Fritz Julius Steinwasser

Verlegeort
Oranienburger Straße 89
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
05. Dezember 2019
Geboren
18. Januar 1924 in Wanne-Eickel
Beruf
Landwirtschaftlicher Praktikant
Flucht
1940 Palästina
Verhaftet
25. November 1940 bis 19. Juni 1941 in Camp Atlit / Palästina
Überlebt

Fritz Julius Steinwasser kam am 18. Januar 1924 in Wanne-Eickel als Sohn von Walter Steinwasser und dessen Frau Margarete, geb. Krohner, zur Welt. Ein Jahr später wurde seine Schwester Ilse geboren. <br />
Über Fritz Julius Steinwassers schulische und berufliche Bildung haben wir leider keine Informationen. Bekannt ist nur, dass er 1940 als landwirtschaftlicher Praktikant tätig war. Wir können lediglich vermuten, dass er sich damit als Halutzim (Pionier) für ein Leben im Kibbutz in Palästina vorbereitete.<br />
Die Lage der jüdischen Mitbürger in Nazideutschland im Jahr 1940 war desolat und aussichtslos. Zu dieser Zeit wollte kein Land mehr jüdische Flüchtlinge in größerer Zahl aufnehmen. In Deutschland waren sie akut von Deportation und Tod bedroht. So ergriffen sie jede Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen und zu überleben.<br />
Fritz Julius Steinwasser war 16 Jahre alt, als er am 17. Juli 1940 vom Landrat in Beeskow/Brandenburg einen Reisepass ausgestellt bekam. Wir wissen nicht, über welche Organisation er auf das Schiff kam, das Anfang September 1940 mit Ziel Palästina startete – es war ein Ausflugsschiff, das die Donau hinunterfuhr bis zum Schwarzen Meer.<br />
Erstes Etappenziel war der rumänische Schwarzmeerhafen Tulcea. Hier stiegen die Flüchtlinge auf alte Frachtschiffe um. Auf diesen alten und verrotteten Schiffen herrschten unbeschreibliche Zustände. Es gab kaum Trinkwasser, die Flüchtlinge mussten in Schichten schlafen. Die sanitären Einrichtungen waren miserabel. Auf dem Frachter SS ATLANTIC brach eine Typhusepidemie aus, an der 15 Menschen starben.<br />
Das Frachtschiff SS PACIFIC, auf dem auch Fritz Julius Steinwasser als Passagier dokumentiert ist, wurde am 1. November 1940 in Haifa von britischen Kriegsschiffen empfangen und in den Hafen geleitet. Die britische Mandatsregierung veröffentlichte die Ankündigung, dass von nun an alle, die versuchten, illegal nach Palästina einzuwandern, in eine britische Kolonie deportiert würden und dort bis Kriegsende verbleiben müssten. Alle Bemühungen jüdischer Organisationen, diesen Beschluss der Briten rückgängig zu machen, hatten keinen Erfolg.<br />
Die Briten brachten daraufhin 1800 illegale Immigranten aus den von Nationalsozialisten besetzten Gebieten in Europa, auch diejenigen von der SS PACIFIC, auf den in Frankreich erbauten Ozeandampfer SS PATRIA, um sie aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina in ein Internierungslager nach Mauritius zu deportieren. <br />
Zionistische Organisationen protestierten dagegen, allerdings erfolglos. Um die Deportation zu verhindern, hatte die jüdische paramilitärische Untergrundorganisation Haganah am Rumpf des Schiffes Sprengsätze angebracht und wollte so die Weiterfahrt stoppen. Die Sprengladungen waren aber so stark, dass die SS PATRIA am 25. November 1940 nach der Detonation innerhalb von nur 15 Minuten sank. Trotz aller Rettungsversuche kamen dabei 267 Menschen ums Leben, 172 wurden verletzt. <br />
Fritz Julius Steinwasser hatte sein Leben mit einem Sprung ins Wasser retten können. Er kam, wie die anderen Flüchtlinge, in das Internierungslager Atlit, südlich von Haifa. Mithilfe einer internationalen Kampagne erhielten die überlebenden Flüchtlinge schließlich Aufenthaltsgenehmigungen. Am 19. Juni 1941 wurde Fritz Julius Steinwasser schließlich aus dem Lager entlassen. In den folgenden Jahren änderte er seinen Namen in Menachem Esched, gründete eine Familie und bekam eine Tochter, die noch heute in Israel lebt. Er starb 1990 in Israel.<br />
Seine Eltern Margarete und Walter Steinwasser wurden am 8. November 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seine Schwester Ilse wurde 1940 verhaftet und überlebte die Deportation und die Lagerhaft in vier verschiedenen Konzentrationslagern.<br />
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Fritz Julius Steinwasser kam am 18. Januar 1924 in Wanne-Eickel als Sohn von Walter Steinwasser und dessen Frau Margarete, geb. Krohner, zur Welt. Ein Jahr später wurde seine Schwester Ilse geboren.
Über Fritz Julius Steinwassers schulische und berufliche Bildung haben wir leider keine Informationen. Bekannt ist nur, dass er 1940 als landwirtschaftlicher Praktikant tätig war. Wir können lediglich vermuten, dass er sich damit als Halutzim (Pionier) für ein Leben im Kibbutz in Palästina vorbereitete.
Die Lage der jüdischen Mitbürger in Nazideutschland im Jahr 1940 war desolat und aussichtslos. Zu dieser Zeit wollte kein Land mehr jüdische Flüchtlinge in größerer Zahl aufnehmen. In Deutschland waren sie akut von Deportation und Tod bedroht. So ergriffen sie jede Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen und zu überleben.
Fritz Julius Steinwasser war 16 Jahre alt, als er am 17. Juli 1940 vom Landrat in Beeskow/Brandenburg einen Reisepass ausgestellt bekam. Wir wissen nicht, über welche Organisation er auf das Schiff kam, das Anfang September 1940 mit Ziel Palästina startete – es war ein Ausflugsschiff, das die Donau hinunterfuhr bis zum Schwarzen Meer.
Erstes Etappenziel war der rumänische Schwarzmeerhafen Tulcea. Hier stiegen die Flüchtlinge auf alte Frachtschiffe um. Auf diesen alten und verrotteten Schiffen herrschten unbeschreibliche Zustände. Es gab kaum Trinkwasser, die Flüchtlinge mussten in Schichten schlafen. Die sanitären Einrichtungen waren miserabel. Auf dem Frachter SS ATLANTIC brach eine Typhusepidemie aus, an der 15 Menschen starben.
Das Frachtschiff SS PACIFIC, auf dem auch Fritz Julius Steinwasser als Passagier dokumentiert ist, wurde am 1. November 1940 in Haifa von britischen Kriegsschiffen empfangen und in den Hafen geleitet. Die britische Mandatsregierung veröffentlichte die Ankündigung, dass von nun an alle, die versuchten, illegal nach Palästina einzuwandern, in eine britische Kolonie deportiert würden und dort bis Kriegsende verbleiben müssten. Alle Bemühungen jüdischer Organisationen, diesen Beschluss der Briten rückgängig zu machen, hatten keinen Erfolg.
Die Briten brachten daraufhin 1800 illegale Immigranten aus den von Nationalsozialisten besetzten Gebieten in Europa, auch diejenigen von der SS PACIFIC, auf den in Frankreich erbauten Ozeandampfer SS PATRIA, um sie aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina in ein Internierungslager nach Mauritius zu deportieren.
Zionistische Organisationen protestierten dagegen, allerdings erfolglos. Um die Deportation zu verhindern, hatte die jüdische paramilitärische Untergrundorganisation Haganah am Rumpf des Schiffes Sprengsätze angebracht und wollte so die Weiterfahrt stoppen. Die Sprengladungen waren aber so stark, dass die SS PATRIA am 25. November 1940 nach der Detonation innerhalb von nur 15 Minuten sank. Trotz aller Rettungsversuche kamen dabei 267 Menschen ums Leben, 172 wurden verletzt.
Fritz Julius Steinwasser hatte sein Leben mit einem Sprung ins Wasser retten können. Er kam, wie die anderen Flüchtlinge, in das Internierungslager Atlit, südlich von Haifa. Mithilfe einer internationalen Kampagne erhielten die überlebenden Flüchtlinge schließlich Aufenthaltsgenehmigungen. Am 19. Juni 1941 wurde Fritz Julius Steinwasser schließlich aus dem Lager entlassen. In den folgenden Jahren änderte er seinen Namen in Menachem Esched, gründete eine Familie und bekam eine Tochter, die noch heute in Israel lebt. Er starb 1990 in Israel.
Seine Eltern Margarete und Walter Steinwasser wurden am 8. November 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Seine Schwester Ilse wurde 1940 verhaftet und überlebte die Deportation und die Lagerhaft in vier verschiedenen Konzentrationslagern.