Fanny Mendelsohn geb. Stein

Verlegeort
Arcostr. 14
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
19. April 2010
Geboren
31. Dezember 1881 in Berent (Westpreußen) / Kościerzyna
Deportation
am 22. März 1942 nach Izbica
Ermordet

Fanny Mendelsohn geb. Stein wurde am Silvestertag, dem 31. Dezember 1881, in Berent (Koscierzyna, damals Westpreußen) geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Louis Stein und seine Frau Pauline geb. Brann. Fanny hatte sechs ältere Geschwister: Ephraim/ Emil *1869, Emilie verh. Cohn*1871, Isidor *1874, Bertha verh. Simonis*1876; Max *1878. (er wurde am 13. Juni 1942 nach Sobibor deportiert) und Adolf *1880.

Fanny lebte wie auch ihre Schwestern Emilie Cohn und Bertha Simonis in Köpenick. Diese starb 1935 in Berlin im Rudolf-Virchow-Krankenhaus und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Köpenick beigesetzt.

Am 16. November 1911 heiratete Fanny in Köpenick Emil Eugen Mendelsohn, geb. am 7. Januar 1877 in Soldau Krs. Neidenburg. Am 30. August 1912 wurde die Tochter Edith geboren. Emil Mendelsohn starb am 15. August 1936 in Berlin Charlottenburg. Sein Tod wurde von Edith angezeigt, damals war sie Kontoristin. Zu dieser Zeit wohnte die Familie in der Havelstraße (heute Arcostraße)7.
Fanny war vermutlich zwischen 1940 und 1942 bei ihrem Bruder Max, Untermieter von Grete Schlesinger geb. Jessel (geb. 23. Mai 1867 in Stettin, deportiert 18. Oktober 1941 nach Lodz), in der Havelstraße (heute Arcostraße) 14 in Charlottenburg gemeldet.

Offenbar litten sowohl Fanny Mendelsohn wie auch ihre Tochter Edith unter einer nervlichen Erkrankung.

Edith wurde zunächst in die Wittenauer Heilstätten eingewiesen, am 12. Juli 1940 verbrachte man sie in die „Heil und Pflegeanstalt Berlin – Buch und schließlich wurde sie in der Tötungsanstalt Brandenburg . d. Havel ermordet.

Fanny wurde aus der jüdischen psychiatrischen Jacoby’schen Anstalt in Bendorf-Sayn bei Koblenz – wann genau und auf wessen Veranlassung sie dorthin eingeliefert wurde, ist nicht bekannt – am 22. März 1942 von dort in einem Zug mit 1 000 Insassen, davon etwa 100 aus Sayn, aus Koblenz in das Ghetto Izbica nach Polen deportiert und kurz nach ihrem 60. Geburtstag ermordet.

Vermutlich gehörten Fanny und ihre Tochter Edith zu den Opfern des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten, das unter dem Decknamen „T4“ lief. Von 1939 bis 1945 wurden schätzungsweise fast 200 000 wehrlose Menschen umgebracht. Sechs Stolpersteine sind in Sayn unweit der ehemaligen Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke, der Jacoby’schen Anstalt, symbolisch für alle verlegt worden.