Paul Jakob Redelsheimer

Verlegeort
Kurfürstendamm 47
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
10. Mai 2016
Geboren
12. Mai 1873 in Berlin
Beruf
Architekt
Deportation
am 03. Oktober 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
08. November 1942 in Theresienstadt

Paul Jakob Redelsheimer wurde am 12. Mai 1873 in Berlin geboren, besuchte hier die Schule, studierte Architektur, heiratete und ließ sich wieder scheiden.
Bis auf sein Geburtsdatum lässt sich nichts davon belegen, da in Berlin ein Großteil aller Dokumente verbrannte, als die Stadt im Zweiten Weltkrieg in Flammen stand. Aber die Spuren seiner Arbeit lassen sich rekonstruieren. 1904 gründete er seine erste Firma „Paul Redelsheimer“ in der Französischen Straße 22-23, dort, wo heute das Kaufhaus LaFayette steht. Er spezialisierte sich auf Innenarchitektur und Innenausbau und firmierte 1912 unter derselben Adresse als „Möbelfabrik Paul Redelsheimer“.

Mit seinem beruflichen Erfolg nahm auch sein Privatleben eine glückliche Wendung. 1904 heiratete er in Ulm seine zweite Frau, Elsa Nördlinger, die sich für ihn scheiden ließ und ihre Tochter Martha mit in die Ehe brachte. Paul, Elsa und Martha wohnten in Berlin während der Woche und verbrachten die Wochenenden in ihrem Sommerhaus in Sacrow bei Potsdam.

Martha heiratete Paul Bernstein, der mit ihrem Vater zusammen arbeitete. 1925 wurde Lili, ihre Tochter, geboren. Die Bernsteins wohnten am Lietzensee. Die ganze Familie traf sich regelmäßig in Sacrow, wo sie noch ein weiteres Grundstück kauften und mit einem Bootshaus und einem Garagenhaus bebauten. Pauls Aufträge führten ihn nach Bremerhaven und nach Cottbus, wo er im jeweiligen Stadttheater die Innenausstattung gestaltete, aber vor allem fanden seine Arbeiten auf dem Kurfürstendamm statt. Er übernahm die Innengestaltung beim damaligen Union Palast und heutigen Apple Store, Kurfürstendamm 26, sowie beim Cumberland-Haus, Kurfürstendamm 193/194. 

1930 musste die Möbelfabrik im Zuge der Weltwirtschaftskrise ihre Tätigkeit einstellen. Im selben Jahr machte Paul Redelsheimer mit Geschäftsräumen am Kurfürstendamm 47 einen Neubeginn als „Paul Redelsheimer & Co. Einrichtungshaus GmbH“. Die Gesellschafter waren Elsa und Paul Redelsheimer, sein Schwiegersohn Paul Bernstein und Rechtsanwalt Beer. Um die „Herstellung von Wohnungseinrichtungen, Möbeln, Bauten und Bauaufträgen, An- und Verkauf von Einrichtungsgegenständen und die Ausführung verwandter Geschäfte“ kümmerten sich acht Angestellte. 

Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 entschlossen sich Paul, Martha und Lili Bernstein, nach Frankreich auszuwandern, und überlebten so den Holocaust. Am 8. Juni 1938 wurde Paul Redelsheimer aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen, seine Schaufensterscheiben wurden im September beschmiert und in der Reichspogromnacht am 9. November wurde das Geschäft verwüstet. Kurz danach mussten Redelsheimers ihre Geschäftsanteile ersatzlos abtreten. Nach der Verteilungsliste zu urteilen, waren es wahrscheinlich die arischen Angestellten, die in diesen Genuss kamen. Am 31. Dezember 1938 wurde die Liquidation der Firma auf einer Gesellschafterversammlung beschlossen. Prof. C. Reiner (Raumgestalter) und C.J. Hacker (Kaufmann) waren die Liquidatoren, die ihren „Ariernachweis“ im Sinne der nationalsozialistischen Nürnberger Gesetze erbringen konnten. Die neue Firma am Kurfürstendamm 47 hieß nun „Reiner KG, Einrichtung in neuem Geist“.

Im Januar 1939 mussten die Redelsheimers ihr Sommerhaus in Sacrow für einen Spottpreis verkaufen. Die Kaufsumme ging auf ein Sperrkonto bei der Deutschen Bank und war für sie nicht mehr frei verfügbar. Elsa und Paul zogen in ihr Garagenhaus im Weinmeisterweg in Sacrow, sie ließen alle Möbel in ihrem Haus zurück. Ihre Ausreiseanträge nach Kuba und Belgien wurden abgelehnt.

Vor dem Tod kam der Hunger. Nachdem den Redelsheimers das Telefon, das Radio und alle Wertgegenstände genommen wurden, durften ihnen ab dem 12. September 1942 kein Fleisch, keine Eier, keine Milch, keine Weizenerzeugnisse über die Lebensmittelkarten zugeteilt werden. Da sie keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen durften, machte sich die Gestapo die Mühe, sie am 3. Oktober 1942 im Weinmeisterweg zu ihrer Deportation abzuholen. Beide wurden mit dem von den Nazis als 3. Alterstransport registrierten Sonderzug nach Theresienstadt deportiert. Viele Deportierte glauben, in Theresienstadt ihren Altersruhestand verbringen zu können. 

Paul starb wenige Tage nach ihrer Ankunft, Elsa lebte noch zwei Jahre ohne ihren Mann im Lager. Am 16. Mai 1944 wurde sie zusammen mit 2500 weiteren Menschen in einem Viehwaggon nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Sie musste noch zwei Wochen warten, bis sie am 31. Mai 1944 ermordet wurde.

Paul Jakob Redelsheimer wurde am 12. Mai 1873 in Berlin geboren, besuchte hier die Schule, studierte Architektur, heiratete und ließ sich wieder scheiden.
Bis auf sein Geburtsdatum lässt sich nichts davon belegen, da in Berlin ein Großteil aller Dokumente verbrannte, als die Stadt im Zweiten Weltkrieg in Flammen stand. Aber die Spuren seiner Arbeit lassen sich rekonstruieren. 1904 gründete er seine erste Firma „Paul Redelsheimer“ in der Französischen Straße 22-23, dort, wo heute das Kaufhaus LaFayette steht. Er spezialisierte sich auf Innenarchitektur und Innenausbau und firmierte 1912 unter derselben Adresse als „Möbelfabrik Paul Redelsheimer“.

Mit seinem beruflichen Erfolg nahm auch sein Privatleben eine glückliche Wendung. 1904 heiratete er in Ulm seine zweite Frau, Elsa Nördlinger, die sich für ihn scheiden ließ und ihre Tochter Martha mit in die Ehe brachte. Paul, Elsa und Martha wohnten in Berlin während der Woche und verbrachten die Wochenenden in ihrem Sommerhaus in Sacrow bei Potsdam.

Martha heiratete Paul Bernstein, der mit ihrem Vater zusammen arbeitete. 1925 wurde Lili, ihre Tochter, geboren. Die Bernsteins wohnten am Lietzensee. Die ganze Familie traf sich regelmäßig in Sacrow, wo sie noch ein weiteres Grundstück kauften und mit einem Bootshaus und einem Garagenhaus bebauten. Pauls Aufträge führten ihn nach Bremerhaven und nach Cottbus, wo er im jeweiligen Stadttheater die Innenausstattung gestaltete, aber vor allem fanden seine Arbeiten auf dem Kurfürstendamm statt. Er übernahm die Innengestaltung beim damaligen Union Palast und heutigen Apple Store, Kurfürstendamm 26, sowie beim Cumberland-Haus, Kurfürstendamm 193/194.

1930 musste die Möbelfabrik im Zuge der Weltwirtschaftskrise ihre Tätigkeit einstellen. Im selben Jahr machte Paul Redelsheimer mit Geschäftsräumen am Kurfürstendamm 47 einen Neubeginn als „Paul Redelsheimer & Co. Einrichtungshaus GmbH“. Die Gesellschafter waren Elsa und Paul Redelsheimer, sein Schwiegersohn Paul Bernstein und Rechtsanwalt Beer. Um die „Herstellung von Wohnungseinrichtungen, Möbeln, Bauten und Bauaufträgen, An- und Verkauf von Einrichtungsgegenständen und die Ausführung verwandter Geschäfte“ kümmerten sich acht Angestellte.

Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 entschlossen sich Paul, Martha und Lili Bernstein, nach Frankreich auszuwandern, und überlebten so den Holocaust. Am 8. Juni 1938 wurde Paul Redelsheimer aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen, seine Schaufensterscheiben wurden im September beschmiert und in der Reichspogromnacht am 9. November wurde das Geschäft verwüstet. Kurz danach mussten Redelsheimers ihre Geschäftsanteile ersatzlos abtreten. Nach der Verteilungsliste zu urteilen, waren es wahrscheinlich die arischen Angestellten, die in diesen Genuss kamen. Am 31. Dezember 1938 wurde die Liquidation der Firma auf einer Gesellschafterversammlung beschlossen. Prof. C. Reiner (Raumgestalter) und C.J. Hacker (Kaufmann) waren die Liquidatoren, die ihren „Ariernachweis“ im Sinne der nationalsozialistischen Nürnberger Gesetze erbringen konnten. Die neue Firma am Kurfürstendamm 47 hieß nun „Reiner KG, Einrichtung in neuem Geist“.

Im Januar 1939 mussten die Redelsheimers ihr Sommerhaus in Sacrow für einen Spottpreis verkaufen. Die Kaufsumme ging auf ein Sperrkonto bei der Deutschen Bank und war für sie nicht mehr frei verfügbar. Elsa und Paul zogen in ihr Garagenhaus im Weinmeisterweg in Sacrow, sie ließen alle Möbel in ihrem Haus zurück. Ihre Ausreiseanträge nach Kuba und Belgien wurden abgelehnt.

Vor dem Tod kam der Hunger. Nachdem den Redelsheimers das Telefon, das Radio und alle Wertgegenstände genommen wurden, durften ihnen ab dem 12. September 1942 kein Fleisch, keine Eier, keine Milch, keine Weizenerzeugnisse über die Lebensmittelkarten zugeteilt werden. Da sie keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr benutzen durften, machte sich die Gestapo die Mühe, sie am 3. Oktober 1942 im Weinmeisterweg zu ihrer Deportation abzuholen. Beide wurden mit dem von den Nazis als 3. Alterstransport registrierten Sonderzug nach Theresienstadt deportiert. Viele Deportierte glauben, in Theresienstadt ihren Altersruhestand verbringen zu können.

Paul starb wenige Tage nach ihrer Ankunft, Elsa lebte noch zwei Jahre ohne ihren Mann im Lager. Am 16. Mai 1944 wurde sie zusammen mit 2500 weiteren Menschen in einem Viehwaggon nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Sie musste noch zwei Wochen warten, bis sie am 31. Mai 1944 ermordet wurde.