Dr. Erich Klein

Verlegeort
Stahlheimer Straße 26
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
07. Juni 2013
Geboren
20. Mai 1898 in Schneidemühl (Posen) / Piła
Beruf
Arzt
Verhaftet
1938 bis 22. Juni 1941 in Zuchthaus Brandenburg
Ermordet
18. April 1942 in Sachsenhausen

<i>„Meine inniggeliebte Camilla! Ich bin aufs schmerzlichste berührt und sehr beunruhigt, daß ich immer noch keinerlei Nachricht von Euch habe, obwohl ich schon 2x an euch, am 21.IX. an dich, am 5.X. an die gel. Grete schrieb und ich bitte euch nochmals herzlichst und dringendst, mir ein Lebenzeichen zu geben! </i>[…]<i>Was macht unser gel. Evchen? Ich hoffe Euch alle wohlauf! Allen liebe Grüße! Sei herzlichst gegrüßt u. geküßt von deinem Erich“</i><br />
</br> [Dr. Erich Klein aus dem KZ Sachsenhausen an seine Ehefrau, 19. Oktober 1941. Die Postkarte durchlief wie alle Häftlingskorrespondenz die Lagerzensur]<br />
<br />
Der Arzt Dr. Erich Klein wurde am 20. Mai 1898 in Schneidemühl (dem heutigen Piła in Polen), das im damaligen Posen etwa 60 Kilometer südlich von Neustettin (Szczecinek) liegt, geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Jakob Klein und der Ernestine Klein, geborene Lewinsohn. Erich wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: seiner Schwester Gertrud, der 1895 geborenen älteren Schwester Margarete und der 1899 geborenen Else. Über die Kindheit und Jugend von Erich Klein und seinen Schwestern in der Ende des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Industriestadt Schneidemühl haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Erich etwas mehr als 700 Personen der knapp 20.000 Einwohner zählten.<br />
<br />
Erich Klein schloss in Schneidemühl die Volksschule ab, bevor er in den 1910er-Jahren mit seiner Familie nach Berlin übersiedelte. In der Hauptstadt besuchte er das Humboldt-Gymnasium, wurde kurz vor dem Abitur Anfang 1918 eingezogen, bei der Feldartillerie in Friedrichsfelde bei Wesel ausgebildet und war bis Kriegsende bei einer Nachrichtenkompanie in Koblenz stationiert. Nach dem Ersten Weltkrieg holte Erich Klein seine Abiturprüfung am Gymnasium Spandau nach und begann ein Studium der Medizin in Berlin und Würzburg. Nach dem Staatsexamen 1924 in Berlin, der Promotion mit einem Thema zur Komplikation bei Blinddarmentzündungen und der Approbation zum Arzt 1925 arbeitete Dr. Klein zwischen 1925 und 1930 als Assistenzarzt und Vertretung in Berlin sowie dem brandenburgischen Umland. Im Januar 1926 war seine Nichte Ursula zur Welt gekommen. Sie war die Tochter seiner Schwester Margarete, die nach ihrer Ausbildung in Berlin als Buchhalterin arbeitete, und deren Ehemann, dem Kaufmann Norbert Wollmann. Im gleichen Jahr verstarben seine Eltern, der Vater Jakob im Mai 1926 in Chicago, seine Mutter in Berlin. 1930 ließ sich Dr. Klein als praktischer Arzt und Geburtshelfer nieder und eröffnete für kurze Zeit eine Praxis an seiner Wohnadresse in der Wisbyer Str. 62 im Prenzlauer Berg, bevor er in die Stahlheimerstraße 26 / Ecke Rodenbergstraße umzog und hierhin auch die Praxisräume verlegte. Im gleichen Jahr heiratete er am 15. November die aus dem thüringischen Greiz stammende 22-jährige Else Camilla Schreiber. Exakt zwei Jahre später kam an ihrem Hochzeitstag ihre gemeinsame Tochter Eva zur Welt.<br />
<br />
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erich Klein und seine Familienangehörige. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So entzog die Verordnung vom 20. November 1933 allen „nichtarischen“ Ärzten die Kassenzulassung; mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 waren sie vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, ab 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten, keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen. Erich Kleins Tochter Eva schreibt später zur Situation ihres Vaters: „Da mein Vater Volljude war, wurden ihm leider schon 1933, zu Beginn der Nazi-Herrschaft, in der Ausübung seines ärztlichen Berufes Einschränkungen auferlegt. Verlust der Kassenpraxis, u.s.w. Das war eine grosse Härte für uns, da wir im Norden von Berlin fast ausschliesslich Kassenpatienten hatten. Schon 1933 mussten wir unsere Wohnung verkleinern und mein Vater hatte schwer zu kämpfen um für sich und seine Familie ein Lebensminimum zu erarbeiten. So vegetierten wir bis 1938.“ Dr. Klein unterstützte vermutlich auch trotz der angespannten Situation seine Schwester Margarete, deren Mann 1936 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, und die mit ihrer kleinen Tochter auf sich allein gestellt war. Am 22. Juni 1938 wurde Dr. Klein von der Gestapo verhaftet, nachdem am gleichen Tag seine Praxisräume durchsucht und die Patientenkartei beschlagnahmt worden war. Bis zum 29. Juni 1938 wurde er im Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße festgehalten, wo er unter Folter zum Geständnis des gegen ihn erhobenen Vorwurfs der Abtreibung gezwungen wurde. Nach Vernehmung im Polizeipräsidium Alexanderplatz und Untersuchungshaft in Berlin-Moabit wurde er aufgrund des erzwungenen Schuldeingeständnisses am 16. September 1938 vom Landgericht Berlin zu fünf Jahren Zuchthaus, Berufsverbot erlassen sowie dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt; er wurde in das Zuchthaus Plötzensee verbracht. Am 25. März 1939 wurde das Urteil nach Revision am Reichsgericht auf drei Jahre Zuchthaus herabgesetzt und das Berufsverbot aufgehoben, da inzwischen Gesetze erlassen seien, die es ihm „auf unbeschränkte Zeit hinaus unmöglich machen werden, beruflich deutsches Lebensgut zu verletzen“. Gemeint war das am 30. September 1938 ergangene Gesetz des Entzugs der Approbation jüdischer Ärzte und Ärztinnen. Ferner bestehe aufgrund des Urteils auch nicht die Aussicht, dass er künftig als „Krankenbehandler“ zur Versorgung jüdischer Patienten zugelassen werde. Im April 1939 wurde Dr. Stein aus Plötzensee in das Zuchthaus Luckau verlegt und kam von dort am 5. Mai 1939 in das Zuchthaus Brandenburg-Görden, wo er sich bis zum 22. Juni 1941 in Haft befand. Im März 1940 wurde per Beschluss eines Ausschusses der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin) Erich Stein die Doktorwürde aberkannt.<br />
<br />
Bereits kurz nach dem ersten Urteil war seiner Ehefrau behördlich auferlegt worden, die Praxis Dr. Steins und die Wohnung des Ehepaares bis zum 1. Oktober 1938 zu räumen. Sie kam mit der damals sechsjährigen Eva bei verschiedenen Verwandten in Berlin unter und versuchte von dort aus alles in ihrer Macht Stehende, um ihrem Ehemann zu helfen. Eva Klein schreibt später: „Meine arische Mutter versuchte mit allen Mitteln meinen Vater wieder frei zu bekommen, leider waren alle ihre Bemühungen vergebens. […] Nach der Entlassung meines Vaters aus dem Zuchthaus im Juni 1941 sollte er Deutschland verlassen. Meine Mutter hatte, mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde, alles für seine Auswanderung nach Amerika vorbereitet und es war ihr gelungen für meinen Vater eine Schiffskarte für den 10. August 1941, ab Lissabon zu erlangen.“ Die Fahrtkosten für die Überfahrt mit der „Serpa Pinto“ hatte Camilla Klein bereits bezahlt und das beauftragte Hamburger Reisebüro teilte mit, dass Erich Klein sich bis spätestens zum 20. Juli 1941 mit gültigen Reisepapieren einfinden könne. Insgeheim war allerdings bereits im November des Vorjahres ein Schreiben der Kriminalpolizei an das Zuchthaus Brandenburg-Görden ergangen, in welchem der Haftanstaltsführung mitgeteilt wurde, es sei geplant, „den Klein in polizeiliche Vorbeugungshaft zu nehmen. Ich bitte daher, ihn nach seiner Strafverbüßung nicht auf freien Fuß zu setzen, sondern mittels Sammeltransport dem Polizeigefängnis Berlin […] zurückzusistieren.“ Unmittelbar nach der Entlassung wurde er in „Schutzhaft“ genommen und am 15. September 1941 vom Polizeigefängnis in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt, wo er mit der Häftlingsnummer 39482 der Häflingsbaracke Block 38 des „Kleinen Lagers“ Sachsenhausens zugewiesen wurde. Dort ist er am 18. April 1942 im Alter von 43 Jahren ermordet worden.<br />
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Seine Tochter Eva und seine Ehefrau Else Camilla überlebten die NS-Zeit. Seine Schwester Margarete Wollmann, geborene Klein, wurde zusammen mit ihrer Tochter Ursula am 19. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Erichs jüngere Schwester Else gelang es vor 1939, das Land zu verlassen. Sie überlebte ebenso im Exil in den USA wie sein Onkel, der Arzt Dr. Wilhelm Klein und dessen Ehefrau Henriette. Das Schicksal seiner Schwester Gertrud Klein ist ungeklärt.

„Meine inniggeliebte Camilla! Ich bin aufs schmerzlichste berührt und sehr beunruhigt, daß ich immer noch keinerlei Nachricht von Euch habe, obwohl ich schon 2x an euch, am 21.IX. an dich, am 5.X. an die gel. Grete schrieb und ich bitte euch nochmals herzlichst und dringendst, mir ein Lebenzeichen zu geben! […]Was macht unser gel. Evchen? Ich hoffe Euch alle wohlauf! Allen liebe Grüße! Sei herzlichst gegrüßt u. geküßt von deinem Erich“

[Dr. Erich Klein aus dem KZ Sachsenhausen an seine Ehefrau, 19. Oktober 1941. Die Postkarte durchlief wie alle Häftlingskorrespondenz die Lagerzensur]

Der Arzt Dr. Erich Klein wurde am 20. Mai 1898 in Schneidemühl (dem heutigen Piła in Polen), das im damaligen Posen etwa 60 Kilometer südlich von Neustettin (Szczecinek) liegt, geboren. Er war der Sohn des Kaufmanns Jakob Klein und der Ernestine Klein, geborene Lewinsohn. Erich wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: seiner Schwester Gertrud, der 1895 geborenen älteren Schwester Margarete und der 1899 geborenen Else. Über die Kindheit und Jugend von Erich Klein und seinen Schwestern in der Ende des 19. Jahrhunderts aufstrebenden Industriestadt Schneidemühl haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Erich etwas mehr als 700 Personen der knapp 20.000 Einwohner zählten.

Erich Klein schloss in Schneidemühl die Volksschule ab, bevor er in den 1910er-Jahren mit seiner Familie nach Berlin übersiedelte. In der Hauptstadt besuchte er das Humboldt-Gymnasium, wurde kurz vor dem Abitur Anfang 1918 eingezogen, bei der Feldartillerie in Friedrichsfelde bei Wesel ausgebildet und war bis Kriegsende bei einer Nachrichtenkompanie in Koblenz stationiert. Nach dem Ersten Weltkrieg holte Erich Klein seine Abiturprüfung am Gymnasium Spandau nach und begann ein Studium der Medizin in Berlin und Würzburg. Nach dem Staatsexamen 1924 in Berlin, der Promotion mit einem Thema zur Komplikation bei Blinddarmentzündungen und der Approbation zum Arzt 1925 arbeitete Dr. Klein zwischen 1925 und 1930 als Assistenzarzt und Vertretung in Berlin sowie dem brandenburgischen Umland. Im Januar 1926 war seine Nichte Ursula zur Welt gekommen. Sie war die Tochter seiner Schwester Margarete, die nach ihrer Ausbildung in Berlin als Buchhalterin arbeitete, und deren Ehemann, dem Kaufmann Norbert Wollmann. Im gleichen Jahr verstarben seine Eltern, der Vater Jakob im Mai 1926 in Chicago, seine Mutter in Berlin. 1930 ließ sich Dr. Klein als praktischer Arzt und Geburtshelfer nieder und eröffnete für kurze Zeit eine Praxis an seiner Wohnadresse in der Wisbyer Str. 62 im Prenzlauer Berg, bevor er in die Stahlheimerstraße 26 / Ecke Rodenbergstraße umzog und hierhin auch die Praxisräume verlegte. Im gleichen Jahr heiratete er am 15. November die aus dem thüringischen Greiz stammende 22-jährige Else Camilla Schreiber. Exakt zwei Jahre später kam an ihrem Hochzeitstag ihre gemeinsame Tochter Eva zur Welt.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Erich Klein und seine Familienangehörige. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So entzog die Verordnung vom 20. November 1933 allen „nichtarischen“ Ärzten die Kassenzulassung; mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 waren sie vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, ab 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten, keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen. Erich Kleins Tochter Eva schreibt später zur Situation ihres Vaters: „Da mein Vater Volljude war, wurden ihm leider schon 1933, zu Beginn der Nazi-Herrschaft, in der Ausübung seines ärztlichen Berufes Einschränkungen auferlegt. Verlust der Kassenpraxis, u.s.w. Das war eine grosse Härte für uns, da wir im Norden von Berlin fast ausschliesslich Kassenpatienten hatten. Schon 1933 mussten wir unsere Wohnung verkleinern und mein Vater hatte schwer zu kämpfen um für sich und seine Familie ein Lebensminimum zu erarbeiten. So vegetierten wir bis 1938.“ Dr. Klein unterstützte vermutlich auch trotz der angespannten Situation seine Schwester Margarete, deren Mann 1936 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, und die mit ihrer kleinen Tochter auf sich allein gestellt war. Am 22. Juni 1938 wurde Dr. Klein von der Gestapo verhaftet, nachdem am gleichen Tag seine Praxisräume durchsucht und die Patientenkartei beschlagnahmt worden war. Bis zum 29. Juni 1938 wurde er im Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße festgehalten, wo er unter Folter zum Geständnis des gegen ihn erhobenen Vorwurfs der Abtreibung gezwungen wurde. Nach Vernehmung im Polizeipräsidium Alexanderplatz und Untersuchungshaft in Berlin-Moabit wurde er aufgrund des erzwungenen Schuldeingeständnisses am 16. September 1938 vom Landgericht Berlin zu fünf Jahren Zuchthaus, Berufsverbot erlassen sowie dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt; er wurde in das Zuchthaus Plötzensee verbracht. Am 25. März 1939 wurde das Urteil nach Revision am Reichsgericht auf drei Jahre Zuchthaus herabgesetzt und das Berufsverbot aufgehoben, da inzwischen Gesetze erlassen seien, die es ihm „auf unbeschränkte Zeit hinaus unmöglich machen werden, beruflich deutsches Lebensgut zu verletzen“. Gemeint war das am 30. September 1938 ergangene Gesetz des Entzugs der Approbation jüdischer Ärzte und Ärztinnen. Ferner bestehe aufgrund des Urteils auch nicht die Aussicht, dass er künftig als „Krankenbehandler“ zur Versorgung jüdischer Patienten zugelassen werde. Im April 1939 wurde Dr. Stein aus Plötzensee in das Zuchthaus Luckau verlegt und kam von dort am 5. Mai 1939 in das Zuchthaus Brandenburg-Görden, wo er sich bis zum 22. Juni 1941 in Haft befand. Im März 1940 wurde per Beschluss eines Ausschusses der Friedrich-Wilhelms-Universität (der heutigen Humboldt-Universität zu Berlin) Erich Stein die Doktorwürde aberkannt.

Bereits kurz nach dem ersten Urteil war seiner Ehefrau behördlich auferlegt worden, die Praxis Dr. Steins und die Wohnung des Ehepaares bis zum 1. Oktober 1938 zu räumen. Sie kam mit der damals sechsjährigen Eva bei verschiedenen Verwandten in Berlin unter und versuchte von dort aus alles in ihrer Macht Stehende, um ihrem Ehemann zu helfen. Eva Klein schreibt später: „Meine arische Mutter versuchte mit allen Mitteln meinen Vater wieder frei zu bekommen, leider waren alle ihre Bemühungen vergebens. […] Nach der Entlassung meines Vaters aus dem Zuchthaus im Juni 1941 sollte er Deutschland verlassen. Meine Mutter hatte, mit Hilfe der Jüdischen Gemeinde, alles für seine Auswanderung nach Amerika vorbereitet und es war ihr gelungen für meinen Vater eine Schiffskarte für den 10. August 1941, ab Lissabon zu erlangen.“ Die Fahrtkosten für die Überfahrt mit der „Serpa Pinto“ hatte Camilla Klein bereits bezahlt und das beauftragte Hamburger Reisebüro teilte mit, dass Erich Klein sich bis spätestens zum 20. Juli 1941 mit gültigen Reisepapieren einfinden könne. Insgeheim war allerdings bereits im November des Vorjahres ein Schreiben der Kriminalpolizei an das Zuchthaus Brandenburg-Görden ergangen, in welchem der Haftanstaltsführung mitgeteilt wurde, es sei geplant, „den Klein in polizeiliche Vorbeugungshaft zu nehmen. Ich bitte daher, ihn nach seiner Strafverbüßung nicht auf freien Fuß zu setzen, sondern mittels Sammeltransport dem Polizeigefängnis Berlin […] zurückzusistieren.“ Unmittelbar nach der Entlassung wurde er in „Schutzhaft“ genommen und am 15. September 1941 vom Polizeigefängnis in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt, wo er mit der Häftlingsnummer 39482 der Häflingsbaracke Block 38 des „Kleinen Lagers“ Sachsenhausens zugewiesen wurde. Dort ist er am 18. April 1942 im Alter von 43 Jahren ermordet worden.

Seine Tochter Eva und seine Ehefrau Else Camilla überlebten die NS-Zeit. Seine Schwester Margarete Wollmann, geborene Klein, wurde zusammen mit ihrer Tochter Ursula am 19. Februar 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Erichs jüngere Schwester Else gelang es vor 1939, das Land zu verlassen. Sie überlebte ebenso im Exil in den USA wie sein Onkel, der Arzt Dr. Wilhelm Klein und dessen Ehefrau Henriette. Das Schicksal seiner Schwester Gertrud Klein ist ungeklärt.