Gertrud Sänger geb. Golde

Verlegeort
Waldowallee 9
Bezirk/Ortsteil
Karlshorst
Verlegedatum
13. September 2007
Geboren
17. Juli 1912 in Berlin
Deportation
am 03. März 1943 nach Auschwitz
Tot
in Auschwitz

Gertrud Golde kam am 17. Juli 1912 als ältestes Kind des jüdischen Ehepaares Olga (geb. Schlesinger) und Ernst Julius Golde in Berlin zur Welt. Als sie sieben Jahre alt war, wurde Anfang 1920 ihr Bruder Werner geboren. Mit ihren Eltern und ihrem Bruder wohnte sie in Karlshorst in der Waldowallee 5, deren Nummer 1931 zu 9 geändert wurde. Ihr Vater arbeitete als Vertreter in der Textilbranche. Sie wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, wurde von einem Kindermädchen betreut und fuhr mit ihrer Familie jedes Jahr in den Urlaub. Ihrem Bruder zufolge genossen die Kinder eine „frei-religiöse Erziehung“, die Synagoge besuchten sie nur an hohen Feiertagen. Gertrud war Schülerin des Karlshorster Lyzeums und absolvierte dort 1929 erfolgreich die Abschlussprüfung. Sehr gute Noten hatte sie in Musik, Leibesübungen und Nadelarbeit. Ab April 1930 besuchte sie zwei Jahre lang die Chemotechnikerschule der Städtischen Höheren Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie, die sie als staatlich geprüfte Chemotechnikerin abschloss. Sie war Mitglied im Karlshorster Turnverein und nahm als begeisterte Leichtathletin an zahlreichen Wettkämpfen teil. Als 1933 jüdische Mitglieder aus den Sportvereinen ausgeschlossen wurden, trat sie für jüdische Sportclubs an. <br />
Gertrud Golde arbeitete als Chemotechnikerin und von März bis Dezember 1936 als Zahnarzthelferin bei Dr. Robert Atlasz in der Bülowstraße 25. In ihrem Arbeitszeugnis wird sie als freundlich, verständnisvoll und aufmerksam beschrieben. Etwa 1937/38 heiratete sie den 1905 in Wongrowitz (Posen) geborenen Kürschner Herbert Sänger. Seine Werkstatt musste ihr Mann Ende 1938 aufgeben, da es Juden verboten wurde, Geschäfte und Handwerksbetriebe zu führen. Später war er als Bauarbeiter tätig, wobei es sich vermutlich um Zwangsarbeit handelte. <br />
Ihrem Bruder Werner gelang im Februar 1939 die Flucht nach Shanghai. Die restliche Familie sollte nachkommen, aber der Plan konnte nicht mehr in die Tat umgesetzt werden. Werner Golde lebte später zeitweise in Israel und ab den 1950er Jahren in New York. <br />
Mit ihrem Mann und ihrer Schwägerin Edith Markus (geb. Sänger) wohnte Gertrud Sänger in der Wallnertheaterstraße 31 (Parallelstraße der Holzmarktstraße in Berlin-Mitte, die heute nicht mehr existiert), ihr letzter Wohnsitz befand sich laut Deportationsliste in der Dresdner Straße 97 in Kreuzberg. Am 12. Januar 1943 wurden ihre Eltern nach Theresienstadt deportiert. Wenige Wochen später, während der sogenannten Fabrikaktion, verhaftete die Gestapo auch Gertrud Sänger. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde sie am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort ist sie vor ihrem Tod noch als Arbeitssklavin ausgebeutet worden. Ein letztes Lebenszeichen stammte den Angaben ihres Bruders zufolge vom Herbst 1944. Ihre Eltern wurden im Mai 1944 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Ihr Mann Herbert Sänger wurde von Auschwitz Ende Januar 1945 nach Mittelbau-Dora deportiert und kam dort kurz vor der Befreiung ums Leben. <br />

Gertrud Golde kam am 17. Juli 1912 als ältestes Kind des jüdischen Ehepaares Olga (geb. Schlesinger) und Ernst Julius Golde in Berlin zur Welt. Als sie sieben Jahre alt war, wurde Anfang 1920 ihr Bruder Werner geboren. Mit ihren Eltern und ihrem Bruder wohnte sie in Karlshorst in der Waldowallee 5, deren Nummer 1931 zu 9 geändert wurde. Ihr Vater arbeitete als Vertreter in der Textilbranche. Sie wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, wurde von einem Kindermädchen betreut und fuhr mit ihrer Familie jedes Jahr in den Urlaub. Ihrem Bruder zufolge genossen die Kinder eine „frei-religiöse Erziehung“, die Synagoge besuchten sie nur an hohen Feiertagen. Gertrud war Schülerin des Karlshorster Lyzeums und absolvierte dort 1929 erfolgreich die Abschlussprüfung. Sehr gute Noten hatte sie in Musik, Leibesübungen und Nadelarbeit. Ab April 1930 besuchte sie zwei Jahre lang die Chemotechnikerschule der Städtischen Höheren Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie, die sie als staatlich geprüfte Chemotechnikerin abschloss. Sie war Mitglied im Karlshorster Turnverein und nahm als begeisterte Leichtathletin an zahlreichen Wettkämpfen teil. Als 1933 jüdische Mitglieder aus den Sportvereinen ausgeschlossen wurden, trat sie für jüdische Sportclubs an.
Gertrud Golde arbeitete als Chemotechnikerin und von März bis Dezember 1936 als Zahnarzthelferin bei Dr. Robert Atlasz in der Bülowstraße 25. In ihrem Arbeitszeugnis wird sie als freundlich, verständnisvoll und aufmerksam beschrieben. Etwa 1937/38 heiratete sie den 1905 in Wongrowitz (Posen) geborenen Kürschner Herbert Sänger. Seine Werkstatt musste ihr Mann Ende 1938 aufgeben, da es Juden verboten wurde, Geschäfte und Handwerksbetriebe zu führen. Später war er als Bauarbeiter tätig, wobei es sich vermutlich um Zwangsarbeit handelte.
Ihrem Bruder Werner gelang im Februar 1939 die Flucht nach Shanghai. Die restliche Familie sollte nachkommen, aber der Plan konnte nicht mehr in die Tat umgesetzt werden. Werner Golde lebte später zeitweise in Israel und ab den 1950er Jahren in New York.
Mit ihrem Mann und ihrer Schwägerin Edith Markus (geb. Sänger) wohnte Gertrud Sänger in der Wallnertheaterstraße 31 (Parallelstraße der Holzmarktstraße in Berlin-Mitte, die heute nicht mehr existiert), ihr letzter Wohnsitz befand sich laut Deportationsliste in der Dresdner Straße 97 in Kreuzberg. Am 12. Januar 1943 wurden ihre Eltern nach Theresienstadt deportiert. Wenige Wochen später, während der sogenannten Fabrikaktion, verhaftete die Gestapo auch Gertrud Sänger. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde sie am 3. März 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort ist sie vor ihrem Tod noch als Arbeitssklavin ausgebeutet worden. Ein letztes Lebenszeichen stammte den Angaben ihres Bruders zufolge vom Herbst 1944. Ihre Eltern wurden im Mai 1944 ebenfalls nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Ihr Mann Herbert Sänger wurde von Auschwitz Ende Januar 1945 nach Mittelbau-Dora deportiert und kam dort kurz vor der Befreiung ums Leben.