geboren
24. Juli 1877 in Schweinfurt
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga

<i>Meine Goldigen Kinder!<br />
<br />
Eure lieben Briefe, immer<br />
<br />
Lichte Hoffnungsschimmer.<br />
<br />
Auswanderung steht bevor,<br />
<br />
Weiss nur nicht durch welches Tor.<br />
<br />
Gruesse-Kuesse in geistiger Umarmung<br />
<br />
Euer Vati</i><br />
<br />
Eduard Gärtner am 15. November 1941 in einem Rot-Kreuz-Brief an seine Kinder in Palästina. Mit dieser Art Brief waren nur 25 Worte erlaubt, die in das damalige Feindesland Palästina unter britischem Mandat geschickt wurden. Es ist sein letztes Lebenszeichen.<br />
<br />

<br />

<br />

<br />
Auszug aus der Rede von Rachel Doron, der Tochter von Eduard Gärtner am 22. Juli 2009:<br />
<br />
Eduard Gärtner hatte nie ein leichtes Leben. Er verdiente seinen Unterhalt als Export Vertreter, ging immer mit schweren Musterkoffern zu den Einkäufern aus aller Welt - fuhr jedes Jahr auf die Leipziger Messe. Seine Frau verlor er schon nach zehn Jahren Eheglück. Sie starb an Krebs, den man damals noch nicht richtig erkennen, geschweige denn behandeln konnte. So blieb er mit zwei Töchtern allein. Er war ein besonders liebevoller und hilfsbereiter Mensch, der sich auch um andere kümmerte, gerade nachdem seine Töchter schon ins Ausland geschickt werden konnten. So kümmerte er sich um seine Schwiegermutter, die im jüdischen Altersheim in Lichterfelde war und dann auch nach Theresienstadt verschickt wurde, wo sie umkam. (...)<br />
<br />

<br />

<br />

<br />
Aus der Rede von Fr. Sigrun Marks zur Stolpersteineinweihung am 22. Juli 2009:<br />
<br />
Nach Ausgrenzung, Diskriminierung, Entrechtung und beruflichen Einschränkungen gelang es Eduard Gärtner, seine 15 und 13 jährigen Töchter Miriam und Rachel durch Kindertransporte über Schweden in das damalige Palästina in Sicherheit vor Verfolgung und Vernichtung im nationalsozialistischen Deutschland zu bringen. Wahrscheinlich können wir gar nicht ermessen, welches Maß an Sorgen um das Leben seiner Töchter dem Vater den Mut zu diesem Schritt gegeben hat, denn er ließ sie ja auch in eine unsichere Zukunft in das von Kämpfen zwischen Palästinensern, Engländern und Juden geschüttelte Palästina gehen. Sein starker Glaube wird ihm wohl die Kraft gegeben haben. Und was haben damals Miriam und Rachel empfunden, als sie aus ihrem Heimatland fliehen mußten, weil sie Jüdinnen waren , nachdem ihr Vater noch 25 Jahre zuvor für dieses Heimatland als Kriegsfreiwilliger an der Front gekämpft hatte? Mit welchen Ängsten verließen sie dieses Haus durch den von ihnen geliebten begrünten Innenhof mit der großen Kastanie und den schönen Tulpenbeeten, sahen sie in die Zukunft, in der sie ohne Vater und zugleich in Sorge um ihn als Jugendliche in einem fremden Land zurechtkommen mußten?<br />
<br />
Eduard Gärtner konnte der Hölle der Judenverfolgung nicht mehr entrinnen. Trotz verzweifelter Bemühungen gelang es ihm nicht mehr, eine Einreisegenehmigung für die USA zu bekommen. Möge es ihm in den schweren Monaten vor der Deportation, in der furchtbaren Situation der drei Tage, die der Deportationszug von Berlin nach Riga unterwegs war, der grauenhaften Minuten und Sekunden vor dem Ermordetwerden ein Trost oder vielleicht sogar ein Triumph gewesen sein, daß er seine Töchter vor dieser Hölle hatte bewahren können, daß sie würden leben und Leben an nächste Generationen weitergeben können. Und so ist es auch geschehen, wie Sie an der Collage sehen können. Nachdem Miriam und Rachel in dem 1948 erkämpften Staat Israel eine neue Heimat hatten finden können, haben sie große Mehrgenerationenfamilien aufgebaut. Eduard Gärtner hatte aufgrund seines Glaubens die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verloren, wie wir aus seinen Gedichten ersehen konnten.<br />
<br />
Ich bitte um eine Schweigeminute im Gedenken an Eduard Gärtner, geb. am 24. Juli 1877, in Schweinfurth, deportiert am 27. November 1941, ermordet am 30. November 1941 unmittelbar nach der Ankunft des Zuges zusammen mit über 1000 Juden in den Wäldern von Rumbula bei Riga. Wir tragen Verantwortung, daß solche unmenschlichen Verbrechen nie wieder geschehen!

Meine Goldigen Kinder!

Eure lieben Briefe, immer

Lichte Hoffnungsschimmer.

Auswanderung steht bevor,

Weiss nur nicht durch welches Tor.

Gruesse-Kuesse in geistiger Umarmung

Euer Vati


Eduard Gärtner am 15. November 1941 in einem Rot-Kreuz-Brief an seine Kinder in Palästina. Mit dieser Art Brief waren nur 25 Worte erlaubt, die in das damalige Feindesland Palästina unter britischem Mandat geschickt wurden. Es ist sein letztes Lebenszeichen.




Auszug aus der Rede von Rachel Doron, der Tochter von Eduard Gärtner am 22. Juli 2009:

Eduard Gärtner hatte nie ein leichtes Leben. Er verdiente seinen Unterhalt als Export Vertreter, ging immer mit schweren Musterkoffern zu den Einkäufern aus aller Welt - fuhr jedes Jahr auf die Leipziger Messe. Seine Frau verlor er schon nach zehn Jahren Eheglück. Sie starb an Krebs, den man damals noch nicht richtig erkennen, geschweige denn behandeln konnte. So blieb er mit zwei Töchtern allein. Er war ein besonders liebevoller und hilfsbereiter Mensch, der sich auch um andere kümmerte, gerade nachdem seine Töchter schon ins Ausland geschickt werden konnten. So kümmerte er sich um seine Schwiegermutter, die im jüdischen Altersheim in Lichterfelde war und dann auch nach Theresienstadt verschickt wurde, wo sie umkam. (...)




Aus der Rede von Fr. Sigrun Marks zur Stolpersteineinweihung am 22. Juli 2009:

Nach Ausgrenzung, Diskriminierung, Entrechtung und beruflichen Einschränkungen gelang es Eduard Gärtner, seine 15 und 13 jährigen Töchter Miriam und Rachel durch Kindertransporte über Schweden in das damalige Palästina in Sicherheit vor Verfolgung und Vernichtung im nationalsozialistischen Deutschland zu bringen. Wahrscheinlich können wir gar nicht ermessen, welches Maß an Sorgen um das Leben seiner Töchter dem Vater den Mut zu diesem Schritt gegeben hat, denn er ließ sie ja auch in eine unsichere Zukunft in das von Kämpfen zwischen Palästinensern, Engländern und Juden geschüttelte Palästina gehen. Sein starker Glaube wird ihm wohl die Kraft gegeben haben. Und was haben damals Miriam und Rachel empfunden, als sie aus ihrem Heimatland fliehen mußten, weil sie Jüdinnen waren , nachdem ihr Vater noch 25 Jahre zuvor für dieses Heimatland als Kriegsfreiwilliger an der Front gekämpft hatte? Mit welchen Ängsten verließen sie dieses Haus durch den von ihnen geliebten begrünten Innenhof mit der großen Kastanie und den schönen Tulpenbeeten, sahen sie in die Zukunft, in der sie ohne Vater und zugleich in Sorge um ihn als Jugendliche in einem fremden Land zurechtkommen mußten?

Eduard Gärtner konnte der Hölle der Judenverfolgung nicht mehr entrinnen. Trotz verzweifelter Bemühungen gelang es ihm nicht mehr, eine Einreisegenehmigung für die USA zu bekommen. Möge es ihm in den schweren Monaten vor der Deportation, in der furchtbaren Situation der drei Tage, die der Deportationszug von Berlin nach Riga unterwegs war, der grauenhaften Minuten und Sekunden vor dem Ermordetwerden ein Trost oder vielleicht sogar ein Triumph gewesen sein, daß er seine Töchter vor dieser Hölle hatte bewahren können, daß sie würden leben und Leben an nächste Generationen weitergeben können. Und so ist es auch geschehen, wie Sie an der Collage sehen können. Nachdem Miriam und Rachel in dem 1948 erkämpften Staat Israel eine neue Heimat hatten finden können, haben sie große Mehrgenerationenfamilien aufgebaut. Eduard Gärtner hatte aufgrund seines Glaubens die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht verloren, wie wir aus seinen Gedichten ersehen konnten.

Ich bitte um eine Schweigeminute im Gedenken an Eduard Gärtner, geb. am 24. Juli 1877, in Schweinfurth, deportiert am 27. November 1941, ermordet am 30. November 1941 unmittelbar nach der Ankunft des Zuges zusammen mit über 1000 Juden in den Wäldern von Rumbula bei Riga. Wir tragen Verantwortung, daß solche unmenschlichen Verbrechen nie wieder geschehen!