Gustav Fritz Herzberg

Verlegeort
Kurstraße 33
Historischer Name
Kreuzstraße 16/3
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
26. Februar 2020
Geboren
26. September 1907 in Breitenstein (Harz)
Beruf
Kellner
Verhaftet
14. Juni 1941 im Arbeitserziehungslager in Berlin-Wuhlheide
Deportation
am 12. Februar 1942 nach Buchenwald
Später deportiert
am 13. März 1942 nach Ravensbrück
Ermordet
26. Juni 1942 in Ravensbrück

Gustav Fritz Herzberg kam am 26. September 1907 in Breitenstein bei Stolberg im Harz zur Welt.<br />
Seine Eltern waren der Gastwirt Gustav Herzberg (geb. am 24. Oktober 1878 in Stiege) und Frieda Herzberg, geb. Beinroth (geb. am 10. August 1878 in Dankerode). <br />
Sie betrieben das Gasthaus „Stadt Bernburg“ in der Unterstraße/Augustenstraße in der Kleinstadt Harzgerode im Unterharz.<br />
Die Familie wohnte in Harzgerode in der Schloßstraße 19.<br />
Gustav war das jüngste von drei Kindern. Seine Schwester Gertrud war drei Jahre älter als er, geb. am 27.02.1904 und sein Bruder Curt, geb. am 29.05.1906 war etwas über ein Jahr älter.<br />
Im Frühjahr 1922 wurde Gustav Herzberg konfirmiert. Sein Poesiealbum ist ein Dokument seiner Zeit, 1922 wurde es eifrig geführt. Über 40 Lehrer, Mitschüler, Mitkonfirmanden, Schulfreunde- und freundinnen haben ihre Verse dort eingetragen.<br />
In diesem Jahr gab es insgesamt 90 Konfirmanden in Harzgerode.<br />
Das Poesiealbum enthält außerdem zwei spätere Eintragungen aus den 30er Jahren - beide auf ihre Art ebenso bewegend wie vielsagend und unabsichtlich schicksalsträchtig: <br />
<br />
„Gib Dich der Freude ganz zu eigen,<br />
wenn Dich umwogt ihr gold’ner Strahl; <br />
doch zag auch nicht, wenn Du musst neigen <br />
Dein Haupt dem Schmerz im Tränental.“<br />
<br />
In stetem Gedenken ein guter Freund<br />
Weihnachten 1932 <br />
<br />
„Bezwing' Dein Herz damit es nicht<br />
Was es bewegt, den Menschen zeige.<br />
Die Welt will strenge nur die Pflicht. Die wahre Liebe kennt sie nicht.<br />
Drum was Dein Herz bewegt - verschweige.“<br />
<br />
In treuem Gedenken<br />
Dein bester Freund<br />
<br />
Gustav Herzberg wählte wie seine Eltern einen Beruf in der Gastronomie. Er arbeitete als Kellner und Hoteldiener.<br />
Er war evangelisch und nie verheiratet. Wir wissen nicht genau, wie lange er in Harzgerode lebte. Ab 1934 war er in Bad Tölz gemeldet. Zuvor hatte er in Unterleiten in Oberbayern gelebt.<br />
Vermutlich arbeitete er dort in verschiedenen Gasthöfen oder Hotels. Seinen Beruf in dieser Zeit gibt er als Hoteldiener und Hausdiener an.<br />
In Bad Tölz wohnte er an verschiedenen Adressen, unter anderem in der zentral gelegenen Marktstraße Nr. 9 (heute Café Schuler), am Jungmayrplatz 12 und Am Bache 7. <br />
Er verbrachte den Sommer 1934 mit Ausflügen nach Kochel am See und Walchensee und Bootsfahrten auf dem Tegernsee.<br />
Im Winter 1934 übernahm er in Josefsthal am Schliersee eine Stelle als Hausmeister. Er wohnte bis zum Januar 1935 in der Josefsthalerstraße 12 am Wanderweg zu den spektakulären Josefsthaler Wasserfällen.<br />
Gustav Herzberg liebte die Berge und das Wandern, wie mehrere Fotos zeigen, die wir von ihm gefunden haben. <br />
Im August 1935 meldete er sich aus Bad Tölz kommend in Berlin an. Er war zunächst am Stuttgarter Platz 14 bei dem Hotelier Albert Brauer im Hotel „Charlottenburger Hof“ gemeldet, das noch heute ein Hotel ist.<br />
1936 zog er in die Einemstraße 29 und später in die Kreuzstraße 16/3 in Berlin-Mitte, unweit vom Spittelmarkt.<br />
Wir vermuten dass er in dieser Zeit als Chauffeur für einen Arzt arbeitete.<br />
Die Kreuzstraße existiert heute nicht mehr. Der Stadtplan von 1940 zeigt, wie die Straße damals verlief. Der Weg durch den heute dort gelegenen Park führt noch immer die ehemalige Kreuzstraße entlang.<br />
<br />
Am 14. Juni 1941 wurde Gustav Herzberg von der Kripo Berlin in „Schutzhaft" genommen wegen des Verdachts gegen §175 (Strafbarkeit von homosexuellen Handlungen unter Männern) verstoßen zu haben.<br />
<br />
Er wurde zu 3 Monaten Arbeitserziehungslager in Berlin-Wuhlheide verurteilt, das sich auf dem Gelände des heutigen Tierparks Berlin befindet.<br />
Der Pachtvertrag von 1940 für das Lager zwischen Reichsbahn und der Berliner Gestapozentrale nennt die Anmietung von Baracken „zur Unterbringung von etwa 200 Arbeitsscheuen“.<br />
„Arbeitsbummelei“ oder auch die Verweigerung des „Deutschen Grußes“ konnten eine Strafe in diesem Lager zur Folge haben.<br />
<br />
Die Gefangenen waren einerseits Untersuchungshäftlinge, deren sogenannte „Schuld“ juristisch nicht festgestellt war. Außerdem wurden dort Häftlinge festgehalten, die Ihre verhängte Haftstrafe voll verbüßt hatten und nicht entlassen werden, sondern in ein KZ gebracht werden sollten.<br />
https://berlingeschichte.de/gedenk… ung.htm <br />
Jeder Häftling in diesem berüchtigten Lager war schweren Repressalien, härtester Zwangsarbeit und Unterernährung ausgesetzt und war unter extrem schlechten Bedingungen untergebracht. Die Zwangsarbeit fand überwiegend auf Baustellen der Reichsbahndirektion in Berlin Lichtenberg statt (lt. Augenzeugenberichten u.a. zu Arbeiten am Bahnhof Karlshorst), an Gleisbau- und Bahnarbeiten, Planierungs-, Betonierungsarbeiten, Wegebauarbeiten, Brücken- und Wassergräbenbau. <br />
In den 5 Jahren seines Bestehens durchliefen 30 000 Häftlinge dieses Lager, ca. 3000 von ihnen fanden den Tod.<br />
„Gerhard W. Ehrlich (heute Professor für Staatsrecht und Rechtsphilosophie in den USA), der als 19-jähriger im Juli 1941 in eine Razzia geraten war, wurde für drei Wochen in das Arbeitslager eingewiesen. Er schildert die Haft als „die schlimmsten drei Wochen“ seines Lebens.<br />
Der jüdische Arzt Dr. Georg Benjamin, 26.08.1942 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet (...) äußerte sich erleichtert über seine Verlegung aus dem Lager Wuhlheide in das KZ Mauthausen. Er war sich der drohenden Todesgefahr nicht bewußt.“ <br />
„Das Arbeitserziehungslager Wuhlheide“ Christine Steer, Berlin, 2000<br />
Nach drei Monaten Haft im Lager Wuhlheide kam Gustav Herzberg wahrscheinlich nicht frei.<br />
<br />
„Am 12. Juli 1940 ordnete Heinrich Himmler, der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei an, "in Zukunft alle Homosexuellen, die mehr als einen Partner ‚verführt‘ haben, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis/ Zuchthaus in ‚polizeiliche Vorbeugehaft‘ zu nehmen“.<br />
Von diesem Zeitpunkt an stieg die Zahl der homosexuellen KZ-Gefangenen deutlich. Homosexuelle Männer, die ihre Freiheitsstrafe verbüßt hatten, konnten ihrer Einweisung in ein KZ entgehen, wenn sie sich kastrieren ließen. Neben diesen Regelungen gab es in der SS und der Wehrmacht einen Erlass bzw. „Richtlinien", wonach "widernatürliche Unzucht" mit dem Tode zu bestrafen war. In derartigen Fällen kamen Betroffene direkt in ein Konzentrationslager, wo sie ermordet wurden.<br />
Zwischen 10.000 und 15.000 wird die Zahl der Männer geschätzt, die wegen ihrer Homosexualität in Konzentrationslagern gefangen gehalten worden sind. Sie waren in den KZs im besonderen Maße den Schikanen der Wachmannschaften ausgesetzt; so wurden sie den schwersten Arbeitskommandos zugeteilt und Opfer medizinischer Experimente wie tödlicher "Strafmaßnahmen". Von ihren Mitgefangenen, die vermutlich homosexuellen Männern gegenüber die damals in der Gesellschaft generell anzutreffende feindselige Einstellung gehabt haben dürften, erfuhren sie zumeist keine Solidarität. Ihre Todesrate lag bei 60 Prozent.“ www.bpb.de<br />
<br />
Am 12.02.1942 wurde Gustav Herzberg in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingeliefert, was die SS mit dem "Verdacht, sich gegen den §175 vergangen zu haben“ begründete und ihn als Homosexuellen einstufte.<br />
Er erhielt die Häftlingsnummer 6708 und wurde dem Block 46 zugeteilt. Am 20.02.1942 wurde er zum „K“-Häftling erklärt und am 22.02.1942 der Strafkompanie zur Schwerstarbeit im berüchtigten Steinbruch zugeteilt.<br />
<br />
„Diese K-Kompanie (eine Abteilung der Strafkompanie) wurde im Oktober 1939 speziell für die Häftlinge eingerichtet die als Kriegssaboteure galten. Durchschnittlich befanden sich dort 190 Häftlinge. Die Häftlinge der Strafabteilungen arbeiteten im Steinbruch und der Gärtnerei unter schwersten Bedingungen. Ab dem 22.02.1942 arbeitete Gustav Herzberg im Kommando 57 dem Steinträger-Kommando. Die Häftlinge arbeiteten länger als alle anderen, mit verkürzten Pausen und auch sonntags. Sie durften sich kein Geld schicken lassen und nur einmal im Vierteljahr einen Brief schreiben, erhielten herabgesetzte Verpflegungssätze, waren vom übrigen Lager isoliert und permanenten Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt.“ Sabine Stein, Leiterin Archiv Stiftung <br />
Bei seiner Ankunft in Buchenwald hatte Gustav Herzberg nur noch sehr wenig bei sich, kaum Kleidung und nur 39 Pfennig Bargeld. Am 24.02.1942 wurden ihm 35 Mark geschickt, vermutlich von seinen Eltern, aber es wurde ihm vorenthalten oder er hatte keine Gelegenheit, etwas davon auszugeben. Am 25.03.1942 wurde die gesamte Summe von 35,39 Mark auf der „Geldverwaltungskarte“ des Lagers Buchenwald als "Abgang" verzeichnet.<br />
<br />
Nach 4 Wochen im KZ Buchenwald wurde er am 13. März 1942 mit 800 anderen Häftlingen in das Männerlager des Konzentrationslagers Ravensbrück in Brandenburg überführt. Er erhielt dort die Häftlingsnummer 1329.<br />
Aus Ravensbrück sind keine Dokumente überliefert außer einer Zeile in einem Nummernbuch, in dem die Häftlingsnummer und das Todesdatum Gustav Herzbergs verzeichnet sind.<br />
Gustav Herzberg starb am 26. Juni 1942 im Alter von 34 Jahren im Männerlager des Konzentrationslagers Ravensbrück. Er hatte etwas über ein Jahr in Arbeitslager, Haft und KZ verbracht.<br />
Nach Überlieferung seiner Eltern wurde eine Lungenkrankheit als Todesursache angegeben - eine der üblichen Darstellungen, mit der die SS ihre Morde mit natürlichen Todesursachen verharmlosen wollte.<br />
<br />
Seinen Leichnam äscherte man ein und die Urne wurde auf Bitten der Eltern auf dem Friedhof in Harzgerode beigesetzt.<br />
Seine Mutter Frieda Herzberg, die den Tod ihres Sohnes nie verwunden hat, starb 1949. Sein Vater starb 1964.<br />
Beide Eltern wurden an seiner Seite beigesetzt. <br />

Gustav Fritz Herzberg kam am 26. September 1907 in Breitenstein bei Stolberg im Harz zur Welt.
Seine Eltern waren der Gastwirt Gustav Herzberg (geb. am 24. Oktober 1878 in Stiege) und Frieda Herzberg, geb. Beinroth (geb. am 10. August 1878 in Dankerode).
Sie betrieben das Gasthaus „Stadt Bernburg“ in der Unterstraße/Augustenstraße in der Kleinstadt Harzgerode im Unterharz.
Die Familie wohnte in Harzgerode in der Schloßstraße 19.
Gustav war das jüngste von drei Kindern. Seine Schwester Gertrud war drei Jahre älter als er, geb. am 27.02.1904 und sein Bruder Curt, geb. am 29.05.1906 war etwas über ein Jahr älter.
Im Frühjahr 1922 wurde Gustav Herzberg konfirmiert. Sein Poesiealbum ist ein Dokument seiner Zeit, 1922 wurde es eifrig geführt. Über 40 Lehrer, Mitschüler, Mitkonfirmanden, Schulfreunde- und freundinnen haben ihre Verse dort eingetragen.
In diesem Jahr gab es insgesamt 90 Konfirmanden in Harzgerode.
Das Poesiealbum enthält außerdem zwei spätere Eintragungen aus den 30er Jahren - beide auf ihre Art ebenso bewegend wie vielsagend und unabsichtlich schicksalsträchtig:

„Gib Dich der Freude ganz zu eigen,
wenn Dich umwogt ihr gold’ner Strahl;
doch zag auch nicht, wenn Du musst neigen
Dein Haupt dem Schmerz im Tränental.“

In stetem Gedenken ein guter Freund
Weihnachten 1932

„Bezwing' Dein Herz damit es nicht
Was es bewegt, den Menschen zeige.
Die Welt will strenge nur die Pflicht. Die wahre Liebe kennt sie nicht.
Drum was Dein Herz bewegt - verschweige.“

In treuem Gedenken
Dein bester Freund

Gustav Herzberg wählte wie seine Eltern einen Beruf in der Gastronomie. Er arbeitete als Kellner und Hoteldiener.
Er war evangelisch und nie verheiratet. Wir wissen nicht genau, wie lange er in Harzgerode lebte. Ab 1934 war er in Bad Tölz gemeldet. Zuvor hatte er in Unterleiten in Oberbayern gelebt.
Vermutlich arbeitete er dort in verschiedenen Gasthöfen oder Hotels. Seinen Beruf in dieser Zeit gibt er als Hoteldiener und Hausdiener an.
In Bad Tölz wohnte er an verschiedenen Adressen, unter anderem in der zentral gelegenen Marktstraße Nr. 9 (heute Café Schuler), am Jungmayrplatz 12 und Am Bache 7.
Er verbrachte den Sommer 1934 mit Ausflügen nach Kochel am See und Walchensee und Bootsfahrten auf dem Tegernsee.
Im Winter 1934 übernahm er in Josefsthal am Schliersee eine Stelle als Hausmeister. Er wohnte bis zum Januar 1935 in der Josefsthalerstraße 12 am Wanderweg zu den spektakulären Josefsthaler Wasserfällen.
Gustav Herzberg liebte die Berge und das Wandern, wie mehrere Fotos zeigen, die wir von ihm gefunden haben.
Im August 1935 meldete er sich aus Bad Tölz kommend in Berlin an. Er war zunächst am Stuttgarter Platz 14 bei dem Hotelier Albert Brauer im Hotel „Charlottenburger Hof“ gemeldet, das noch heute ein Hotel ist.
1936 zog er in die Einemstraße 29 und später in die Kreuzstraße 16/3 in Berlin-Mitte, unweit vom Spittelmarkt.
Wir vermuten dass er in dieser Zeit als Chauffeur für einen Arzt arbeitete.
Die Kreuzstraße existiert heute nicht mehr. Der Stadtplan von 1940 zeigt, wie die Straße damals verlief. Der Weg durch den heute dort gelegenen Park führt noch immer die ehemalige Kreuzstraße entlang.

Am 14. Juni 1941 wurde Gustav Herzberg von der Kripo Berlin in „Schutzhaft" genommen wegen des Verdachts gegen §175 (Strafbarkeit von homosexuellen Handlungen unter Männern) verstoßen zu haben.

Er wurde zu 3 Monaten Arbeitserziehungslager in Berlin-Wuhlheide verurteilt, das sich auf dem Gelände des heutigen Tierparks Berlin befindet.
Der Pachtvertrag von 1940 für das Lager zwischen Reichsbahn und der Berliner Gestapozentrale nennt die Anmietung von Baracken „zur Unterbringung von etwa 200 Arbeitsscheuen“.
„Arbeitsbummelei“ oder auch die Verweigerung des „Deutschen Grußes“ konnten eine Strafe in diesem Lager zur Folge haben.

Die Gefangenen waren einerseits Untersuchungshäftlinge, deren sogenannte „Schuld“ juristisch nicht festgestellt war. Außerdem wurden dort Häftlinge festgehalten, die Ihre verhängte Haftstrafe voll verbüßt hatten und nicht entlassen werden, sondern in ein KZ gebracht werden sollten.
https://berlingeschichte.de/gedenk… ung.htm
Jeder Häftling in diesem berüchtigten Lager war schweren Repressalien, härtester Zwangsarbeit und Unterernährung ausgesetzt und war unter extrem schlechten Bedingungen untergebracht. Die Zwangsarbeit fand überwiegend auf Baustellen der Reichsbahndirektion in Berlin Lichtenberg statt (lt. Augenzeugenberichten u.a. zu Arbeiten am Bahnhof Karlshorst), an Gleisbau- und Bahnarbeiten, Planierungs-, Betonierungsarbeiten, Wegebauarbeiten, Brücken- und Wassergräbenbau.
In den 5 Jahren seines Bestehens durchliefen 30 000 Häftlinge dieses Lager, ca. 3000 von ihnen fanden den Tod.
„Gerhard W. Ehrlich (heute Professor für Staatsrecht und Rechtsphilosophie in den USA), der als 19-jähriger im Juli 1941 in eine Razzia geraten war, wurde für drei Wochen in das Arbeitslager eingewiesen. Er schildert die Haft als „die schlimmsten drei Wochen“ seines Lebens.
Der jüdische Arzt Dr. Georg Benjamin, 26.08.1942 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet (...) äußerte sich erleichtert über seine Verlegung aus dem Lager Wuhlheide in das KZ Mauthausen. Er war sich der drohenden Todesgefahr nicht bewußt.“
„Das Arbeitserziehungslager Wuhlheide“ Christine Steer, Berlin, 2000
Nach drei Monaten Haft im Lager Wuhlheide kam Gustav Herzberg wahrscheinlich nicht frei.

„Am 12. Juli 1940 ordnete Heinrich Himmler, der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei an, "in Zukunft alle Homosexuellen, die mehr als einen Partner ‚verführt‘ haben, nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis/ Zuchthaus in ‚polizeiliche Vorbeugehaft‘ zu nehmen“.
Von diesem Zeitpunkt an stieg die Zahl der homosexuellen KZ-Gefangenen deutlich. Homosexuelle Männer, die ihre Freiheitsstrafe verbüßt hatten, konnten ihrer Einweisung in ein KZ entgehen, wenn sie sich kastrieren ließen. Neben diesen Regelungen gab es in der SS und der Wehrmacht einen Erlass bzw. „Richtlinien", wonach "widernatürliche Unzucht" mit dem Tode zu bestrafen war. In derartigen Fällen kamen Betroffene direkt in ein Konzentrationslager, wo sie ermordet wurden.
Zwischen 10.000 und 15.000 wird die Zahl der Männer geschätzt, die wegen ihrer Homosexualität in Konzentrationslagern gefangen gehalten worden sind. Sie waren in den KZs im besonderen Maße den Schikanen der Wachmannschaften ausgesetzt; so wurden sie den schwersten Arbeitskommandos zugeteilt und Opfer medizinischer Experimente wie tödlicher "Strafmaßnahmen". Von ihren Mitgefangenen, die vermutlich homosexuellen Männern gegenüber die damals in der Gesellschaft generell anzutreffende feindselige Einstellung gehabt haben dürften, erfuhren sie zumeist keine Solidarität. Ihre Todesrate lag bei 60 Prozent.“ www.bpb.de

Am 12.02.1942 wurde Gustav Herzberg in das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingeliefert, was die SS mit dem "Verdacht, sich gegen den §175 vergangen zu haben“ begründete und ihn als Homosexuellen einstufte.
Er erhielt die Häftlingsnummer 6708 und wurde dem Block 46 zugeteilt. Am 20.02.1942 wurde er zum „K“-Häftling erklärt und am 22.02.1942 der Strafkompanie zur Schwerstarbeit im berüchtigten Steinbruch zugeteilt.

„Diese K-Kompanie (eine Abteilung der Strafkompanie) wurde im Oktober 1939 speziell für die Häftlinge eingerichtet die als Kriegssaboteure galten. Durchschnittlich befanden sich dort 190 Häftlinge. Die Häftlinge der Strafabteilungen arbeiteten im Steinbruch und der Gärtnerei unter schwersten Bedingungen. Ab dem 22.02.1942 arbeitete Gustav Herzberg im Kommando 57 dem Steinträger-Kommando. Die Häftlinge arbeiteten länger als alle anderen, mit verkürzten Pausen und auch sonntags. Sie durften sich kein Geld schicken lassen und nur einmal im Vierteljahr einen Brief schreiben, erhielten herabgesetzte Verpflegungssätze, waren vom übrigen Lager isoliert und permanenten Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt.“ Sabine Stein, Leiterin Archiv Stiftung
Bei seiner Ankunft in Buchenwald hatte Gustav Herzberg nur noch sehr wenig bei sich, kaum Kleidung und nur 39 Pfennig Bargeld. Am 24.02.1942 wurden ihm 35 Mark geschickt, vermutlich von seinen Eltern, aber es wurde ihm vorenthalten oder er hatte keine Gelegenheit, etwas davon auszugeben. Am 25.03.1942 wurde die gesamte Summe von 35,39 Mark auf der „Geldverwaltungskarte“ des Lagers Buchenwald als "Abgang" verzeichnet.

Nach 4 Wochen im KZ Buchenwald wurde er am 13. März 1942 mit 800 anderen Häftlingen in das Männerlager des Konzentrationslagers Ravensbrück in Brandenburg überführt. Er erhielt dort die Häftlingsnummer 1329.
Aus Ravensbrück sind keine Dokumente überliefert außer einer Zeile in einem Nummernbuch, in dem die Häftlingsnummer und das Todesdatum Gustav Herzbergs verzeichnet sind.
Gustav Herzberg starb am 26. Juni 1942 im Alter von 34 Jahren im Männerlager des Konzentrationslagers Ravensbrück. Er hatte etwas über ein Jahr in Arbeitslager, Haft und KZ verbracht.
Nach Überlieferung seiner Eltern wurde eine Lungenkrankheit als Todesursache angegeben - eine der üblichen Darstellungen, mit der die SS ihre Morde mit natürlichen Todesursachen verharmlosen wollte.

Seinen Leichnam äscherte man ein und die Urne wurde auf Bitten der Eltern auf dem Friedhof in Harzgerode beigesetzt.
Seine Mutter Frieda Herzberg, die den Tod ihres Sohnes nie verwunden hat, starb 1949. Sein Vater starb 1964.
Beide Eltern wurden an seiner Seite beigesetzt.