Adolf Jacks

Verlegeort
Otto-Braun-Str. 87
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
27. April 2012
Geboren
28. September 1895 in Berlin
Deportation
am 02. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz

Adolf Jacks kam am 28. September 1895 als Sohn von Georg Jacks und dessen Ehefrau Ernestine, geb. Kohls (*1873) in Berlin zur Welt. Die Eltern hatten 1894 in Baldenburg geheiratet und waren dann nach Berlin gezogen. Georg Jacks, der 1868 in London geboren wurde und ursprünglich wohl den Namen Jackson trug, ist 1894 zum ersten Mal im Berliner Adressbuch aufgeführt. Das erste Kind, Herta, wurde im Juli 1894 in Berlin geboren. Bis 1906 kamen sechs weitere Kinder zur Welt.<br />
<br />
In den Jahren nach Adolf Jacks Geburt zog die Familie häufig um: Zunächst lebte sie an verschiedenen Adressen in Kreuzberg, ab 1899 in der Lietzmannstraße in Berlin-Mitte, dann schließlich in Wilmersdorf. Georg Jacks war von Beruf Tapezierer und erwarb einen Meisterbrief. Von 1905 an wird er im Adressbuch auch als Dekorateur geführt, seine Frau Ernestine trug mit einer Gardinenspannerei und -reinigung zum Lebensunterhalt bei. <br />
Die Situation der Familie änderte sich durch den Ersten Weltkrieg grundlegend: Georg Jacks verlor als Soldat durch einen Gasangriff sein Augenlicht und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Ernestine Jacks, laut ihrer Enkelin Ruth Winkelmann „eine geborene Geschäftsfrau“, meldete unter ihrem Namen (ihr Mann war als Blinder nicht zeichnungsberechtigt) ein Gewerbe an und eröffnete ein Abrissunternehmen mit angegliederter Alteisen- und Metallhandlung. Das Geschäft blühte und bildete fortan die Lebensgrundlage der Familie. Firmensitz war die Roßstraße 9/10 (heute Fischerinsel), im Herzen Berlins, im Nachbarhaus Nr. 8 wohnte die Familie. Ernestine Jacks baute gemeinsam mit ihren vier Söhnen das Unternehmen auf, der Vater Georg besorgte das Büro und den Telefondienst. Sohn Adolf war vermutlich für das Lager verantwortlich.<br />
<br />
In den 1920er-Jahren heirateten alle vier Söhne von Georg und Ernestine Jacks. Am 8. Januar 1923 trat Adolf Jacks vor einen Berliner Standesbeamten, um mit Rahel Editha Seelig, genannt Edith, die Ehe einzugehen. Sie war vor ihrer Heirat als Haushaltshilfe tätig gewesen. In Hohen Neuendorf, wo Adolfs Eltern 1921 ein Haus gebaut hatten, kamen die Söhne Egon (*1923) und Wilhelm (*1925) zur Welt. Die Familie Adolf Jacks scheint zunächst in Hohen Neuendorf gelebt zu haben, Sohn Egon wurde 1930 dort eingeschult. Auch Adolfs Bruder Hermann lebte später dort mit seiner Familie. Der Zusammenhalt innerhalb der großen Familie Jacks war sehr eng, so schildert es Ruth Winkelmann, die Nichte von Adolf Jacks. Zu Geburtstagen und an Festtagen kam die ganze Familie zum Feiern zusammen. <br />
<br />
Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten veränderte sich die Stimmung in Deutschland, die Entrechtung und Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung begann. Der Familienbetrieb der Jacks’ hatte vermutlich auch unter den Boykottmaßnahmen gegen jüdische Ladenbesitzer zu leiden, aber kündigen konnte den Familienmitgliedern niemand und die Geschäfte liefen weiter. Adolf Jacks zog im Jahr 1934 mit seiner Familie nach Wittenau, Im Wolfsgartenfeld 6, zwei Jahre später in die Berliner Innenstadt. In der Neuen Königstraße 4 (heute Otto-Braun-Straße 87) hatten Adolf und Edith Jacks mit ihren Söhnen ihren letzten Wohnsitz.<br />
Während des Pogroms im November 1938 wurde das Abrissunternehmen der Familie Jacks schwer verwüstet. Wenige Monate später wurden Georg und Ernestine Jacks gezwungen, den Betrieb zu schließen und zu einem Spottpreis zu verkaufen, ebenso ihr Haus in Hohen Neuendorf. Zum Abschied kam die ganze Familie noch einmal in Hohen Neuendorf zusammen und zur Freude seiner Enkelkinder führte Opa Georg Jacks mit seinen fast 72 Jahren noch die Riesenwelle an seinem Turnreck vor. In ihren letzten Jahren mussten Georg und Ernestine Jacks in einem sogenanntes Judenhaus leben, zunächst in der Elsässer Straße (heute Torstraße), dann in der Kleinen Auguststraße 5, von wo sie deportiert wurden.<br />
<br />
Wie Adolf Jacks in den folgenden Jahren seine Familie ernährte, bleibt unklar. Höchstwahrscheinlich wurde er spätestens ab 1940 zu Zwangsarbeit verpflichtet, wie vermutlich auch seine beiden Söhne. <br />
Der älteste Sohn, Egon, wurde als erster der Familie deportiert. Die Umstände seiner Verhaftung sind nicht ganz klar: Im Entschädigungsverfahren schildert sein Onkel Alfred Jacks, dass Egon am 29. Juli 1942 wegen Verstoßes gegen § 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, festgenommen und ohne weiteres Gerichtsverfahren deportiert wurde. Seine Cousine Ruth Westermann schreibt dagegen, Egon sei verhaftet worden, weil er eine Viertelstunde vor der Zeit, die Juden zum Einkaufen nutzen durften, einen Laden betreten habe. Fest steht, dass Egon Jacks am 15. August 1942 nach Riga deportiert wurde. Laut Gedenkbuch wurde er am 18. August in den umliegenden Wäldern ermordet, seine Cousine Ruth Winkelmann geht jedoch davon aus, dass er erst ins Ghetto verschleppt und später weiter deportiert und ermordet wurde. <br />
Aldolf Jacks’ Eltern, Georg und Ernestine Jacks, wurden am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert; beide starben dort.<br />
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Vermutlich im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ wurden Adolf Jacks, seine Frau Edith und ihr jüngster Sohn Wilhelm verhaftet und in eines der Sammellager gebracht. Am 1. März 1943 wurde Wilhelm Jacks nach Auschwitz deportiert; er überlebte. Adolf und Rahel Editha Jacks wurden einen Tag später, am 2. März 1943, ebenfalls nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.<br />
<br />
Von Adolf Jacks sieben Geschwistern überlebte nur ein einziger, sein Bruder Albert. Er lebte in den 1950er-Jahren in Schweden. Den Töchtern seiner älteren Schwester Herta gelang die Flucht nach Palästina. Sie haben In Yad Vashem Gedenkblätter für ihre ermordeten Verwandten hinterlegt. In Hohen Neuendorf sind Stolpersteine für Georg und Ernestine Jacks sowie ihren Sohn Hermann verlegt worden. Ruth Westermann, Nichte von Adolf Jacks, hat in ihrem Buch „Plötzlich hieß ich Sara“ die Geschichte ihrer Familie und ihrer Großeltern aufgezeichnet.<br />

Adolf Jacks kam am 28. September 1895 als Sohn von Georg Jacks und dessen Ehefrau Ernestine, geb. Kohls (*1873) in Berlin zur Welt. Die Eltern hatten 1894 in Baldenburg geheiratet und waren dann nach Berlin gezogen. Georg Jacks, der 1868 in London geboren wurde und ursprünglich wohl den Namen Jackson trug, ist 1894 zum ersten Mal im Berliner Adressbuch aufgeführt. Das erste Kind, Herta, wurde im Juli 1894 in Berlin geboren. Bis 1906 kamen sechs weitere Kinder zur Welt.

In den Jahren nach Adolf Jacks Geburt zog die Familie häufig um: Zunächst lebte sie an verschiedenen Adressen in Kreuzberg, ab 1899 in der Lietzmannstraße in Berlin-Mitte, dann schließlich in Wilmersdorf. Georg Jacks war von Beruf Tapezierer und erwarb einen Meisterbrief. Von 1905 an wird er im Adressbuch auch als Dekorateur geführt, seine Frau Ernestine trug mit einer Gardinenspannerei und -reinigung zum Lebensunterhalt bei.
Die Situation der Familie änderte sich durch den Ersten Weltkrieg grundlegend: Georg Jacks verlor als Soldat durch einen Gasangriff sein Augenlicht und konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Ernestine Jacks, laut ihrer Enkelin Ruth Winkelmann „eine geborene Geschäftsfrau“, meldete unter ihrem Namen (ihr Mann war als Blinder nicht zeichnungsberechtigt) ein Gewerbe an und eröffnete ein Abrissunternehmen mit angegliederter Alteisen- und Metallhandlung. Das Geschäft blühte und bildete fortan die Lebensgrundlage der Familie. Firmensitz war die Roßstraße 9/10 (heute Fischerinsel), im Herzen Berlins, im Nachbarhaus Nr. 8 wohnte die Familie. Ernestine Jacks baute gemeinsam mit ihren vier Söhnen das Unternehmen auf, der Vater Georg besorgte das Büro und den Telefondienst. Sohn Adolf war vermutlich für das Lager verantwortlich.

In den 1920er-Jahren heirateten alle vier Söhne von Georg und Ernestine Jacks. Am 8. Januar 1923 trat Adolf Jacks vor einen Berliner Standesbeamten, um mit Rahel Editha Seelig, genannt Edith, die Ehe einzugehen. Sie war vor ihrer Heirat als Haushaltshilfe tätig gewesen. In Hohen Neuendorf, wo Adolfs Eltern 1921 ein Haus gebaut hatten, kamen die Söhne Egon (*1923) und Wilhelm (*1925) zur Welt. Die Familie Adolf Jacks scheint zunächst in Hohen Neuendorf gelebt zu haben, Sohn Egon wurde 1930 dort eingeschult. Auch Adolfs Bruder Hermann lebte später dort mit seiner Familie. Der Zusammenhalt innerhalb der großen Familie Jacks war sehr eng, so schildert es Ruth Winkelmann, die Nichte von Adolf Jacks. Zu Geburtstagen und an Festtagen kam die ganze Familie zum Feiern zusammen.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten veränderte sich die Stimmung in Deutschland, die Entrechtung und Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung begann. Der Familienbetrieb der Jacks’ hatte vermutlich auch unter den Boykottmaßnahmen gegen jüdische Ladenbesitzer zu leiden, aber kündigen konnte den Familienmitgliedern niemand und die Geschäfte liefen weiter. Adolf Jacks zog im Jahr 1934 mit seiner Familie nach Wittenau, Im Wolfsgartenfeld 6, zwei Jahre später in die Berliner Innenstadt. In der Neuen Königstraße 4 (heute Otto-Braun-Straße 87) hatten Adolf und Edith Jacks mit ihren Söhnen ihren letzten Wohnsitz.
Während des Pogroms im November 1938 wurde das Abrissunternehmen der Familie Jacks schwer verwüstet. Wenige Monate später wurden Georg und Ernestine Jacks gezwungen, den Betrieb zu schließen und zu einem Spottpreis zu verkaufen, ebenso ihr Haus in Hohen Neuendorf. Zum Abschied kam die ganze Familie noch einmal in Hohen Neuendorf zusammen und zur Freude seiner Enkelkinder führte Opa Georg Jacks mit seinen fast 72 Jahren noch die Riesenwelle an seinem Turnreck vor. In ihren letzten Jahren mussten Georg und Ernestine Jacks in einem sogenanntes Judenhaus leben, zunächst in der Elsässer Straße (heute Torstraße), dann in der Kleinen Auguststraße 5, von wo sie deportiert wurden.

Wie Adolf Jacks in den folgenden Jahren seine Familie ernährte, bleibt unklar. Höchstwahrscheinlich wurde er spätestens ab 1940 zu Zwangsarbeit verpflichtet, wie vermutlich auch seine beiden Söhne.
Der älteste Sohn, Egon, wurde als erster der Familie deportiert. Die Umstände seiner Verhaftung sind nicht ganz klar: Im Entschädigungsverfahren schildert sein Onkel Alfred Jacks, dass Egon am 29. Juli 1942 wegen Verstoßes gegen § 175, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, festgenommen und ohne weiteres Gerichtsverfahren deportiert wurde. Seine Cousine Ruth Westermann schreibt dagegen, Egon sei verhaftet worden, weil er eine Viertelstunde vor der Zeit, die Juden zum Einkaufen nutzen durften, einen Laden betreten habe. Fest steht, dass Egon Jacks am 15. August 1942 nach Riga deportiert wurde. Laut Gedenkbuch wurde er am 18. August in den umliegenden Wäldern ermordet, seine Cousine Ruth Winkelmann geht jedoch davon aus, dass er erst ins Ghetto verschleppt und später weiter deportiert und ermordet wurde.
Aldolf Jacks’ Eltern, Georg und Ernestine Jacks, wurden am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert; beide starben dort.

Vermutlich im Rahmen der „Fabrik-Aktion“ wurden Adolf Jacks, seine Frau Edith und ihr jüngster Sohn Wilhelm verhaftet und in eines der Sammellager gebracht. Am 1. März 1943 wurde Wilhelm Jacks nach Auschwitz deportiert; er überlebte. Adolf und Rahel Editha Jacks wurden einen Tag später, am 2. März 1943, ebenfalls nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Von Adolf Jacks sieben Geschwistern überlebte nur ein einziger, sein Bruder Albert. Er lebte in den 1950er-Jahren in Schweden. Den Töchtern seiner älteren Schwester Herta gelang die Flucht nach Palästina. Sie haben In Yad Vashem Gedenkblätter für ihre ermordeten Verwandten hinterlegt. In Hohen Neuendorf sind Stolpersteine für Georg und Ernestine Jacks sowie ihren Sohn Hermann verlegt worden. Ruth Westermann, Nichte von Adolf Jacks, hat in ihrem Buch „Plötzlich hieß ich Sara“ die Geschichte ihrer Familie und ihrer Großeltern aufgezeichnet.